Originaltitel: Past Perfect__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Jonathan Heap__Darsteller: Eric Roberts, Laurie Holden, Nick Mancuso, Saul Rubinek, Marcie Mellish, Mark Hildreth, Yee Jee Tso, Emily Perkins, Tygh Runyan, Peter Hanlon, JR Bourne u.a. |
In den 1990ern wurde Eric Roberts nach einem halbwegs vielversprechenden Karrierestart in der vorigen Dekade immer mehr zum Leading Man in Thrillern und Actionfilmen für den Videomarkt, darunter auch „Past Perfect“ aus dem Hause Nu Image.
Eine Stimme erzählt in einem Gerichtssaal etwas von außer Kontrolle geratenen Gangstern, nachdem das Intro Munitionsherstellung und Aufnahmen von Tatorten gezeigt hat, einziges Mittel gegen diese Bande scheint die Todesstrafe zu sein. Noch kann der Zuschauer die Szene nicht einordnen, doch Cop Dylan Cooper (Eric Roberts) beweist seine eigene Definition von Law und Order, wenn er einen auf Bewährung entlassenen Mörder auf frischer Tat ertappt und kurzerhand selbst hinrichtet. Denn es ist keine freundliche Gegenwart, die „Past Perfect“ zeichnet; eine, in der das Gesetz kaum gegen die Verbrecher ankommt, die immer dreister werden und teilweise zu milde Strafen bekommen.
Passend zu diesem Weltbild sind dann auch die jugendlichen Straftäter Sid‘ Skull‘ Vincent (Tygh Runyan), Kim Li ‘Blade‘ Co (Yee Jee Tso) und Rusty Walker (Mark Hildreth), die eine Neo-Nazi-Drogendealerbande überfallen, was aufgrund des lockeren Zeigefingers Kim Lis zu diversen toten Gangstern führt. Cooper und seine Partnerin Ally Marsey (Laurie Holden) kommen dem Trio und ihrer kleinkriminellen Freundin Karen ‘Shy Girl‘ Daniels (Emily Perkins) auf die Spur, doch in einer Verfolgungsjagd, an deren Ende Cooper ohne Hosen dasteht, können sie entkommen. Dabei betreibt „Past Perfect“ wenig subtil Sympathiesteuerung, wenn der arschige Sid und gewalttätige Kim Li als Täter durch und durch erscheinen, während Rusty möglichst gewaltfrei agieren will und als Mitläufer erscheint.
Während sich Cooper noch schwarz ärgert, landen drei Strafverfolger aus der Zukunft in der Stadt und vollstrecken Todesurteile für die Straftaten, welche die vier Jugendlichen im Erwachsenenalter begangen haben werden. Dabei kreuzen sie auch die Wege mit Cooper…
httpv://www.youtube.com/watch?v=x2GNGB0-IG8
Dass das Ganze dann Anlass für reichlich Sach- und Personenschäden ist, versteht sich bei Nu Image fast von selbst. Interessant ist allerdings, dass dieser Videothekenactioner von Jonathan Heap („Virus C.I.A. – In feindlicher Absicht“) tatsächlich noch etwas höhere Ambitionen hat, indem er Cooper seine Einstellung überdenken lässt angesichts der rigorosen Vollstrecker aus der Zukunft, wobei es auch hier Unterschiede zwischen Anführer Stone (Nick Mancuso), dem Schriftführer (Saul Rubinek) und der Killerin Zoe (Marcie Mellish) gibt. Natürlich: Tiefschürfende Betrachtungen zum Rechtssystem und zu Gerechtigkeit darf man nicht erwarten, im Gegensatz zu manch anderem (B-)Actionfilm erforscht „Past Perfect“ immerhin die Möglichkeit zur Resozialisierung und hinterfragt die Selbstjustizattitüde, die sowohl Cooper als auch die Todesschwadron aus der Zukunft vertreten.
Dass es hier trotz guter Absichten nicht so weit her ist mit der Botschaft, das liegt auch daran, dass Nu Image natürlich auch seine Stammpublikum bedienen möchte, weshalb es natürlich auch ein gerüttelt Maß an Verfolgungsjagden, halbwegs blutigen Shoot-Outs und Stunts gibt, mit denen sich Heap vielleicht nicht als B-Actionhoffnung empfiehlt, die aber meist recht gute Hausmannskost bieten. Zwar feuert der Film mit dem Drogendealerüberfall und der Verfolgung der Gang durch Cooper sein größtes Actiongeschoss schon recht früh im Film ab, wogegen der Showdown auf einem Hochhaus im Bau etwas abfällt, aber dank ordentlicher Actionmenge und guter Verteilung der Szenen bedient der Film den Genrefreund recht ordentlich.
Mit so einigen handwerklichen und erzählerischen Mängeln hat „Past Perfect“ allerdings zu kämpfen. Die CGI-Effekte sehen budgetbedingt etwas murksig aus, der Roboterarm Zoes ist als Practical Effect da schon besser getrickst. Noch dazu ist mancher Subplot (etwa der um Rustys Vater) reichlich unterentwickelt und offensichtlich nur dazu da, um an einer Stelle in die Haupthandlung einzugreifen, welche die Action-Set-Pieces verbindet und in erster Linie erzählt wie die drei Parteien (Cooper plus Mitstreiter, Jugendgang, Zukunftsvollstrecker) wechselseitig aufeinander Jagd machen. Das hält den Film als Plot zwar einigermaßen am Laufen, ist aber nur begrenzt spannend, da man schon an der Einführung der Figuren früh erahnt, wer denn nun den Löffel abgeben wird und wer den Abspann erleben darf.
Ein Pluspunkt für den Film dagegen ist Eric Roberts („Skin Traffik“) in der Hauptrolle, der hier sicher nicht seine beste Leistung bringt, dem man aber sowohl den knallharten Cop als auch dessen inneres Ringen abkauft. Nick Mancuso („Rapid Fire – Unbewaffnet und extrem gefährlich“) als Gegenspieler kann Akzente setzen, ebenso Saul Rubinek („War“), während Marcie Mellish als wortlose Killerin blass bleibt. Laurie Holden („Expect No Mercy“) ist okay, die Darsteller der Jugendgang bestenfalls routiniert daherkommen, auch wenn alle vier in der Folgezeit immer wieder Nebenrollen in etwas größeren Filmen abgreifen durften.
Freunde knalliger B-Action bekommen insofern okaye Hausmannskost mit einigem Krawall serviert, die sogar ein paar Ambitionen hat. Mit mäßigen Effekten und einem eher mäßigen Spannungsbogen muss man freilich leben können, auch wenn Eric Roberts ein Glücksgriff für die Hauptrolle ist. Aufregend ist anders, aber für Genrefans ist „Past Perfect“ schon akzeptabel.
Bisher ist „Past Perfect“ in Deutschland nur auf Video bei VMP erschienen. Die VHS ist ab 18 und wurde trotz des relativ geringen Härtegrads indiziert, weshalb die TV-Ausstrahlungen (gelegentlich unter dem Titel „Todesschwadron aus der Zukunft“) leicht gekürzt wurden, während die VHS uncut ist.
© Nils Bothmann (McClane)
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