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Furious Road

Originaltitel: Enemy Empire__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__ Regie: Michael Ryan Hahn__Darsteller: Tristan James Butler, Elisabeth Meurer, Morgan Roberts, Andre Hall, Ralph Riddle, Justus Zimmerman, Bryan Bellomo, Chris Kelley, Alexander Aguila, Joanne Baron u.a.
Furious Road

“Furious Road” nimmt euch mit auf einen verrückten Trip!

Der deutsche Filmtitel des hier besprochenen „Enemy Empire“ wurde im Jahre des Herrn Mad Max von seinem deutschen Verleih ein wenig mühsam in Richtung „Fury Road“ umgetitelt. „Furious Road“ heißt das gute Stück nun und hat mit dem letzten Max-Rockatansky-Abenteuer so überhaupt gar nichts zu tun. Die Gemeinsamkeiten auf einen Blick: Die Welt ist zerstört, ein paar Überlebende irren in den Resten herum und viel Story hat es hier wie dort nicht. „Mad Max: Fury Road“ glich dies mit einer brachialen Extrainjektion Adrenalin und Superaction aus. Das konnte sich „Furious Road“ nicht leisten, findet aber dennoch einen Weg, in Erinnerung zu bleiben: Er gibt sich einfach komplett unberechenbar…

Dabei dreht sich alles um den einsam herumziehenden Sol. Der durchstreift eine Welt, von der jegliche Zeugnisse menschlicher Zivilisation getilgt zu sein scheinen. Sein Ziel ist dabei kein bestimmter Ort, sondern es ist Rache. Er will eine Frau meucheln. Eine Frau, die seinen Vater auf dem Gewissen hat. Das große Problem allerdings ist, dass Sol an einer auf der Erde grassierenden Seuche leidet. Diese sorgt dafür, dass alle Menschen in seinen Augen gleich aussehen. Dabei sehen sie nicht aus wie irgendwer. Nein, sie sehen alle aus wie Sol!

Dadurch erkennt er auch gar nicht, wie apart seine Begleitung Cleo ausschaut, die ihm helfen möchte, zu dem sogenannten Nomadenkönig zu gelangen. In dessen Diensten soll nämlich die Mörderin von Sols Vater stehen. Im Gegenzug soll Sol Cleo danach nach Paradise bringen. Die einzige verbliebene, komplett unterirdisch angelegte Stadt der Menschen. Gemeinsam ziehen die beiden nun durch eine wundervoll farbgesättigte Welt voller seltsamer Gestalten, die allesamt einem Fiebertraum entsprungen zu sein scheinen.

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So wirklich greifbar ist „Furious Road“ lange Zeit nicht. Er erinnert zunächst einmal an Zukunftsstreifen ala „Cyborg“ oder „American Cyborg“, in dem ein schweigsamer Held mit einem weiblichen Sidekick durch eine Welt zieht, die von der Natur zurückerobert wurde. Hierbei setzt es alles, was diesen 80s Trash ausmachte: Wüstensettings, Cyborgarme, markige Sprüche und weggeschnetzelte Zukunftslumpen. Dann schnell noch eine Rache-Story etabliert und schon rollt der Film. Richtig Tempo kommt aber dennoch selten auf. „Furious Road“ entwickelt sich eher sehr langsam und schreitet auch genauso voran. Viel Action kommt nicht auf. Ganz im Gegenteil.

Furious Road

Sol und Cleo durchqueren die zerstörte Welt.

Der Film lebt von der unbestreitbaren Chemie zwischen seinen beiden Hauptfiguren Sol und Cleo. Angereichert wird das durch seltsam groteske Situationen, in denen der an der identitätsverzerrenden Seuche erkrankte Sol zwar mit Cleo redet, aber eben nur sich selbst als Gesprächspartner sieht. Als sich Cleo auch noch mit der Seuche infiziert, wird es total abgefahren… In der Folge haben die beiden Hauptdarsteller insgesamt bis zu fünf Rollen inne! Und mit den immer neuen seltsamen Figuren, denen beide auf ihrer Wanderschaft begegnen, wird der Ton des Filmes zunehmend eigenwilliger.

„Furious Road“ wird mehr und mehr zu einer bizarren Romanze. Die gut funktioniert. Und gerade wenn man glaubt, der Film habe seine Rache-Story ganz vergessen, dreht sich der Film noch einmal. Und wird zu etwas komplett anderem. Es fühlt sich an, als würde jemand den Film auf den Kopf stellen, ihn ordentlich durchschütteln und einfach neu starten. Mit erstaunlichen Folgen für die Figuren und die Wahrnehmung derselben durch den Zuschauer.

Furious Road

Sol und sein gerne aussetzender Cyborgarm.

Dies präsentiert uns Regie-Debütant Michael Ryan Hahn in breiten, farbsatten Bildern, die einige von Amerikas endlosen, unberührten Landstrichen genial in Szene setzen und von ganz alleine ein gewisses Endzeitfeeling aufkommen lassen. So kaschiert der Regisseur auch gekonnt das offensichtlich schmale Budget, denn bis auf zwei Leute, die durch tolle Landschaften schreiten, gibt es ja nicht viel zu sehen in „Furious Road“.

Dennoch lohnt der Film eine Entdeckung, denn er entpuppt sich schnell als kleine Wundertüte voller schräger Figuren, seltsamer Situationen, eigenwilliger Ideen und einem mal wirklich kaum vorhersehbaren Story-Verlauf. Getragen von sympathischen, unverbrauchten Darstellern – vor allem die Cleo-Darstellerin Elisabeth Meurer besticht mit unendlicher Spielfreude – kommt trotz eklatanter Actionarmut kaum Leerlauf auf. Die wenige Action nährt sich vorwiegend aus Keilereien und kurzen, unspektakulären und unblutigen Fights mit Hieb- und Stichwaffen… Trotz aller lobender Worte ist „Furious Road“ aber beileibe kein Meisterwerk. Dazu ist manches zu gewollt schräg, manches ein wenig zu abgedreht und wieder anderes nicht ganz zu Ende gedacht. Auch technisch mischen sich kleinere Unzulänglichkeiten unter. So wirkt der Schnitt ab und an ein wenig holprig. Unterhaltsam ist „Furious Road“ aber in jedem Fall. Man darf eben nur keinen Mad-Max-Klon irgendeiner Art erwarten.

Die deutsche DVD/Blu-ray kommt am 5. November 2015 mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten von Sunfilm. Die viel zu hohe Freigabe rührt von den Trailern her. Der Hauptfilm hat eine FSK 16 bekommen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Tiberius Film/Sunfilm__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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