Originaltitel: Momentum__Herstellungsland: Südafrika, USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Stephen S. Campanelli__Darsteller: Olga Kurylenko, Morgan Freeman, James Purefoy, Karl Thaning, Jenna Saras, Marian Frizelle, Brendan Murray, Lee Raviv, Daniel Fox, E.M. Fredric u.a. |
Alex lässt sich von ein paar Kerlen zu einem Banküberfall in Kapstadt überreden. Doch der Coup verläuft nicht wie geplant. Zwar kann man das anvisierte Diebesgut einsacken, stiehlt dabei aber unbemerkt auch einen USB-Stick, der den Bankräubern in der Folge noch gewaltigen Ärger einbringen wird. Obendrein entgleitet der Überfall bald jedweder Kontrolle und es kommt zu einem Schusswechsel zwischen Alex und einem ihrer Kumpanen. Dabei wird sie demaskiert.
Nicht die besten Voraussetzungen für eine ungefährdete Flucht. Doch bevor Alex überhaupt dazu kommt, über ihre Fluchtoptionen aus Südafrika nachzudenken, wird schon ein weiterer ihrer Kumpanen umgebracht. Der Vollstrecker: Mr. Washington. Ein skrupelloser Killer im Auftrag eines US-Senators, der den eingangs erwähnten USB-Stick dringend zurückhaben will. Dessen Inhalte könnten nämlich seiner Politkarriere äußerst abträglich sein…
httpv://www.youtube.com/watch?v=ChVHrXFffR8
Schon kann die wilde Jagd nach dem MacGuffin beginnen. Und das geschieht bei „Momentum“ in eiligen Schritten. In der Folge macht der Actionthriller in den ersten zwei Dritteln seiner Laufzeit alles richtig. Das Tempo ist hoch, die Spannungskurve auf einem ordentlichen Level und in den immer wieder eingewobenen Actionszenen darf lecker Olga Kurylenko als Alex äußerst taff hinlangen. Die Story bleibt dabei überschaubar und macht einen weiten Bogen um Komplexität oder eine ausführliche Charakterzeichnung.
Infolgedessen wird der Actionfan nicht mit sinnlosen Subplots gelangweilt oder von irgendwelchem Seelenballast der Hauptfigur belästigt. „Momentum“ bietet reinrassiges Aktion-Reaktion-Kino und wird auch genauso in Szene gesetzt. Der Film scheint schon im Vorspann beinahe zu pulsieren vor Energie. Regisseur Stephen S. Campanelli ist auch im weiteren Verlauf sichtlich um eine dynamische Bildsprache bemüht und setzt vor allem auf eine wirklich flotte Montage. In der Action gerät sein Film dabei teilweise ein wenig zu ambitioniert. In der Folge erkennt man von den Fight-Choreografien leider nicht mehr all zu viel.
Dafür setzt er in der Action ansonsten komplett auf Handgemachtes. Hier platzen echte Bloodpacks, rasen echte Autos ineinander, werden reale Explosionen präsentiert und setzt es auch ein paar hübsche Stunts. Dabei ist der Gewaltlevel durchaus beachtlich: Knochen werden gebrochen, Menschen durchlöchert und die Fights von Olga Kurylenko laufen immer mal wieder auf herzhaftere Finisher mit todbringenden Werkzeugen hinaus. Schade ist eigentlich nur, dass „Momentum“ seine Action nie auskostet und sie immer relativ kurz und trocken zu Ende bringt.
Leider schmeißt der Film dann im letzten Drittel die Bremse rein. Plötzlich holt das Drehbuch all das nach, was es bisher dem Zuschauer vorenthalten hatte: Alex wird ausführlicher porträtiert, es setzt längere Dialoge mit Mr. Washington und sogar der MacGuffin wird vollkommen ohne Not entzaubert. Der Knackpunkt: Keine dieser Maßnahmen war notwendig. „Momentum“ hätte auch ohne die Erklärerei funktioniert. Und schlimmer noch: Ist der MacGuffin offen gelegt, endet der Film. Das Ergebnis ist dieses unbestimmte „Wie jetzt, das war es?“ Gefühl, das einen relativ unbefriedigt aus dem Film entlässt und sogar den eigentlich ganz netten Showdown überstrahlt. Das Problem ist ganz einfach, dass das Geheimnis des MacGuffins spannender anmutet, als der soeben geschaute Film.
Olga Kurylenko („The November Man“) ist derweil die große Gewinnerin von „Momentum“. Die aparte junge Dame macht in ihrer Rolle einfach eine tolle Figur. Man nimmt ihr die verletzlichen Seiten ihres Charakters ebenso ab wie die taffen. Und sie genießt die Körperlichkeit ihrer Rolle sichtlich, ist beständig am Rennen, Hetzten und Fighten – ganz egal ob im futuristischen Kampfanzug oder im sexy Morgenmantel. Als ihr Gegenspieler trumpft James Purefoy („Ironclad“) auf. Er ist als eiskalter Gentlemankiller im „The Following“-Modus eine sichere Bank und hätte gerne deutlich mehr zu tun haben dürfen, um die Gefährlichkeit seiner Figur besser herausarbeiten zu können. In einem kleinen Cameo ist dann auch Morgan Freeman („Last Knights“) als US-Senator dabei.
Am Ende bleibt ein flotter, kleiner, angenehm geerdeter, ehrlicher und optisch höchst ansprechender Actionthriller, der mit einer glaubwürdig taffen Heldin gesegnet ist. Auf deren tolle Darstellerin wurde der gesamte Film spürbar abgestellt und macht damit lange Zeit alles richtig. Leider verdirbt es sich „Momentum“ in seinem Abgang selbst ein bisschen, wenn er ohne Not alles ausformuliert und verrät, um zu einem vermeintlich runden filmischen Ergebnis zu gelangen. Dass er dabei ganz andere Fragen aufwirft, erzeugt beim Zuschauer das unbestimmte Gefühl, den Pilotfilm einer Serie oder den Startschuss zu einem Franchise gesehen zu haben. Das Potential wäre aufgrund der netten Hauptfigur durchaus da, die Frage ist nur, ob „Momentum“ erfolgreich genug laufen wird, um Fortsetzungen irgendeiner Art zu rechtfertigen.
„Momentum“ erscheint am 13. November 2015 auf DVD und Blu-ray von dem Label Universum Film und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |