Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Survivor

Originaltitel: Survivor__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: James McTeigue__Darsteller: Milla Jovovich, Pierce Brosnan, Dylan McDermott, Angela Bassett, Robert Forster, James D’Arcy, Benno Führmann, Roger Rees, Genevieve O’Reilly, Frances de la Tour u.a.
Survivor

Pierce Brosnan jagt Milla Jovovich in dem Actionthriller “Survivor”.

Kate Abbott ist eine amerikanische Sicherheitsexpertin, die in der Londoner US-Botschaft ihren neuen Job antritt. Sie arbeitet in der Abteilung für Visum-Anträge und soll hier ein Auge auf terroristisch motivierte Reisebewegungen haben. Kate macht dabei ihren Vorschusslorbeeren alle Ehre und deckt schon an ihren ersten Arbeitstagen Ungereimtheiten auf, die sie tiefer graben lassen. Unbewusst tritt sie damit einem Geschäftsmann auf die Füße, der etwas ganz Großes und extrem Illegales plant…

Er hetzt Kate seinen besten Killer auf den Hals. Dieser trägt den Decknamen „Der Uhrmacher“ und vollführt seine Anschläge mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerkes. Doch Kate hat Glück im Unglück. Sie entkommt seinem Bombenanschlag. Doch damit wird es für sie erst recht kompliziert, denn auf einmal sind ihr die britischen und amerikanischen Geheimdienste ebenso auf den Fersen wie der Uhrmacher. Während letzterer nur seinen Auftrag zu Ende bringen will, vermuten die Geheimdienste in Kate den Urheber des blutigen Bombenanschlags. Kate setzt nun alles daran, herauszufinden, warum der Uhrmacher auf sie angesetzt wurde und was dessen Auftraggeber zu verbergen versuchen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=dz3Caj20a3g

„Survivor“ ist ein meines Erachtens typisches Beispiel für die Probleme heutiger Actionfilme/Actionthriller. Während der Film seine Ausgangslage noch ziemlich flott installiert bekommt und Kate Abbott von einem Moment auf den anderen komplett entwurzelt, verheddert er sich kurz darauf in einer Vielzahl an Nebenschauplätzen. Die oben vorgestellte Story, die man geradlinig und straight hätte durchziehen können, verästelt immer weiter und immer mehr Leute sind auf einmal aus irgendwelchen Gründen hinter Kate her. Wenn diese dann auch noch gefühlt gegeneinander zu arbeiten beginnen, wirkt „Survivor“ leider total überfrachtet. Da sind die zwar wenigen, aber total überflüssig wirkenden Bezugnahmen auf 9/11 noch gar nicht eingerechnet.

Survivor

Pierce Brosnan überzeugt als eiskalter Auftragskiller.

In der Folge kommt „Survivor“ überhaupt nicht richtig in Fahrt. Lange Zeit etwa hetzt Kate durch London, ohne dass man so richtig wüsste, vor wem sie nun eigentlich flieht. Zumal die Bedrohung aufgrund des arg komplex anmutenden Verfolger-Gewirrs total abstrakt wirkt. Einzig die Momente, in denen sich „Der Uhrmacher“ ins Geschehen einschaltet, funktionieren wie gewünscht. Hier wird „Survivor“ packender, spannender und auch rasanter. Einfach weil die eiskalte Tötungsmaschine hervorragend funktioniert.

Was freilich ein großer Verdienst von Pierce Brosnan („The November Man“) ist, der mit brutaler Präzision gegen sein Everybodys-Darling-Image anspielen darf und diese Rolle sichtlich genießt. Mit eisgrauen Haaren und entschlossenem Blick sorgt er für einige coole Spannungsmomente und ist zudem an allen größeren Actionszenen beteiligt. Milla Jovovich („Anarchie“) kommt da als Kate Abbott nicht so gut davon. Zum einen nimmt man der „Resident Evil“-Schönheit die Sicherheitsexpertin nicht wirklich ab. Zum anderen wirkt sie darstellerisch zu limitiert, um die angeblich ausweglose Lage ihrer Figur für den Zuschauer greifbar zu machen. Das Involvement auf Seiten des Zuschauers hält sich ergo in überschaubaren Grenzen, was sich freilich auch auf die empfundene Spannung auswirkt.

Survivor

Kate Abbott kommt Ungeheuerlichem auf die Spur!

Zum Glück bekommt Regisseur James McTeigue („V wie Vendetta“) ungefähr nach der Hälfte seinen Film besser in den Griff und konzentriert sich verstärkt auf das Duell zwischen Kate und dem Uhrmacher. Zudem spitzt er die Ereignisse deutlich gekonnter in Richtung Showdown zu. Kurzum: „Survivor“ funktioniert nun wesentlich besser und läuft deutlich runder. Endlich kann man die kinotauglichen Bilder des nächtlichen Londons und die an „Strange Days“ gemahnenden Momente in New York vorbehaltlos genießen. Denn Regisseur McTeigue visierte mit seiner Produktion deutlich die große Leinwand an. Was man nicht nur den farbsatten Bildern sondern auch der hochklassigen Riege an Nebendarstellern anmerkt. Dylan McDermott („Olympus has fallen“), Angela Bassett („Wie ein weißer Vogel im Schneesturm“), Robert Forster („Delta Force“) und James D’Arcy („In their Skin“) seien genannt.

Actiontechnisch wird solide Durchschnittskost geboten. Geraten Kate und „Der Uhrmacher“ aneinander, wird vornehmlich viel gerannt. Shootouts im eigentlichen Sinne sind ebenso wenig vorhanden wie aufwändige Autoverfolgungsjagden. Dafür ist die handgemachte Explosion beim Attentat auf Kate erstklassig umgesetzt und die Einlage, bei der Brosnan ein Stromkabel herunterrutscht und die flüchtende Kate unter Feuer nimmt, rockt mal so richtig genial. Davon abgesehen sind echte Highlights rar gesät. Was vor allem auch an den präzisen und effizienten, knackig kurzen Tötungsaktionen des Uhrmachers liegt.

Survivor

Das Hobby zum Beruf gemacht… oder andersherum? Der Uhrmacher!

Prinzipiell bietet „Survivor“ solide Actionthriller-Kost, die vor allem in Sachen Optik ordentlich punktet und nach durchwachsenem Start in die Dauerverfolgungsjagd durchaus unterhaltsam und spannend abläuft. Die größten Probleme macht das Drehbuch. Da wäre zum einen die anfängliche, verwirrende Komplexität zu nennen, über die „Survivor“ am Ende selbst stolpert, da er nicht alle Storyfäden zu einem runden Ende bringen kann. Zum anderen lanciert das Drehbuch immer mal wieder ziemlich dumme Momente. So kann Kate den „Uhrmacher“ immer wieder fast schon spielend leicht übertölpeln. Und wenn irgendwann gesagt wird, Kate sei so gut, dass sie sich von keiner Überwachungskamera einfangen lassen würde, sie dann aber immer und immer wieder aus der Sicht von Überwachungskameras präsentiert wird, macht das die Figur nicht unbedingt glaubwürdiger. Den seltsamen Bart des Uhrmachers, der nach Belieben verschwindet und wieder auftaucht, muss mir ebenfalls mal jemand erklären. Auch technische Aussetzer wie eine schwachbrüstige CGI-Explosion lassen den Zuschauer unvermutet zusammenzucken, da sie so gar nicht in das hochwertige optische Gewand passen. Doch ein eiskalter Pierce Brosnan, der gerne häufiger derartige Bad Asses spielen dürfte, hilft über kleinere Unebenheiten ebenso hinweg wie der finale, mal wirklich rockende Oneliner von Milla Jovovich.

Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 27. November 2015 von Universum Film/Wild Bunch und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universum Film/Wild Bunch__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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