Originaltitel: Listening__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Khalil Sullins__ Darsteller: Thomas Stroppel, Artie Ahr, Amber Marie Bollinger, Christine Haeberman, Steve Hanks, Mykayla Sohn, Arn Chorn-Pond, John Alexenko, Dave Bean, … |
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Bei dem dramatischen sowie auf realen Forschungsbemühungen basierenden Science-Fiction-orientierten 2014er Low-Budget-Thriller „Listening“ handelt es sich um das mit einer überaus reizvollen Grundidee aufwartende Drehbuch- und Regiedebüt Khalil Sullins’, welches in der Tradition von Werken wie Shane Carruth´s „Primer“ daherkommt und sich u.a. mit der Frage nach möglichen Konsequenzen beschäftigt, wenn es jemandem irgendwann denn mal glücken sollte, in die vermeintlich geschützte Privatsphäre des menschlichen Verstands einzudringen sowie auf eben jener Basis zudem eine Manipulation des individuellen freien Willens zu bewirken. In dem Film wird die Geschichte der beiden besten Kumpels und Kommilitonen Ryan (Artie Ahr) und David (Thomas Stroppel) erzählt, die mit aus der Uni gestohlener Hardware eigenständig an einer Technik zur Gedanken-Dekodierung arbeiten. Ihre bisherigen Ergebnisse weisen Potential auf – aber noch keine wirklich bedeutsamen Resultate. Erst als Ryan die in einem verwandten Fachbereich tätige Studentin Jordan (Amber Marie Bollinger) kennenlernt und das ebenso hübsche wie kluge Mädel (ohne es vernünftig mit David abzusprechen) mit an Bord holt, führen die von ihr geäußerten frischen Ansätze und Ideen schließlich in Richtung eines substanziellen Durchbruchs…
Bald schon müssen sie feststellen, dass ein Computer (im Gegensatz zu einem Gehirn) nicht dazu in der Lage ist, die komplexen übermittelten Daten schnell und ergiebig genug auszuwerten – worauf sie eine Apparatur entwickeln, welche die betreffenden Infos (in Form von Bildern) direkt von einer Person zu einer anderen überträgt. Der Versuch gelingt – doch ist David im Folgenden vehement der Meinung, über das Erreichte erst einmal weiterhin Stillschweigen zu bewahren, etwa um in Ruhe einen Plan bezüglich ihres künftigen Vorgehens schmieden zu können. Ryan wachsen die sie allesamt plagenden Geldprobleme derweil jedoch gerade über den Kopf, weshalb er heimlich einen Investor kontaktiert und im Gegenzug für eine Demonstration eine dringend benötigte Summe Cash erhält. Daraus erkeimen allerdings prompt in gewissen Kreisen zu zirkulieren beginnende Gerüchte über ihre bahnbrechende Erfindung – was sie u.a. in den Fokus der Hochschule sowie einer speziellen Abteilung des Geheimdienstes rückt, die bereits des längeren nach einem Verfahren sucht, um Menschen auf einem solchen Wege auszuhorchen und sie bei Bedarf überdies auch (per „Einbetten“ von Befehlen und Aufträgen, denen sie sich dann nicht zu widersetzen vermögen) in ihrem Sinne zu kontrollieren…
„Listening“ widmet seinen Hauptprotagonisten eine Menge Aufmerksamkeit – vor allem ihren mit ihrem jeweiligen nahen Umfeld verknüpften Interaktionen und Sorgen. David ist mit Melanie (Christine Haeberman) verheiratet und Vater einer jungen Tochter (Mykayla Sohn) – vernachlässigt seine Familie jedoch zugunsten seiner Arbeit, während sie Doppelschichten als Kellnerin annimmt, damit sie einigermaßen über die Runden kommen. Dennoch reicht es nicht – und so droht ihnen aktuell die Zwangsräumung ihres Häuschens (in dessen Garage sie ihre ganzen Geräte aufgebaut haben) binnen weniger Wochen. Ryan dagegen lebt zusammen mit seiner Oma (Erma Sullins) in einem kleinen Appartement: Sie ist seine alleinige verbliebene Verwandte und die einzige „Konstante“ in seinem von Enttäuschungen und Verlusten geprägten Aufwachsen. Regelmäßig sieht er sich dazu gezwungen, Essen zu stehlen, um sie zu ernähren. Sollte ihre Forschung fruchten, würde das entsprechend vieles erleichtern. Sie sind intelligent und auf ihrem Gebiet bewandert – bloß wirken einige ihrer Entscheidungen (á la Ausrüstung aus den Räumlichkeiten ihrer Universität zu entwenden) nicht gerade sonderlich clever. Des Weiteren ist anzuführen, dass bestimmte ihrer Reaktionen und Verhaltensweisen (leider) verhindern, dass sie einem in einem vernünftig-einträglichen Maße sympathisch werden…
Als Ryan Jordan einweiht und mit einbezieht – in erster Linie da er sie „scharf“ findet – löst das Spannungen zwischen den Freunden aus, welche allerdings ein Stück weit in den Hintergrund geraten, nachdem sich herausstellt, dass ihr Knowhow sie tatsächlich effektiv voranzubringen vermag. Gemeinsam konzentrieren sie sich fortan auf ein neu angepasstes Konzept, bei dem Nanoröhrchen und Elektroden zum Einsatz kommen, die in Kombination mit einer Flüssigkeit ins Rückenmark injiziert werden sowie von dort aus „auf natürlichem Wege“ ins Gehirn gelangen. Sullins schafft es erstaunlich gut, einem sowohl dieses „Low-Tech-Szenario“ (komplett mit alten Monitoren, diversen Kabelsträngen, an rasierte Schläfenpartien geklebte Schaltkreise etc.) als auch ihren mit Ambitionen und Begeisterung vermengten Antrieb im Hinblick auf das bereits Erzielte sowie darüber hinaus noch Angestrebte glaubhaft darzureichen. In Anbetracht ihres Erfolgs, mit der von ihnen entwickelten Methode quasi eine funktionierende „telepathische Verbindung“ zwischen zwei Individuen herstellen zu können, treten bei David und Ryan jedoch flugs differierende Auffassungen zutage, wie sie denn nun eigentlich voranschreiten sollen: Weiter testen, die Abläufe und Handhabung optimieren – oder jetzt schon das Risiko eingehen, in dieser Sache Kontakt zu Außenstehenden aufzunehmen?
Just in der Zeit verstirbt Ryan´s Großmutter. Da er nicht einmal das Geld besitzt, um ihr einen Sarg zu kaufen – weshalb er sie stattdessen einäschern lässt – demonstriert er einem finanzstarken Interessenten das Errungene kurzerhand heimlich gegen einen Umschlag voller Dollarnoten, von denen er David (trotz der akuten Räumungsaufforderung) nichts abgibt. Letzterer bemüht sich indes darum, Melanie das Geleistete aufzuzeigen – damit sie es besser nachvollziehen kann. Als er ihr jedoch (via der Maschine) einen „ungefilterten Einblick“ in seine Gedanken ermöglicht, werden ihr dabei aber auch einige sexuelle Phantasien veranschaulicht, bei denen ausgerechnet Jordan im Mittelpunkt steht. Unabhängig seiner Beteuerungen, es sei nie etwas „real“ passiert, verlässt sie ihn nur wenig später, als David und Ryan verhaftet werden, da die Uni ihnen auf die Schliche gerät und die Polizei alarmiert. Es hätte dem Verlauf mit Sicherheit gedient, den Fokus auf die dramatisch-persönlichen Subplots stärker zurückzufahren: Einzelne Konflikte, Beziehungen und Eifersüchteleien sind im Grunde überflüssig – obgleich sie gewiss bewusst so als entsprechender Teil der Charakterzeichnung konzipiert wurden. Generell ist anzumerken, dass man die vielen verschiedenen angerissenen und angegangenen Story-Elemente locker weiter (vertiefend) hin zu einer soliden Mini-Serie hätte ausbauen können…
Parallel zu den Versuchen der Studenten forscht auch eine geheime, bestens ausgestattete Regierungsbehörde unter der Leitung eines unerbittlichen Beamten (Steve Hanks als Matthews) auf dem betreffenden Gebiet – allerdings mit der Absicht, Menschen per unmittelbar in ihre Köpfe übertragene Befehle zu kontrollieren, sowie bislang noch nicht gerade ersprießlich (ein Proband erschießt sich im Rahmen eines solchen Experiments bspw. lieber selbst, anstatt einen Hund zu töten, wozu er über die an ihm angeschlossene Technik nachdrücklich aufgefordert wurde). Als Matthews vom Durchbruch Ryans und Davids erfährt, offeriert er den inzwischen in Gewahrsam genommenen umgehend einen Deal: Die Anklage gegen sie wird fallengelassen – und im Gegenzug arbeiten sie ab sofort für ihn in seiner Einrichtung. Ein stolzes Gehalt soll ihnen das Ganze zusätzlich „versüßen“. Sie willigen ein und verfeinern und erweitern ihre Ergebnisse (dank der reichhaltigen zur Verfügung stehenden Ressourcen) relativ rasch. Jordan gehört ebenfalls mit zum Team. Zunehmend wird sich David jedoch über die Gefahren im Klaren, welche der eingeschlagene Pfad mit sich bringen könnte: Während ihm die ethischen und moralischen Aspekte Sorgen bereiten (Überwachung, Verlust der Privatsphäre, Fremdsteuerung etc.), ist Ryan der Überzeugung, dass die Gesellschaft mehrheitlich von den Resultaten profitieren würde…
Die Besetzung erfüllt ihre jeweiligen Aufgaben ordentlich – allerdings ohne dabei in einer herausragenden Weise zu glänzen. Es wäre schön gewesen, wenn ihr das Skript substanzielleres Material geboten hätte – primär im Falle Amber Marie Bollingers („Huff“) als Jordan, welche als sexy-clever-coole Akademikerin ihre Reize dazu einsetzt, bei den Männern Anklang zu finden, simultan aber auf der Basis verborgener Motive agiert. Gegen Ende hin wird vom Zuschauer erwartet, mit ihr zu sympathisieren – bloß fällt einem das in Anbetracht einiger ihrer vorherigen Taten nicht sonderlich leicht. Steve Hanks („Jailbait“) meistert seinen „gängigen“ Part eines eiskalten Entscheidungsträgers solide – was man so im Prinzip auch über die Performances von Thomas Stroppel („Bucksville“), Artie Ahr („Immigrant“) und Christine Haeberman („the Millennium Bug“) als David, Ryan und Melanie sagen kann. In der zweiten Handlungshälfte zerbricht die Freundschaft zwischen den Hauptprotagonisten – u.a. aufgrund abweichender Ansichten zum anvisierten künftigen Nutzungsfeld ihrer Entwicklungen: Ryan ordnet sich Matthews unter, geht in dessen Sinne vor – wogegen David sich ihm widersetzt und irgendwann gar nach Asien reist, um dort in einem Kloster zu erlernen, wie man mit Hilfe intensiver Meditation die eigenen Gedanken effektiv „abzuschirmen“ in der Lage ist…
Zwar merkt man dem Film seine begrenzten finanziellen Mittel an – und dennoch haben es sich die Macher nicht nehmen lassen, mit einem kleinen Team an Schauplätzen wie Washington D.C. (und selbst Kambodscha) bestimmte Schlüssel-Sequenzen direkt „on Location“ zu drehen, was auf jeden Fall positiv zu werten ist. Cinematographer Blake McClure („the Grace of Jake“) hat die Geschehnisse kompetent bebildert – speziell ein im Zuge der Telepathie-Verbindungen präsentierter, mit zwei beisammen platzierten Kameras arrangierter stereoskoper „3D Flicker Effect“ wurde wahrhaft inspiriert verwendet – allerdings hat man es in Sachen „Lens Flares“ ebenso ein wenig übertrieben wie bei den gewählten (u.a. bläulichen und gelb-grünlichen) Farbfiltern, die je nach Umgebung variieren und seitens zusätzlicher Kontrast-Elemente ergänzt wurden (siehe nur mal einen in ein kräftiges rotes Licht getauchten Beobachtungsraum, der an ein steriles weißes Labor grenzt). Ein „natürlicherer Look“ hätte dem Werk gewiss besser gestanden. Gelegentlich kombiniert der Score Edward Patrick Whites („Nine Lives“) klassische Chor- und Orchestral-Klänge mit modernen elektronischen Sound-Kompositionen zu einer anregend anzuhörenden Einheit und weist überdies auch so manche ansprechend atmosphärische Passage auf, welche den individuellen Kontext dann immerzu ergiebig untermalt bzw. zusätzlich anreichert…
Alles in allem ist „Listening“ eine unterhaltsam-ambitionierte Low-Budget-Veröffentlichung, die eine Reihe interessanter Gedanken-Ansätze aufwirft – zugleich jedoch nicht frei evidenter Schwächen daherkommt. Die Vorlage konzentriert sich schlichtweg zu intensiv auf die zentralen Figuren und deren Beziehungen zueinander, welche leider wiederum recht konventionell gestrickt anmuten – was (zumindest meiner Meinung nach) eine unvorteilhafte Gewichtung gegenüber eigentlich wesentlich reizvolleren Facetten der Story markiert. Mit der Zeit wandelt sich der Verlauf hin zu einem düsteren Paranoia-Thriller – komplett mit verzwickten persönlichen wie beruflich-wissenschaftlichen Dilemmas, der vorausgerichteten Frage nach einem möglichst verantwortungsvollen, in der Realität jedoch zweifelhaften Umgang mit neuen technischen Errungenschaften sowie diversen finsteren Absichten der Regierungsvertreter im Hintergrund des Projekts. Unweigerlich fühlt man sich an geschätzte Streifen wie „Scanners“, „Dreamscape“ oder „Brainstorm“ erinnert – bloß hat es Khalil Sullins „unterm Strich“ nicht wirklich geschafft, eine ähnlich hohe Qualität zu erreichen. Nichtsdestotrotz geht seine Regie-Leistung absolut in Ordnung – besonders das Finale gefiel mir dabei (von seiner Konsequenz und Umsetzung her) richtig gut – und so darf man durchaus gespannt darauf sein, in welcher Weise man künftig noch von ihm hören wird…
Bis heute (12/2015) sind mir noch keine Infos hinsichtlich einer für den deutschen Markt geplanten Veröffentlichung bekannt. U.a. in den USA ist der Film jedoch bereits seit einiger Zeit auf verschiedenen “Video-on-Demand”-Plattformen verfügbar…
Stefan Seidl
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