Originaltitel: Equalizer 2000__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__ Regie: Cirio H. Santiago__Darsteller: Richard Norton, Robert Patrick, Frederick Bailey, Steve Cook, Rex Cutter, Ramon D’Salva, Vic Diaz, Don Gordon, Bobby Greenwood, Bill Kipp, De Daniel Long u.a. |
Die Welt der Zukunft ist mal wieder komplett zerstört. Sogar Alaska hat sich dank Umweltverschmutzung und der Misswirtschaft der Menschheit in eine Wüstenlandschaft verwandelt. Diese wird von einem Tyrannen beherrscht, der den letzten Tropfen Leben aus Alaska heraus pressen möchte. Mithilfe einer ganzen Schar an Schergen überzieht er das Land mit Angst und Schrecken. Doch wo viel Unterdrückung ist, gedeiht häufig auch der Samen des Widerstandes. Und so begehren mehr und mehr Rebellen gegen den Tyrannen und seine Handlanger auf…
Der kernige Slade arbeitet eigentlich für den Tyrannen. Eines Tages jedoch wird er Zeuge, wie Lawton, der wichtigste General des Tyrannen, seine eigenen Leute meuchelt! In dem folgenden Durcheinander gerät Slade in die Hände der Rebellen. Für diesen Verrat schwört Slade Lawton freilich blutige Rache.
Nachdem Slade den Rebellen entkommen ist, schließt er sich einer Enklave halbwegs friedlicher Bürger an. Hier bastelt er sich eine Waffe, mit der er Lawton einen Scheitel ziehen möchte. Das Wunderwerk aus zig Läufen und ebenso vielen Abschussvorrichtungen egalisiert die zahlenmäßige Überlegenheit von Lawtons Männern. Doch schnell gerät die Waffe in die falschen Hände und Slade muss sie dringend wieder beschaffen, um seinen Rachefeldzug zu vollenden.
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Drehbuchautor Frederick Bailey schwebte für seine Story ein erquickender Mix aus dem „Mad Max“-Franchise und dem Western „Winchester ’73“ vor. Die Optik und die Ausstattung sowie die Zeichnung der Figuren und der Ausgangssituation bedienen sich infolgedessen großzügig bei dem verrückten Max, während der beständige Besitzerwechsel der alles verändernden Waffe aus dem Western mit James Stewart entnommen wurde. Rundherum drapierte man noch eine Rachegeschichte und fertig war das Drehbuch zu „Equalizer 2000“.
Wer jetzt denkt, dass selbiges nicht sonderlich dick gewesen sein dürfte, darf gut und gerne noch einmal 10-20 Seiten von seiner Imagination der Filmvorlage abziehen. Denn beispielsweise Richard Nortons Slade spricht im gesamten Film keinen einzigen zusammenhängenden Satz und teilt sich eher durch einzelne Worte und Grunzlaute mit. Aber so sind Roger-Corman-Produktionen nun einmal: Sie sparen, wo sie können. Und Papier war noch nie billig.
Corman tat sich für „Equalizer 2000“ zum wiederholten Male mit Cirio H. Santiago zusammen. Der drehte für den umtriebigen Produzenten auf den Philippinen unzählige Vietnam-Exploiter („Jungle Force“) und Zukunftshämmer („Wheels of Fire“) und schaltete hierbei am liebsten in den Dauerfeuermodus. So auch in „Equalizer 2000“. Sobald hier eine Actionszene anrollt, was verdammt häufig der Fall ist, fliegen die blauen Bohnen in Familienpackungsgröße. Gestorben wird ebenfalls sehr häufig. Und in einer Tour knallen – etwas kleine – Explosionen um die Ecke.
Mittendrin Richard Norton („China O’Brien 2“) als kerniger Held, der mit dem Equalizer mal so richtig geil herum zu posen versteht und abseits des Geballers sogar den einen oder anderen Lumpen umtreten darf. Immerhin kennt man den sympathischen Australier als engagierten Martial Artist. Dass er nie redet, macht seinen Helden noch eine Nummer cooler. An seiner Seite agiert die dick bemoppte Corinne Wahl, ein ehemaliges Penthouse-Pet, das, so erfährt man im Bonusmaterial der Blu-ray zum Film, bei jeder schnelleren Bewegung gedoubelt werden musste. Ihr Vorbau erlaubte einfach keine coolen Rennszenen. Spielen kann sie auch nicht. Warum Santiago sie dann nicht einmal aus der Bluse hüpfen lässt, erschließt sich aufgrund dieser Umstände gleich mal gar nicht. Warum war sie eigentlich am Set? Sie stirbt nicht mal heroisch. Und wenn sie dann weg ist, schert es wirklich niemanden. Die arme Corinne.
Egal. Besonders interessant ist dann die Rolle des Deke. Ein beständig in einer Nordstaaten-Uniform herum hüpfender Opportunist in den Reihen des Oberlumpen Lawton. Gegeben wird Deke von Robert Patrick („The Last Gasp“) , der mit Cirio H. Santiago erstaunlicherweise einige üble C-Holzer verbrochen hat. Aber eines muss man Robert lassen: Man sieht, dass ihm der Dreh Spaß machte. Er ist engagiert, mit vollem Körpereinsatz bei der Sache und macht Norton ordentlich das Leben schwer.
Gedreht wurde „Equalizer 2000“ zu weiten Teilen auf den Philippinen. Unter teils abenteuerlichen Bedingungen. So wird im Bonusmaterial zum Film berichtet, dass Cirio H. Santiago bei diesem Film sogar einen Kamerakran zur Verfügung hatte. Als Gegengewichte nutzte er Set-Mitarbeiter! Diese hingen dann in kleinen Trauben am Ende der Konstruktion und sprangen je nach erforderlicher Höhe der Kamera ab oder dazu. Gewusst wie…
Als Schauplatz diente ein ehemaliger Steinbruch, der ein überzeugendes Setting für die Daueraction bietet und optisch einiges hermacht. In dem Steinbruch cruisen zu einem irre billigen Synthie-Score mit Spikes und ähnlichen Spielereien auf futuristisch getrimmte Schrottkarren herum, um das „Mad Max“-Feeling zu bestärken. Alle Häuser und Lumpen-Basen erinnern an alte Bretter-Verhaue. Großartig ist hierbei vor allem der Gegensatz zwischen der Außen- und der Innenansicht des Hauptquartiers der Fieswichte. Von außen eine Pappmaché-Konstruktion mit gigantischem Matte Panting drumherum und von innen eine Art mittelalterliche Befestigungsanlage. Wobei ich fast sicher bin, dass dies die Innenräume der von Cirio H. Santiago inflationär oft eingesetzten Befestigungsanlage sind, durch die Robert Patrick schon in „Jungle Force“ toben durfte und die auch das „Platoon ohne Rückkehr“ beherbergte. Klingt alles haarsträubend billig und ist es auch, macht aber als Endzeitsetting durchaus Laune.
Eine Aussage, die so auch unisono auf den fertigen Film passt: Der war megabillig, hat keine Story, macht nur wenig Sinn und setzt vollkommen auf die Dauerfeuerkarte, unterhält den geneigten Fan, der weiß, was ihn bei einem Cirio-H.-Santiago-Film im Allgemeinen erwartet, aber durchaus gut. Vor allem der kernige Held mit seiner Superwumme ist einfach mal eine sichere Bank, die vor allem dem Actionfan gut munden dürfte. Hätte Santiago die gegen Ende erstaunlich häufig und sehr saftig platzenden Bloodpacks auch schon vorher genutzt, man wäre dem „Equalizer 2000“ noch wohler gesonnen. Doch leider funktioniert der lange Zeit nach dem alten „Cowboy-und-Indianer-peng-peng-du-bist-tot“-Spielprinzip… ohne Trefferwirkung. Auch explodieren verdammt wenige Endzeitkarren und warum Slade an die Superwumme kein Zielfernrohr gebastelt hat, fragt man sich bei den Tausenden Schüssen, die irgendwo in der Pampa landen, schon.
„Equalizer 2000“ wurde vor kurzem von dem Label Code Red in der Reihe „Roger Corman’s Post Nuke Collection“ mit einer vorbildlichen Blu-ray/DVD-Veröffentlichung (Codefree) bedacht. Das Bild mag nicht perfekt sein, präsentiert den Film aber in nie gesehener Qualität. Zudem ist die Fassung uncut und hat ein paar hübsche Extras an Bord. Darunter ein interessantes, retrospektives Interview mit dem Drehbuchautor. Hach, würde doch nur in mehr Veröffentlichungen ähnlicher Rotzfilme so viel Liebe gesteckt werden.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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