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Full Contact – Mit blanken Fäusten

Originaltitel: Full Contact__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Rick Jacobson__Darsteller: Jerry Trimble, Howard Jackson, Alvin Prouder, Gerry Blanck, Denise Buick, Marcus Aurelius, Raymond Storti, Joe Charles, Manuel Luben, Michael Jai White, Jeff Damron, Andrew Hertz, Reginald VelJohnson u.a.
Full Contact - Mit blanken Fäusten

In Rick Jacobsons „Full Contact – Mit blanken Fäusten“ hat Michael Jai White eine Nebenrolle, während Jerry Trimble der Star ist

„Full Contact – Mit blanken Fäusten“ ist ein ganz unterhaltsamer Kloppstreifen in der Machart von „Black Belt“, der schon in der Creditsequenz die gewonnenen Titel diverser aus dem Martial-Arts-Bereich stammender Darstelle anpreist.

Johnny Powers (Gerry Blanck) ist Untergrundkampfsportler, der mit harten Bandagen kämpft. Doch nach einem Sieg wird erst selbst in einer Gasse brutal totgeschlagen. Zur gleichen Zeit will ihn sein Bruder Luke (Jerry Trimble) besuchen, kriegt aber direkt nach seiner Ankunft Stress mit drei Rowdys, denen er aufs Fressbrett geben muss. Damit bringt „Full Contact“ innerhalb von weniger als 10 Minuten schon drei Kampfszenen unter, aber dieses Tempo wird dann verständlicherweise nicht gehalten.

In einer Bar lernt Luke den Gauner Albert Jakarski (Raymond Storti) kennen, der ihm vom Tod seines Bruders berichtet und ihm Unterschlupf gewährt. Dies passt Alberts Schwester, der Stripperin Tori (Denise Buick), zwar anfangs nicht, aber Luke kann dennoch bleiben. Damit hat man dann auch ruckzuck die Handvoll sympathischer Nebenfiguren fast komplett zusammen, die unseren Helden unterstützen dürfen und für den moralischen Support sorgen, denn ohne Freunde, die am Ringrand Schützenhilfe geben und (innerhalb wie außerhalb des Rings) Gefahr laufen von fiesen Kontrahenten aufgemischt zu werden, geht es spätestens seit dem Erfolg von „Bloodsport“ kaum noch.

Lukes Fähigkeiten im Kickboxen bleiben auch dem schwarzen Szenekenner Pep (Marcus Aurelius) nicht verborgen, der ihm anbietet ihn bei den Untergrundkämpfen anzumelden. Pep trainiert Luke für die harten Kämpfe, denn man munkelt, dass sich der Mörder unter den Kämpfern befindet, die dort teilnehmen…

„Full Contact“ ist ein Turnierfilm nach dem Muster von vergleichbaren Werken wie „Best of the Best“, „Bloodfist“ oder „King of Kickboxers“. So sind Brudermord und Turnier auch hier in erster Linie der Aufhänger für die verschiedenen Kloppereien, wobei man Story und Spannung etwas vernachlässigt, sondern lieber bekannte Handlungsmuster abhakt. Doch der Film hat vermeidet Längen meist dadurch, dass er recht temporeich voranschreitet. Bei den zwischenmenschlichen Szenen wie z.B. die obligatorische Lovestory zwischen Luke und Tori geht dem Film etwas die Luft aus, auch wenn andere B-Movies da weitaus mehr Probleme mit haben. Ein paar Wendungen in der Geschichte kommen sogar ziemlich überraschend, wobei vor allem die Identität des Mörders recht unvorhersehbar ist; davor regiert dann die übliche Routine aus Training (natürlich mit ungewohnten Methoden, etwa im Wettrennen gegen einen Linienbus), Pflege der zwischenmenschlichen Beziehung und Rivalität mit fiesen Gegner inner- wie außerhalb des Rings.

Das Ghetto-Szenario sorgt im Bereich des Kampfsportfilms mal für eine Abwechslung, auch wenn diese in erster Linie optischer Natur ist. Doch es ist ein durchaus kluger Schachzug mit dem knappen Budget dergestalt umzugehen, dass man Armut einfach zu einem der zentralen Themen des Films macht, denn fast alle Charaktere versuchen ein wenig Geld auf den Straßen, in den Untergrundkämpfen und in den Stripclubs von Downtown L.A. zu verdienen. Auf soziale Probleme usw. wird nicht wirklich eingegangen, obwohl der Film einige Themen wie diverse Rassenvorurteile oder Geldmangel (Tori strippt natürlich nur um die Miete latzen zu können) streift. Die Charaktere erreichen zwar mehr Tiefgang als in anderen B-Filmen, aber wirkliche Dramatik bietet „Full Contact“ dennoch nicht. Vom Stil her erinnert die Inszenierung an „Black Belt“, wobei hinter beiden Filmen mit Rick Jackobson der gleiche Regisseur steht, was sich in Details wie der fast identischen Creditgestaltung niederschlägt.

Die Hauptattraktion des Films sind natürlich die Kämpfe, und die sind ziemlich hart und ansehnlich geraten. Es handelt sich bei „Full Contact“ um einen reinen Martial-Arts-Streifen, der in erster Linie Kickboxen präsentiert. Die Fights sind gut choreographiert und relativ spektakulär. Auch die Inszenierung ist im oberen B-Bereich anzusiedeln, es gibt aber ein paar kleinere Schnitzer: So sieht man in einigen wenigen Szenen deutlich, dass die Treffer nur vorgetäuscht sind. Die deutsche Fassung kann man noch gucken, aber es fehlt doch merklich etwas. Dabei sind in den eigentlichen Kämpfen nur wenige Schnitte (z.B. beim Fight Luke vs. Black Ice) zu bemerken, aber oft fehlt das Ende eines Kampfes. Dabei ist die ungekürzte Fassung auch nur bedingt härter; viele der Schnitte verwundern angesichts der Szenen, die noch im Film verblieben sind.

Jerry Trimble („The Package“) ist zwar weder vom Talent noch von der Ausstrahlung her einer der wirklichen herausragenden B-Darsteller, aber hier macht er seine Sache ganz gut und wirkt auch in der etwas dramatischeren Szenen nicht allzu unbeholfen. Bei der Kämpferkonkurrenz sind vor allem Alvin Pounder und Joe Charles charismatisch und in einer frühen Rolle darf Michael Jai White („Skin Trade“) als Fightorganisator im Outfit der Marke Black-Panther-Bewegung vorbeischauen, allerdings nicht selber kämpfen. Ansonsten sind die Nebendarsteller allesamt OK, wobei noch Marcus Aurelius („Blade“) ziemlich positiv auffällt.

Alles in allem ist „Full Contact – Mit blanken Fäusten“ ein ganz unterhaltsamer Kampfsportfilm mit Behelfsstory und gelungenen Kampfszenen, der aus der Budgetnot eine Tugend macht und das Thema der Armut in seinen Plot einbezieht. Es fehlt ein wenig an Feinschliff, gerade erzählerisch und figurenmäßig, für Freunde des derben B-Kloppers aber in der ungekürzten Version durchaus einen Blick wert.

Bisher ist „Full Contact – Mit blanken Fäusten“ nur auf VHS erhältlich. Die deutsche Fassung ist leider um diverse Szenen erleichtert, auch wenn viele der entfallenen Szenen nicht wirklich härter als die noch enthaltenen sind. Trotzdem wurde dieser auch in der ungekürzten Fassung nicht übermäßig harte Film (sieht man vielleicht von der Szene mit dem Heizrohr ab) noch in der deutschen Version indiziert. Sowohl die gekürzte deutsche als auch die ungekürzte amerikanische VHS sind bei Columbia Tristar erschienen.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Columbia Tristar__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Ja__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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