Originaltitel: Navy Seals vs. Zombies__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Stanton Barrett__Darsteller: Ed Quinn, Michael Dudikoff, Rick Fox, Molly Hagan, Mikal Vega, Stephanie Honoré, Massimo Dobrovic u.a. |
Nach 16 Minuten und 40 Sekunden ist es soweit: Michael Dudikoff („American Fighter“) betritt als Commander Sheer die Szenerie und beendet eine mehr als zehn Jahre lange Filmpause. Das Gute vorweg: So viel älter schaut der gute Michael nicht aus. Zudem wirkt er deutlich fitter als noch in seinen letzten Filmen. Vor allem die Wohlstandswampe ist auf ein erträgliches Maß zusammengeschrumpft. Sein Comeback indes gerät leider recht kurz. Sein Commander Sheer darf in diesem Zombie-Actioner nur auf Bildschirme starren und Befehle bellen. Das klappt ziemlich gut, zumal Dudikoff dank Make-Up-Narbe über dem linken Auge einen herrlich verwegenen Eindruck macht. Die Action allerdings überlässt der B-Movie-Veteran anderen…
Und zwar einem Team Navy Seals. Das wird nach Baton Rouge in Louisiana geschickt. Hier war der Vizepräsident der USA unterwegs, um eine Rede zu halten, als das örtliche Rathaus von zombifizierten Bürgern angegriffen wird. Der Vizepräsident und seine Bodyguards sind gezwungen, sich mit einigen Medienvertretern in dem Gebäude zu verschanzen und die Navy Seals sollen sie nun aus der misslichen Lage heraus boxen.
Die Elitesoldaten wollen in einer schnellen Rein-Raus-Aktion die Lage klären und sich nebenher ein Bild von den Zuständen in Louisiana machen. Bis zur Befreiung des Vizepräsidenten läuft dann auch alles super, doch dann erhalten sie einen weiteren Befehl: Sie sollen ein paar Wissenschaftler aus einem Labor befreien. Diese könnten nämlich eine Heilung gegen das sprunghaft um sich greifende Zombie-Virus gefunden haben. Dank immer mehr beißwütiger Zombies wird die Lage nun richtig prekär…
httpv://www.youtube.com/watch?v=NGNp9hMj_go
„Navy Seals vs. Zombies“… alleine der Titel des Dudikoff-Comebacks weckt Assoziationen, die jeden B-Film-Freak sabbern lassen: Eine Spezialeinheit knüppelt sich durch Horden von Untoten. One Shot, one Kill oder besser: 100 Shots, 100 Kills. Was will man mehr? Leider kann der finale Film dieses Versprechen nicht einlösen. Dazu kommt er schon einmal viel zu langsam in Tritt. Wir müssen einem Seals-Training zuschauen, die Initiation eines neuen Mitgliedes verfolgen und ebenjenem auch noch zuhören, wie es seifige Dialoge mit seiner schwangeren Freundin austauscht. Erst dann wird die Ausgangslage etabliert, was noch einmal gut zehn Minuten dauert. Und so sind die Seals erst nach 30 Minuten am Schauplatz angekommen.
Und anstatt nun richtig Bambule zu machen, verfällt der Film in ein gepflegtes Koma. Die Seals finden den Vizepräsidenten, sie schauen sich das Rathaus an, sie labern patriotischen Müll und schießen ja nicht auf die Infizierten. Selbst wenn die die Seals attackieren und tödlich verletzen. Sehr eigenartig. Zudem scheinen gar nicht so viele Leute aus Baton Rouge infiziert zu sein, denn mehr als zwei Zombies stürzen selten auf die Helden zu.
Derweil erfährt Commander Sheer, was in Louisiana los ist und wie der Virus ausbrechen konnte. Das ist so 0815 wie egal. Verschärft aber den Eindruck, dass der Film sich einfach viel zu ernst nimmt und vermutlich nie zur wilden Ballerorgie mit hohem Spaßfaktor mutieren wird. Und so kommt es letztlich auch. Die Seals werden im weiteren Verlauf aufgespalten. Der Neuling muss sich dabei mit zwei Zivilisten durchschlagen. Blöderweise kann man mit keinem der drei irgendetwas anfangen. Der Seal ist ein öder Langweiler und die Zivilisten die typischen wandelnden Reporterklischees. Eine grandiose Szene generieren die drei aber doch: Der Seal verlangt von den Reportern absolute Stille. Man sei sonst ein zu leichtes Ziel. Kaum gesagt, quatscht er in einer Tour die Tonspur zu. Schon irgendwie blöd…
In der zweiten Gruppe versammeln sich dann die Powerhouses und Tiere der Einheit. Leider dürfen auch sie nie so wirklich loslegen. Zwar kommt im zweiten Teil der Handlung mehr Action auf, die kocht aber dennoch auf Sparflamme. Sprich: Es spritzt amtlich CGI-Blut, aber Explosionen geschehen immer im Off oder sind räudige Special-Effects. Nur ein Car-Stunt und eine irre geschnittene Autofahrt machen auf ihre Art und Weise durchaus Laune. Ansonsten bekommt man keine aufwändigen Actionszenarios geboten.
In der schnell geschnittenen und dennoch übersichtlich gestalteten Action macht Kameramann Don E. FauntLeRoy einen gewohnt guten Job. Um den Film allgemein zu dynamisieren, schraubt er auch mal seine Kamera an die Knarren und bietet etwas Zombie-Geschnetzel aus der POV-Sicht. Abseits der Action versucht er dem Film einen wertigen Look zu geben. Er zieht die Farben aus den Bildern, um dem Schauplatz Baton Rouge etwas Apokalyptisches zu verleihen. Er filmt aus schrägen Perspektiven. Und er versucht immer in Bewegung zu bleiben.
Sehr überraschend sind die Schauplätze des Filmes: Hier durfte mal wieder vor Ort in einer Großstadt Amerikas gedreht werden, ohne dass man vornehmlich die Hinterhöfe von Baton Rouge zu sehen bekommt. Ganz im Gegenteil: Es wurden sogar sichtlich ganze Stadtviertel für den Dreh gesperrt. Hier fehlen dann aber leider einige Statisten, um mehr Zombies in den Straßen flanieren zu lassen.
Die Zombies selbst sehen ganz ordentlich aus. Das Make-Up ist angenehm schlotzig. Sie gehören zudem zu den schnelleren Genre-Vertretern und sind vermutlich Vegetarier. Denn außer die Leute kurz tot zu beißen, können sie mit ihren Opfern offensichtlich nichts anfangen. Sehr gelungen ist der Moment, in dem die Seals auf eigene Faust eruieren, was mit den Leuten von Baton Rouge los ist und einen Zombie sozusagen on the fly „austesten“. Also mit schnellen und geübten Griffen bestimmte Sachen erkunden: Sind die Gegner schmerzempfindlich, welche Tötungsart ist die effektivste usw. usf. In dieser Szene agieren vor allem die Seals sehr sehr glaubwürdig. Was in anderen Szenen dann wieder so gar nicht klappt, wo sie sich dann genauso seltsam atypisch verhalten wie ihre untoten Antipoden.
Versteht mich nicht falsch: „Navy Seals vs. Zombies“ ist nicht sooo schlecht. Spätestens in der zweiten Hälfte macht er dank ordentlichen Tempos sogar durchaus Laune und reiht einige harsche, ganz nett umgesetzte Kopfschüsse für die untoten Lumpen aneinander. Der Weg dahin ist allerdings nicht der erquickendste. Der nach flottem Actionspaß klingende Streifen ist einfach zu zäh, langweilt mit plumpen Patriotismus-Parolen und findet einfach keinen Weg, seine zu ernste Handlung ironisch aufzubrechen. Auch die Wahl der Hauptfigur (der neue Rekrut) ist ein voller Griff ins Klo. Hier hätte man lieber die alteingesessenen Seals wüten lassen sollen. Oder eben unseren Michael Dudikoff. Der zieht sich letzten Endes durchaus achtbar aus der Affäre und man kann nur hoffen, dass er jetzt wieder Blut geleckt hat, was die Filmerei angeht.
Ascot Elite hat eine deutsche VÖ für März 2016 angekündigt. In den USA erschien der Film ungeschnitten und ungeprüft auf DVD und Blu-ray von dem Label Anchor Bay.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__Freigabe: ab 16 beantragt__Geschnitten: ???__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |