Originaltitel: Arrowhead__Herstellungsland: Australien__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Jesse O’Brien__Darsteller: Dan Mor, Christopher Kirby, Shaun Micallef, Aleisha Rose, Jak Wyld, Akira Bradley, Mark Redpath, Adam Tuohy u.a. |
Als sich der australische Science-Fiction-Fan Jesse O’Brien mal wieder bewusst wurde, wie sehr ihn der Zustand des australischen Genre-Kinos ankotzte, beschloss er selber aktiv zu werden. Und er wollte groß denken. Das Ergebnis war der 10minütige Kurzfilm „Arrowhead: Signal“, der in den Weiten des WWW äußerst wohlwollend aufgenommen wurde:
Jesse O’Brien schwebte aufgrund des begeisterten Feedbacks bald ein richtiger Film vor. Eine Crowdfunding-Aktion auf einer entsprechenden australischen Plattform scheiterte zwar, doch längst waren Produzenten (vor allem der australische Science-Fiction-Sender „SF“) auf die Filmpläne aufmerksam geworden. 200 000 australische Dollar wurden locker gemacht und die Dreharbeiten konnten beginnen…
In einer nicht näher definierten Zukunft auf einem nicht näher definierten Planeten erheben zwei Generäle den Anspruch auf die Macht. Es entbrennt ein Bürgerkrieg, der für Not, Elend und Verzweiflung sorgt. General Lang gewinnt den Krieg, während General Hatch in eine Art Exil flieht und von da mittels Guerilla-Taktiken immer wieder kleine Nadelstiche gegen General Lang setzt. Der sorgt mit ziemlich drakonischen Strafmaßnahmen für Ruhe. Dazu gehören unmenschliche Großgefängnisse, in denen Widerspruch und Auflehnung schnell mal mit dem Tod geahndet werden.
Kye sitzt in einem solchen Gefängnis ein. Eines Tages taucht General Hatch auch hier auf und sorgt für genug Trubel, dass Kye fliehen kann. Freilich erwartet Hatch dafür auch eine Gegenleistung: Kye soll ein Raumschiff von Lang infiltrieren und dort wichtige Daten sammeln. Als Kye genau dies macht, kommt es zu einem Zwischenfall. Mit einer ganzen Armada an Rettungskapseln werden sowohl die Besatzung des Raumschiffes „Arrowhead“ als auch Kye in den Weltraum geschossen.
Kyes Rettungskappsel landet auf dem Mond eines nahe gelegenen Planeten. Die zunächst allgegenwärtige Einsamkeit entpuppt sich für Kye bald als ziemlich trügerisch…
httpv://www.youtube.com/watch?v=qm_urqfCfFY
An dieser Stelle mehr zu verraten, wäre wirklich unfair, denn es würde euch den Spaß an dem viele unvermutete Abzweigungen nehmenden „Arrowhead“ verleiden. Wollte man das nun Folgende dennoch etwas genauer umreißen, könnte man einen Mix aus Science Fiction, Creature Feature, Body Horror und einer Prise Mindfuck ins Feld führen. Oder man umschreibt „Arrowhead“ als „Moon“ plus „Jekyll and Hyde“ inklusive einer ganzen Menge Fragezeichen.
Denn mit der Ankunft auf dem Mond lanciert Regisseur und Drehbuchautor Jesse O’Brien eine ganze Wagenladung an Fragen, die dem Film und seinem Verlauf irgendwann alle Vorhersehbarkeit nehmen. Der Zuschauer bleibt so die gesamte Zeit über aufmerksam, versucht einzelne Puzzleteile passig zusammenzuführen und staunt über immer neue Entwicklungen. Als Anker bleibt nur Kye, der stellvertretend für den Zuschauer Licht ins Dunkel zu bringen versucht.
Und für Darsteller Dan Mor eine äußerst dankbare Quasi-One-Man-Show möglich macht. Dabei reicht die Palette vom etwas klischiert anmutenden Survival-Spezialisten bis zum vollkommen „neuen“ Kye, der zum einen seine Menschlichkeit „wiederfinden“ und zum anderen selbige beständig hinterfragen muss. Neben einem sprechenden Computer, der einige erstaunliche Eigenheiten im Laufe des Filmes offenbart und zum Ende hin sogar zu einer Art Trash-R2D2 wird, bildet der Drehort den wichtigsten Nebendarsteller des Filmes.
Gedreht im Süden Australiens, zur Zeit der größten Hitzeperiode des Jahres, gibt der Schauplatz die Optik des Filmes trefflich vor: Zerklüftete Oberflächen in allen denkbaren Sepiatönen treffen auf das satte Blau des Himmels über dem australischen Kontinent. CGIs trifft man trotz der Sci-Fi Thematik – vom Anfang abgesehen – eher weniger an. Einzig einige Ergänzungen (etwa Blicke auf nahegelegene Himmelskörper) fallen auf und sind mehr als überzeugend umgesetzt. Auch die Raumschiffe des Filmes überzeugen und entwickeln eine glaubwürdige Zukunftswelt. In Sachen Kreaturen-Design ging die Produktion dann back to the roots und präsentiert ein Animatronic-Wesen, dem es zwar leider an Agilität fehlt, das aber zumindest während des Filmgenusses ordentlich funktioniert und angenehm außerweltlich designt wurde.
Überzeugend ist auch der Soundtrack von Ryan Stevens ausgefallen. Mit wirklich satten, in der Tendenz zumeist eher ruhig und bedächtig daherkommenden Soundteppichen erzeugt der Score eine stimmige Atmosphäre und macht diverse kleine Einzelszenen wie die Glühwürmchen-Sequenz zu einem unvermuteten Ohren- und vor allem Augenöffner.
Schade ist, dass die Auflösung von „Arrowhead“ eher in die Kategorie „Naja“ fällt. Wie der Rest des Filmes zeichnet sie sich nicht wirklich am Horizont ab, wirkt aber irgendwie arg lapidar und vor allem ein wenig antiklimaktisch zu der zuvor aufgebauten Spannungskurve. Hinzu kommt, dass am Ende doch einige Fragezeichen unverändert im Raum stehen. Wobei die Macher im Making Of bereits andeuten, dass sie „Arrowhead“ als Aufbruch in eine große Geschichte verstehen und so vielleicht noch Antworten nachliefern werden. Auch kleinere Logikpatzer fallen auf (Mein Liebling: Wieso hat Kye niemals Probleme aufgrund eines ABgeschossenen Fußes?). Ansonsten kann man sich über diesen unvorhersehbaren Genre-Mix im Fahrwasser von „Moon“ eigentlich kaum beklagen. Die Story funktioniert, die Schauspieler sind engagiert bei der Sache, die australische Kulisse ist spektakulär und die Optik für einen kleinen Film mehr als nur gelungen.
Die deutsche DVD/Blu-ray erscheint am 29. Januar 2016 von dem Label Cherrybomb Films und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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