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Die sieben Samurai

Originaltitel: Shichinin no samurai__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 1954__Regie: Akira Kurosawa__Darsteller: Toshirô Mifune, Takashi Shimura, Keiko Tsushima, Yukiko Shimazaki, Kamatari Fujiwara, Daisuke Katô, Isao Kimura, Minoru Chiaki, Seiji Miyaguchi, Yoshio Kosugi, Bokuzen Hidari u.a.
Die sieben Samurai

Ein fürs Action- und Abenteuerkino prägender Klassiker: „Die sieben Samurai“ von Akira Kurosawa

Mit „Die sieben Samurai“ schuf Akira Kurosawa anno 1954 nicht nur seinen vielleicht bekanntesten Film, sondern schuf mit diesem Klassiker auch einen prägenden Film, nicht zuletzt für das Actiongenre.

Jahr für Jahr überfallen Banditen ein kleines Dorf und bringen die Farmer damit zur Verzweiflung. Nicht nur die erlittene Schmach und nicht nur die Verluste sind zu beklagen; der stete Diebstahl der Ernte droht mit dem Hungertod zu enden. In ihrer Not folgen sie einem Plan des Dorfältesten: Samurai anheuern, genauer gesagt hungrige Samurai. Kurosawa bricht damit die Vorstellung des Samurai als ehrbaren Ritters in Japan, sondern zeigt Samurai und auch Ronin als Kämpfer, die sich ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, egal wie hoch ihr Ansehen ist, egal wie behände sich im Kampf bewähren, egal wie sehr man ihre Fähigkeiten mit Waffen fürchtet.

Nach einigem Suchen finden sich sechs Samurai unter der Führung von Kambei (Takashi Shimura), die sich bereiterklären für Verpflegung das Dorf zu verteidigen. Ein siebter, der großmäulige Kikuchiyo (Toshiro Mifune) folgt der Truppe, obwohl diese ihn loswerden will. Erst als sich der hartnäckige Kikuchiyo bewährt, indem er die Dorfbewohner, die den Samurai nicht trauen, durch das Läuten der Alarmglocke auf den Marktplatz lockt, wird er in den Kreis der Kämpfer aufgenommen. Auch damit durchkreuzt Kurosawa Klischeevorstellungen einer einheitlichen, geschlossenen Kriegerkaste und eines sie verehrenden Volkes, sondern setzt von Anfang auf die Brüche zwischen den Personen, ohne dabei Dinge wie den Ehrenkodex der Samurai außer Acht zu lassen.

Trotz des Misstrauens zwischen den Parteien beginnen die Samurai mit dem Bau von Verteidigungsanlagen und unterrichten die Bauern in einfachen Kampftechniken, damit gewappnet ist für den Ansturm der 40 Banditen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=zpxaNTVP9_c

Mit einer Länge von etwas über 200 Minuten ist „Die sieben Samurai“ kein einfacher Film für Zwischendurch, sondern ein ausuferndes, hin und wieder auch ein wenig ausfaserndes Epos, das gleichzeitig eine Abenteuergeschichte wie auch ein Portrait der japanischen Ständegesellschaft der Samurai-Ära ist. So gibt es Misstrauen auf beiden Seiten: Vor allem Kikuchiyo wettert über die Bauern als ehrlose Hunde und Halsabschneider, während diese ihre Frauen und Töchter verstecken oder als Jungen verkleiden, damit diese nicht das Interesse der Samurai erregen, da man diesen zutraut sich einfach eine Frau zu nehmen, wenn ihnen danach ist. Und dieser Kontrast hat viele Facetten: Einerseits belegen Indizien das Misstrauen gegenüber den Bauern, die nicht immer ganz so hilflos sind wie sie behaupten, andrerseits wird an einer Stelle deutlich gemacht, dass manchen Bauern auch nichts anderes als Hinterlist und Trickserei bleibt um in einer Welt zu bestehen, in der Stärkere den Ton angeben, mögen es nun Banditen oder Samurai sein. Dass Kikuchiyo selbst noch ein Geheimnis mit sich herumschleppt, das mit dieser Thematik verbunden ist, vergrößert die Komplexität des Ganzen noch, ebenso wie das Ende, an dem einer der Samurai feststellt, dass er und die überlebenden Krieger sowohl gewonnen als auch verloren haben.

Mit viel Vorbereitung und Sinn fürs Detail erzählt Kurosawa seinen im Grunde genommen recht einfachen Plot, buchstabiert das Schicksal einiger Dorfbewohner und der Samurai aus, auch wenn es tatsächlich doch eher einzelne Figuren wie vor allem Kikuchiyo sind, die im Gedächtnis bleiben, nicht jede Hauptfigur mit ähnlich viel Verve und ähnlich vielen Facetten aufwarten kann wie der von Kurosawas Stammschauspieler Toshiro Mifune verkörperte Samurai mit der großspurigen Attitüde. Diesen verkörpert Mifune mit expressiven, aber doch charismatischen Schauspiel und ragt somit aus der durch und durch guten Besetzung hervor, auch wenn diese Art des Darstellens für den westlichen, heutigen Zuschauer etwas ungewohnt erscheinen mag.

Bis zur ersten Konfrontation zwischen Banditen und den Protagonisten dauert es eine Weile und Kurosawa zeigt nicht bloß ein Gefecht, sondern eine Serie davon, bei der beide Parteien nach und nach dezimiert werden und auch diverse Hauptfiguren über die Klinge springen. Die Ereignisse überschlagen sich nicht; stattdessen zeichnet „Die sieben Samurai“ den Kampf als auseinanderliegende, kräftezehrende Gefechte, bei denen Taktik wichtig ist: Das Ausschalten von Spähern oder ein unerwarteter Angriff auf das Banditencamp gehören beispielsweise dazu. Dabei beweist der japanische Meisterregisseur sein Gespür für die Inszenierung von Action, gerade für Rauminszenierung, und montiert die Schwertkämpfe und sonstigen Duelle recht dynamisch. Dies war Kurosawa möglich, da er mehrere Kameras verwendete und nach dem Dreh einer Actionszene das Material aus mehreren Blickwinkeln zusammenscheiden konnte, was damals noch eine Seltenheit war.

Doch nicht nur technische, sondern auch inhaltliche Aspekte von „Die sieben Samurai“ wurden aufgegriffen: Hatte sich Kurosawa bei seinem Film von amerikanischen Western inszenieren lassen, so transportierte der US-Western „Die glorreichen Sieben“ das Szenario in ebendieses Genre zurück, während etwa der von Roger Corman produzierte „Sador – Herrscher im Weltraum“ eine Science-Fiction-Variante der Geschichte darstellt, während der wenig gelungene „Bad Pack“ die Prämisse im B-Action-Bereich bearbeitete, um nur einige Nachahmer zu nennen. Auch freiere Variationen des Themas der angeheuerten Professionals von Western wie „Die gefürchteten Vier“ bis hin zu Actionreißern wie „The Expendables“ tragen das Erbgut des Kurosawa-Klassikers in sich.

„Die sieben Samurai“ nicht nur ein wichtiger Film in der Geschichte des Action- und des Abenteuergenres, sondern auch ein vielschichtiger Blick auf das Japan der Samurai-Ära, beseelt von Ideen über Stände und Strategien des Überlebens. Ein wenig Sitzfleisch muss man mitbringen, nicht immer inszeniert Kurosawa hundertprozentig auf den Punkt, doch für seine enorme Lauflänge ist „Die sieben Samurai“ immer noch extrem kurzweilig, auch wenn nicht jede Figur das Profil von Toshiro Mifunes Kikuchiyo hat.

Hierzulande ist der Film in mehreren Auflagen bei New KSM erschienen. Die ungekürzte Langfassung gibt es allerdings nur bei den 3-DVD-Versionen. Die anderen Auflagen enthalten nur die verkürzte, rund 150 Minuten lange deutsche Kinoversion des Films.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: New KSM__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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