Originaltitel: Riot__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: John Lyde__Darsteller: Matthew Reese, Dolph Lundgren, Chuck Liddell, Danielle Chuchran, Eve Mauro, Melanie Stone, Paris Warner, Holly Lynch, Renny Grames u.a. |
Was macht man, wenn man Bock hat, in einem netten Actioner den Helden zu geben, aber niemand will einem Geld geben, um den Film umzusetzen, weil billige kleine B-Rocker eh keiner mehr sehen will? Man gründet eine eigene Produktionsfirma und setzt halt einfach seinen Dickkopf durch! So geschehen im Falle von Matthew Reese („Osombie“), der sich seinen Film „Riot“ sozusagen selbst verwirklichte. Und diese Beharrlichkeit hat sich vor allem für Actionfans definitiv gelohnt!
Dabei erzählt „Riot“ eine absolut simple Story, die man so oder so ähnlich schon zigmal gesehen hat. Es geht um den ehemaligen Cop Jack Stone. Der hat dem großen russischen Gangsterboss Balam schon diverse unangenehme Stiche verpasst und muss dafür eines Tages teuer bezahlen. Balam dreht nämlich mit amtlich Geld Stones Partner um und lässt diesen einen Mordanschlag auf Stone ausüben. Stone überlebt die feige Attacke. Seine Frau nicht.
Von Rache beseelt bringt Stone seinen Partner unter die Erde und wandert dafür in ein Hochsicherheitsgefängnis ein. Ausgerechnet jenes, in welchem der längst inhaftierte Balam eine neue Schreckensherrschaft errichtet hat. Diese ist so umfassend, dass er aus dem Knast heraus sogar seine Geschäfte außerhalb der Gefängnismauern weiter leitet.
Natürlich will Stone Balam in die Hände bekommen, doch in dem Knast ist jeder sein Feind: Die Häftlinge hassen ihn, weil er ein Ex-Cop ist und einige Insassen höchstselbst in diesen Knast verfrachtete. Für die Wärter ist er eine Persona non grata, weil er ein Polizistenmörder ist. Und damit beide Parteien auch motiviert genug sind, Stone umzubringen, lobt Balam ein Kopfgeld von 100 000 Dollar auf den Kopf von Stone aus.
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Mehr muss man über „Riot“ im Grunde nicht wissen und viel mehr erfährt man im weiteren Verlauf auch nicht. „Riot“ spult seine Geschichte mit flottem Tempo ab. Das geht so schnell, dass so gut wie keine Zeit für die gängigsten Knastfilm-Klischees vorhanden ist. Hier gibt es keine skrupellos fiesen Wärter, keinen total abgefuckten Gefängnis-Chef, keinen Gangster mit Tiervorliebe und keine besonders fiesen Häftlinge. Alles, was bleibt, ist im Grunde die Fehde zwischen Stone und Balam…
In diese schalten sich der hünenhafte Knast-Insasse William und seine sexy Verbündete Alena ein, ohne dass Stone oder der Zuschauer vollends durchschauen würden, was die beiden im Schilde führen. Außerhalb des Gefängnisses ist es an Reporterin Trisha Sinclair, aufzudecken, dass Stone im Grunde gar kein so übler Kerl ist und er Opfer einer Intrige von Balam wurde. Gerade der Part um die Reporterin ist für den Film aber leider vollkommen unerheblich, was man spätestens dann merkt, wenn einem Trisha Darstellerin Renny Grames zum gefühlten 10. Mal mitteilt, dass sie eine Liste mit Namen habe, die den Fall in ein ganz anderes Licht tauchen werde.
Davon abgesehen gibt sich „Riot“ alle Mühe, jedes Fitzelchen Story auf die große Konfrontation der beiden Gegner Stone und Balam hin auszurichten. Und das klappt bestens und sehr kurzweilig. Was vor allem daran liegt, dass „Riot“ seinen Star Matthew Reese alle Nase lang in toll choreografierte, sehr dynamische Handgemenge stürzt. Hier darf der durchaus sympathisch rüberkommende Mime permanent gleich mehrere Gegner ausschalten, was Regisseur John Lyde in langen Einstellungen zelebriert.
Richtig gelesen: Hier muss kein rasanter Schnitt flotte Action vorgaukeln. Stattdessen vertraut der Film voll und ganz auf Reeses Talente und die beeindruckende Arbeit des CBR-Stunt-Teams. Das steigt mit einer nett choreografierten Ballerei in seine Aneinanderreihung von Actionszenen ein und setzt ab sofort ausschließlich auf Martial-Arts-Duelle. Dabei darf nicht nur Reese glänzen! Auch sexy Danielle Chuchran („Sternenkrieger“) darf als Alena toll hinlangen und vor allem in einem Küchen-Fight auf engstem Raum ordentlich losholzen.
B-Recke Dolph Lundgren („The Expendables“) lässt ebenfalls hier und da die Fäuste kreisen und darf in seiner geilsten Szene einen ganzen Gang voller Gegner umkicken. Unerhört cool ist freilich auch, wenn er quasi im Vorbeigehen diverse Gegner mit trockenen Punches eindeckt. Der große Schlussfight gehört dann Balam-Darsteller Chuck Liddell („War Pigs“) und freilich Reese. Die Konfrontation zwischen dem wuchtigen Gangster und dem im Vergleich schmalen Cop macht richtig Laune, wenngleich der richtig coole Finisher irgendwie fehlt. Allgemein hätte man sich den Actioner etwas herzhafter gewünscht. Es brechen zwar auch Knochen und diverse Wunden zieren die Kombattanten, dennoch fehlt ein wenig brutaler Impact.
Im großen Showdown, der eine beachtliche Laufzeit hat, wird der Schauplatz des Gefängnisses dann endlich vollkommen ausgenutzt. Zuvor hat man nur einen arg begrenzt wirkenden Ausschnitt zu sehen bekommen. Was den Film hin und wieder etwas eintönig und billig wirken ließ. Es wirkte, als könne sich der Film nur drei abgerissene Knasträume leisten. Ansonsten gibt sich „Riot“ alle Mühe, nicht allzu billig herüberzukommen. Vor allem die stark farbgesättigten Bilder wissen rundweg zu gefallen und geben dem digital inszenierten Film einen wertigen Anstrich. Auch die Fülle an Nebendarstellern überzeugt und präsentiert einen ordentlich gefüllten, glaubhaften Knast.
Was am Ende bleibt, ist ein unterhaltsamer, kurzweiliger und geradliniger Actionkracher voller Testosteron, der immer mal wieder stark an „Mit stählerner Faust“ erinnert. Nichts für die Ewigkeit, aber definitiv spaßig genug für den reuelosen Actionhunger zwischendurch. So reduziert und bekannt die Story von „Riot“ auch sein mag, sie hält den Film gut zusammen und sorgt für keinerlei Leerlauf zwischen den Actionszenen. Deren Highlights bilden freilich die zahlreichen, sehr dynamischen und begeisternden Martial-Arts-Einlagen, in denen Matthew Reese tolle Körperbeherrschung präsentiert und die die Opfer verkörpernden Stuntmen engagiert abliefern. Spätestens wenn ein Häftling einen anderen in die Decke zimmert, kann man sich ein Wohoooow nicht mehr verkneifen. Dolph Lundgren hat zudem eine mal recht untypische Rolle abbekommen. Meist muss er sehr passiv und verängstigt wirken, was der Schwede ordentlich zu transportieren vermag. Am meisten rockt er aber freilich dennoch, wenn er richtig hinlangen darf. Nicht so gelungen sind der kraftlose Soundtrack und einige CGI-Einlagen (Schusswunden). Als größtes Manko des Filmes empfand ich den harmlos dargereichten Oberbösewicht. Chuck Liddell darf einfach nie richtig fies sein und ein paar Szenen mehr, in dem die Feindschaft der beiden Antipoden auf eine persönlichere Ebene hätte gehoben werden können, wären auch nicht verkehrt gewesen.
„Riot“ wurde in Großbritannien als Vanilla-Disc von dem Label 101 Films veröffentlicht und ist dort ungeschnitten mit einer Freigabe ab 15 versehen worden. Über eine deutsche VÖ ist mir bislang nichts zu Ohren gekommen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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