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Hail, Caesar!

Originaltitel: Hail, Caesar!__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2016__ Regie: Ethan Coen, Joel Coen__Darsteller: Scarlett Johansson, George Clooney, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Tilda Swinton, Frances McDormand, Josh Brolin, Channing Tatum, Clancy Brown, Christopher Lambert, Dolph Lundgren u.a.
Hail, Caesar!

Dolph Lundgren und Christopher gesellen sich zu dem Starauftrieb in “Hail, Caesar!”

Eddie Mannix arbeitet als Fixer für die Capitol Pictures Studios. Das heißt, er sorgt als Troubleshooter dafür, dass die Glitzerfassade, die das Studio nach außen transportiert wissen will, keine Risse bekommt. Stars mit Alkoholproblemen, ungewollt schwangere Starlets, Leichen im Keller, Eddie biegt alles wieder gerade. Kein Tag ist wie der andere. Chaos bestimmt seinen Tagesablauf. So sehr, dass sein Privatleben immer wieder unter seinem Job zu leiden hat.

Weshalb er bei dem Jobangebot einer Luftfahrtfirma durchaus ins Grübeln kommt. Noch einen Tag hat er Zeit für seine Entscheidung. Blöderweise hat er an dem Tag so gut wie keine Gelegenheit, um über das Angebot nachzudenken, denn einige der wichtigsten Projekte des Studios geraten auf einmal ins Trudeln.

So wurde Superstar Baird Whitlock, Hauptdarsteller des gigantischen Prestigeprojektes „Hail, Caesar!“, vom Set entführt. Die wichtigste Darstellerin eines Wasserrevue-Filmes ist schwanger, ohne den Vater des Kindes zu kennen, und ein unbedarfter Cowboy-Darsteller wird dem renommiertesten Regisseur des Studios als Hauptdarsteller untergejubelt und bringt diesen schier zum Verzweifeln. Klatsch-Reporterinnen, Kommunisten, Rabbis, Pfarrer und viele andere Störfeuer vollenden den Eindruck der Totalkatastrophe. Doch ein Eddie Mannix lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=GkWEy49yV34

„Hail, Caesar!“ mit seinen vielfältigen kleineren und größeren Episoden ist nicht zwingend eine Liebeserklärung der Gebrüder Joel und Ethan Coen („Arizona Junior“) an das US-Studiosystem längst vergangener Tage. Denn was heute als Goldene Ära umschrieben wird, also die 50er Jahre der US-Filmindustrie, bekommt bei genauerer Betrachtung schnell Risse. Zumindest, wenn es nach den Coens geht. Da herrschen Selbstsucht und Idiotie hinter den Kulissen vor. Der Kommerz in Form gefälliger und massenkompatibler Bibelfilme, Musicals und Western begräbt mehr und mehr den künstlerischen Anspruch und das Schreckgespenst des Kommunismus steht bereits in den Startlöchern. Zugleich ist die Schere zwischen dem Image der größten Stars und deren wahrem Auftreten so groß, dass es sogar Menschen braucht, die dieses Auseinanderscheren „fixen“.

Als Rahmen für diese bittere Erkenntnis dient den Coen-Brüdern ein fiktiver Tag im Leben des wahren Eddie Mannix. Der war seit den frühen 20er Jahren Teil der MGM-Studios und stand in dem Ruf, für das erfolgreiche Studio die delikatesten Probleme gelöst zu haben. Nebenbei produzierte er sogar selbst Filme. Allerdings diente der echte Eddie Mannix den Coens mehr oder weniger nur als namensgebende Inspiration. Sie wollen ihren Filmen nicht als biografisch verstanden wissen. Viel wichtiger war ihnen die Zeit, in der ihr Film angesiedelt ist…

Hail, Caesar!

George Clooney ist diesmal für die Coens gar nicht so ein extremer Vollpfosten.

Zum Leben erweckt wird das Coen’sche Hollywood der 50er von einer ganzen Wagenladung an Stars unserer Zeit. Diese geben sich teilweise mit kleinen und kleinsten Rollen zufrieden, bekommen aber allesamt ihren Moment zum Glänzen: In der Folge wird herrlich überkandidelt gesungen, getanzt, getaucht, gesteppt und gezickt. Immer ist da ein vielsagender Blick zu viel oder eine Geste zu überlebensgroß. So kommt es, dass sich selbst Publikumsmagneten wie Scarlett Johansson („Lucy“) oder Channing Tatum („G.I. Joe – Die Abrechnung“) und Hochkaräter wie Ralph Fiennes („Spectre“), Tilda Swinton („Snowpiercer“) oder Frances McDormand („Moonrise Kingdom“) mit kaum mehr als einem, maximal zwei Auftritten im Film zufriedengeben. Auch der auf dem deutschen Filmposter prominent gelistete Jonah Hill („The Wolf of Wall Street“) hat keine 45 Sekunden Screentime.

Dreh- und Angelpunkt der Chose sind derweil Josh Brolin („Sin City 2“) als Eddie Mannix, George Clooney („Gravity“) als Baird Whitlock und Alden Ehrenreich („Stoker“) als Cowboy-Darsteller Hobie. Während sich George Clooney diesmal gar nicht so sehr zum Trottel machen muss (da ist man von seinen Kollaborationen mit den Coens weitaus derberes gewohnt), ist Josh Brolin als Vorfahre des Serien-Fixers „Ray Donovan“ eine absolut sichere Bank. Im Grunde bringt den einzig Normalen unter lauter Bekloppten nichts aus der Ruhe. Und wird es doch mal zu hektisch, geht sein Eddie einfach beichten. Rauchen darf er nämlich nicht mehr. Das hat ihm seine Frau verboten. Heimlicher Star des Filmes ist allerdings Alden Ehrenreich. Er hat die grandiosesten Momente des Filmes abbekommen, vereint die besten Lacher auf sich und ist in seiner Mischung aus naivem Vollpfosten und erstaunlich cooler Sau ein echter Selbstläufer.

Hail, Caesar!

Scarlett Johansson darf ein wenig Film Noir Stimmung befeuern. Hmmmmmm.

Interessant für Actionfans ist die Tatsache, dass es zwei Actionhelden in den „Hail, Caesar!“-Cast geschafft haben. Während der französischstämmige Christopher Lambert („Mean Guns“) als schwedischer Regisseur ein Musical mit Channing Tatum inszenieren darf und ob seines Aussehens die Frage aufwirft, ob man ihn auf alt geschminkt hat oder er inzwischen wirklich schon sooo alt ausschaut, ist der echte Schwede Dolph Lundgren („Skin Trade“) in seinem Cameo als russischer U-Boot-Kommandant kaum zu erkennen. Einzig seine Körperhaltung und ein für einen Sekundenbruchteil aufblitzender Schemen seines Gesichtes, lassen erahnen, dass Lundgren das für den Film wichtige U-Boot steuert.

Neben dem beeindruckenden Star-Auftrieb weiß auch die detailverliebte und stimmige Ausstattung zu begeistern. Genau wie die edle Fotografie von Roger Deakins. Zudem kann man in dem Film ein wahres Füllhorn an Anspielungen entdecken. So ist bei vielen Filmfiguren ganz offensichtlich, welche damaligen Stars ihnen als Vorlage dienten (Gene Kelly als Vorbild für Channing Tatum sei exemplarisch genannt). Zudem machen die Coens vor den eigenen Filmen ebenso wenig halt (Das Studio Capitol Pictures spielte schon in „Barton Fink“ eine Rolle, in dem die Coens ihr Gift deutlich vehementer über Hollywood ausschütteten) wie vor ganzen Genres (wenn hier irgendwann eine Spaghetti zum Lasso umfunktioniert wird, lachen sich alle Spaghetti-Western-Fans ins Fäustchen).

Hail, Caesar!

Josh Brolin, der sich hier gerade Clooney zur Brust nimmt, gehört inzwischen zum Coen-Inventar.

Auf dem Papier scheint also alles zu stimmen. Und dennoch, so richtig zünden will der Film letzten Endes nicht. Die Aufzählung der vielen Kurzauftritte der Stars deutet bereits ein gewichtiges Problem an: Es passiert viel in „Hail, Caesar!“ Im Grunde passiert sogar zu viel. Zumindest für 106 Minuten Laufzeit. Kaum ein Storystrang wird wirklich vertieft. Das Finale zurrt die einzelnen Stränge zwar gut zusammen, kommt aber erstaunlich plötzlich über den Zuschauer. Vor allem bleibt der große Knall irgendwie aus. Und es fehlt an echtem Biss. Für eine Satire auf Hollywoods Starsystem irgendeiner Epoche ist „Hail, Caesar!“ einfach viel zu brav. Teilweise wirkt der Film fast schon richtungslos in der Verteilung seiner Spitzen. Es fehlt einfach eine großartige Idee, die den Film als Meisterwerk adeln könnte. So bleiben letzten Endes viele grandiose Einzelszenen im Gedächtnis: Genannt seien eine absurde theologische Diskussion, George Clooneys wundervoll pathetischer Schlussmonolog mit finalem Lacheffekt, ein stoisch auf Alden Ehrenreich einredender Ralph Fiennes am Rande des Nervenzusammenbruches, die fantastische Bar-Tanzszene und die wilde Theorien entwickelnden Kommunisten-Autoren. Das macht im Großen und Ganzen viel Spaß, kann meines Erachtens dem Gros der Coen-Filme aber nicht das Wasser reichen.

„Hail, Caesar!“ läuft am 18. Februar 2016 in den deutschen Kinos an und kommt von Universal Pictures International.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures International__Freigabe: ohne Altersbeschränkung__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit dem 18.2.2016 in den deutschen Kinos.

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