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On the Doll

Originaltitel: On the Doll__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2007__ Regie: Thomas Mignone__ Darsteller: Josh Janowicz, Brittany Snow, Candice King, Chloe Domont, Shanna Collins, Clayne Crawford, Eddie Jemison, Paul Ben-Victor, Angela Sarafyan, Marcus Giamatti, Theresa Russell, James Russo, Cam Gigandet, Ethan Cohn, Brett Rickaby, …

Das amerikanische Postermotiv.

Das amerikanische Postermotiv.

Ein alternatives Postermotiv.

Ein alternatives Postermotiv.

Zum Trailer (engl. OV) geht´s hier!

Im Jahr 2007 markierte das innerhalb unterschiedlicher Zweige des Sex- und Erotik-Milieus angesiedelte düstere Drama „On the Doll“ das Skript- und Spielfilm-Debüt des Werbe- und Musikvideo-Regisseurs Thomas Mingone, der zuvor primär dank seiner Clips für Bands á la Mudvayne, Cradle of Filth, Slipknot und Sepultura eine gewisse Bekanntheit erlangt hatte. Im Fokus stehen drei individuelle Plot-Stränge, die sich im Verlauf jeweils nur „beiläufig berühren“ – bevor sie am Ende jedoch in Gestalt eines markanten finalen Ereignisses direkt zusammentreffen, welches dem Publikum bereits unmittelbar zu Beginn angedeutet wird: Als ein durch die Straßen von L.A. zu einem Einsatz hastender Polizist über einen Zaun springt, löst sich dabei versehentlich ein Schuss aus seiner Dienstwaffe – worauf man in Zeitlupe (im Prinzip so wie in Korn´s „Freak on a Leash“) die Flugbahn des Projektils aufgezeigt erhält, bis dieses „irgendwo“ einschlägt. Wo genau – ob nun in einem Gebäude, bestimmten Gegenstand oder gar einer unglückseligen Person – erfährt der Zuschauer erst rund 90 Minuten später, im Zuge derer die betreffende (bis zu jenem Punkt im Geschehen hinführende) „Vorgeschichte“ aufgezeigt bzw. erzählt wird…

Storyline Nr. 1: Inzwischen ist das ehemalige Missbrauchsopfer Jaron (Josh Janowicz) zu einem jungen Mann herangewachsen, der für seinen Chef (Marcus Giamatti) u.a. als Editor der vorrangig von Prostituierten aufgegebenen Privatanzeigen einer entsprechend ausgerichteten Zeitung sowie als Auslieferer spezieller Waren (unter ihnen Slips, die in Urin getaucht als „getragen“ verkauft werden) arbeitet. Indem er einen Teil seines Einkommens dafür zur Seite legen lässt, versucht er nunmehr seit einiger Zeit, die „Freiheit“ eines Mädels namens Tara (Angela Sarafyan) zu erkaufen, die er schon lange kennt und welche dazu gezwungen wird, in einer örtlichen Peepshow aufzutreten. In diesem Kontext lernt er eines Tages Balery (Brittany Snow) kennen – ihres Zeichens ein Callgirl, das gerade jemanden sucht, um mit diesem einen ihrer umsympathisch-vermögenden „Klienten“ auszurauben. In Anbetracht seines Ziels sowie der Tatsache, dass sich Tara´s Gesundheitszustand kontinuierlich verschlechtert, willigt er (unabhängig vorhandener Bedenken) ein – und so begeben sich beide daran, das ins Auge gefasste Vorhaben in die Tat umzusetzen…

In Storyline Nr. 2 geht es um die High-School-Klassenkameradinnen Courtney (Chloe Domont) und Melody (Candice Accola) sowie um ihren mehrere seiner Schüler (m/w) offenkundig sehr „an-/erregend“ findenden Lehrer Mr. Garrett (Eddie Jemison), welchen sie eingangs (nach dem Unterricht) prompt beim Masturbieren in seinem Wagen erwischen: Anstatt sein Verhalten zu melden, animieren sie ihn mit aufreizenden Posen sogar noch weiter – schließlich wollen sie einen anstehenden wichtigen Test bestehen und hat er ihnen obendrein die Möglichkeit in Aussicht gestellt, einige Dollar mit Webcam-Aufnahmen zu verdienen, die ein Bekannter von ihm produziert. Gegen Nachmittag suchen sie dann also gemeinsam die lokale „Branchen-Größe“ Jimmy (Paul Ben-Victor) auf, der zwar auf Anhieb erkennt, dass die vorgelegten Ausweise der eigentlich noch Minderjährigen gefälscht sind – er aber trotzdem gleich mal ein paar „Probefotos“ anfertigen lässt. Im Folgenden „vergreift sich“ Garrett auf dem Heimweg kurzerhand an Melody, nachdem jene einige Pillen zu sich genommen hatte und Courtney zuhause abgesetzt wurde. Als letztere davon erfährt, schmiedet sie (voller Abscheu und Wut) einen Plan, ihn für das Getane büßen zu lassen…

Storyline Nr. 3 handelt von Chantal (Shanna Collins), die am liebsten „eine Künstlerin“ (Malerin oder Poetin) wäre – ihr Geld derzeit jedoch als Escort-Girl verdient und mit diesem vor allem die Ambitionen ihres Boyfriends Wes (Clayne Crawford) finanziert, der mit seiner Band unbedingt ein Album aufnehmen sowie „den Durchbruch schaffen“ will. Er hält ihre Träume für unsinnig und hätte gern, dass sie ihre selbst verfassten Texte auch einsingt – was sie bislang allerdings stets abgelehnt hat – wogegen sie sich von ihm „eine Festigung ihrer Beziehung“ (soll heißen: Verlobung) wünscht. Er ist ein undankbarer Egoist, der sie aber jedes Mal „zur Sicherheit“ zu ihren Terminen begleitet und ihr irgendwann tatsächlich einen schicken Ring besorgt: Man merkt schon, dass sie einander (auf ihre ganz eigene Art) eine Menge bedeuten. Seit jeher hat sich Chantal auf „Rollenspiele“ (ohne jegliche Penetration) spezialisiert – bei denen sie sich meist verkleiden sowie die Fetisches ihrer „Kunden“ bedienen muss (z.B. einen in der Badewanne mit dem Kopf unter Wasser drücken). Als einer jener jedoch plötzlich Dinge von ihr verlangt, die sie strikt ablehnt, resultiert das letztlich in einem auf blutige Weise eskalierenden Streit…

Der Titel „On the Doll“ bezieht sich auf die Stellen an einer Puppe, an der missbrauchte Kinder den Behörden (Ärzten, Staatsanwälten etc.) gegenüber oftmals anzeigen sollen, wo man sie denn „unsittlich angefasst“ hätte. So gut wie jeder in diesem Film ist entweder ein Opfer oder Täter – gelegentlich auch beides. Die Materie ist düster, ernst und realitätsbezogen – und Mingone präsentiert sie angepasst humorfrei sowie fern von irgendwie „sexy“. Ein gewichtiges Problem ist jedoch, dass er über die bloß knapp 100-minütige Laufzeit verteilt eine solche Fülle an (generell durchaus komplexen und nicht uninteressanten) Sachverhalten und Protagonisten darreicht, dass es ihm u.a. an der notwendigen „Ruhe“ mangelte, diese in einem vernünftigen Maße zu vertiefen. Infolge dessen verbleiben einem angrenzend alle dieser Kids (leider) weitestgehend egal. Eventuell wäre es ergiebiger gewesen, auf einen der Plot-Stränge einfach komplett zu verzichten – schließlich weist selbst der zentrale (sich um Jaron rankende sowie mit mehreren Flashbacks aufwartende) so manche Gegebenheit auf, die von zusätzlichen Hintergrund-Infos zweifelsohne profitiert hätte – in erster Linie seine Verbindung zu Tara bzw. die genaueren Umstände ihrer aktuellen Situation…

Jaron agiert auf der Basis einer Kombination aus Zuneigung und Schuldempfinden für etwas, das vor Jahren geschah – wofür er allerdings nichts konnte. Dennoch hat der besagte Moment Tara´s Leben auf ewig verändert. Als Teenagerin wird sie von Angela Sarafyan („Paranoia“) verkörpert, welche schon immer eine sehr reizvolle Ausstrahlung besaß. Schade nur, dass man halt nicht mehr von ihr sieht oder erfährt. Jaron wird mit einem über den Kopf gezogenen Damenslip an seinem Büro-Schreibtisch onanierend in die Handlung eingeführt: Trotz seiner schlimmen Vergangenheit habe ich nie wirklich „mit ihm mitfühlen“ können – was sicher mit an der „blassen“ Performance von Josh Janowicz („the Chumscrubber“) liegt. Und Brittany Snow („Pitch Perfect“) als Balery? Sie spielt keineswegs schlecht – allerdings habe ich ihr den Part so gut wie überhaupt nicht abgekauft: Sie wirkt schlichtweg „zu nett, süß und unverbraucht“. Des Weiteren treten u.a. noch Marcus Giamatti (TV´s „Judging Amy“) als Jaron´s Boss, Theresa Russell („Eureka“) als seine in ihrer Profession als Therapeutin zusätzlich auf ihn einwirkende Mutter sowie James Russo („Stiletto“) im Rahmen einzelner Rückblenden in Erscheinung…

Am „ungemütlichsten“ ist die Geschichte Courtneys und Melodys beizuwohnen – nämlich die zweier Schülerinnen, die gerade dabei zu entdecken sind, dass ihnen ihre Sexualität nicht nur Aufmerksamkeit, sondern zugleich auch eine Form von „Macht“ verleiht. Ihre Naivität – bspw. ihrem lüsternen Lehrer, den von ihm ausgehändigten „Gute-Laune-Pillen“ sowie der Arbeit als Webcam-Model gegenüber – führt sie Schritt für Schritt näher an den sprichwörtlichen „Abgrund“ heran. Diese Szenen gehören zu den besten des Werks – zumal Chloe Domont („Haze“), Candice Accola (TV´s „the Vampire Diaries“) und Eddie Jemison („Ocean´s Eleven“) jeweils rundum überzeugende Leistungen erbringen. In einer kleinen Nebenrolle vermag man hier übrigens den damals noch unbekannten Cam Gigandet („Trespass“) zu erspähen – unmittelbar bevor ihm mit Catherine Hardwicke´s „Twilight“ der Durchbruch gelang. Porno-Produzent Jimmy mischt derweil nahezu überall im betreffenden Milieu mit – verdient reichlich „aus unterschiedlichen Kanälen in seine Taschen fließendes Geld“, wird von Paul Ben-Victor („Empire State“) zweckdienlich portraitiert und sorgt zum Ende hin für eine der spärlichen „Überraschungen“ des Films…

Der Einblick in den Alltag Chantals sowie in den ihres unsympathischen Lebengefährten Wes erweckte bei mir indes am wenigsten Interesse – und das obgleich ich weder an den Darbietungen von Shanna Collins („Loaded“) und Clayne Crawford („the Baytown Outlaws“) noch an denen ihrer allerlei schräge Wünsche hegenden „Klienten“ (unter ihnen Ethan Cohn aus „Rubber“ und Brett Rickaby aus „Bereavement“) hatte. Auf diesen Story-Strang hätte man wohl am ehesten (zugunsten einer intensiveren Fokussierung auf die verbliebenen) verzichten können. Natürlich wäre es dann nötig geworden, das Finale etwas umzuschreiben, welches sich im Vorliegenden (unabhängig seiner „zielgerichtet konstruierten Herleitung“) als durchaus zufrieden stellend entpuppt: Die Schicksale verschiedener Menschen kreuzen sich – und das in einem Fall auf eine besonders tragische Weise. Ruhig hätte Mingone´s Drehbuch noch eine Überarbeitung seitens eines „gestandeneren Kollegen“ erfahren dürfen – vorrangig um den konkreten Inhalt (samt Charakterzeichnungen) besser auszugestalten. Zumindest aber rufen die zu vernehmenden Dialogzeilen der jungen Leute einen erfreulich authentisch klingenden (verfassten und vorgetragenen) Eindruck hervor…

Am Anfang berichtet Jaron davon, wie er früher mal ein totes Vogelbaby im Rasen liegend auffand: Eingangs dachte er, das Tier würde noch leben – doch stellte sich bei genauerem Beäugen heraus, dass sich in Wahrheit zig Maden durchs Innere des Körpers fraßen: Ein unverkennbares Metapher – in gleichermaßen abstoßende wie optisch ansprechende Bilder gekleidet. Die gewählte Farbpalette erstrahlt gesättigt und trist, Kamera-Frau Nicole Hirsch (2nd Unit Director u.a. bei „Running Scared“) beherrscht ihr Metier achtbar, das Tempo ist durchweg straff und Mingone´s Inszenierung geht absolut in Ordnung – bloß dringt einem das Gebotene nie richtig „unter die Haut“, was nicht allein den oberflächlichen Protagonisten zuzurechnen ist. Vieles lässt einen unvorteilhaft „kalt” – sogar Balery´s heftiger Gefühlsausbruch, als sie einen ans Bett gefesselten „Kunden“ immer wieder (bis hin zur Bewusstlosigkeit) mit der Faust in den Schritt schlägt. Frei von Sex und Nacktheit, hätte anstatt des meist eher „nüchtern-dokumentierenden“ Stils ein „noch schonungslos-offenherzig-ungeschliffenerer“ (á la Larry Clark) gewiss einen stärkeren Effekt in der Hinsicht erzeugt. Somit erweist sich „On the Doll“ zwar als ambitioniert, kurzweilig und solide – letztlich aber einfach nicht als „emotional involvierend“ genug…

Obgleich der Streifen seine Deutschland-Premiere bereits im September 2008 auf dem Oldenburger Filmfest feierte, ist er hierzulande bis heute (07/2023) noch immer nicht auf DVD oder BluRay veröffentlicht worden. In seiner Originalfassung kann man ihn jedoch schon seit einigen Jahren u.a. in Holland und den Vereinigten Staaten auf DVD erwerben…

Stefan SeidlOn the Doll

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On the Doll

Copyright der Postermotive und Screenshots: Doom Incorporated / Jeff Most Productions / G-Machine / Your Half Media Group / Peace Arch Ent. Group (US)__ Infos zur amerikanischen VÖ: Freigabe: Unrated__ Geschnitten: nein__ DVD/BluRay: ja (RC1)/nein__

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