Originaltitel: Big Trouble In Little China__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: John Carpenter__Darsteller: Kurt Russell, Dennis Dun, James Hong, Victor Wong, Kim Cattrall, Al Leong, Kate Burton, Donald Li, Carter Wong, Peter Kwong, James Pax, Suzee Pai, Chao Li Chi u.a. |
Mitte der 80er-Jahre ging es mit der Karriere von Horrorpapst John Carpenter bergab. Die Sci-Fi-Komödie „Starman“ und die Stephen-King-Verfilmung „Christine“ hatten nicht an die Klassiker des „Halloween“-Vaters heranreichen können, seine Neuauflage von „Das Ding aus einer anderen Welt“ floppte von der finanziellen Warte aus gesehen. Das gleiche Schicksal ereilte 1986 leider auch die irre Eastern-Hommage „Big Trouble In Little China“, für die Carpenter sein erprobtes Gruselkönnen mit Elementen der Buddykomödie, der Kung-Fu-Action und der parodistischen Fantasy vermengte. Das Publikum „belohnte“ den wundervollen Filmspaß leider mit hinter den Erwartungen zurückbleibenden Einspielergebnissen, doch über die Jahre bildete sich eine treue Fangemeinde heraus, die den Film als das sieht, was er ist: Grandioser, nostalgischer Kulttrash und gleichzeitig – abgesehen vom atmosphärischen Satansschocker „Die Fürsten der Dunkelheit“ – der letzte wirklich gute Carpenter-Film vor seinen spaßigen Alterswerken „Flucht aus L.A.“, „Vampires“ und „Ghosts of Mars“.
Mit seinem Lieblingsstar Kurt Russell hatte Carpenter zu diesem Zeitpunkt bereits zweimal zusammengearbeitet: Der düstere Endzeitklassiker „Die Klapperschlange“ verhalf ihm zu der unsterblichen Kultrolle des rauen Antihelden Snake Plissken, mit der man ihn noch heute assoziiert, und auch den Sci-Fi-Horror „Das Ding aus einer anderen Welt“ meisterte Russell souverän in der Hauptrolle. In „Big Trouble In Little China“ durfte er seine erprobte Heldenrolle nun lustvoll aufs Korn nehmen und sich durch einen ironischen 80s-Actioner kalauern, der alle möglichen Genres in sich vereint, das beste aus jedem herauspickt und zu einem der genialsten 80er-Jahre-Relikte überhaupt zählt.
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Trucker Jack Burton (Kurt Russell) begleitet seinen chinesischen Freund Wang (Dennis Dun) zum Flughafen, wo der seine Freundin abholen will. Doch kaum angekommen, wird die grünäugige Schöne von finsteren Straßenschlägern nach Chinatown verschleppt. Jack und Wang nehmen die Verfolgung auf und finden sich schnell in einem Abenteuer wieder, das ihre Vorstellungskraft sprengt: Der mehrere 1000 Jahre alte chinesische Magier David Lo Pan (James Hong) muss sich mit einer grünäugigen Frau vermählen, um sich des Fluchs der Fleischlosigkeit zu entledigen. Zusammen mit dem weisen Egg Shen (Victor Wong), der als Busfahrer Touristen durch Chinatown kutschiert, und der Reporterin Gracie Law (Kim Cattrall) nehmen die Freunde den Kampf gegen die finsteren Mächte auf. Martialische Kung-Fu-Kämpfer, übermenschlich begabte Schergen Lo Pans und eine Vielzahl in der Unterwelt hausender Monster stellen sich ihnen entgegen…
All I know is that this Lo Pan character comes out of thin air in the middle of a goddamn alley while his buddies are flying around on wires cutting everybody to shreds while he just STANDS there waiting for me to drive my truck straight through him with LIGHT coming out of his mouth!
Carpenter webt den Fantasyanteil auf brillante Art und Weise zunächst schleichend mit ein, um „Big Trouble In Little China“ schließlich zu einer abgefahrenen Trashgranate der Oberklasse mutieren zu lassen. Bevor Jack und Wang zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Magier Lo Pan machen, geraten sie zunächst in eine groß angelegte Straßenschlacht zweier verfeindeter Chinatown-Gangs (unter deren Mitgliedern sich auch Al Leong entdecken lässt), die mit einer Vielzahl verschiedener Waffen und rasanter Martial-Arts-Choreographien das erste Actionhighlight des Streifens markiert. So exotisch die Gegner im weiteren Verlauf auch werden sollen, „Big Trouble In Little China“ verliert sich nie in reinem Effektoverkill, sondern garniert das Geschehen durchgehend mit handfesten Actioneinlagen, die sich – abgesehen von einigen im Stil der 80er wunderbar oldschoolig umgesetzten Shootouts – vor allem aus hervorragend choreographierten Kung-Fu-Fights zusammensetzen, in denen vor allem Costar Dennis Dun, der auch in Carpenters Folgewerk „Die Fürsten der Dunkelheit“ auftreten sollte, seine Fähigkeiten einbringen darf. Während Russell das Kampfkunst-Spektakel stets ironisch bricht, wirbelt Dun souverän durch die Reihen der Gegner und darf sich im Showdown auch im Flug gegen einen der „drei Stürme“ behaupten.
Die zählen zu Carpenters mit Abstand abgefahrensten Kreationen: Drei Chinesen mit Strohhüten, die Blitze schleudern, mit überdimensionalen Messern herumfuchteln, kaum einen Meter ohne vorherigen Doppelsalto zurücklegen und von denen einer gegen Ende mal eben aus Wut platzt und seine Körperteile über Lo Pans Unterwelt-Reich verteilt. Auch daneben mangelt es „Big Trouble In Little China“ nicht an Trashappeal, denn vor allem die wundervoll billig designten Monsterpuppen, an denen der Regisseur hier einen Narren gefressen zu haben scheint, machen den irren Cocktail zum grenzenlos nostalgischen Fantasyvergnügen. Hier atmet jede Szene, jeder Ausstattungsgegenstand den Geist der 80er-Jahre, alle Trick sind handgemacht und die von Carpenter kreierte Atmosphäre beispiellos: Retro-Trashappeal trifft auf astreine Gruselmomente, die wunderbar schmuddeligen Sets von den Gassen Chinatowns bis in Lo Pans unterirdisches Reich kontribuieren genauso wie die Art der Inszenierung am unvergleichlichen Feeling, dem der wie gewohnt von Carpenter höchstselbst komponierte Score die Krone aufsetzt. Für den Titelsong „Big Trouble In Little China“ stand der Regisseur dann sogar am Mikrofon.
Just remember what ol’ Jack Burton does when the earth quakes, the poison arrows fall from the sky, and the pillars of Heaven shake. Yeah, Jack Burton just looks that big old storm right in the eye and says, “Give me your best shot. I can take it.
Inmitten des trashigen Abenteuers, das unsere Helden von einer rasanten Klemme in die nächste manövriert, brilliert Kurt Russell als selbstironische Karikatur eines Machohelden, der sein Image charmant auf die Schippe nimmt und einen coolen Spruch nach dem anderen raushaut, während Dennis Dun, der ebenfalls in „Die Fürsten der Dunkelheit“ mitspielende Victor Wong und der spätere „Sex and the City“-Star Kim Cattrall das Ensemble zu einer sympathischen Protagonistenriege abrunden.
Nun sei hinzugefügt, dass dieses Review eine sehr subjektive Note trägt, da kein Film bei mir einen derart gigantischen Kindheitserinnerungsbonus genießt wie „Big Trouble In Little China“, der mir damals monatelang Albträume bescherte und den ich dennoch immer und immer wieder mit größter Begeisterung anschaute. Damals stets in der geschnippelten TV-Version. Und deshalb besitzt Carpenters Trashperle bei mir persönlich noch immer einen Sonderstatus: Es gibt wohl keinen Film, den ich mehr liebe als „Big Trouble In Little China“.
Fazit: Mit „Big Trouble In Little China“ gelang Horrorpapst John Carpenter 1986 eine irre Melange aus Kampfkunstlastiger Easternhommage, dekadentypischer Buddykomödie, Fantasyhorror und Abenteuer, deren nostalgisch-trashige Atmosphäre, zu der die abgefreakte Story gleichermaßen wie die schmuddelig-billigen Sets und Carpenters gewohnt toller Score beitragen, unglaublich ist. Die Action, die Sprüche, das Feeling – hier passt einfach alles und Kurt Russells ironische Performance als coole Sprüche im Minutentakt heraushauende Machokarikatur ist einfach brillant. Unsterblicher Kult!
“Big Trouble In Little China” ist in Deutschland als Single-Disc, Zwei-Disc-Special Edition und Zwei-Disc-Special-Edition im Steelbook von MGM erhältlich. Letztere besitze ich und bin sehr zufrieden damit. Als Extras sind neben Texttafeln Deleted Scenes, ein verlängertes Ende (sehenswert, schade, dass es im fertigen Film fehlt), ein Musikvideo zu Carpenters Titelsong, Trailer, ein kurzes Featurette und ein Audiokommentar von Carpenter und Russell an Bord. Im Rahmen der “Action Cult Uncut” Reihe wurde der Streifen ebenfalls neu aufgelegt.
© Ed Hunter
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