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Lethal Warrior

Originaltitel: Saat Po Long 2__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Soi Cheang__Darsteller: Tony Jaa, Wu Jing, Simon Yam, John Zhang, Louis Koo, Ken Lo, Jun Kung, Lam Ka-Wah u.a.
Lethal Warrior

Hierzulande als „Lethal Warrior“ vermarktet: „SPL 2: A Time for Consequences“ mit Tony Jaa

Ein Sequel zu „Sha Po Lang“, mit rund zehn Jahren Abstand, und noch dazu nur dem Namen nach eine Fortsetzung: In „SPL 2: A Time for Consequences“, hierzulande „Lethal Warrior“ getauft, taucht keine Figur des Vorgängers auf, Simon Yam und Jacky Wu (alias Wu Jing) spielen andere Rollen als im Erstling.

Bei den Fieslingen handelt es sich um chinesische Organschmuggler, welche ihre Opfer betäuben, entführen und dann entweder ausnehmen oder an einem abgelegenen Ort zwischenlagern, damit man ihre Organe beim Fund eines entsprechenden Kunden verkaufen kann. Chef der Verbrecherorganisation ist Hung Mun-Gong (Louis Koo), selbst schwer herzkrank; die Fahnder um den engagierten Cop Chan Kwok-wah (Simon Yam) sind ihnen auf den Fersen, aber nie schnell genug, wie eindrucksvolle Eingangssequenz zeigt, die in einem kurzen Überblick kurz zusammenfasst, wie die beiden Parteien agieren.

Ein anderer wichtiger Handlungsstrang dreht sich um den thailändischen Gefängniswärter Chatchai (Tony Jaa), dessen Tochter Sa an Leukämie erkrankt ist. Das Mädchen braucht dringend eine Knochenmarkspende, ein potentieller Kandidat ist auch gefunden, jedoch nicht zu erreichen. Derweil schiebt Chatchai weiter Dienst im Knast, zusammen mit seinem Freund Wong Kwong (Ken Lo), während für den Zuschauer schnell klar wird, dass auch hier alles nicht mit rechten Dingen zugeht, als man dem verhafteten Hongkong-Chinesen Chan Chi-Kit (Jacky Wu) kurzerhand eine angebliche Anklage wegen Drogenbesitzes unterjubelt.

Tatsächlich ahnt Chatchai (im Gegensatz zum Zuschauer) nicht, dass die Gefängnisleitung mit den Organhändlern operiert und es sich bei Chan Chi-Kit um einen Undercovercop handelt, den sie gegen eine wichtige Geisel eintauschen wollen. Doch im Kontakt mit dem Gefangenen kommen Chatchai irgendwann Zweifel an seinen Vorgesetzten…

httpv://www.youtube.com/watch?v=srD4k-kpU7Y

Lethal Warrior

Thai-Fighter Chatchai (Tony Jaa) gegen Hongkong-Cop Chan Chi-Kit (Jacky Wu Ying)

Ähnlich wie der Vorgänger ist „SPL 2“ eine Mischung aus Copthriller und Martial-Arts-Action, hier angereichert mit einer ordentlichen Portion Melodrama, die sich vor allem in dem Subplot um die schwerkranke Sa niederschlägt. Doch auch in den Männerbeziehungen blitzt das Gefühlskino des Hongkong-Actionfilms auf: Bei Chatchai und Chan Chi-Kit, zwei Männern, die scheinbar auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes stehen, durch die Sprachbarriere noch weiter getrennt werden und schließlich doch ihre Gemeinsamkeiten entdecken; bei dem aufrechten Chatchai und seinem Freund Wong Kwong, der Pate seiner Tochter ist, auch mal Bestechungsgelder kassiert, dies aber mit nicht nur schlechten Absichten tut; bei dem heruntergekommenen Undercovercop Chan Chi-Kit und seinem Chef Chan Kwok-wah, der gleichzeitig sein Onkel ist; bei Hung Mun-Gong und seinem Bruder Hung Mun-Biu (Jun Kung), der dieselbe rare Blutgruppe und damit das entsprechende Spenderherz besitzen würde. Das sind gewichtige Verstrickungen, die der Film für emotionalen Impact benutzt, mit denen er das Geschehen mit reichlich (Männer-)Melodrama anreichert, ohne dabei in den Bereich des Kitsches abzugleiten.

Für weitere Verzahnung der Ereignisse sorgt die Tatsache, dass ausgerechnet Chan Chi-Kit der passende Knochenmarkspender ist, was im Gegensatz zum Zuschauer keiner der Beteiligten weiß, und den Film ein wenig ins Reich des Überkonstruierten verschiebt, aber nicht so stört. Denn „SPL 2“ will kein Crime-Reißer der realistischen Schule sein, sondern ein stilisierter Actionthriller, was sich auch in visuellen Spielereien und im Dekor niederschlägt, vor allem der fast schon surreal modernen Klinik, in der das Finale des Films stattfindet.

So mixt die Action auch harte, geerdete und hervorragend choreographierte Martial-Arts-Action mit gelegentlichen Wirework-Einlagen, was zwar leichte Brüche in den Actionszenen erzeugt, vom Film aber zum ästhetischen Programm erklärt wird: Die Wirework-Moves kommen meist von zwei besonders toughen Handlangern des Schurken, während die Helden meist ohne derartige Hilfsmittel hinlangen, wodurch der Konflikt nicht nur der zwischen Helden und Gangstern, sondern auch zwischen unterschiedlichen Kampfstilen und Inszenierungsstrategien ist. Die Choreographie ist stets sehenswert, die Körperbeherrschung der beiden Hauptdarsteller furios und die Inszenierung meist einfallsreich, etwa wenn eine Gefängnisrevolte mit Unmengen an Beteiligten und diversen, inmitten des Getümmels ausgetragenen Fights als lange Plansequenz in Szene gesetzt wird. Umso unschöner fallen ein paar kleine Schnitzer auf, etwa die komplett unpassend gewählte musikalische Untermalung bei der Prügelei in und um den Gefängnisbus bei einem Befreiungsversuch oder ein paar fast schon ins unfreiwillig Komische übersteigerte Zeitlupen bei Abschluss des Finales.

Lethal Warrior

Der Gefängnisdirektor plant nichts Gutes

Allerdings ist „SPL 2“ kein reiner Actionreißer, setzt sein Spektakel dosiert ein und setzt damit Akzente, was ihm auch ziemlich gut gelingt, vor allem in einer Szene, in der sich eine Schießerei an einem Terminal anbahnt, die Gewalt in der Luft liegt, aber Regisseur Soi Cheang („Motorway“) diese spannungsfördernd herauszögert. Allerdings kann „SPL 2“ dieses Niveau nicht durchweg halten: Die Geschichte könnte man auch in weniger als den zwei Stunden erzählen, die der Film dafür aufwendet, weshalb sich Längen und redundante Szene einschleichen, gerade wenn der Film das Krankheitsdrama nicht nur betont, sondern regelrecht überbetont. Da verwundert es dann etwas, dass ausgerechnet am Ende die große Eile angesagt, mit Vorblenden kurz angedeutet wird, wie alles aufgelöst wurde, ehe der Abspann rollt, was den Abschluss etwas unrund wirken lässt, gerade in Anbetracht des sonst recht gediegenen Tempos.

Eine echte Überraschung liefert die Darbietung von Tony Jaa: War er in „Skin Trade“ kurz zuvor nach das schwächste schauspielerische Glied, so überrascht er mit einer vielleicht nicht preisverdächtigen, aber schon sehr überzeugenden Performance als Familienvater im emotionalen Zwiespalt, als Fighter mit Herz. Trotz gelegentlichem Overacting steht ihm Jacky Wu („Wolf Warrior“) als Cop mit Problemen da kaum nach, während Simon Yam („Man of Tai Chi“) als altehrwürdiger Polizist mit nuanciertem Spiel zu gefallen weiß. Louis Koo („Flash Point“) gibt einen wahrhaft hassenswerten Schurken ab, brauchbar auch Ken Lo („Special ID“) und Jun Kung („Time and Tide“) in wichtigen Nebenrollen, während die schurkischen Handlanger manchmal etwas zu geleckt und unnahbar wirken.

„SPL 2“ ist keine hyperaktive Daueraction, eher ein Crime-Melodrama, das mit stark choreographierten Martial-Arts-Einlagen dynamische Akzente setzt. Etwas überlang und teilweise stark konstruiert, in seiner Schilderung der verschiedenen Figurenbeziehungen trotzdem durchaus intensiv und glaubwürdig. Nicht die Königsklasse des Hongkong-Actionkinos, aber trotzdem ein gelungener, meist sehr stilvoll inszenierter Vertreter seiner Zunft.

Hierzulande erscheint der Film am 18. März 2016 bei Splendid auf DVD und Blu-Ray, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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