Originaltitel: Wrath of the Crows__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 2013__ Regie: Ivan Zuccon__Darsteller: Tiffany Shepis, Debbie Rochon, Tara Cardinal, Domiziano Arcangeli, Suzi Lorraine, Michael Segal, Brian Fortune, Gerry Shanahan, Emanuele Cerman, Matteo Tosi u.a. |
Dieses Gefängnis ist ein ganz besonderer Ort. Die Wärter sind italienische Soldaten aus der wenig gloriosen Zeit des Landes, als es den deutschen Faschisten wohlgesonnen war. Die Insassen dagegen sind der Abschaum unserer Zeit und vornehmlich Mörder. Das Procedere der Verurteilung gehorcht ganz eigenen Regeln:
Wird ein weißes Tuch an deine Gefängniszelle gehangen, kannst du theoretisch überleben. Aber du musst um dein Leben kämpfen und schlimmste Folter ertragen. Ein rotes Tuch dagegen bedeutet, dass du in jedem Fall sterben wirst. Aber du darfst einen Insassen bestimmen, der mit dir aus dem Leben gerissen wird. Warum man das wollen sollte? Nun, weil du auch ein schwarzes Tuch finden könntest. Selbiges bedeutet, dass du auf ewig in diesem Knast gefangen bist, in dem sich dein Verstand scheinbar Schritt für Schritt zu verabschieden scheint. Der einzige Ausweg: Dein Tod.
Eines Tages kommt eine neue Insassin zu den bisherigen hinzu. Sexy, undurchschaubar, selbstbewusst, stark und mördersexy. Sie verändert die Dynamik unter den bisherigen Insassen. Sie verführt die Männer und umgarnt die Frauen. Und sie zeigt ihnen Auswege aus dem Gefängnis. Auswege, die zumeist zum Tod des jeweiligen Flüchtlings führen. Als die Insassen die Frau umbringen, erweist diese sich als unsterblich und das Martyrium der Verbrecher nimmt ganz neue Ausmaße an…
httpv://www.youtube.com/watch?v=bPJjdLsk-9s
„Wrath of the Crows“ fängt eigentlich an wie einer dieser x-beliebigen Torture-Porn-Streifen. Ein Mann wird gefoltert und erniedrigt und nach einer Querfeldeinflucht grausam verstümmelt. Doch etwas ist anders. Denn mitten in den Quälereien, während denen man natürlich auf der Seite des Opfers steht, vermittelt uns der Film in Flashbacks, was für einem Menschen wir hier die Daumen halten. Binnen weniger Sekunden schlägt die Stimmung um. Man gönnt dem Typen, was er da erleiden muss. Derartige Momente gibt es in „Wrath of the Crows“ zuhauf.
Freilich reicht das nicht, um einen ganzen Film zu tragen. Weshalb die neue Insassin, wundervoll verrucht und sexy gegeben von Tiffany Shepis („Sickle“), für neuerliche Twists sorgen darf. Mehr und mehr halten Fantasy-Elemente Einzug in die Gefängnismauern. Visionen und Albträume mischen sich mit realen Ereignissen, die allerdings rational nicht zu erklären sind. Zudem wird wirklich jeder Charakter der Chose brachial entzaubert, egal ob Wärter oder Insasse.
Gegen Ende wird es dann richtiggehend metaphysisch. Es geht um Himmel und Hölle, um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse um die menschliche Seele sowie um Chancen auf Vergebung und Sühne. Und so abgehoben es auch klingen mag, dieses Gebräu funktioniert ziemlich gut, hält das Interesse des Zuschauers hoch und ist durchaus spannend geraten. Wobei sich die Spannung vornehmlich daraus speist, dass man permanent am Mitraten ist, was hier vor sich geht. Ist das große Ganze dann durchschaut, fügt sich alles durchaus schlüssig zusammen und in einem coolen „Abspann-Gag“ sind wir im Schnelldurchlauf bei einem finalen Twist dabei, der „Wrath of the Crows“ über die eigentliche Handlung hinaus noch einmal einen echten Höhepunkt verschafft.
Dabei ist der Film durch und durch Low-Budget. Was dem Horrorstreifen sogar zum Vorteil gereicht. Denn die mal wirklich auf Ekel und Zerfall ausgelegte Optik des Streifens, die freilich zuallererst den abgewrackten Knast-Komplex ins rechte, farbentzogene und kühle Licht rücken soll, bildet den idealen Rahmen für die lancierte Story. Ein Highlight ist die mit harten Schatten arbeitende Lichtsetzung, die das Surreale des limitierten Schauplatzes unterstreicht und damit die düstere Atmosphäre des Streifens befeuert. Einige wirklich schöne Bildkompositionen runden den erstaunlich positiven Gesamteindruck ab, auch wenn die insgesamt transportierte Trostlosigkeit der Szenerien nicht jedem gefallen wird und will.
Die Darsteller des Filmes mühen sich nach Kräften, ihren eigentlich unsympathischen Figuren Leben einzuhauchen. Das klappt so gut, dass man mit einigen tatsächlich so etwas wie Mitleid empfindet. Bekannte Namen sucht man dabei aber vergebens. Tiffany Shepis, die natürlich auch blank ziehen darf, ist dabei noch der bekannteste Name. Tara Cardinal dürfte zumindest dem einen oder anderen Genre-Freak wegen ihrem Mitwirken in „Zombie Massacre“ etwas sagen. Debbi Rochon („Battle Dogs“) könnte dem einen oder anderen auch schon einmal in einem Film über den Weg gelaufen sein.
Was am Ende bleibt, ist ein düsterer Film, der immer wieder mit unerwarteten Story-Entwicklungen zu fesseln vermag und damit auch das sichtlich schmale Budget zu überspielen versteht. Einzig der Einstieg in den Film wirkt repetitiv, weil „Wrath of the Crows“ eine Weile braucht, um richtig in Schwung zu kommen und bis dahin zu sehr nach dem selbst etablierten Schema F funktioniert. Doch dann bekommt man ordentlich was geboten. Da dürfen sogar Cartoon-Soundeffekte ertönen und extrem surreal-groteske Momente abgeschossen werden, ohne dass dies der düsteren Atmosphäre schaden würde. Ordentliche Darsteller und ein paar derbe, durchweg handgemachte Splatter-Effekte (mal exzessiv ausgespielt und mal die Fantasie des Zuschauers kitzelnd) kann der Film auch noch auf der Habenseite verbuchen. Für die große Masse allerdings wird der Film insgesamt zu sperrig sein, zu verstiegen in den Schlussminuten und ab und an einfach ein wenig zu gewollt in seinen Aussagen und den genutzten Stilmitteln. Dahingehend zieht Regisseur Ivan Zuccon sein Ding einfach brachial durch und lässt sich von nichts beirren. Das führt zu einem herausfordernden Filmerlebnis, das sich für den einen oder anderen sicherlich lohnen dürfte…
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir nichts bekannt. In UK erschien der Film als “Curse of the Crows” zumindest auf DVD, ist mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten und kommt von dem Label 4 Digital Media.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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