Originaltitel: Death Warrant__Herstellungsland: USA, Kanada__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Deran Sarafian__Darsteller: Jean-Claude van Damme, Robert Guillaume, Cynthia Gibb, Art LaFleur, Patrick Kilpatrick, Joshua John Miller, Hank Stone, Conrad Dunn, Jack Bannon u.a. |
Ende der 1980er feierte Jean-Claude van Damme seine ersten Erfolge im Actiongenre. Insbesondere „Bloodsport“ ist in diesem Zusammenhang wohl jedem Actionfan ein Begriff. Nachdem man das Konzept des Turnierfilms in der Folgezeit nur leicht variierte („Kickboxer“ sei an dieser Stelle als Beispiel genannt), entschied man sich Anfang der 1990er dieses Konzept zumindest ansatzweise zu ändern.
Der erste Film dieser Art ist der unter dem deutschen Titel „Mit stählerner Faust“ veröffentlichte „Death Warrant“. Dabei wurde auf eine rein kampfsportorientierte Handlung zugunsten einer konventionellen Actionthriller-Handlung verzichtet. Martial-Arts-Elemente fanden nur noch in den Actionszenen Beachtung. Doch wie schlägt sich Van Damme in dieser veränderten Umgebung?
Detective Louis Burke (Jean-Claude Van Damme) hat gerade den Serienkiller Sandman (Patrick Kilpatrick) festgenommen, da wartet schon der nächste Einsatz auf ihn. Da er als kanadischer Polizist in Los Angeles unbekannt ist, soll er undercover in ein Gefängnis geschickt werden.
In diesem Gefängnis häufen sich nämlich seit einiger Zeit die Todesfälle unter den Gefangenen. Mit Hilfe der Verbindungsagentin Amanda Beckett (Cynthia Gibb) soll er herausfinden, was hinter den mysteriösen Todesfällen steckt. Doch kann er im härtesten Knast der Stadt bestehen?
Knastfilm mit Jean-Claude van Damme und dem Sandman
Die Einführung von „Mit stählerner Faust“ könnte klassischer nicht beginnen. Van Damme, der hier mit ungewohnter Synchronstimme spricht, wird von ein paar Straßenräubern bedroht und kickt diese einfach so nebenbei um. Daraufhin erzählt er noch was von seinem getöteten Partner und schon haben wir das klassische (böse Zungen würden vermutlich eher von klischeehaft sprechen) Bild eines harten Polizisten.
Bereits direkt zu Beginn fällt die für einen Van-Damme-Film ungewohnt düstere Stimmung auf. Die anschließende Festnahme des Sandman mutet daher auch eher wie eine Szene aus einem Horrorfilm an. Gerade diese düstere Atmosphäre zieht sich auch durch einen Großteil des restlichen Films und ist neben den Actionszenen das größte Plus des Streifens.
So ist der Haupthandlungsort des Films, das Gefängnis, sehr düster und dreckig und kommt auch dementsprechend rüber. Demgegenüber stehen die für einen Knastfilm typischen Klischeefiguren. So gibt es natürlich sadistische Wächter und die anderen Insassen des Gefängnisses rekrutieren sich auch aus den bekannten Genre-Versatzstücken. Allerdings wirkt sich dies meiner Meinung nach nicht sonderlich negativ auf den Film aus, vielmehr gehören solche Klischees einfach zu dieser Art von Film dazu und tragen auf ihre Art auch zur Atmosphäre bei.
Die eigentliche Handlung wird relativ spannend erzählt, lediglich der Nebenplot um die Ermittlungen außerhalb des Gefängnisses ist ziemlich lahm und besitzt mit einem jugendlichen Hacker-Nerd auch noch eine Figur mit Nervpotential. (Zitat: „So ein Mist, ich verpass ja Star Trek“). Auch wird durch diese Parts die bereits erwähnte düstere Atmosphäre leider immer wieder aufgebrochen.
Etwas seltsam muten einige Elemente der Story im Gefängnis selbst an. Gefangene, die sich selbst Schusswaffen bauen und einen eigenen Trans-Harem halten, ohne dass sich die Wachen dafür in irgendeiner Weise interessieren würden, gibt es wohl auch nur in diesem Gefängnis. Doch trotz dieser Punkte hat man es bei „Mit stählerner Faust“ mit einem relativ spannenden Actionthriller zu tun. Eine Eigenschaft, die ja wahrlich nicht alle Filme des kleinen Belgiers auszeichnet.
Schauspielerisch bietet „Mit stählerner Faust“ erwartungsgemäß keine herausragenden Glanzleistungen. Jean-Claude Van Damme lässt sich in der Frühphase seiner Karriere eher selten beim Schauspielern erwischen, schafft es aber, den Part des Undercover Cops solide darzustellen. Dieses Wort trifft auch auf die meisten anderen Darsteller zu. Lediglich Patrick Kilpatrick („Night Walk“) kann als dämonischer Sandman ein paar Akzente setzen. Aber wegen den Schauspielleistungen guckt sich ja wohl auch kaum jemand einen Van-Damme-Film an.
Also, wie steht es um die Action? Auch hier gibt es ein wenig Grund zur Klage, dies betrifft aber hauptsächlich die Actionmenge. Denn qualitativ kann man den Konfrontationen keinen großen Vorwurf machen. Diese sind solide inszeniert und passen sich dem allgemeinen Grundton des Streifens an. Das heißt, sie kommen entsprechend roh beziehungsweise hart rüber und wissen definitiv zu gefallen. Nur ein wenig mehr davon im Mittelteil wäre wünschenswert gewesen. Aber auch das ist spätestens in den letzten 30 Minuten vergessen, wenn nämlich ein alter Bekannter von Detective Burke im Knast auftaucht. Ab diesem Punkt zieht das Tempo merklich an und auch die Action tritt häufiger auf.
„Mit stählerner Faust“ bietet solide Knastaction
„Mit stählerner Faust“ von Regisseur Deran Sarafian („Hemlock Grove“) hat so seine Schwächen, ist aber insgesamt ein solider Film des Belgiers. Besonders die düstere Atmosphäre gefällt, ebenso wie die Actioneinlagen. Wären diese häufiger und hätte man sich den Nebenplot außerhalb des Gefängnisses gespart, könnte man von einem Van-Damme-Highlight sprechen. So bleibt immer noch ein überdurchschnittlicher Genrefilm.
Knappe:
Der Trailer zum Van-Damme-Klassiker
Der Film lief uncut ab 18 in den deutschen Kinos und schaffte es so auch in die Heimkinos. Alle nachfolgenden DVD-Veröffentlichungen von MGM und der 20th Century Fox waren ebenfalls ungeschnitten. Allerdings in Teilen nicht mehr ab 18 freigegeben, da der Actioner nach einer Neuprüfung eine FSK 16 erhalten hatte. NSM Records besorgte dann die HD-Premiere. Ende August 2022 legte nun Capelight eine Mediabook-Veröffentlichung nach.
Die Blu-ray präsentiert den Film mit satten Farben und guter Schärfe. Zudem wurden einige retrospektive Extras produziert. Ein ganz aktuelles lässt Cynthia Gibbs Karriere bis heute Revue passieren, wobei sich die Hauptdarstellerin von „Mit stählerner Faust“ natürlich auch gerne an ebenjenen Streifen zurückerinnert.
Zwei Interviews mit Art LaFleur und Patrick Kilpatrick sind bereits etwas älter, lassen die Darsteller aber ebenfalls auf ihre Rollen und die Dreharbeiten zurückblicken. Dazu gesellt sich ein Audiokommentar mit Deran Sarafian. Last but not least gibt es ein Booklet von Oliver Nöding, der in erster Linie auf Jean-Claude van Dammes Karriere fokussiert. Alles in allem eine schöne Veröffentlichung. Kleiner Fun-Fact: Der Mittelteil des Booklets präsentiert auf zwei Seiten ein Bild aus… Leon!
© MasonStorm
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |