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Asia Mission

„Gymkata“, hierzulande „Asia Mission“ getauft, von Robert Clouse basiert auf dem Idee Karate und Turnen zu einem Kampfstil zu verbinden und den Sportler Kurt Thomas zum Actionstar aufzubauen. In diesem schrägen Film, der seine einzige Hauptrolle blieb, nimmt er an einen gefährlichen Menschenjagd teil, bei der ihm Oberschurke Richard Norton ans Leder will.

Originaltitel: Gymkata__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Robert Clouse__Darsteller: Kurt Thomas, Tetchie Agbayani, Richard Norton, Edward Bell, John Barrett, Conan Lee, Bob Schott, Buck Kartalian, Eric Lawson, Sonny Barnes u.a.
Asia Mission

Turnweltmeist Kurt Thomas tritt in „Gymkata“ alias „Asia Mission“ gegen Richard Norton an

Nachdem er mit dem Bruce-Lee-Hit „Enter the Dragon“ einen großen Erfolg verbuchen konnte, blieb Robert Clouse („China O’Brien 2“) – trotz gelegentlicher Ausflüge in andere Genres wie Tierhorror – dem Klopperfilm treu und fabrizierte 1985 mit „Gymkata“ ein reichlich eigenwilliges Exemplar, überraschenderweise sogar für MGM.

Die erste durchgeknallte Idee hinter dem Projekt war jene den Turnweltmeister Kurt Thomas zum Actionstar zu machen, indem man Gymnastik und Kampfkunst verbindet, wie der Originaltitel „Gymkata“ bereits aussagt. Thomas spielt hier (was für eine Herausforderung) den Turnmeister Jonathan Cabot, der sich ohne große Bedenken oder Widerrede von der US-Regierung für einen Job in Parmistan trainieren lässt, auch wenn ihn der Auftrag das Leben kosten könnte. Neben einem großen Schwarzen und einem älteren Asiaten ist hat man gleich noch die Thronfolgerin von Parmistan, Prinzessin Rubali (Tetchie Agbayani), als Trainerin angeheuert, die ihm beibringt, dass er auf alles gefasst sein muss und in Windeseile seinem nichtvorhandenen Charme erliegt, ehe es nach Parmistan geht.

Grund für das (natürlich in der entsprechenden Montage präsentierte) Training ist nämlich die nicht ganz einfache Aufnahme als Neubürger in Parmistan. Man muss an einem Spiel teilnehmen, das tödlich enden kann, und das stets neu konzipiert wird, weshalb der Fuzzistaat in den letzten 900 Jahren keine Immis mehr aufnehmen musste. Jonathans Papa gehörte auch zu den weniger erfolgreichen Teilnehmern, wie man in drei Nebensätzen heraushört, während der Film seine absurde Hintergrundgeschichte weiterspinnt: Von Parmistan hat man nämlich bestmöglichen Satellitenzugriff und wenn eine andere Nation sich dort breitmachen würde, dann wären Krieg und Terror im Anzug. Nur die USA würden natürlich für Sicherheit und Frieden sorgen, weshalb Jonathan diesen Wettkampf gewinnen muss, denn dem Sieger winkt nicht nur die schnöde Staatsbürgerschaft, sondern auch die Erfüllung eines Wunsches – in diesem Falle eben das Hochschießen eines Satelliten des Star-Wars-Raumfahrtprogramms. Denn so absurd die Geschichte des fiktiven Parmistan auch sein mag, um den realen Namen des Raumfahrtprogramms der Reagan-Ära kam man wohl nicht herum.

Natürlich ist das Ganze nicht einfach. Schon beim Zwischenstopp Richtung Parmistan verfolgen nicht näher beleuchtete Dunkelmänner Jonathan und killen ein paar seiner Begleiter, in Parmistan schaut ihn der schurkige Zamir (Richard Norton) mit Nackenmatte und offener Felljacke böse an. Zu allem Überfluss will der Schmierlappen auch noch die holde Prinzessin heiraten…

httpv://www.youtube.com/watch?v=9Mkl9rtttog

Das klingt ziemlich wild und hat noch so einige Absurditäten zu bieten. Den König von Parmistan etwa, der mit großer Freude eine lächerliche Fellmütze aufzieht und die Teilnehmer mit ebenso viel Freundlichkeit wie Höflichkeit behandelt, ehe er sie freudig auf ein Spiel loslässt, bei dem die meisten von ihnen vermutlich zu Tode gehetzt werden. Warum Jonathan all die beschwerlichen Übungen machen musste, wenn doch nur relativ schnödes Klettern und Kloppen angesagt ist und warum der Geheimdienst nicht lieber 3.475 Bewerber statt eines einzelnen schickt, wird nicht erklärt. Auch die anderen Länder schicken anscheinend jeweils nur einen Kandidaten, von denen einer ein übler Schlagetot und Widerling ist, was vermutlich ein Code für Russe ist, auch wenn man seine Herkunft nicht erfährt.

Der Knaller ist natürlich der Kampfstil zwischen Kunstturnen und Karate, denn praktischerweise stehen immer reckartige Stangen oder gar ein Pferd (also das Turngerät) zur Verfügung, wenn Jonathan mal wieder von den Angreifern eingekesselt wird. In der Szene, in der Jonathan auf dem Pferd bzw. pferdartigen Gebilde rotiert, um sich gegen kannibalische Bekloppte zu wehren, wird es dann besonders dolle, denn die Angreifer laufen nacheinander in die herumkreiselnden Mauken bis sie alle besiegt sind. Ansonsten sind die Actionszenen etwas hüftsteif, bieten immerhin reichlich Kuriositätenwert aufgrund der Turn-Moves ihrer Hauptfigur, aber zeigen auch, dass Clouse einfach nicht zu den Topregisseuren des Martial-Arts-Films gehörte, trotz des erwähnten Klassikers auf seiner Kappe.

Das klingt jetzt immerhin nach reichlich durchgedrehtem Spaß und den kann man eingeschränkt auch mit „Gymkata“ haben. Doch tatsächlich ist der Film oft seiner offensichtlichen Blödheiten und seiner absurden Prämisse doch zahmer als man erwarten mag und noch dazu so elanvoll wie das Volleyballspiel der Seniorenmannschaft von Wanne-Eickel erzählt. Zudem dauert es fast den halben Film bis die Menschenjagd losgeht, zuvor gilt es diverse unsinnige Füllmomente (zu denen auch der erwähnte Überfall zählt) zu überstehen und selbst das Spiel kann selten wirkliche Dringlichkeit vermitteln: Episodenhaft werden die verschiedenen Stufen aneinandergereiht, bei denen pro Hindernis brav ein Teilnehmer draufgeht, doch leider weiß man nichts über diese Figuren, wodurch ihr Ableben reichlich egal bleibt, so wie auch die unterentwickelten Schurken trotz all ihrer Fiesligkeiten nie so recht die Abneigung des Zuschauers wecken. Sympathiepunkte gewinnt der eindimensionale Held allerdings auch nicht.

Dass Kurt Thomas in Sachen Ausstrahlung droht gegen seine diversen Turngeräte den Kürzeren zu ziehen, hilft dem Film auch nur bedingt, denn der Hauptdarsteller wirkt durchweg wie ein tumber, reichlich überzüchteter Teenager. Immerhin ist Tetchie Agbayani („Rage“) ihm in Sachen fehlendes Charisma ebenbürtig. Wacker schlägt sich Richard Norton („In einsamer Mission“) in der ultraklischeehaften Schurkenrolle, auch wenn das Drehbuch ihm wenig zu arbeiten gibt und noch nicht mal eine einprägsame Todesszene beschert, während ein vollkommen verschenkter Conan Lee („Tiger on the Beat“) als weiter Teilnehmer des Spiels vorbeischaut.

„Gymkata“ eilt der Ruf besonders durchgeknallter Action voraus, doch das Ergebnis ist dann angesichts dieser Vorschusslorbeeren tatsächlich noch zahm, allen Absurditäten, Blödheiten und schrillen Einfällen zum Trotz, was vielleicht daran liegt, dass die Dramaturgie nie aus dem Schlafmützenmodus herauskommt. Richard Norton als die Baddie klaut immerhin gelegentlich den Film, Action gibt es reichlich, wenn auch immer etwas suboptimal inszeniert, und ziemlich einzigartig ist „Gymkata“ immerhin, auch wenn es noch ein paar Nummern schräger hätte sein dürfen.

Knappe:

In Deutschland ist der Film auf VHS von MGM/UA als „Asia Mission“ veröffentlicht worden, in den USA erschien eine DVD von Warner.

© Nils Bothmann (McClane)

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