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Flucht aus Absolom

Originaltitel: No Escape__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Martin Campbell__Darsteller: Ray Liotta, Lance Henriksen, Stuart Wilson, Kevin Dillon, Kevin J. O’Connor, Don Henderson, Ian McNeice, Jack Shepherd, Michael Lerner, Ernie Hudson, Russell Kiefel, Brian M. Logan u.a.
Flucht aus Absolom

Sci-Fi-Gefängnisaction mit Ray Liotta, Lance Henriksen und Stuart Wilson: „Flucht aus Absolom“ von Martin Campbell

Mit „Flucht aus Absolom“ verschaffte sich Regisseur Martin Campbell genug Aufmerksamkeit für eine längere Regielaufbahn, in der er unter anderem „James Bond – Goldeneye“ und „Vertical Limit“ drehte.

Der Film spielt im Jahr 2022: Hauptperson ist der Soldat John Robbins (Ray Liotta), der seinen Vorgesetzten erschießt und dafür ins Gefängnis wandert. Da er ein sehr guter Ausbrecher ist, wird er bald auf die Dschungelinsel Absolom verfrachtet. Bevor Robbins überhaupt den Grund von Absolom betritt, wird die Bedeutung der Insel genau beschrieben: Die Häftlinge haben Angst dorthin zu gelangen und plagen sich lieber mit sadistischen Aufsehern und winzigen Zellen herum. Die geschaffene Atmosphäre der Bedrohung taucht das eigentlich malerische Absolom, sobald die Handlung dorthin verlegt wird, in ein ganz anderes Licht als wenn diese Einleitung fehlen würde. So ist Robbins bereits bei der Ankunft wachsam und merkt, wie ihn die geheimnisvollen Insulaner aus dem Dickicht heraus beobachten.

Robbins wird von den Outsidern, einer Gruppe von Häftlingen, die unter der Leitung des nihilistischen Marek (Stuart Wilson) in einer primitiven, gewalttätigen Horde hausen, gefangengenommen. Doch Robbins gelingt eine halsbrecherische Flucht, an deren Ende er halbtot von den friedliebenden Insidern aufgefunden wird. Diese versuchen unter der Leitung des sogenannten Vaters (Lance Henriksen) ein gewisses Maß an Zivilisation zu wahren. Die Flucht ist rasant inszeniert und recht typisch für die Action in „Flucht aus Absolom“: In Ermanglung von Schusswaffen wird benutzt, was man finden oder bauen kann, teilweise auch einfach die bloßen Hände. Hier passt auch die Figur des Robbins gut hinein: Durch seine Ausbildung als Soldat kann er sich gegen die Outsider zu Wehr setzen ohne unglaubwürdig zu erscheinen.

Robbins wird in die Gemeinschaft der Insider aufgenommen, denkt allerdings weiterhin an das Unmögliche: Die Flucht von der Insel. Doch die Outsider, neidisch auf das fortgeschrittene Dorf, werden zu einer immer größeren Bedrohung für die Insider…

httpv://www.youtube.com/watch?v=2P23eKQcXvU

Campbells Mischung aus Action, Gefängnisfilm und Science-Fiction bietet einen malerischen Schauplatz. Die Dschungelareale mit Wasserfällen, Klippen etc. wirken beinahe so beeindruckend wie Michael Manns Landschaftsbilder aus „Der letzte Mohikaner“. Neben dem Schauplatz macht vor allem das ungewohnte Szenario den Reiz aus: So wirft der Film z.B. die Frage auf, ob man selbst in so einer Situation noch so zivilisiert bleiben könnte wie die Gemeinschaft des Vaters. In diesem Kontext ist auch die Entwicklung von Robbins interessant: Habe Actionhelden fast von Haus aus ein Problem mit Autorität, so wird seine Ablehnung hier sogar als krankhaft beschrieben. Robbins, der an einen Ausbruch und seinem eigenen Wohl interessiert ist, wird, vor allem im Zusammenspiel mit dem Vater, mit Frage konfrontiert, ob er die Gemeinschaft nicht mehr wert ist und er als Helfer, als Anführer oder nach einer eventuellen Flucht aus Aufdecker der Zustände auf Absolom eine wichtige Rolle zu spielen hätte.

Der Film ist spannend inszeniert worden mit einer wenig vorhersehbaren Handlung, denn die verschiedenen Parteien haben nicht nur Interessen, sondern teilweise auch Spione in anderen Lagern. Auch das Ende des Films kann durchaus überraschen, nachdem „Flucht aus Absolom“ die Zuschauererwartungen eigentlich in eine andere Richtung gelenkt hatte; lediglich der Showdown hätte etwas besser und länger sein können. Auch die Kritik an zu harten Gefängnissystemen und die düstere Vision der möglichen Zukunft fallen positiv ins Gewicht.

Die Bösewichte sind auch sehr interessant; so gibt es auch unter den Outsidern bestimmte Gruppierungen, was im Film leider kaum hervorkommt (auf der DVD wird im Making Of ein wenig dazu gesagt). Die Figur des Marek ist ein Fiesling, der über die 08/15-Hackfresse hinausgeht. Die spöttische Art und unterschwellige Bedrohlichkeit des soziopathischen Fieslingsanführers kommen in der deutschen Synchronisation aufgrund der stimmlichen Qualitäten des Sprechers sogar noch besser rüber.

Schauspielerisch ist „Flucht aus Absolom“ zwar nicht überwältigend, aber schon ziemlich gut. Ray Liotta („Kill the Messenger“) bringt sehr viel Leben in die Rolle des wortkargen Einzelgängers, der doch einen mitfühlenden Kern besitzt. Lance Henriksen, sonst eher als Bösewicht wie in „Harte Ziele“ zu sehen, überzeugt in der ungewohnt sanften Rolle des Vaters, der allerdings auch ein paar Geheimnisse hütet. Stuart Wilson („Der Staatsfeind Nr. 1“) als launiger Bösewicht ist sowieso eine Bank, während Ernie Hudson („Best of the Best 4“) als Sicherheitschef der Insider punkten kann. Kevin Dillon („Platoon“) ist okay als junger Insider, für den Robbins eine Art Vaterfigur wird, während bei den Nebendarstellern unter anderem bekanntere Gesichter wie Jack Shepherd („Sobibor“), Ian McNeice („In 80 Tagen um die Welt“) und Michael Lerner („X-Men: Days of Future Past“) zu sehen sind.

Die Action ordentlich, wenn auch nicht unbedingt vorrangig. Wie bereits gesagt gibt es nur Kämpfe ohne Schießeisen, was aber eine Abwechslung im Actiongenre ist. Doch die Kämpfe sind recht rasant choreographiert und referieren andere Genres: Teilweise erinnern sie an Schlachtszenen der Marke „Braveheart“, an anderer Stelle an Belagerungen aus diversen Western. Der Härtegrad ist ordentlich: Genickbrüche, Pfeiltreffer, Aufspießungen etc. bieten die ausgefallenen Fights.

„Flucht aus Absolom“ ist ein etwas anderer Actionfilm mit ordentlichen Kampfszenen und einer recht spannenden Handlung um Inhaftierung, Flucht und Verhandlung. Allzu tiefschürfend mag Martin Campbells Sci-Fi-Actionfilm nicht sein, überzeugt aber durch sein unverbrauchtes Setting, die angerissenen Diskurse und seine überzeugende Besetzung, bei der vor allem Stuart Wilson als Fiesling die Hütte rockt.

Die deutsche DVD von Columbia Tristar ist ungekürzt, ab 18 freigegeben und indiziert. An Bonusmaterial gibt es ein Making Of. Leider ist die DVD im Bildformat WS 1,85:1; das Originalfomat ist WS 2,35:1.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Columbia Tristar__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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