Am 23. Juni 2016 erscheint der Kinohit „Deadpool“ für euer Heimkino. Und glaubt uns: Wer diesen Film gesehen hat, wird förmlich nach weiteren Storys des „Söldners mit der großen Klappe“ lechzen. Leider ist eine Fortsetzung noch weit entfernt. Wir empfehlen darum, die Deadpool-Comics ins Auge zu fassen. Diese liefern eine Vielzahl wildester Storys, die jene des Kinofilms an Einfallsreichtum, Brutalität und dummen Sprüchen um ein Vielfaches überbieten!
Wir stellen euch einige Sammelbände von Deadpool-Comics vor. Diese brachte der Verlag Panini Comics im Umfeld des Kinofilmes heraus und veröffentlicht aktuell noch weitere Bände. Obendrein startet er eine neue Heftreihe von Deadpool! Die erste Ausgabe liegt ab dem 19. Juli 2016 im deutschen Zeitschriftenhandel oder beim Comic-Dealer eures Vertrauens für euch bereit!
Wer ist bitte nochmal dieser Deadpool?
Deadpool heißt mit bürgerlichem Namen „Wade Wilson“ und ist Söldner. Als solcher erhält er eines Tages die niederschmetternde Diagnose: Krebs im Endstadium. Er meldet sich freiwillig bei einem Programm, das Heilung verspricht. Die paramilitärische Organisation „Waffe X“, die auch mit Wolverine herumexperimentierte, führt an Wade diverse Versuche durch und heilt tatsächlich den Krebs. Mehr noch: Sie verleiht Wade unglaubliche Selbstheilungskräfte. Der Preis: Vollkommene Amnesie und ein von Tumoren entstellter Körper…
Die Comicfigur Deadpool hatte ihren ersten Auftritt 1991 in „New Mutants #98“ und wurde 1993 mit einer eigenen Miniserie bedacht. 1997 erhielt die Figur ihre erste eigene fortlaufende Serie, die für eine kleinere Deadpool-Euphorie sorgte, 2002 aber relativ sang- und klanglos wieder aus dem Programm genommen wurde.
Serien wie „Cable and Deadpool“ sorgten dafür, dass die Figur nicht vollends zu Grabe getragen wurde. Für einen richtigen Hype sorgte allerdings erst ein vollkommen vergurkter Auftritt in dem Kinohit „Wolverine“. Der hier präsentierte „Deadpool“ konnte kaum weiter entfernt vom Comic-Original sein und dennoch startete der Charakter nun neu durch und ging richtig durch die Decke… Die verdiente Folge: Ein riesiger Kinohit rund um den Antihelden, der sein Publikum gerne direkt anspricht, sich selbst bewusst ist, dass er eine Comicfigur ist, jedem Rock hinterher hechtet und Abenteuer erlebt, die kein Marvel-Held vor ihm erleben durfte. Wir haben einige eindrückliche Beispiele für euch…
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Der Söldner mit der großen Klappe: Kopfsprung
Deadpool: Der Söldner mit der großen Klappe: Kopfsprung
von Victor Gischler (Autor), Bong Ty Dazo (Illustrator)
Broschiert: 148 Seiten
Verlag: Panini
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3862019267
Hydra ist im „wilden Land“ auf der Suche nach einer neuen biologischen Waffe. SHIELD entsendet Deadpool, damit Hydra nicht in den Besitz dieser Waffe kommt. Der Söldner mit der großen Klappe erhält bei diesem Auftrag Unterstützung von der sexy AIM-Agentin Betty, die die Waffe für ihn zum Abtransport vorbereiten soll. Im „Wilden Land“ angekommen sorgt Deadpool wie gewohnt für viel Chaos, nur um im Lager eines Stammes von Kopfjägern feststellen zu müssen, dass auch ohne sein Zutun schon einiges an Ärger in dieser Welt am Schwelen ist.
Denn ein zombifizierter Kopf eines Deadpools einer anderen Welt lässt sich hier wie ein Gott verehren. Obendrein ist der Schädel selbst auch noch die Waffe, hinter der alle her sind. Fortan steht die Dschungelwelt vollkommen Kopf und prallen Hydra-Agenten, Deadpool, Saurier und noch einige Parteien mehr aufeinander.
Was für ein Riesenspaß! Von einer urtümlichen Welt voller Dinosaurier und Säbelzahntiger zu brachialen Raumschiff-Kämpfen braucht es in „Der Söldner mit der großen Klappe“ meist nur ein Panel. Die wilde Story läuft mal so richtig Amok. Und der Leser ist irgendwann mitten in all dem Chaos verloren. Da redet Deadpool mit dem Zuschauer, mit sich selbst und einem Zombiekopf. Aus dem Off kommen unentwegt Kommentare und irgendwann kommunizieren die Kommentar-Geber auch noch untereinander. Dazu blutrote Splatter-Exzesse, wild mit den Augen rollende Bösewichter und Betty, ein comicgewordener feuchter Männertraum, der sich im Sekundentakt sexuelle Anzüglichkeiten von Deadpool bieten lassen muss.
Der wird in der Story mal wieder verbrannt, zerquetscht, zerhackt und kleingehäckselt und macht sich in einer Tour über die Story selbst, alle Comics und Comicfiguren lustig, haut mit popkulturellen Anspielungen um sich und ist sich für keinen dummen Spruch zu schade. Garniert wird das Ganze mit einem großartigen, farbprallen und detailverliebten Artwork, das einen noch mehr in die wilde Geschichte hineinzieht. Kurzum: „Der Söldner mit der großen Klappe“ ist ein absoluter Spaßgarant! Kurzweilig, abgefahren, wild, frech und ultrablutig.
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Der Söldner mit der großen Klappe 2: Nächster Halt: Zombieville
Deadpool: Der Söldner mit der großen Klappe: Nächster Halt: Zombieville
von Victor Gischler (Autor), Bong Ty Dazo (Illustrator), Kyle Baker (Illustrator), Rob Liefeld (Illustrator), Das Pastoras (Illustrator), Matteo Scalera (Illustrator)
Broschiert: 188 Seiten
Verlag: Panini
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3862019274
„Der Söldner mit der großen Klappe 2“ schließt unmittelbar an die Storyline aus dem ersten Band an. Wir erleben, wie Deadpool versucht, den Schädel seines Zombie-Ichs wieder in dessen Ursprungsdimension zu bugsieren. Denn nur so kann sicher gestellt werden, dass die Lumpen von Hydra nicht in den Besitz dieser gefährlichen „Bio-Waffe“ kommen.
Die Folge ist wildestes Dimensionen-Hopping, denn NATÜRLICH führt das Dimensionsportal, durch das der Kopf einst ins „Wilde Land“ kam, nicht zurück zu dessen Ausgangspunkt. Das wäre ja auch zu einfach. Und zu langweilig. So springt Deadpool mit dem Zombieschädel von Dimension zu Dimension und begegnet vornehmlich sich selbst in den Variationen seiner Realität. Witzigerweise hat er die fatale Neigung, seine anderen Ichs umzubringen. Aber naja, kann halt nur einen Deadpool geben.
Schnell sieht er ein, dass das so nicht viel werden wird. Als er zufällig wieder im „Wilden Land“ landet, bietet ein seltsamer Zauberer Hilfe an. Deadpool kommt nun tatsächlich in der richtigen Dimension an, allerdings folgen ihm diesmal auch Dr. Betty und sein neuer AIM-“Kumpel“ Bill. Das sorgt freilich für viel Trouble in der Zombie-Dimension, denn Deady muss nun auch noch auf seine Schutzbefohlenen aufpassen. Wie er trotz all dem Stress zu einem vergnüglichen Stößchen kommt und ob er auch noch Dr. Betty flachlegen darf, das erfahrt ihr nur in diesem Band. Ok, und freilich auch, ob letzten Endes ein „Ende gut, alles gut“ am Ende der Geschichte prangt… Soll ja manch einen interessieren.
„Der Söldner mit der großen Klappe 2“ schließt nicht nur direkt an die Story des Vorgängers an, er übernimmt auch dessen Konzept 1:1. So geben sich hier wüste Actionszenarien, Splatter, Sexismus, dumme Sprüche und ganz viel überkandidelter Schwachsinn die Klinke in die Hand. Die Geschichte wird zu Beginn rasant vorangetrieben und vor allem die zombifizierten Superheldenzombies machen eine Menge Spaß.
Leider reicht der Irrwitz aber diesmal nicht für die gesamte Distanz. Denn gegen Ende wirkt die Story schon arg bemüht und sehr gestreckt. Man verliert als Leser irgendwann gar den Faden, worauf die Story überhaupt hinaus will. Zwar fängt sich das Ganze in Richtung Showdown, der mit ein paar schrägen Ideen aufzuwarten versteht, so genial kurzweilig wie der Vorgängerband ist Teil 2 aber definitiv nicht.
Erstaunlich ist auch, dass hier häufiger die Zeichner wechseln. Gleich zu Beginn, bei dem Dimensionshopping, sind mal eben vier verschiedene Zeichner am Wirken. Was man auch sieht. Allerdings passt es hier gut, da jeder Zeichner eine andere Dimension bebilderte. Den größten Teil des Heftes über dominiert dann ein farbenprächtiges, überbordend detailliertes Artwork. Es gibt also immer etwas zu sehen in dieser überzogenen Mär, die ihrem Vorgänger nicht ganz das Wasser reichen kann.
Band 1 von „Der Söldner mit der großen Klappe“ vereint sechs Einzelhefte der amerikanischen Ausgabe. Band 2 sogar sieben. Beide Bände kommen mit ein paar Hintergrundinformationen und einer anspielungsreichen Cover-Galerie.
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Night of the Living Deadpool
Deadpool: Night of the living Deadpool
von Cullen Bunn (Autor), Ramon Rosanas (Illustrator)
Taschenbuch: 112 Seiten
Verlag: Panini
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3957980052
Es war eigentlich mehr als erwartbar, dass Deadpool, dessen Abenteuer vor popkulturellen Anspielungen nur so überzulaufen scheinen, auch einen umfassenden Beitrag zu dem aktuellen Zombie-Hype leisten würde. „Night of the Living Deadpool“ heißt die über ursprünglich vier Einzelhefte verteilte Hommage an die untoten Schlurfer und wurde 2014 von Autor Cullen Bunn und Zeichner Ramon Rosanas zum Leben erweckt.
Zu Beginn der Geschichte erwacht der Söldner mit der großen Klappe aus einem Fresskoma. Er hat es mit seinen heiß geliebten Chimichangas mal wieder total übertrieben. Im Tiefschlaf hat er nicht mitbekommen, dass die Welt von einem Tag auf den anderen von einem Zombie-Virus überrollt wurde, der die Menschheit mehr oder weniger ausgelöscht hat. Vollkommen desorientiert wankt unser Superheld durch menschenleere Straßen und versucht, sich einen Reim auf die Vorgänge zu machen. Doch schneller als gedacht, steht er den ersten Untoten gegenüber…
Nachdem er diese ordentlich geplättet und mit schlechten Sprüchen belegt hat, beschließt er, der Ursache für den Zombie-Virus auf den Grund zu gehen und vielleicht eine Heilung aufzutreiben.
Damit beginnt ein stark an „The Walking Dead“ erinnernder Road Trip, bei dem Deadpool immer mal wieder neue Begleiter aufsammelt, selbige an den Virus verliert und in scheinbar menschenleeren Städten einreitet, um hier auf mehr Überlebende und noch mehr Zombies zu treffen. Die Anspielungen und Zitate in Sachen Zombie-Thematik sind dabei Legion. Deren Auffinden alleine lohnt schon das Lesen dieser gewitzten Story mit einem zur Figur passendem, sehr schrägen Ende.
Natürlich wird auch dem Großmeister des Zombie-Filmes, George A. Romero, gehuldigt. So beschließt Deadpool auf seiner Reise aufgrund seiner Kenntnis von „Zombie“ beispielsweise eine Mall bewusst zu meiden (hier werden auch einige Schauplätze der „Walking Dead“-Reihe (Serie und Comic) hopps genommen). Zudem erinnert die ausgeblichene Grauton-Optik der Bilder an den schwarz-weißen Urklassiker des Genres: „Night of the Living Dead“. Wobei hier natürlich auch der Look der „Walking Dead“-Comicreihe von Robert Kirkman durchscheint.
Deadpool wird inmitten der apokalyptischen Graustufenwelt als knalliger Farbklecks angelegt. Ähnlich dem Color-Key-Effekt, wie er in Filmen manchmal genutzt wird, ist Deadpool die einzige bunte Figur in der Story und auch seine gewohnt gelben Sprechblasen setzen kleinere Farbtupfer in der düsteren, allerdings sehr detailliert gezeichneten Welt von „Night of the Living Deadpool“.
Die Story selbst schreitet flott voran und hat einige herrlich augenzwinkernde Twists im Gepäck. Auch sonst kommt der Humor in dem flotten Geschnetzel und Gesplatter nicht zu kurz. Wenn Deadpool etwa über 7-8 Seiten hinweg einen abgeschlagenen Zombie-Kopf, den er als Gesellschaft und Wegweiser mit sich herumschleppt, mit Wortspielen rund um das Thema Kopf disst, kommt man aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Auch sonst sitzen die Sprüche Deadpools auf den Punkt und wie im furios gelaufenen Kinofilm bekommt auch Hugh Jackman den einen oder anderen Spruch ab.
Interessant ist zudem, dass die Zombies in „Night of the Living Deadpool“ eher untypisch ausfallen. Sie scheinen allesamt über eine Art Restbewusstsein zu verfügen. In der Folge können sie rudimentär reden und sind sich ihrer Taten absolut bewusst. So entschuldigen sie sich vor dem finalen Biss sogar bei ihren Opfern! Zudem wird sogar das Szenario durchgespielt, dass Deadpool selbst zum Beißer wird. Er ist dann freilich ein noch eigenwilligerer Zombie…
„Night of the Living Deadpool“ ist ein flotter, schnell gelesener Spaß, der mit bissigem Humor, hakenschlagender Story und blutigem Artwork zu gefallen weiß. Vor allem für Filmfans ist der Comic eine wahre Fundgrube an Anspielungen und Zitaten. Kurzweilig, witzig, nichts für die Ewigkeit, aber hoch unterhaltsam.
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Return of the living Deadpool
Deadpool: Return of the living Deadpool
von Cullen Bunn (Autor), Nicole Virella (Autor)
Broschiert: 116 Seiten
Verlag: Panini
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3957984319
Ziemlich genau ein Jahr nach dem Erscheinen der Miniserie „Night of the Living Deadpool“ erschien die Folgeserie „Return of the Living Deadpool“. Diese setzt auf der grandiosen Schlusspointe des Vorgängers auf und spinnt diese auf absurde Weise weiter. Zombies spielen so keine allzu große Rolle mehr, stattdessen eine Vielzahl an Deadpools, die, sehr zum Ärger des Originals, machen was sie wollen und obendrein sogar ihm ans Leben wollen.
Klar, dass der Söldner mit der großen Klappe nichts unversucht lässt, wieder der einzige Deadpool auf Erden zu werden. Seine größte Hilfe ist dabei eine junge Dame namens Liz, die zum einen die Zombie-Plage und zum anderen die Deadpool-Plage überlebt hat, dabei aber ihre Familie aus den Augen verlor. Natürlich verspricht Deadpool, ihr zu helfen, diese wieder zu finden. Als er aber bemerkt, was die Deadpools wirklich vorhaben, ist er seinerseits verdammt schnell auf Liz’ Hilfe angewiesen…
Die Fortsetzung stammt wie der Vorgänger aus der Feder des Autoren Cullen Bunn, der diesmal nicht nur „The Walking Dead“ und Zombiefilme parodiert, sondern einen eigenen Ansatz findet, der die etablierte Grundgeschichte genial weiterspinnt, ohne sich zu wiederholen oder den Leser zu langweilen. Der wird von Anfang an von der schrägen Grundsituation eingenommen und folgt amüsiert dem weiteren Voranschreiten der Handlung, die zunehmend abgedrehter werdende Ideen aufzufahren versteht. Das ist nicht immer logisch, macht aber großen Spaß und wird von Deadpool wie gewohnt genial kommentiert.
Auch optisch schließt „Return of the Living Deadpool“ treffend an den Vorgänger an. Zwar ist der Pinselstrich der Zeichnerin Nik Virella etwas detailverliebter als der von Ramon Rosanas für „Night of the Living Deadpool“, der grundlegende Stil bleibt dennoch erhalten. Sprich: Es dominieren graue Panels, in denen nur die Deadpools, ihre Sprechblasen und die Splatterszenen farbige Akzente setzen. Gesplattert wird dabei natürlich oft und herzhaft. Eine nette Abwechslung ist zudem das Ende von „Return of the Living Deadpool“, das mal ziemlich konsequent daherkommt und beide Hefte im Gesamten sehr treffend abrundet.
Das ist dann sowieso der grundlegende Eindruck: Dass beide Heftserien eine sehr sehr coole Geschichte ergeben, die zum einen Zombie-Fans und zum anderen Deadpool-Fans mehr als glücklich machen sollte und in Look und Atmosphäre etwas Besonderes im Deadpool-Universum darstellt.
„Night of the living Deadpool“ und „Return of the Living Deadpool“ erschienen bei Panini Comics in Form zweier Sammelbände, die die jeweils vier Einzelhefte der amerikanischen Miniserien vereinen. Beide Bände enthalten neben Cover-Galerien je eine Bonusstory. Diese sind nicht uninteressant, passen aber im Ton irgendwie nicht zum Rest.
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Die Hochzeit
Deadpool: Die Hochzeit
von Brian Posehn (Autor), Scott Koblish (Autor)
Broschiert: 172 Seiten
Verlag: Panini; Auflage: 1 (26. Januar 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3957986344
Als eher fragwürdiges Leseerlebnis entpuppt sich der Sammelband „Die Hochzeit“. In diesem geht es um Beziehungen. Deadpool möchte nämlich seine große Liebe Shiklah ehelichen. Dazu hat er all die Superhelden eingeladen, mit denen er nur zu gerne regelmäßig zusammenarbeiten würde. Das „Hochzeitsfoto“, das zugleich das Cover des Sammelbandes ausmacht, zählt denn soeben mal 236 Superhelden. Ein Rekord, der sogar dem Guinness-Buch der Rekorde einen Eintrag wert war.
Vielmehr Tolles will einem aber zusammenfassend zu der Hauptstory nicht in den Sinn kommen. Sie mutet an wie unfertiges Stückwerk, in dem der Söldner mit der großen Klappe frei von der Leber weg berichtet, wie oft er schon verheiratet war und sein Herz verloren hat. Das ergibt einen wüsten Potpourri aus mal witzigen, mal überdrehten, mal unverständlichen und mal durchaus bewegenden, wenige Seiten langen Anekdoten, die beständig aus dem Zusammenhang gerissen wirken und nicht ein einziges Mal so wirklich knallen.
Ein oder zwei Gags sind ganz nett, das Artwork ist auch hochwertig, aber Spaß macht das Ganze eher weniger. Schnell beginnt man sich auf die Lückenfüller des Sammelbandes zu konzentrieren. Und findet hier die wahren Highlights. So ist die Story um die Flitterwochen des frisch getrauten Ehepaares total abgedreht und fährt auf ihrem Höhepunkt eine wilde Monsterparade auf. Und auch die Story um die Verschmelzung von Deadpool mit Madcap macht richtig Spaß und atmet viel von dem subversiven Witz, der Deadpool eigentlich ausmacht.
Das absolute Highlight ist allerdings die einleitende Geschichte um Adolf Hitler, Zeitreisen und Robo-Keilereien – passig im Adolf-Braun dargereicht. Allgemein ist das Artwork cool auf alt getrimmt worden und die Story selbst wartet mit einigen wirklich fantastisch fiesen Gags gegen den Führer auf. Von dem grandiosen Schlussgag fange ich hier gar nicht erst an.
Kurzum: Die Storys, die die große Hochzeit Deadpools rahmen, sind um ein Vielfaches besser als die zerstückelt und unfertig wirkende Aneinanderreihung wirrer Einzelepisoden in der „Hauptstory“.
Der Sammelband von Panini wartet neben den erwähnten Storys mit einer Cover-Galerie und einigen Worten zu dem bereits erwähnten Guinness-Eintrag auf.
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Tote Präsidenten
Deadpool: Tote Präsidenten
von Gerry Duggan (Autor), Brian Posehn (Autor), Tony Moore (Illustrator)
Broschiert: 140 Seiten
Verlag: Panini
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3862018963
Eine leicht verwirrt wirkende Type stellt zu Beginn von „Tote Präsidenten“ verbittert fest, dass sein Land, das glorreiche Amerika, inzwischen dem Verfall anheim gefallen sei. Also betätigt er sich ein wenig in schwarzer Magie und hofft so, die USA wieder auf Spur zu bringen. Und wer könnte das besser, als die zu neuem Leben erweckten amerikanischen Präsidenten von God’s Own Country? Gesagt, getan! Und da die Rächer keine Zeit haben und um ihr Image fürchten, muss Wade Wilson alias Deadpool ran und die wie wild wütenden Zombie-Präsidenten irgendwie aufhalten.
Deadpool gegen Zombie-Präsidenten also. Klingt irre, ist es auch… und macht von der ersten bis zur letzten Seite riesigen Spaß. Wenn Deadpool sich durch die Präsidenten schnetzelt, bleibt wahrlich kein Auge offen. Und für jeden hat er einen dummen Spruch übrig, der dem Leser zumindest ansatzweise verrät, wen es da nun gerade erwischt hat.
Nebenbei dreht die Story munter am Splatterrad, lässt Zombie-Elefanten wüten, Godzilla-Monstren zerplatzen und Präsidentenhirne aus Schädeln spritzen. Ein lüsterner Geist aus der Vergangenheit, Gastauftritte von Thor, Captain America und Dr. Strange sowie ein als Marilyn Monroe verkleideter Deadpool sorgen für weitere seltsame Momente in diesem abgedreht verrückten Husarenstück.
Kindisch, geschmacklos, absurd, morbid, temporeich, farbsatt, tiefrot und einfach nur wild… Mehr muss man zu diesem Spaß nicht sagen!
Der Panini-Comics-Sammelband vereint die sechs Hefte der zugrundeliegenden Miniserie und liefert neben den Heften auch die jeweiligen Cover in einer Galerie als Bonus mit.
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Der Seelenjäger
Deadpool: Der Seelenjäger
von Gerry Duggan (Autor), Brian Posehn (Autor), Scott Koblish (Illustrator), Mike Hawthorne (Illustrator)
Broschiert: 140 Seiten
Verlag: Panini
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3957981509
„Deadpool – Der Seelenjäger“ knüpft direkt an den Vorgänger-Sammelband „Tote Präsidenten“ an. In diesem starb eine SHIELD-Agentin einen unverdienten Tod. Doch zu Deadpools Leidwesen wanderte ihre Seele in seinen Körper. Deadpool ist es zwar gewohnt, dass gerne mal zig verschiedene Stimmen in seinem Kopf herum krakeelen, aber eine renitente Frauenstimme, die zudem grundmoralisch daherkommt und in ihrem ganzen Denken viel zu normal ist, ist für den Söldner mit der großen Klappe kein Zuckerschlecken. Also schickt er sich an, für die Seele der Agentin ein neues Gefäß zu finden. Und das führt zu allerhand Verwicklungen…
Die grundlegende Story ist verdammt dünn und trägt den Sammelband bzw. dessen Einzelhefte auch nicht vollends. Vor allem zum Ende hin nutzt sich das Treiben doch ziemlich ab und wirkt leicht gestreckt. Trotzdem hat man mit „Seelenjäger“ verdammt viel Spaß. Die Sprüchemaschine Deadpool läuft auf Hochtouren, die Situationen, in die er gerät, sind herrlich abgefahren und so manche Idee ist so drüber, dass man aus dem Schmunzeln gar nicht mehr herauskommt. Vor allem die Begegnungen mit Daredevil und Spiderman sind einfach absolut absurd und haben tolle Situationskomik zu bieten.
Das Highlight des Sammelbandes ist allerdings seine erste Geschichte. In dieser behaupten die Deadpool-Macher mal wieder rotzfrech, dass Deadpool schon immer Teil des Marvel-Universums gewesen sei. Die Folge ist eine auf alt getrimmte Optik, wie man sie in der Hitler-Story aus „Die Hochzeit“ kennt. Und die Geschichte ist mindestens genauso frech wie im soeben genannten Beispiel. Diesmal dreht sich alles um den Alkohol-Absturz von Tony – Iron Man – Stark und welchen Anteil Deadpool daran hatte. Im Zuge dessen setzt es absolute Knallergags voller respektloser Ideen und popkultureller Anspielungen, die durch die Bank zünden.
Alleine diese „Trinkspiel“ genannte Story ist schon die Investition in diesen Sammelband wert. Der mag im Großen und Ganzen nicht ganz rund sein, rettet sich aber mit coolen Gags und schrägen Einfällen auch über diverse Tempohänger hinweg.
Standardmäßig liefert Panini Comics eine Galerie mit den Covern der insgesamt sechs Einzelhefte, die der Sammelband vereint.
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Fazit
Die Deadpool-Comics sind allesamt eine Entdeckung wert. Nicht alle Gags zünden und nicht jede Idee will funktionieren, dennoch hat man mit den Abenteuern des Söldners mit der großen Klappe riesigen und vor allem extrem kurzweiligen Spaß. Auch und vor allem, weil er sich, seine Welt, den Leser und überhaupt alles nicht so ernst nimmt.
In diesem Sinne:
freeman
Das Copyright aller Bilder liegt bei Panini Comics