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Final Judgement – Henker im Meßgewand

Originaltitel: Final Judgement__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Louis Morneau__Darsteller: Brad Dourif, David Ledingham, Maria Ford, Simone Allen, Isaac Hayes, Orson Bean, Karen Black, Bert Williams, Howard Shangraw, Michael McDonald, Cynthia Steele, Kristin Dattilo u.a.
Final Judgement

In Louis Morneaus „Final Judgement“ gibt Brad Dourif einen etwas anderen Priester

Bevor sich Louis Morneau als Regisseur knackiger Horrorfilme, Thriller und Actionreißer der Güteklasse B einen Namen machte, fing er mit bescheidenen Frühwerken in den gleichen Genres an, zu denen auch „Final Judgement“ zählt.

Eines hat der Film allerdings: Eine ungewöhnliche Hauptfigur. Denn Vater Tyrone (Brad Dourif) ist alles andere als ein gewöhnlicher Priester. Ein früherer Straßenjunge mit Gangvergangenheit, der nun als Geistlicher arbeitet und die Problemjugend im Viertel zur Not auch mal körperlich zur Raison bringt, außerdem eine Knarre für Notfälle besitzt, aber in der Gemeinde geachtet wird, sogar von den Gangs. Das ist mal ein anderer Ansatz und auch eine Chance für den sonst eher in Nebenrollen besetzten Brad Dourif, auch wenn der Film das Milieu eher für die Extraportion Sleaze nutzen möchte.

Vater Tyrone wird besonders aktiv, als eines seiner Schäfchen, die Stripperin Paula (Kristin Dattilo) von dem geisteskranken Maler Robert Sorrel (David Ledingham) erwürgt wird, kurz nachdem sie noch eine Aussprache mit dem Geistlichen hatte. Für die Mordkommission unter der Leitung von Lieutenant Herb Jefferson (Isaac Hayes) steht der Pater natürlich ganz oben auf der Verdächtigenliste.

Tyrone macht sich aktiv auf die Suche nach dem Killer, der kein Einzeltäter ist: Seine Mordmethode besteht darin junge Frauen erst zu malen und dann zu ermorden, wenn er Unreines in ihnen sieht. Während der Pater ermittelt, bandelt Sorrel bereits mit dem nächsten Gemeindemitglied an…

Dieser Ansatz bedeutet natürlich wenige Überraschungen für den Zuschauer, denn der Mörder ist bekannt, sein Motiv der geistigen Klatsche wird auch nur bedingt ausgearbeitet, um den religiösen Reinheitswahn hinter seinem Tun zu erklären, und die Untersuchungen des Paters sind bodenständige Ermittlungsarbeit im Umfeld des Psychopathen, über den er schnell relativ viel herausbekommt. Gleichzeitig verbringt der Film viel Zeit mit dem Kloppi, der seine (Er-)Würgereize nur mühsam im Zaum hält, weshalb jede Frau in seiner Nähe potentiell gefährdet ist. Doof nur, dass man anhand der Keuschheit bzw. Unkeuschheit der Betroffenen immer schon ahnt, ob sie gleich dran ist oder nicht, in den Szenen wenig Spannung aufgebaut wird und die Erwartungen an nur einer einzigen Stelle gebrochen.

Ebenfalls problematisch ist das affige Overacting von David Ledingham („Liebe, Lüge, Leidenschaft“), weshalb man sich schnell fragt, warum a) so viele Frauen sich von dem Gesichtskino der Schmierentheaterklasse angezogen fühlen und b) der offensichtlich Sockenschuss von einem Künstler nicht schon längst verhaftet wurde. Isaac Hayes („Die Klapperschlange“) ist okay, aber kaum erinnernswert als Cop, der Rest der Nebendarsteller auch nicht der Rede wert, sodass einzig und allein Brad Dourif („Color of Night“) als ungewöhnlicher Pater den Laden am Laufen hält: Wie er das Ringen zwischen Härte, Racheimpulsen und von der Kirche gepredigter Vergebung darstellt, wie er das Eintauchen des Geistlichen in eine halbseidene Neonwelt aus Stripclubs und Pornoläden spielt, das ist schon sehenswert.

Inhaltlich macht der Film aber nicht viel aus dem inneren Konflikt des Geistlichen: Die Vorgesetzten mahnen kurz, aber spätestens nach der zweiten erwürgten Frau ist wohl jeder der Meinung, dass Vergebung auch ihre Grenzen haben muss und all das zwielichtige Milieu ist in erster Linie für das Einbringen öder Fleischbeschau da, während sich der Pater hindurch laviert. Alle Subplots wie die Freundschaft zwischen Tyrone und einer Striptänzerin bleiben in Ansätzen stecken, weshalb es auch kaum Nervenkitzel erzeugt, wenn etwa eine positiv gezeichnete Nebenfigur vom Killer angegriffen oder verhackstückt wird, während man sich gleichzeitig fragt, wer hier eigentlich dümmer vorgeht: Die Polizei oder der Priester. Die Gesetzeshüter ignorieren beharrlich jeden Hinweis auf Sobel und fixieren sich mit bemerkenswerter Doofheit auf den Priester, weil er ja eine düstere Vergangenheit hat und bei seinen Ermittlungen im Umfeld des Täters aufkreuzt, während dieser auch fast nie seine Erkenntnisse und Beweise mit dem Beamten teilt und damit wenig tut um den Verdacht gegen sich entkräften.

In Sachen Schauwerte ist auch wenig los, was schade ist, denn in Sachen Rambazamba liegt ja eigentlich eine Stärke Morneaus. Doch ein paar handzahme Verfolgungsjagden treiben kaum den Puls nach oben, während die Mordszenen weder besonders hart sind noch besonders viele Regung beim Zuschauer erzeugen, da einem die potentiellen Opfer viel zu egal sind. Am Ende gibt es noch einen halbwegs brauchbaren Showdown im brennenden Künstleratelier, ehe dann fix zum Abspann übergegangen wird.

Brad Dourif in der ungewohnten Priesterrolle ist echt eine Bank, der Rest vom Film nicht: Tausendmal gesehene Klischees, kein Spannungsbogen, ein overactender Schurke und diverse Unglaubwürdigkeiten machen „Final Judgement“ zu einem reichlich schnarchigen B-Thriller. Da liefert Morneau mit „Soldier Boyz“, „Retroactive“ und „Bet Your Life“ später ganz andere Kaliber ab.

In Deutschland gibt es „Final Judgement“ nur auf VHS von Columbia Tristar, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Eine ausländische DVD-Veröffentlichung ist mir nicht bekannt.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Columbia Tristar__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein

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