Originaltitel: Gridlocked__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Allan Ungar__Darsteller: Dominic Purcell, Cody Hackman, Stephen Lang, Trish Stratus, Danny Glover, Vinnie Jones, Saul Rubinek, Richard Gunn, Steve Byers, James A. Woods, Romano Orzari u.a. |

„Gridlocked“ bietet B-Action mit bekannten Gesichtern, darunter Dominic Purcell, Stephen Lang und Vinnie Jones
Mit seinem Langfilmdebüt, dem Martial-Arts-Klopper „Tapped Out“, hatte Regisseur Alan Ungar bereits bewiesen, dass er auch auf eher ausgetretenen Actionpfaden noch Brauchbares abliefern kann, wovon auch „Gridlocked“ zeugt.
Es beginnt als Buddy Cop Movie mit humoristischem Einschlag, wenn der ehemaliger Kinderstar und Schauspieler Brody Walker (Cody Hackman) Probleme mit dem Gesetz bekommt, weil er einen Paparazzo tätlich angreift. Da er dadurch im Begriff ist eine lukrative Filmrolle zu verlieren (natürlich in einem Copactionfilm), greift sein Manager Marty (Saul Rubinek) zu einer List: Brody bekennt sich (gegen seine anfänglichen Proteste) schuldig und leistet als Wiedergutmachung Gemeinschaftsarbeit bei der Polizei ab, die er gleich als PR-Maßnahme und als Rollenrecherche verbuchen kann.
Sein Partner ist alten Genregesetzen folgend natürlich wenig erbaut, handelt es sich hierbei doch um den ultraharten Bullen David Hendrix (Dominic Purcell), der beim Verhaften von Verdächtigen gerne auch mal auf eine Art ruppig wird, unter der das Mobiliar leidet. David wiederum ist vorübergehend in den Streifendienst versetzt und von seiner SWAT-Einheit abgezogen worden, weil gerade eine seiner Aktionen im Dienst geprüft wird. Das Zusammentreffen von Hollywoodschnösel und Brutalobulle sorgt vielleicht nicht für Sternstunden der Buddy-Komik, aber auch für amüsante Reibungen, die mehr über die Figuren erzählen, vor allem darüber, dass Brodys großkotziges Verhalten oft nur Fassade ist.
Als David seinen Protegé mit zu seiner Einheit nimmt und ihm die Trainingsmethoden des SWAT-Teams zeigt, ahnt er noch nicht worauf er sich eingelassen hat: Just in diesem Moment planen Schurken unter der Führung von Korver (Stephen Lang) eine Attacke auf das abgeschiedene Gebäude, in dem sich die Polizisten bald gegen eine Übermacht verteidigen müssen…
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Die Inspirationen bei Actionreißern der alten Schule sind kaum zu übersehen: Die Paarung von beinhartem Cop und großmäuligem Schauspieler schreit geradezu „Auf die harte Tour“, die knüppelharte Polizeieinheit kennt man aus Filmen wie „S.W.A.T.“ und „Sabotage“, während die Szene, in der Korvers Team ein paar Zivilisten aus dem Weg räumt, an Werke wie „Stirb langsam 2“, „Sudden Death“ oder „The Last Stand“ erinnert. Nichts Neues also, zumal der Film sich nach rund einem Drittel vom Buddy Cop Movie zur Belagerungsaction der Marke „Assault on Precinct 13“ wandelt, dies aber sauber vollzieht und keine Brüche entstehen lässt. Die Handlungsstränge aus dem vorigen Teil werden übernommen und weitergeführt, weshalb „Gridlocked“ trotz geänderter Marschrichtung immer noch wie aus einem Guss wirkt.
Geld war dabei nicht im Überfluss da. Beginnt der Film noch mit ein paar schicken, eventuell eingekauften Aufnahmen von New York, so verlegt sich der „Gridlocked“ bald auf wenige, meist karg eingerichtete Handlungsorte, vor allem natürlich das SWAT-Quartier, in dem größere Teile des Films spielen. Der verstärkt auf dunkle Blautöne setzende Look kompensiert das eher geringe Budget einigermaßen, vor allem aber entpuppt sich „Gridlocked“ als angenehm schnörkelloser Reißer und das trotz einer Laufzeit von rund 110 Minuten. Zwar könnte sich der Film hin und wieder etwas kürzer fassen, doch Subplots wie eine alte Verbindung zwischen Korver und David, Brodys Wunsch sich zu beweisen oder die Frage nach einem möglichen Verräter im Team bringen das Belagerungsszenario nie aufs Abstellgleis, sondern erweitern den Film sinnvoll, indem sie den archetypischen Charakteren ein paar zusätzliche Facetten geben.
Seiner generischen Wurzeln ist sich „Gridlocked“ darüber hinaus sehr bewusst, castet er den zuletzt im B-Film-Bereich tätigen „Lethal Weapon“-Veteranen Danny Glover („Bad Ass 3“) als Wachmann, der sich zu alt für den Scheiß fühlt. Daneben überrascht Dominic Purcell („Assault on Wall Street“), der zwar nie der ausdrucksstärkste Darsteller war, den Allan Ungar aber effektiv als knallharten Cop einzusetzen weiß, wodurch dieser trotz begrenzter mimischer Reichweite reichlich charismatisch wirkt. Cody Hackman („Hidden in the Woods“) als Buddy und Sidekick gibt dem Film auflockernden Witz, während Stephen Lang („Jarhead 2“) als Schurke den Film sichtlich aufwertet. Saul Rubinek („War“) taucht nur kurz auf, während Vinnie Jones („Escape Plan“) mal wieder die rechte Hand des Oberschurken gibt und da wenig Akzente setzt. Das schafft eher Ex-Wrestlerin Trish Stratus („Bounty Hunters“) als kampfstarkes SWAT-Mitglied.
Ohne große Überraschungen, aber mit brauchbarem Tempo bewegt sich „Gridlocked“ vorwärts, schafft im Wechsel zwischen Ruhepausen und Actionszenen eine gelungene Dramaturgie und erlaubt sich nur wenige Logiklücken. *SPOILER* Etwa die, dass ausgerechnet der Verräter im Team viele der anrückenden Söldner dahinmetzelt und sich nicht früher zu erkennen gibt. Über intradiegetische Gründe kann man spekulieren (eventuell weniger Leute, mit denen die Beute zu teilen ist), vor allem scheint es aber die Überraschung etwas herauszögern zu sollen. *SPOILER ENDE* Klischees wie den skrupellos alles ihm in den Weg kommenden Oberschurken umschifft „Gridlocked“ nicht, sondern umarmt sie lieber voller Freude, als wolle er an vergangene Actiontage erinnern.
Zur Erinnerungsstütze ist natürlich dann auch das entsprechende Potpourri aus Nahkämpfen und Shoot-Outs angesagt, die erfreulich dynamisch montiert sind, gerade für diese Preisklasse. Auch die Choreographie der Fights kann sich sehen lassen, während bei den Feuergefechten eine große Auswahl an Schießprügeln von Pistolen über Pumpguns bis hin zu Sturmgewehren zum Einsatz kommt und für blutige Treffer sorgen. Zwar fehlen dem Film noch einzelne, dauerhaft in Erinnerung bleibende Highlights, dafür ist die Action aber durchweg gelungen inszeniert, gut über den Film verteilt und gerade im Showdown angenehm ausladend.
Wer also auf große Neuerungen im (B-)Actionbereich hofft, der schaut bei „Gridlocked“ eher in die Röhre. Mit einer Handvoll bekannter, treffend besetzter Gesichter liefert Allan Ungar aber einen vielleicht etwas zu langen, aber temporeichen B-Reißer ab, der seine Anleihen bei Buddy Cop Movies und Belagerungsfilmen eher ausstellt als versteckt und mit gut verteilter, kompetent inszenierter sowie angenehm harter Action zu punkten weiß. Und das reicht für einen gelungenen, wenn auch nicht herausragenden Vertreter seiner Zunft.
Knappe:
In den USA ist „Gridlocked“ bei Magnolia Home Entertainment auf Blu-Ray und DVD erschienen und mit R-Rating ungekürzt. Eine britische Veröffentlichung ist für Anfang September angesetzt, Pläne für ein deutsches Release sind bisher noch nicht bekannt.
© Nils Bothmann (McClane)
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