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the Girl in the Photographs

Originaltitel: the Girl in the Photographs__ Herstellungsland: USA-Kanada__ Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Nick Simon__ Darsteller: Claudia Lee, Kal Penn, Kenny Wormald, Luke Baines, Corey Schmitt, Miranda Rae Mayo, Oliver Seitz, Autumn Kendrick, Toby Hemingway, Mitch Pileggi, Katharine Isabelle, Eva Bourne, …

Das australische Covermotiv.

Das australische Covermotiv.

Das amerikanische Postermotiv.

Das amerikanische Postermotiv.

httpv://www.youtube.com/watch?v=c2lD9ZEn9hE

Am 30. August 2015 starb „Horror-Legende“ Wes Craven – seines Zeichens Regisseur solch geschätzter Genre-Klassiker wie „A Nightmare on Elm Street“ und „Scream“ – im Alter von 76 Jahren an einem Hirntumor. 15 Tage später feierte der düstere „Slasher“-Thriller „the Girl in the Photographs“ in der „Midnight Madness“-Sparte des 40. Toronto International Film Festivals seine Weltpremiere: Ein Werk, das ihm kurzerhand gewidmet wurde, da er in der Funktion eines „Executive Producers“ an dessen Entstehung mitgewirkt hatte. Auf einem von Nick Simon („the Pyramid“), Osgood Perkins („February“) und Debütant Robert Morast verfassten Drehbuch basierend sowie von ersterem in Szene gesetzt, weist der Streifen eine Reihe unverkennbarer „Einflüsse“ Cravens auf – was bereits bei dem Einstieg beginnt, der die Verschleppung und Ermordung einer allein wohnenden Frau aufzeigt. Verkörpert wird eben jene seitens der stets gern gesehenen Kanadierin Katharine Isabelle („Torment“) – und zwar in Gestalt eines Cameos, grob vergleichbar mit dem Drew Barrymores „damals“ (anno ’96)…

Als die junge Verkäuferin Colleen (Claudia Lee) im Folgenden ein an ihrem Arbeitsplatz im verschlafenen Städtchen Spearfish platziertes Foto der Getöteten findet, informiert sie umgehend den lokalen Sheriff (Mitch Pileggi), der allerdings eher von einem makabren Scherz ausgeht – zumal zuvor schon solche Bilder entdeckt wurden, sie aber weder konkrete Identifikationsmöglichkeiten boten noch die abgelichteten Leichname je aufgetaucht sind. Unabhängig dessen erscheinen einige Berichte dazu im Internet – und so erfährt der in L.A. ansässige Star-Fotograph Peter Hemmings (Kal Penn) davon, der umgehend eine Parallele zwischen den Aufnahmen und seiner eigenen Kunst zu registrieren glaubt. Selbst gebürtig aus Spearfish stammend, fühlt er sich sowohl herausgefordert als auch inspiriert und fasst postwendend den Entschluss, mit einer kleinen „Entourage“ nach South Dakota aufzubrechen und dort wiederum ein Shooting zu veranstalten, bei dem er einige Mädels wie Verbrechensopfer posieren zu lassen gedenkt…

Verantwortlich für die Taten sind zwei psychisch gestörte Herrschaften (Luke Baines und Corey Schmitt), welche die Entführten jeweils noch eine Weile in einem Käfig im Keller gefangen halten, bevor sie sie grausam ihrer Leben berauben sowie Colleen anschließend (auf dem beschriebenen Wege) weiter in der Sache involviert bewahren. Mittlerweile schlagen sie sogar in ihrem direktem Umfeld zu: U.a. geraten ihr Boyfriend Ben (Tom Hemingway) und ihre beste Freundin Jill (Eva Bourne) in ihre Fänge. Sie selbst bekommt davon erst einmal überhaupt nichts mit – wohl aber von Hemmings‘ Ankunft, der zusammen mit seiner Partnerin Rose (Miranda Rae Mayo), seinem Assistenten Chris (Kenny Wormald) und dem Male-Model Trip (Oliver Seitz) eine gemietete Villa nahebei bezieht und sich bei ihrem zufälligen Kennenlernen prompt „von ihr verzückt“ zeigt. Fortan bemüht er sich darum, sie zur Teilnahme an seinem angedachten Projekt zu bewegen – was schlussendlich im einem wahren „Blutbad“ während eines gemeinsam verbrachten Abends resultiert…

„the Girl in the Photographs“ eröffnet nach einer Kino-Vorstellung des Horror-Flicks „Blood Relations“ vor dem betreffenden Lichtspielhaus: Einer Besucherin hat der Streifen offenbar nicht gerade gut gefallen – wohingegen eine andere herausstellt, dass zumindest der erste Kill „richtig klasse“ gewesen sei. Im Vorliegenden wollten die Verantwortlichen nicht bloß noch ein weiteres belangloses Werk jener Art erschaffen – sondern vielmehr einen Genre-Vertreter, der über seine traditionellen „Stalk&Slash“-Sequenzen hinaus zudem auch mit einem hintergründig-reizvollen Konzept zu punkten vermag. Provokant ziehen sie Parallelen zwischen der ja weit ausgeprägten „Objektifizierung“ innerhalb der Fashion-Industrie und den Morden des Duos: Es geht u.a. um von speziellen Begierden getriebene Kontrolle und Macht, der sich überwiegend Frauen ausgesetzt sehen, um Sexismus und „Exploitation“ (anregend-freizügige Cover-Girls, hübsche gepeinigte „Scream-Queens“ etc.), um die „Anziehungskraft“ entsprechender Images, um Selbstdarstellung sowie um den Verlust moralischer Werte…

Teilweise fast schon „verzweifelt“ anmutend, streben nicht wenige in unseren schnelllebigen Zeiten danach, möglichst lange in der Öffentlichkeit „präsent“ zu bleiben – bspw. via Sites wie „Twitter“ oder „Instagram“. Der arrogant-egozentrische, augenfällig Terry Richardson nachempfundene Fotograph Peter Hemmings (eine namentliche Hommage an Michelangelo Antonioni´s „Blow Up“) ist einer dieser Leute: Es will sich nicht damit abfinden, dass jemand seine Arbeit „imitiert“ und die zugehörige „Relevanz“ somit irgendeine Minimierung erfahren könnte – also entschließt er sich dazu, an eben jenen Ort zu reisen und das Ganze ein erneutes Mal (quasi wieder zurück zur Kunst hin) „umzukehren“. Mit seinem bissig-überheblichen Gebaren sorgt der Part für einige amüsante „Schmunzler“ – allerdings agiert der primär für Komödien á la „Harold & Kumar“ bekannte, hier des Öfteren an Jeff Goldblum erinnernde Kal Penn schlichtweg nicht nuanciert genug, um Hemmings eine „Ausstrahlung“ zu verleihen, die allzu weit über die eines Widerlings hinausreicht…

Im Gegensatz etwa zur „Scream“-Franchise mangelt es dem ironisch-satirischen, u.a. bestimmte Klischees (im Bereich der Dialoge, Figuren und Verlaufsentwicklung) aufgreifenden Ansatz Simons (und seiner Co-Autoren) an dem sprichwörtlichen „beseelten Funken“ – was ebenso für die Ausgestaltung interessanter Nebenfiguren gilt. Egal ob nun Terry´s Freundin Rose (Miranda Rae Mayo aus TV´s „Blood & Oil“), Hipster Trip (Oliver Seitz aus „the Frontier“) oder Colleen´s Freund Ben (Tom Hemingway aus „the Covenant“) – keiner ist je sonderlich sympathischer oder mehrdimensionaler Natur. Infolge dessen reagiert man im Prinzip arg gleichgültig auf ihre Schicksale. Zudem ruft Kenny Wormald (aus dem „Footloose“-Remake) als Assistent Chris (und potentieller neuer Mann als Colleen´s Seite) nur einen recht blassen Eindruck hervor – während die verschleppten Unglückseligen (unter ihnen Eva Bourne aus „Beyond the Black Rainbow“) leider kaum mehr als „anonyme Opfer“ sind. Immerhin sorgt Newcomerin Autumn Kendrick (als „Groupie“ Victoria) für ein nettes Maß an „T&A“…

In der Hauptrolle liefert Claudia Lee („Kick Ass 2“) eine ordentliche Performance ab. Colleen weiß noch nicht, wie ihre Zukunft aussehen soll: Spearfish ist ein unaufregendes „Fleckchen Erde“, ihr Job ist eintönig und ihr Boyfriend nicht gerade jemand „für die Ewigkeit“. Als sich ihr die Chance bietet, mit Hemmings nach Kalifornien „abzuhauen“, nimmt sie diese stracks an – unabhängig dessen, dass sie ihn nicht ausstehen kann und sie eine Model-Karriere nur bedingt verlockt. Dem Publikum werden bloß spärliche Infos über sie geboten – und der Film lässt sie nie zu einem klassischen „Final Girl“ werden, welches zum Ende hin (für gewöhnlich) irgendwann beherzt „den Spieß umdreht“. Auch die Motive der (übrigens Tom und Gerry heißenden) Killer werden nicht weiter beleuchtet: Ersterer (Luke Baines aus „the Ever After“) ist androgyn, durchtrainiert und nicht unclever – sein Partner (Corey Schmitt aus „Come and find me“) eher tumb und schweigsam. Sadisten sind sie beide – und Colleen haben sie „auserwählt“: Aber warum eigentlich? Selbst das verbleibt unoffenbart – wie so manch anderes…

Statt zumindest (anstelle eigener Kreativität und Originalität) aufmerksam „großen Vorbildern“ (zu denen auf jeden Fall noch Michael Powell´s „Peeping Tom“ zählen dürfte) nachzueifern und diese ambitioniert zu variieren, beginnt der Streifen seinen „Meta-Ansatz“ bereits relativ früh im Geschehen zugunsten ungleich konventionellerer Genre-Versatzstücke zu vernachlässigen. Es kommt nicht einmal zu einem Shooting Terrys im geplanten Stil. Die komplette „Fotographie-Komponente“ wird (u.a. vom Psychologischen her) nur ungenügend vertieft: Generell können den altbekannten Elementen und Eigenheiten von Produktionen dieser Art keine neuen Impulse oder Aspekte abgewonnen werden. Überdies verstehe ich beim besten Willen nicht, warum man die Cops als absolut inkompetente Gesetzeshüter portraitiert hat: Ihre Auftritte wirken beinahe wie aus einer entsprechenden Parodie stammend. Da kann einem Mitch Pileggi („Shocker“) als Sheriff fast leid tun – aber hey, er hat dafür Geld kassiert und man hat ihn mit Sicherheit nicht zur Mitwirkung gezwungen…

Nach einer gewissen Zeit voller ungemütlicher Erniedrigungen (eingesperrt in einem kleinen Käfig, gefüttert mit Katzennahrung etc.) werden die Entführten schließlich brutal ermordet. Die Tötungen wurden unterschiedlich explizit und „wuchtig“ arrangiert – im finalen Akt steigt der Härtegrad noch einmal kräftig an. Unterlegt mit einem soliden Score Nima Fakhraras („the Signal“), gelang Simon einige düster-atmosphärische Momente – in erster Linie verschiedene, in denen die (unheimliche weiße Masken tragenden) Killer ihre anvisierten Opfer in nur spärlich ausgeleuchteten Räumlichkeiten belauern – was in einem entscheidenden Maße dem erfahrenen Cinematographer Dean Cundey (John Carpenter´s „Halloween“) zuzurechnen ist. Dennoch mangelt es den meisten Set-Pieces an echter Hochspannung – und so entpuppt sich „the Girl in the Photographs“ (samt all seiner verschenkten Möglichkeiten, Oberflächlich- und Vorhersehbarkeiten) letztendlich bloß als ein enttäuschend unfokussierter „Slasher“ der uninspiriert-belanglosen Sorte. Wes Craven wäre definitiv ein besseres „Abschiedswerk“ zu wünschen gewesen…

knappe

(wobei zu erwähnen ist, dass die Wertung ohne der grandiosen Schluss-Einstellung gar noch einen Zacken schwächer ausgefallen wäre)

Während der Film in Australien bereits auf DVD (leider aber nicht auf BluRay) erschienen ist, sind mir bis heute (08/2016) noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…

Stefan Seidlthe Girl in the Photographs

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the Girl in the Photographs

Copyright der Poster-Motive und Screenshots: Alghanim Entertainment / Vertical Entertainment (US) / Defiant Screen Entertainment (AUS)__ Infos zur australischen VÖ:__ Freigabe: R/18+__ Geschnitten: nein__ DVD/BluRay: ja/nein__

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Categorised in: Horror, Sonstige Highlights, Stalk and Slash

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