Originaltitel: Hard Target 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Roel Reiné__Darsteller: Scott Adkins, Robert Knepper, Rhona Mitra, Temuera Morrison, Ann Truong, Adam Saunders, Jamie Timony, Peter Hardy, JeeJa Yanin, Sean Keenan u.a. |
Wes ‘The Jailor’ Baylor fristet in Thailand ein eher trostloses Dasein. Seit er seinen besten Freund bei einem gut bezahlten Fight unbeabsichtigt tötete, flüchtet er sich tagein tagaus in Schuldgefühle, die er mit Alkohol und brutalen Underground-Fights zu betäuben versucht. Bei einem dieser Fights wird der angebliche Fight-Promoter Aldrich auf Wes aufmerksam und bietet ihm den Fight seines Lebens an. Eine Million Dollar Antrittsgeld seien in jedem Fall drin.
Wes willigt nach einigem Zögern ein und folgt dem windigen Geschäftsmann nach Myanmar. Doch auf Wes warten kein Kampfsportgegner und ein entsprechender Ring, sondern eine Handvoll Geldsäcke, die sich einem perfiden Hobby verschrieben haben: Sie lieben die Menschenjagd. Wes werden eine Million Dollar in Rubinen ausgehändigt und er müsse nun nur noch die Grenze gen Thailand erreichen und überschreiten. Dann gehöre das Geld ihm.
Freilich zeigt Wes den „Jägern“ einen Vogel und will sich verdünnisieren, doch diese haben so gar kein Interesse daran, dass ihr Hobby von irgendwem öffentlich gemacht wird. Mit vorgehaltener Waffe wird Wes gezwungen, loszurennen. Zwei Minuten später heften sich die Männer an seine Fersen. Die Jagd ist eröffnet…
… und heftet sich zumindest dem Namen nach an John Woos furioses US-Debüt „Hard Target“ alias „Harte Ziele“ an. Allerdings ist „Hard Target 2“ keine Fortsetzung der Van-Damme-Hetzjagd, eher erinnert das Abhaken einiger Schlüsselszenen an eine Hommage an den Action-Maestro Woo beziehungsweise an eine Art DTV-Remake in neuer Umgebung. Das macht schon der Einstieg in den Film klar, der wie eine 1:1 Kopie der Eröffnung von Woos Streifen rüberkommt.
Keiner kickt wie Scott Adkins: Der Trailer zu „Hard Target 2“
httpv://www.youtube.com/watch?v=9v_OZGl5o58
Nachdem aufgrund des Filmeinstiegs klar ist, dass sich dieser Streifen auch um das Thema Menschenjagd bemühen wird, zelebriert Regisseur Roel Reine („The Man With The Iron Fists 2“) erst einmal ausgiebig die Kampfkunstfähigkeiten seines Hauptdarstellers Scott Adkins („Eliminators“). Der darf sich durch die Lüfte schrauben und gegen verschiedenste Kampfkunststile bestehen. Schnell installiert Reine noch das Trauma für seinen Helden und schiebt parallel die zentrale Menschenjagd extrem flott an.
Keine 20 Minuten nach Filmbeginn ist Adkins schon auf der Flucht. „Hard Target 2“ macht dabei ausgiebigen Gebrauch von den wunderschönen, natürlichen Begebenheiten des Drehortes Thailand und zelebriert deren knallige Farbenpracht. Egal ob Dschungel, Tempelanlagen oder urtümlich wirkende Eisenbahngleise und Brückenanlagen, „Hard Target 2“ hat in Sachen Schauwerten einiges zu bieten. Hinzu kommt, wie unfassbar dynamisch Reines Kamera durch den Dschungel fetzt und wie gekonnt irre agile Drohnen-Kamera-Flüge weiteres Tempo in die Optik des Filmes pumpen.
Leider ist das angeschlagene Tempo des Filmes selbst nicht ganz so hoch. Das liegt daran, dass die Ausgangssituation von „Hard Target 2“ hier und da ein wenig hakt. Zum einen wird Wes Baylor von viel zu wenigen Lumpen gejagt. Man vermisst die Treiber aus Woos Vorbild, die prächtiges zusätzliches Kanonenfutter abgaben. Auch fehlt vor allem zu Beginn die Motorisierung der Jäger, die jene im Original so bedrohlich allgegenwärtig und schnell machte. Hinzu kommt, dass das Drehbuch zu „Hard Target 2“ viel zu wenig über die Verfolger zu erzählen hat. Hier bleiben nur Aldrich und seine rechte Hand im Gedächtnis, die aufgrund ihrer Paarung wohlig an Woos Original erinnern, aber niemals die coole Dynamik von Henriksen und Vosloo zu entwickeln vermögen. Auch und vor allem weil man Temuerra Morrison als rechte Hand Aldrichs schon extrem stumm anlegte.
Wie im Original installierte man auch in „Hard Target 2“ auf der Heldenseite noch eine weitere (weibliche) Figur. In der Hoffnung, dass diese den tatkräftigen Helden noch ein wenig aufbrechen und sympathischer erscheinen lassen kann. Die junge Dame macht ihre Sache gut, ist hübsch anzusehen und gefällt mit ihrer leichten Trotzkopf-Attitüde, sorgt allerdings immer mal wieder für Tempoverschleppungen dank süßlicher Dialoge, die gar nicht so recht zum zynischen Unterbau der Story passen wollen.
So kommt zwischen den Actionmomenten durchaus das Gefühl auf, dass „Hard Target 2“ sich ab und an ziemlich zieht. Bei weitem nicht so nach vorne geht, wie man es sich erwünscht hätte. Was echt schade ist, weil die Momente, in denen der Film auf die Tube drückt, ordentlich rocken. Hier darf Scott Adkins in stylischen Zeitlupen die Gegner um die Ecke bringen und während fette Explosionen gen Himmel steigen, zischen Pfeile am Kopf des Helden vorbei. Obendrein wird in Slow Motion vor Explosionen hergelatscht und die in ihrer abgefuckt mies ausgestellten Coolness sehr nervende Rhona Mitra („The Last Ship“) wird durch Bretterwände gedroschen. Last but not least muten mit Explosivgeschossen bestückte Motorräder zwar arg trashy an, machen aber für genau eine Action-Sequenz ordentlich Laune.
Was aber fehlt, ist Härte, Brutalität und Gnadenlosigkeit. Ein oder zwei blöde CGI-Blutspritzer-Momente verschärfen den Eindruck nur. Wes Baylor langt zwar ab und an ordentlich hin, so richtig derbe wird das Ganze aber leider nie. Wobei auch immer wieder die Frage beim Zuschauer aufkommt, warum das von Aldrich geschmierte Militär Myanmars nicht aktiver ins Geschehen eingreifen und das Bodycount-Zählwerk in Bewegung setzen darf. Dennoch, die während der Jagd gezündeten Actionszenen machen durchaus Laune und sind vor allem aufgrund der fetten Optik von Reine wunderschön anzusehen.
Richtig ärgerlich wird es dann aber ausgerechnet beim Showdown. Der wirkt irgendwie wie Stückwerk und scheint gar nicht so recht zu wissen, worauf er nun eigentlich hinauswill. Da wird schonmal JeeJa Yanin („The Fighters 3“) ans Set gekarrt, laut Audiokommentar Reines wohlwissend, was sie zu leisten im Stande ist, und dann wird ihr Fight gegen Adkins vollkommen verschnitten. Dann wird Aldrich halb tot geschlagen, aber doch nicht gekillt. Weitere Parteien greifen ins Geschehen ein. Irgendwann geht’s dem Lump dann doch an den Kragen, während die Helden mitten in der Feuerlinie stehen… Das pure Chaos. Was für ein verdammt unrunder Ausklang.
Ansonsten macht diese kleiner skalierte, optisch angenehm hochwertige „Fortsetzung“ des John-Woo-Klassikers schon eine Menge Spaß. Vor allem die Referenzen ans Original (Kipplaufknarre, Tauben, neben Pfeilen herfliegende Kamera,…) wissen immer wieder zu gefallen und machen Lust auf eine erneute Sichtung von „Harte Ziele“. Dem hat „Hard Target 2“ sogar einiges voraus. Dabei sticht vor allem der viel flottere Einstieg in die Action heraus, der sich zu viel rahmende Handlung schenkt und sofort aufs Gas drückt. Aber das angeschlagene Tempo kann zugleich nicht durchgängig gehalten werden. Scott Adkins gibt als Held alles und weiß durch die Bank zu gefallen. Egal ob kickend oder mit Pfeil und Bogen hantierend. Leider hat man ihm zu wenige Gegner spendiert, denen er in ordentlichen Actionszenen den Garaus machen darf. Einige Dummheiten, etwa dass die ohnehin dünne Gegnerschar sich auch noch gegenseitig ausdünnt, und der missratene Showdown erden den Spaß aber extrem.
Nach einem wilden Hin und Her kommt der Film nun endlich am 10. April auch in deutschen Landen heraus. Ursprünglich sollte der Film von Universal kommen, wechselte dann aber doch noch Knall auf Fall das Label und kommt nun mit FSK 18 Freigabe von KSM.
In diesem Sinne:
freeman
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Edel in Szene gesetzte B-Action: „Hard Target 2“
Einer der fleißigsten Auftragsarbeiter im Bereich der Direct-to-video-Fortsetzung ist Roel Reiné, egal ob es sich dabei um „The Marine 2“, „The Condemned 2“ oder „The Scorpion King 3“ handeln mag. Mit prominenter Besetzung aus der zweiten Reihe machte er sich dann an „Hard Target 2“, der sich von John Woos Original in erster Linie Titel und Thema borgt.
Wes ‘The Jailor‘ Baylor (Scott Adkins) ist MMA-Champion, dessen Nickname sicher als Anspielung auf die Rolle des Hauptdarstellers in „Undisputed 2“ und „Undisputed 3“ zu verstehen ist. Bei einem Titelkampf gegen seinen Sparringpartner und besten Freund wird Wes allerdings zu ehrgeizig und tötet seinen Opponenten versehentlich im Ring. Die Folge: Suff, Exil in Bangkok, das Bestreiten des Lebensunterhalts durch illegale und natürlich schlecht bezahlte Untergrundkämpfe. Kurz gesagt: Ein Heldentrauma, das es zu überwinden gilt und natürlich steht die Bewährungsprobe bald an.
Für diejenigen, denen Woos „Harte Ziele“ kein Begriff ist, erklärt bereits die Anfangssequenz, dass es um Menschenjagden geht, deren Veranstalter Aldrich (Robert Knepper) bald an Wes herantritt und ihm einen angeblichen Kampf in Myanmar (auch bekannt als Birma oder Burma) verspricht, der eine halbe Million Dollar wert sein soll. Wes verlangt eine ganze und bekommt sie auch, woraufhin er in den Dschungel geflogen wird und die Ehrengäste Aldrichs kennenlernt, darunter ein Hillbilly-artiges Vater-Sohn-Gespann, einen spanischen Torero, einen Game-Designer und die knatschige High-Society-Bitch Sofia (Rhona Mitra), die als etwas klischeehafte Jägertruppe auftreten, aber immerhin nicht austauschbar sind und damit etwas Würze ins Geschehen bringen.
Wes erlebt eine böse Überraschung, als Aldrich ihn darüber aufklärt, dass er nicht als Fighter, sondern als Jagdbeute engagiert wurde. Sofern er die Grenze zu Thailand erreicht, winkt ihm die Freiheit, doch die Jäger sind ihm auf den Fersen. Der erfahrene Kämpfer Wes ist jedoch kein einfaches Ziel, wie seine Verfolger bald feststellen müssen…
Der Originaltrailer zu „Hard Target 2“
httpv://www.youtube.com/watch?v=xL_KDD0_ZsU
Beim Namen Roel Reiné weiß der geneigte B-Actionfan was er erwarten darf und auch in diesem Fall liefert der holländische Regisseur die gewohnt stilvollen Aufnahmen, die den Film gleich deutlich teurer und edler aussehen lassen als das Budget vermuten lassen würde. Gerade die Kameraarbeit bietet schicke Perspektiven, vor allem in den (vermutlich mit Drohnen gefilmten) Panoramaaufnahmen, handelt es sich dabei nun um die City Bangkoks, deren Vorstadt oder das Dschungelparadies, durch das man Wes hetzt. Das wiederum ist eine malerische Landschaft und macht als Schauplatz für die Hatz einiges her mit seinen Wasserfällen, Feldern und dichten Wäldern, die unser Held hier zu seinem Vorteil ausnutzen muss.
Dabei ist „Hard Target 2“ dann ein Menschenjagdfilm unter vielen, dessen Bezüge zum Vorgänger nur flüchtig und gelegentlich etwas bemüht sind: Die Aufnahmen fliegender Pfeile sind im Stil des Originals gedreht, ohne Grund umflattern Tauben den Helden auf dem Weg zur letzten Konfrontation und Woo-artige Zeitlupen baut Reiné vermehrt ein, teilweise sehr passend und dynamisch, stellenweise allerdings zu gewollt und damit an der Schwelle zur unfreiwilligen Komik. Die sozialkritische Komponente des Vorgängers wurde weiter heruntergefahren, auch wenn der Film erwähnt, dass zuvor Strafgefangene und mittellosen Einheimische von einem korrupten General als Jagdbeute gestellt wurden. Das Schurkenteam besteht erneut aus einem Geschäftsmann (im Showdown ebenfalls mit Kipplaufpistole unterwegs) und dessen Stellvertreter-Heavy, während die Jäger hier mehr Persönlichkeit und Raum bekommen als die weitestgehend namenlosen Klienten aus „Harte Ziele“. Nur leider haben die beiden weniger Handlanger an ihrer Seite als die Schurken des Vorgängers.
Dementsprechend duelliert sich Wes vor allem mit den zahlenden Klienten, auch wenn hin und wieder andere Schergen oder das korrupte Militär vorbeischaut um sich eine Portion Fressegeballertes abzuholen. Kleinere Logiklücken tun sich auf, etwa wenn der Held die Waffen eines überwältigten Jägers liegen lässt oder erst relativ spät auf die Idee kommt , dass die Verfolger ihn immer so schnell finden, weil sie ihm einen Peilsender verpasst haben. Dafür hat die Hetzjagd ordentlich Drive und sorgt durch ein hohes Tempo für Kurzweil, das auch durch die Annäherung von Wes und der Einheimischen Tha (Ann Truong) nicht ausgebremst wird, die nach ihrem Bruder sucht und so unfreiwillig in die Jagd mit einbezogen wird. Zehn Minuten kürzer hätte „Hard Target 2“ dann im Finale ausfallen können, wenn Wes bei einer Flucht via Boot erst überlang von den Verfolgern beschossen wird und Aldrich beim folgenden Getümmel seine rechte Hand Madden (Temuera Morrison) erst zurückhält, obwohl ihnen das Wasser gerade bis zum Hals steht. Auch der Endkampf zwischen Wes und Aldrich leidet unter der ungleichmäßigen Verteilung der Kräfte, weshalb äußere Faktoren das Duell schmerzlich in die Länge ziehen müssen.
Die sonstige Action liefert dafür ein kompetent inszeniertes Potpourri aus Nahkampfeinlagen, Schießereien, Explosionen und Verfolgungsjagden, das durch die unterschiedlichen Waffen, vom Messer über die Armbrust bis hin zum M-16, und die verschiedenen Locations wie verlassene Züge, Minenfelder oder Brücken erfrischend abwechslungsreich ist. So exzessiv wie der Woo-Vorgänger ist „Hard Target 2“ keinesfalls, doch dank guter Kampfchoreographie, bei der Wes im Wald verständlicherweise nicht ganz so derbe austeilt wie im Ring, und des edlen Looks kommt da gelungene B-Action bei herum, auch mit gelegentlichen Härten versehen. Gelegentlich sind auch ein paar nette inszenatorische Einfälle dabei, etwa eine kleine Plansequenz, in der Wes ballernd ein Ufer stürmt. Die MGs und Netzkanonen versehenen Motorräder der Jäger wirken dagegen manchmal etwas deplatziert, kommen aber weniger zum Einsatz als das traditionelle Waffenarsenal und die Martial-Arts-Künste, die Raum für den einen oder anderen sehr spektakulären Scott-Adkins-Kick liefern.
Scott Adkins („Criminal“) macht als Held mit Vergangenheitstrauma, das er im Zuge der Menschenjagd selbstverständlich überwindet, eine sowohl schauspielerisch als auch actionseitig gute Figur, während Robert Knepper („The Hoarder“) und Temuera Morrison („Green Lantern“) zwar in erster Linie ihre gewohnten Schurkenrollen runterspielen, das aber mit Verve und Charisma. Ann Truong („Never Forget“) schlägt sich als weibliche Protagonistin wacker, während Rhona Mitra („The Loft“) als bitchige Verfolgerin mit Daddy-Komplexen etwas zu sehr auf Herumgepose und knatschige Sprüche reduziert wird. Sie sticht aber noch mehr hervor als der Rest der Verfolgerkollegen, abgesehen von Peter Hardy („Chopper“), dessen Redneck-Arschloch zwar vielleicht etwas übertrieben schmierig angelegt ist, dadurch aber auch wahrhaft hassenswert herüberkommt.
Preisverdächtig ist „Hard Target 2“ nicht, temporeiche, nicht allzu tiefschürfende und sehr edel in Szene gesetzte B-Action mit gelungenen Spektakeleinlagern liefert Roel Reiné trotz diverser Klischees und einiger Logiklücken ab. Würde sich „Hard Target 2“ auf der Zielgeraden fünf oder zehn Minuten kürzer fassen, wäre die Angelegenheit noch knackiger geworden, ansonsten aber solide Genrekost für den B-Actionfan.
Während „Hard Target 2“ in den USA und Resteuropa wie geplant auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht wurde, wurde das deutsche Release auf unbekannte Zeit verschoben und erfolgt eventuell über einen anderen Anbieter. Als Video on Demand war der Film zwischenzeitlich schon bei Amazon in deutscher und englischer Sprachfassung, ist inzwischen aber wieder aus dem Programm genommen worden. Für Fans deutscher Tonspuren: Die in England erhältliche DVD von Universal hat die deutsche Sprachfassung mit an Bord!
© Nils Bothmann (McClane)
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