Originaltitel: Brother’s War__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Jerry Buteyn__Darsteller: Tino Struckmann, Michael Berryman, Olivier Gruner, Hayley Carr, Hugh Daly, Jack Dimich, Adam Leadbeater, Tye Olson, Steve Holm u.a. |
„Brother’s War“ ist einer jener Filme, die es dem Zuschauer lange Zeit nicht leicht machen. Denn den roten Faden hinter all den Geschehnissen zu entdecken, die auf der Leinwand passieren, das ist eine echt herkulische Aufgabe. Fast 30 Minuten lang wird hier einfach nur geballert, nichtssagend in die Gegend gestarrt und ganz viel geschwiegen. Nein, viel haben die Charaktere in „Brother’s War“ nicht zu sagen. Legen sie dann doch mal los, wünscht man sich recht schnell, sie hätten ihr Maul gehalten…
Richtig üble Dialoge penetrieren ab sofort das Trommelfell des Zuschauers. Diese werden dank der üblen deutschen Synchronisation auch keinen Deut besser. Und worum es in dem Film gehen soll, wird anhand der ersten Dialoge auch nicht klarer. Eher stiften die noch mehr Verwirrung: Warum ist die Gestapo hinter einem Hauptmann der deutschen Wehrmacht her? Wieso lassen die Russen die Engländer ihre Marschpläne studieren? Wer ist hier eigentlich wer? Fragen über Fragen.
Nach 30 Minuten dann der erste Schritt in Richtung Handlung: Die Russen, die hier recht schnell zu den Fieslingen aufgebaut werden, metzeln ein paar polnische Politiker nieder. Fragt lieber nicht wieso. Auf jeden Fall beobachten ein deutscher Soldat und ein britischer Major das Massaker und werden von den Russen entdeckt. Die fiesen Genossen verschleppen beide in ihre Festung des Grauens, wo sie nun zehn Minuten lang den Deutschen foltern, den Briten rumliegen lassen und irgendwelche Faschisten erschießen.
Schaut in den Kriegsfilm „Brother’s War“ mit Olivier Gruner rein
httpv://www.youtube.com/watch?v=9kyB4bk0xa8
Irgendwann gelingt dem Briten und dem Deutschen die Flucht. Dabei fallen ihnen Dokumente in die Hände, die beweisen, dass die Russen ganz Europa besetzen wollen. Und endlich, nach knapp 50 Minuten Film, hat „Brother’s War“ seine Handlung! Denn freilich muss verhindert werden, dass die Russen den ausklingenden Weltkrieg nutzen, um ihr Reich überproportional zu vergrößern. Und freilich wollen die Russen verhindern, dass die seltsame Zweckallianz aus Alliiertem und Nazi die anderen Kriegsmächte warnt.
Die beiden Flüchtigen klauben auf ihrem Weg durch das Kriegsgebiet, wir befinden uns im Übrigen an der Frontlinie zwischen Polen und Deutschland im Jahre 1945, noch eine polnische Ärztin auf, bleiben an wirklich JEDEM Brandherd stehen, um sich selbst in Gefahr zu bringen, und labern gaaaaanz viel Kokolores. Plötzlich wird da über Freimaurer fabuliert, der Deutsche wird immer mehr zum Sympathieträger und am Ende des Festes sind die Russen schlimmer als die Faschisten. Was haben die Drehbuchautoren nur geraucht?
Auf jeden Fall nix, das ihnen gute Ideen beschert hätte und so stolpert der Film behäbig gen Showdown und will auch in den Actionszenen nicht rocken. CGI-Mündungsfeuer, ein paar peinliche CGI-Explosionen und CGI-Blut… drei Sachen, die man in einem Kriegsfilm garantiert nicht sehen will. Auch diverse Gefährte stammen samt und sonders aus irgendwelchen Rechnern. Irgendwann wehen da sogar CGI-Sowjetfahnen an Gemäuern. Kurzum: „Brother’s War“ durfte nicht zu viel kosten!
Dennoch gelang es der Produktion einiges an Original-Kriegsgefährt aus irgendeinem Museum zu entlehnen. Dem darf aber nix passieren, weshalb man nur CGI-Kugeln darauf abgefeuert. Sobald die Museumspanzer angegriffen werden, gehen deren Geschütztürme in Pixelfeuern auf und die Abschussrohre der Panzer verschießen nur Pixelklumpen. Ein Spaß! Nicht! Zumindest tragen diese Gefährte und die stimmige Ausstattung (Bekleidung, Bewaffnung) ein wenig zur Authentizität bei.
Des Weiteren fallen zwei Leute direkt ins Auge. Zum einen wäre da Michael Berryman („Beastmaster 2“), der als Russe schon arg deplatziert wirkt und dem Film alleine mit seiner Fresse einen derben Trasheinschlag verpasst. Zum anderen ist da Olivier Gruner („Dark Web“) als vermeintlich bester Kumpel des deutschen Heldennazis. Leider macht Gruner nur in den ersten 30 Minuten wirklich mit und amüsiert mit einer köstlichen Szene, in der er einen Russen mit einem Klappspaten erschlägt und zwischendurch immer mal wieder zur Fluppe greift, um diese aufzurauchen. Nach vielleicht 10 Minuten Screentime wird er einfach von irgendeinem Depp erschossen und darf nichtmal richtig heldenhaft abkratzen…
Die restlichen Darsteller kann man durch die Bank unter Ulk verbuchen. Die sind mit den nichtssagenden Figuren und deren inhaltsleeren Phrasen vollkommen überfordert. Allen voran Hauptdarsteller Tino Struckmann („Sector 4“), der einen netten Nazi spielen muss und eigentlich gerne der fiese Nazi wäre. Also geht man jetzt mal nach seinem Standardgesichtsausdruck und dem speckigen Muscle-Shirt mit Reichsadler, das er trägt…
Optisch wurde der Film stark farbkorrigiert und in Richtung monochrom braun getrimmt. Das kann man als Genrestandard durchaus akzeptieren. Leider gibt es keinerlei große Bilder. Hauptschauplatz ist ein Wald. Zerbombte Städte gemahnen an CGI-Modelle und auch sonst wird es mit dem CGI – wie bereits angedeutet – ziemlich übertrieben. Musikalisch bleibt von dem Film ebenfalls nichts im Gedächtnis kleben.
Was am Ende bleibt, ist handlungstechnisch ziemlich anstrengender Quark, bei dem man mehrfach zur DVD-Hülle greift, um sich nochmal in Erinnerung zu rufen, worum es in dem Film gehen sollte. Statt mit Handlung wuchert „Brother’s War“ mit pathetisch bekloppten Dialogen, Schauspiel auf Laien-Niveau, lachhafter Action und einer extrem preisgünstigen Umsetzung. Tempo, Spannung und eine straighte Dramaturgie sind dem Film ergo vollkommen fremd. Und wo der Streifen bei den deutschen Figuren eine erstaunliche Ambivalenz an den Tag legt, betreibt er bei den Russen finsterste Klischee-Reiterei, die sogar logische Fehler zu Tage fördert. Kurzum: Finger weg! Das gilt auch für Olivier Gruner Fans, wobei ausgerechnet er tatsächlich ein oder zwei ganz nette Szenen abbekommen hat.
Die deutsche DVD zum Film erschien von WGF und Schröder Media und holte sich für seine drei CGI-Blutspritzer ungeschnitten eine FSK 16 Freigabe ab. Die deutsche Synchronisation amüsiert mit unpassenden Stimmen und erstaunlichen Eindeutschungen. Da reden sich deutsche Soldaten schonmal mit Sir an…
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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