Originaltitel: Never Forget__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2007__Regie: Leo Scherman__Darsteller: Lou Diamond Phillips, Kristen Holden-Ried, Sarah Manninen, James Byron u.a. |
„Never Forget“, wie dieser Thriller eigentlich heißt, beginnt mit einer Aufnahme von Frank Hill, der – in einer Fußschlinge gefangen – kopfüber an einem Ast hängt. Und als ob diese Situation nicht schon befremdlich genug wäre, kann er sich nicht ansatzweiße erinnern, wie er in diese missliche Lage gekommen ist. Vielmehr noch, Frank erinnert sich an gar nichts mehr. Die letzten Tage, sein Leben, alles weg! Dies wird durch die Tatsache, dass seine Klamotten blutüberströmt sind und er ein blutiges Messer im Gürtel stecken hat, nicht weniger beunruhigend.
Als der Strick endlich reißt und Frank auf dem harten Waldboden prallt, kann ihm sein Geldbeutel zumindest seinen eigenen Namen wieder in Erinnerung rufen, doch der Rest bleibt nebulös. Da taucht ein junger Mann mit einer Waffe auf, der Frank vorwirft, er habe in einer Waldhütte eine Handvoll Menschen getötet und solle ihm nun helfen, eine junge Frau, Natascha, zu finden, die er bei seinem Amoklauf angeblich nicht getötet haben soll. Doch warum sollte Frank den Erzählungen des jungen Kerls namens Andy glauben? Zumal der sich in immer neuen Widersprüchen verheddert …
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„Memento of Murder“ ist klassischstes Whodunit alter Schule! Weitgehend aufgezogen als reizvolles Zweipersonenstück, bei dem sich die Täter- und Opferrollen fast schon nach Herzenslust zwischen den beiden Protagonisten verlagern und sogar innerhalb einer Szene in Sekundenbruchteilen wieder und wieder auf den Kopf gestellt werden. Das führt beim Zuschauer zu einem angeregten Mitraten und sorgt im Alleingang für eine wirklich durchgängig ordentliche Spannungskurve, die punktuell noch stark anzuziehen vermag. Im Grunde vergaloppiert der Film sich nur in wenigen Momenten, etwa wenn die Figuren ein wenig zu unbedarft bzw. unlogisch handeln und genrebedingt Gelegenheiten nicht nutzen, um das Gegenüber auszuschalten.
Doch das fällt aufgrund des ungemein souveränen Spiel der beiden Hauptdarsteller gar nicht weiter ins Gewicht, da die scheinbar mühelos die äußerst ambivalenten Hüllen ihrer Figuren überstreifen und für viel Verwirrung beim Zuschauer sorgen. Was noch dadurch verstärkt wird, dass einem beide durchaus sehr sympathisch sind. Dabei wirkt Lou Diamond Phillips einen Ticken besser als sein Contrapart, was freilich auch daran liegt, dass uns sein Frank Hill in die Geschichte hineingeführt hat.
Gefilmt wurde der Film überwiegend in einem Laubwald, der auch durchgehend das Setting des Filmes darstellt und nur in den wenigen Szenen um die Waldhütte kurzzeitig in den Hintergrund rückt. Inszeniert wurde der Film ausgesprochen dynamisch mit vielen Steadycamaufnahmen, die sehr gelungen daherkommen und hier und da richtige kleine Schmankerl bereithalten. Bodenständig ist dennoch das richtige Wort, um das optische Konzept des Filmes treffend zu beschreiben, was freilich durch die transportierten, erdigen Farbtöne des Laubwaldes noch unterstrichen wird. Raffiniert ist der Film in Sachen Montage, vor allem, wenn er, wie bereits beschrieben, in einer Szene plötzlich die agierenden Personen gegeneinander austauscht und das Kopfkino beim Zuschauer erst so richtig zündet. Bei einem Film dieser Couleur mutet die harsche Freigabe der deutschen Fassung ab 18 fast schon ein wenig verwunderlich an, doch dahingehend sollte man sich nicht täuschen lassen. „Memento of Murder“ hat nämlich ein paar ausgesprochen blutige Szenen an Bord, die man in dieser Art Film – und wie er aufgezogen ist -, so gar nicht vermuten würde.
„Memento of Murder“ ist ein in den Hauptrollen (bei den wenigen Nebenrollen sieht es etwas schlechter aus!) sehr gut gespielter, spannender und zum Miträtseln einladender Thriller, der sich einen Spaß daraus macht, den Zuschauer auf falsche Fährten zu führen. Dabei hilft ihm vor allem die Konzentration auf die beiden Hauptfiguren, was den Film beinahe zu einem Zweipersonenstück in einem sehr reduzierten Setting macht. Hier und da hätte der Film noch ein wenig mehr an der Spannungsschraube drehen dürfen, denn irgendwann wirkt die Idee des Filmes ein wenig zu gestreckt. Vor allem im Mittelteil geht nämlich die flirrende Spannung zwischen Frank und Andy ein wenig verloren und bekommt man das Gefühl, der Film wäre als Kurzgeschichte ein wesentlich größerer Knaller. Darauf deutet auch das herrlich unmoralische Ende hin, dass ja eigentlich ein durchaus beliebtes Stilmittel in Kurzgeschichten ist. Dennoch: Ziemlich gelungene Thrillerkost!
Die deutsche DVD kommt von dem Verleih Pasadena Pictures im Vertrieb von Infopictures, ist mit einer FSK 18 uncut, präsentiert den Film in ansprechender Bild- und Tonqualität und hat ein hübsches Making Of in petto, dass verdeutlicht, dass man hier mit einigem Herzblut bei der Sache war.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Pasadena Pictures/Infopictures__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |