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Die glorreichen Sieben (2016)

Originaltitel: The Magnificent Seven__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Antoine Fuqua__Darsteller: Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Peter Sarsgaard, Vincent D’Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo, Martin Sensmeier, Haley Bennett, Matt Bomer, Cam Gigandet, Luke Grimes u.a.
Die glorreichen Sieben

Antoine Fuqua mixt Action und Western in seinem starbesetzten Remake „Die glorreichen Sieben“

Antoine Fuqua ist ein Regisseur in typischen Männergenres, hat unter anderem bereits den Boxerfilm („Southpaw“), den Copthriller („Brooklyn’s Finest“) und „Die Hard“-Variante („Olympus Has Fallen“) bedient, sodass es kaum verwundert, dass er diesem bunten Strauß aktuell einen Western hinzufügt.

Dabei verändern der Regisseur, der sich nach eigener Aussage sowohl an John Sturges‘ Original als auch an dessen Vorbild „Die sieben Samurai“ orientieren wollte, und seine Drehbuchautoren Richard Wenk („The Expendables 2“) und Nic Pizzolatto („True Detective“) die Grundkonstellation. Drohten 1960 noch mexikanische Banditen mexikanischen Bauern, so schlottert in der Neuauflage das von weißen Siedlern bewohnte Städtchen Rose Creek vor dem Ultrakapitalisten Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard), der die naheliegende Mine ausbeutet, dabei das Land vergiftet und seine Position durch das Kaufen des korrupten Sheriffs und seine Söldnerarmee sichert. Er gibt den Einwohnern drei Wochen Zeit ihr Land für einen Spottpreis an ihn zu verkaufen, brennt die Dorfkirche nieder und knallt noch ein paar Leute ab, um den Ernst der Lage zu untermauern, womit schnell klar ist, dass Fuqua weniger auf psychologische Feinheiten und mehr als reinrassiges Genrekino setzt.

Unter den Toten ist auch Matthew Cullen (Matt Bomer), weshalb seine Witwe Emma (Haley Bennett) mit allen finanziellen Rücklagen der Einwohner Rose Creeks losreitet und nach Verteidigern für das Dorf sucht. Sie wird fündig in dem Gesetzeshüter Sam Chisolm (Denzel Washington), der weitere Leute anheuert: Den Spieler Josh Faraday (Chris Pratt), den mexikanischen Outlaw Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo), den gefürchteten Cajun-Scharfschützen Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke), den Messerwerfer Billy Rocks (Byung-hun Lee), den verschrobenen, indianerhassenden Trapper Jack Horne (Vincent D’Onofrio) und den Indianer Red Harvest (Martin Sensmeier), womit man ein buntes Septett innehat, das charakteristisch für derartige Erzählungen ist, vom Ensemblewestern über den Söldnerfilm bis hin zu artverwandten Computerspielen.

Das Grüppchen reitet nach Rose Creek, pustet die dort stationierten Bewacher aus den Latschen und bringt den Einwohnern die Grundzüge der Selbstverteidigung bei. Doch Brogue rückt mit einer kleinen Armee an um sich der Gegner zu entledigen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=rCjOTm5ndFM

Gesetzeshüter Matt Chisolm (Denzel Washington) und Kartenspieler Josh Farady (Chris Pratt)

Gesetzeshüter Matt Chisolm (Denzel Washington) und Kartenspieler Josh Farady (Chris Pratt)

Fuqua drückt dem Stoff seinen eigenen Stempel auf und interpretiert ihn neu, trotz einer Lauflänge von rund 130 Minuten als selbstbewusstes Popcornkino zwischen Tradition und Selbstreflexion. Tradition, da „Die glorreichen Sieben“ ein auf wenig CGI setzender Western ist, der gerade in den aufwändigen Kostümen und Sets noch den Geist des inzwischen darbenden Genres präsentiert. Selbstreflexion, da Fuqua den Film und seine Helden (vergleichbar mit „Jack Reacher“) bewusst als überhöhte ‘larger-than-life‘-Kreationen anlegt, die sich stets in Posen aufbauen, oft einen augenzwinkernden Spruch auf den Lippen haben und nie mit verkrampften Ernst an die große Aufgabe gehen. Zitate und Anspielungen sind da, werden aber mit Bedacht eingesetzt – das Elmar-Bernstein-Theme des Originals etwa spart sich Fuqua für den Abspann auf.

Tatsächlich bewegt sich der 2016er „Die glorreichen Sieben“ viel mehr ins Fahrwasser des Actionkinos, was man schon allein an der Inszenierung und den Schauwerten ablesen kann. So rückt Brogue fürs Finale mit einer Anzahl von Schergen im dreistelligen Bereich an, wodurch der Bodycount auf beiden Seiten schnell in große Höhen steigt, geschossen wird auch gern mal in Zeitlupe oder akrobatisch im Sprung und diverse dicke Explosionen gibt es auch zu bewundern, Dynamitvorräten in der Mine sei Dank. Dabei spielen die Sieben ihre anfangs Fähigkeiten aus, werfen Messer und Tomahawks, ballern mit einem oder zwei Revolvern, betätigen sich mit Gewehr oder Pfeil und Bogen als Scharfschützen und gehen auch mal in den Nahkampf, was im rund 30minütigen, meist sehr dynamisch inszenierten Showdown immer noch reichlich Abwechslung garantiert. Zwar wäre es wünschenswert, wenn innerhalb der Set Pieces noch einzelne besonders denkwürdige Momente herausragen würden, aber das kann unter Umständen daran liegen, dass Fuqua auf konstant hohem Niveau inszeniert.

Die glorreichen Sieben

Emma Cullen (Haley Bennett) heuert die sieben Helden an

Doch nicht nur das Spektakel ist dem Actiongenre verpflichtet, sondern auch die ethnische Durchmischung des Casts. Hatten sich Buddy-Cop-Actionfilme wie „Lethal Weapon“ schon als Darstellung von Harmonie zwischen Menschen verschiedener Hautfarben positioniert und waren mit dem Vorwurf konfrontiert immer noch bestehenden Rassismus für eine liberale Utopie zu ignorieren und maximal den Bösewichten zuzuschreiben, so überträgt „Die glorreichen Sieben“ dieses Muster in die Vergangenheit: Bestenfalls in kleinen Gesten, aber nie offen ausgesprochen reagieren Leute auf die Hauptfarben von Charakteren wie Chisolm oder Billy Rocks, stattdessen ist verschworene Gemeinschaft zwischen den Kämpfern verschiedener Herkunft angesagt, selbst wenn diese sich nur kurz kennen. Doch im Männerfilm ist der Respekt unter Männern eben ein Band, das schnell geknüpft ist. Damit mag Fuqua vielleicht nicht historisch korrekt argumentieren, sich aber für eine Verständigung zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft aussprechen, ohne dabei gleich Holzhammer oder Moralkeule auspacken zu müssen.

Dabei setzt das Remake au Archetypen, die relativ starr bleiben und kein tiefenpsychologisches Profil entwickeln. Selbst der zu erwartende Konflikt zwischen Indianer Red Harvest und Indianerkiller Horne köchelt bestenfalls auf ganz kleiner Flamme, die Angst des früheren Killers Robicheaux vor erneutem Töten ist natürlich in erster Linie dazu da, damit er im Finale seine Hemmungen überwindet und triumphal zur Rettung schreiten kann, wenn einem der Kameraden gerade das Wasser bis zum Hals steht. Damit besitzt der Film etwas ungenutztes Potential, da die Zeit bis zum Showdown dann lieber mit Frotzeleien oder Anflirten der hübschen Witwe Cullen verbracht wird, die zwar durchaus Laune machen, aber doch wenig über die Figuren erzählen.

Die glorreichen Sieben

Die glorreichen Sieben auf einem Haufen

Doch damit geht die Zeit erstaunlich flott herum, denn ähnlich wie bei Arnold Schwarzeneggers 2013er Comeback „The Last Stand“ wird ein Großteil des Films damit verbracht die Helden für das von Anfang an angekündigte große Abräumen in Stellung zu bringen. Da wird es dann aber erfrischend konsequent, denn ähnlich wie in den Vorbildfilmen erleben nicht alle der glorreichen Sieben das Ende der Schlacht. Und nicht nur dass: Weder bedeutet ein Mangel an Starpower das Ausscheiden einer Figur noch überlebt jeder von einem bekannten Darsteller verkörperte Charakter den Film, womit Fuqua „Die glorreichen Sieben“ trotz aller Verpflichtung zu Genreformeln ein überraschendes Element verpassen kann.

Dabei wird er von einer spielfreudigen Besetzung unterstützt. Denzel Washington, mit dem er schon die Erfolgsfilme „Training Day“ und „The Equalizer“ drehte, spielt mal wieder den verschmitzten coolen Killer und Leading Man mit gewohnten Charme, während Chris Pratt wie in „Guardians of the Galaxy“ und „Jurassic World“ mit Schwung den sympathischen Hallodri gibt, hier mit Kartentricks im Gepäck. Ethan Hawke („The Purge“) als geplagter Killer und Vincent D’Onofrio („Run All Night“) als bärig-psychopathischer Trappper gehen in den psychologisch etwas komplexeren, in D’Onofrios Falle trotzdem humorvollen Rollen auf, während der koreanische Star Byung-hun Lee („Terminator – Genisys“) eine überzeugende Vorstellung abliefert. Unter den Nicht-Stars aus dem Kreis der Sieben kann vor allem Manuel Garcia-Rulfo („Cake“) überzeugen, während Martin Sensmeier („Lilin’s Brood“) aller Kriegsbemalung zum Trotz etwas blass bleibt. Haley Bennett („Hardcore“) als erfreulich starke Frau inmitten des Männerhaufens kann spielend mit den Hauptdarstellern mithalten, während Peter Sarsgaard („Night Moves“) seinen Schurken herrlich schmierig und over-the-top anlegt, als wolle er das generische des Films mit seiner Leistung noch einmal unterstreichen. Als bekannte Gesichter in Nebenrollen tauchen der (schnell weggeballerte) Matt Bomer („The Nice Guys“) sowie Cam Gigandet („In the Blood“) als rechte Hand des Oberschurken auf, fallen aber nicht weiter auf.

Antoine Fuquas „Die glorreichen Sieben“ ist den Genreformeln des Westerns und des Actionfilms verhaftet, setzt auf archetypische Figuren und bereitet über einen Großteil seiner Laufzeit in erster Linie den erwarteten Showdown vor – und ist trotzdem ein erfrischend kurzweiliger, sehr spektakulärer Neo-Western mit großem Actionanteil. Neben den Schauwerten und Fuquas gewohnt starker Regie sind es vor allem die spielfreudigen Darsteller, die ihre markanten Figuren mit Charme und Eigenleben füllen und „Die glorreichen Sieben“ damit zur gelungenen Genremodernisierung machen.

„Die glorreichen Sieben“ läuft seit 22. September 2016 mit einer Freigabe ab 16 Jahren in den deutschen Kinos.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sony/MGM__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 22.9.2016 in den deutschen Kinos

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