Originaltitel: Shiver__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Julian Richards__Darsteller: Danielle Harris, John Jarratt, Casper Van Dien, Delcie Adams, Shan Applegate, Drew Barrios, Stephanie Batten, David Bodin, Dino Castagno, Rae Dawn Chong u.a. |
Detective Delgado ist wenig erfreut, als er zu einem Tatort gerufen wird, an dem ihn eine kopflose Frauenleiche erwartet. Deren Killer hinterließ keinerlei brauchbare Spuren, selbst eine Spermaprobe führt zu keinerlei erhellenden Ergebnissen. Da ereilt Delgato eine Sprachnachricht des Killers. Der gibt sich selbst den „Künstlernamen“ Vogel Greif und kündigt an, weitere Frauen ermorden zu wollen, wenn Delgado ihn nicht bald stellen könne.
Doch der Killer sucht sich mit seinem nächsten Opfer die Falsch aus. Denn Wendy Alden erweist sich als äußerst wehrhaftes kleines Persönchen, das den Killer beherzt abwehren kann. Zwar wird Wendy daraufhin von Delgado unter Polizeischutz gestellt, doch das hält den angefixten Killer nicht wirklich auf. Erneut attackiert er Wendy, erneut kann die ihn abwehren. Ein drittes Mal soll ihr das aber nicht gelingen. Der Killer entführt Wendy auf ein entlegen gelegenes Grundstück, wo er entweder ihre Liebe gewinnen will oder sie eiskalt umbringen wird…
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„Skin Collector“ erweist sich im Nachhinein als wirklich seltsame deutsche Titelgebung, denn der Killer des Streifens sammelt mitnichten irgendwelche Häute. Vielmehr bewahrt er die Köpfe seiner Opfer auf und inszeniert mit ihnen gruselige Schauspiele, die einen erschauern lassen. Demzufolge wäre der Originaltitel „Shiver“ (Schaudern, Zitter) die bessere Wahl gewesen. Zumal damit auch die Verbindung zu der gleichnamigen Romanvorlage offensichtlich gewesen wäre. Diese erschien 1992 von dem Schriftsteller Brian Harper.
Wie der Roman lebt nun auch der Film von der ungewöhnlichen Zeichnung des Killers und der eigenwilligen Dynamik zwischen dem Killer und seinem Opfer. Das bereitet John Jarratt (der fiese Mick aus „Wolf Creek“) eine große Bühne, kann der hier doch eine unglaubliche Bandbreite an Facetten ausspielen. Sein „Vogel Greif“-Killer ist zu gleichen Teilen freundlich, wohlerzogen, väterlich, fürsorglich, kreuzgefährlich, unberechenbar, verschlagen, brutal und skrupellos. Eine irre Mischung, die den Killer immer wieder einmal vollkommen wahnsinnig wirken lässt… und den Film höchst unberechenbar macht.
Was durch die Leistung von Danielle Harris („See No Evil 2“) nur unterstrichen wird. Die wird hier nämlich so ausnehmend menschlich, normal und verletzlich gezeichnet, dass man wirklich überrascht ist, wenn ausgerechnet sie sich gegen den Killer zur Wehr setzen kann. Dabei mutiert sie äußerst rasant vom Opfer zur taffen Frau, die jede Gelegenheit nutzen würde, um zurückzuschlagen. Die aber auch eine seltsame Sympathie für ihren Verfolger zu entwickeln scheint. Vor allem letzteres hätte man sich gerne stärker herausgearbeitet gewünscht. Doch auch so funktioniert die Täter-Opfer-Beziehung großartig und hat höchst seltsame Szenen wie die Erdnussbutterbrot-Sequenz zur Folge.
Flankiert werden die beiden von Casper Van Dien („Fire Twister“) als Delgado und Rae Dawn Chong („Phantom Kommando“) als dessen Kollegin. Die beiden bleiben leider blass und tragen nur wenig zum Film bei. Derweil kleidet Regisseur Julian Richards seinen Film in düstere, dauerverregnete, durchaus als gelungen zu bezeichnende Bilder und versucht gar nicht erst, seinem Thriller eine zu horroreske Grundnote mitzugeben. Er arbeitet demzufolge lieber mit einer dichten Atmosphäre als mit selbstzweckhaften Jump Scares. Nur in den blutigen Szenen schlägt das Pendel in Richtung Horror und derberer Gore um.
Die blutigen Leichen der Opfer des Killers sind alles andere als angenehm anzuschauen, ebenso die konservierten Köpfe. In einigen Szenen wird mittels CGI ein wenig nachgeholfen, zumeist wirken die blutigen Tatsachen aber handgemacht. Große Action darf man sich von „Skin Collector“ nicht erwarten, wenngleich es eine kleine Autoverfolgungsjagd gibt (die budgetbedingt etwas lächerlich daherkommt) und der Showdown mit amtlichem Shootgun-Geballer und derben Einschusswunden aufwartet.
Was am Ende bleibt, ist ein zunächst wie ein gewöhnlicher Serienkiller-Film beginnender Thriller, der mit zunehmender Laufzeit stärker auf das Täter-Opfer-Verhältnis und die Obsession des Killers für sein Opfer fokussiert. Die daraus resultierenden Psycho-Spielchen gewinnen durch die starken Leistungen der beiden Hauptdarsteller und die zwar unspektakuläre, aber höchst zweckmäßige Inszenierung Julian Richards. Zwischenzeitlich fühlt man sich immer wieder einmal wohlig an das Duell Rutger Hauer vs. C. Thomas Howell in „Hitcher – Der Highway Killer“ erinnert. Der war aber letzten Endes deutlich packender und atmosphärisch dichter als „Skin Collector“. Trotzdem bietet der „Skin Collector“ sauber umgesetzte, insgesamt spannende, düstere Thriller-Unterhaltung, die nur von ihrem teilweise seltsam unpassenden Soundtrack so richtig runtergerissen wird.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erschien am 4. November 2016 von Tiberius Film/Sunfilm und ist mit einer wohlverdienten FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Auch ein paar Interviews zum Film haben sich auf die Datenträger verirrt. Dabei ist ein Interview mit dem Autor der Romanvorlage, das irgendwann zu einer Art Werberatschlag mutiert, besonders kurios…
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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