In der amerikanischen Thriller-Serie „Eye Candy“ (2015) verkörpert Victoria Justice eine gewiefte Hackerin, die sowohl nach ihrer verschleppten Schwester sucht als auch „ins Visier“ eines brutalen Killers gerät, der mit seinen späteren Opfern vorrangig über eine gerade sehr angesagte Dating-App in Kontakt kommt…
Originaltitel: Eye Candy__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Catherine Hardwicke, Russell Mulcahy, Scott Speer, Nathan Hope, David Platt, Martha Mitchell__ Darsteller: Victoria Justice, Casey Deidrick, Harvey Guillen, Kiersey Clemons, John Garet Stoker, Ryan Cooper, Melanie Nicholls-King, Nils Lawton, Theodora Miranne, Dan Lissing, David Carranza, Marcus Callender, Scott Whyte, Eric Sheffer Stevens, Peter Mark Kendall, … |
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Basierend auf dem gleichnamigen Roman R.L. Stines („Goosebumps“) aus dem Jahr 2004, handelt es sich bei „Eye Candy“ um eine auf „MTV“ ausgestrahlte, u.a. von Jason Blum („Hush“) produzierte sowie mit dem ehemaligen „Nickelodeon“-Teenie-Star Victoria Justice in der Hauptrolle aufwartende Thriller-Serie – welche auf der Basis schwacher Quoten nach Ende der ersten Staffel jedoch „keine Verlängerung“ erfuhr (sprich: abgesetzt wurde). Ursprünglich hatte Regisseurin Catherine Hardwicke („Plush“) einen im September 2013 in Auftrag gegebenen (nie veröffentlichten) „Pilot“ vorgelegt, der zwar Anklang fand und zur „Genehmigung“ einer aus 10 Episoden bestehenden Season führte – allerdings wurden in der folgenden Phase des Entstehungsprozesses dann noch diverse gewichtige Veränderungen vorgenommen (wie etwa alle Parts bis auf die von Justice und Harvey Guillen neu zu besetzen), bevor die dreimonatigen Dreharbeiten schließlich im vierten Quartal 2014 anliefen: Vom Vorgehen her nicht unbedingt ein „Einzelfall“ bei Projekten dieser Art – siehe z.B. „Wolf Lake“…
Als Lindy Sampson (Justice) 18 war, musste sie miterleben, wie ihre jüngere Schwester Sara (Jordyn DiNatale) „vor ihren Augen“ (nur wenige Meter von ihr entfernt) entführt wurde. Die eben jenen Vorfall aufzeigende Eröffnungsszene kann man geradezu als „symptomatisch“ für vieles daran anknüpfende einstufen bzw. beschreiben: Im strömenden Regen nach Anbruch der Dunkelheit an einem Fastfood-Restaurant angesiedelt, wartete Lindy damals in ihrem Wagen in der Drive-Thru-Schlange auf ihre Bestellung, während Sara drinnen die Toilette aufgesucht hatte. Kurz nach ihrem Verlassen des Lokals war jene aber plötzlich von einem nicht zu erkennenden Mann ergriffen und in dessen Van gezerrt worden – wobei Lindy ihr aufgrund der blockierten und sehr engen Durchfahrt nicht rechtzeitig zu Hilfe eilen konnte. Gut eingeleitet und durchaus packend, empfand ich den Einstieg als gelungen – doch fällt einem „bei genauerer Betrachtung“ die seltsame Abwesenheit anderer zugegener Leute in diesen hochdramatischen Sekunden auf. Ergo: Lieber nicht allzu kräftig über das Gebotene nachdenken…
Das nächste Mal, dass wir Lindy zu sehen erhalten, ist sie inzwischen 21 und bemüht sich weiterhin beherzt darum, Hinweise zu Sara´s Verschleppung aufzutun – bislang jedoch ohne konkretem Erfolg. Was an jenem Abend geschehen ist, belastet sie schwer – u.a. da sie sich nach dem Tod ihrer Mutter geschworen hatte, auf sie aufzupassen, sowie unmittelbar vor der Tat gewisse „Differenzen“ zwischen ihnen zur Sprache gekommen waren. Mit ausgeprägten Computer-Skills gesegnet, hatte sie umgehend damit begonnen, bestimmte „für Unbefugte verbotene“ Datenbanken nach Ansätzen oder gar Spuren in der Sache zu durchforsten: Anscheinend befand sie sich im Zuge dessen irgendwann tatsächlich „auf dem richtigen Weg“ – bis sich ihr neuer Freund Ben (Dan Lissing) auf einmal als ein gegen sie ermittelnder Cop entpuppte, der sie letztlich als Hackerin „enttarnte“, verhaftete sowie ihr sechs Monate auf Bewährung (inklusive einer „elektronischen Fußfessel“) einbrachte: Eine Strafe, die sie inzwischen nun abgeleistet hat…
Ansässig in New York City, verdient sie sich als Büroangestellte ihren Lebensunterhalt – hat ihre Recherchen jedoch alles andere als aufgegeben und zudem eine Website erschaffen, auf der sich Angehörige Vermisster melden sowie nach Informationen erkundigen können. Zum Teil werden dem Zuschauer die (primär via Chats geführten) Interaktionen zwischen ihr und den auf der Online-Plattform ihre Unterstützung suchenden Personen in Gestalt klassischer Selbsthilfe-Meetings „verbildlicht“: Ein netter, unaufdringlich eingebundener Einfall. Warum ihre gerichtlichen Auflagen es ihr jedoch nicht untersagt haben, in derartiger (unüberwachter privater wie beruflicher) Weise PCs zu nutzen, verbleibt übrigens unthematisiert. Den Job hatte sie über ihren Kollegen George bekommen, der ebenfalls ein geübter Hacker ist, dem sie vertraut und der ihr regelmäßig „unter die Arme greift“: Sympathisch, übergewichtig sowie für „Comic Relief“-Beigaben sorgend, verkörpert Harvey Guillen („the Internship“) den Part (unabhängig seiner Klischeehaftigkeit) zufrieden stellend prima…
Trotz der Umstände (samt des Ausgangs) der „Geschichte“ zwischen ihr und Ben ist Lindy noch immer nicht völlig „über ihn hinweg“. Das weiß auch ihre „BFF“ Sophia (Kiersey Clemons) – weshalb jene sie nun dazu überredet, sich bei einer „Tinder“-esken neuen Dating-Site namens „Flirtual“ anzumelden, die per Smartphone-App funktioniert, Präferenzen und Interessen abgleicht sowie Kontaktoptionen für sich entsprechend nahebei aufhaltende Nutzer offeriert. Widerwillig lässt sie sich darauf ein: Ihre (von Sophia auserkorene) User-Profile-ID lautet „Eye Candy“. Beide wohnen gemeinsam in einem schicken Apartment in Brooklyn – und Sophia ist die Leiterin eines angesagten Clubs, der sich hinter der unauffälligen „Front“ eines Blumenladens befindet sowie stets ein trendy-attraktives (meist gutbetuchtes) Klientel anlockt. Obendrein ist sie eng mit Connor (John Garet Stoker) befreundet – einem ungefähr gleichaltrigen homosexuellen Blogger, welchen Lindy „toleriert“, aber nicht sonderlich mag. Sie sind also so etwas wie „Frenemys“, wie man ein solches Verhältnis heutzutage ja bezeichnet…
Connor kennt sich bestens mit „Flirtual“ aus und vermag Lindy daher verschiedene nützliche Tipps in der Beziehung zu geben – worauf Sophia ihre Auswahl an „reizvollen Kandidaten“ sozusagen „absegnet“: Genau genommen Kinderarzt Peter (David Carranza), Autohändler Reese (Nils Lawton) sowie der aus Australien stammende Anwalt Jake (Ryan Cooper). Zwischen Thekenzone und Tanzfläche unterhält sich Lindy jeweils ausgelassen mit ihnen – gibt sich dabei jedoch zurückhaltend und verschafft sich bloß eine „Einsicht“ in diese seitens der Technik assistierte Form, neue Bekanntschaften zu schließen. Wieder zuhause muss sie allerdings feststellen, dass jemand versucht hat, Zugang zu ihrem Computer zu erlangen, und derjenige ihr überdies creepy-bedrohliche Nachrichten gesendet hat. Sie vermutet, dass einer der drei Männer von zuvor dafür verantwortlich ist – und so schmiedet sie den Plan, sich erneut mit ihnen zu verabreden, um im Rahmen dessen den Betreffenden zu überführen. Aus den Ereignissen ihrer Vergangenheit resultierend, lehnt sie jegliches Einschalten der Behörden kategorisch ab…
Besorgt um Lindy´s Sicherheit, weiht Sophia Ben dennoch ein – bittet ihn und seinen Partner Tommy (Casey Deidrick) darum, sie „im Blick zu behalten“, um ggf. einschreiten zu können. Während letzterer von den Umständen dieser Situation nicht allzu angetan ist, nimmt sich Ben ihr sogleich an – u.a. da er noch Gefühle für sie hegt und zudem ein Killer in der Stadt wütet, dessen „Modus Operandi“ der Polizei weiterhin Rätsel aufgibt. Mit einem Trick gelingt es Lindy derweil, bei ihren Dates mit den verdächtigen Herrschaften eine Überwachungssoftware auf ihre Handys zu installieren – bloß ist sie sich nicht wirklich darüber im Klaren, wie gewieft ihr „Widersacher“ im Ganzen nun eigentlich ist: Clever und perfide, beobachtet der sie etwa heimlich mit Hilfe versteckter Kameras und scheint sich generell „arg obsessiv“ auf sie fixiert zu haben. Zusätzlich bekräftigt sich schon bald die erkeimte Theorie, dass der Mörder seine Opfer via „Flirtual“ auswählt – was sowohl eine Chance markiert, ihn zu erwischen, als auch die Gefahr herausstellt, in der Lindy aktuell gerade schwebt…
Dass Lindy wieder dermaßen viel Kontakt mit Ben hat, führt schnurstracks dazu, dass sie sich ebenfalls ihre weiterhin vorhandenen Empfindungen für ihn eingesteht und es zu heißem Sex auf der Dachterrasse kommt – allerdings wird er nur wenig später in eine Falle gelockt und erhält am Ende der ersten Episode (jip, über diesen „frühen Punkt“ in der Verlaufsentfaltung sind wir noch gar nicht hinaus) kurzerhand die Kehle durchgeschnitten. Die Serie legt ein stattliches Tempo vor – und überrascht damit, einen vermeintlichen zentralen Protagonisten „mal so eben“ sterben zu lassen. Emotional verletzt sowie sich nach Vergeltung sehnend, widmet sich Lindy fortan zunehmend intensiver der Jagd nach dem Killer: Ein mit unterschiedlichen „modernen Technologien“ ausgefochtenes „Katz&Maus-Duell“, in dessen Kontext sich die Zahl der Toten anwachsend erhöht sowie Lindy (parallel dazu) unbeirrt nach neuen Erkenntnissen hinsichtlich des Verbleibs bzw. Schicksals ihrer Schwester forscht…
Bei „Eye Candy“ haben wir es mit düsterer, weitestgehend ernst gehaltener Thriller-Kost zutun, die (anders als bspw. die im selben Jahr gestartete „Scream“-TV-Adaption) mit keinerlei „Augenzwinkern“ in Richtung des Publikums aufwartet sowie Victoria Justice die Gelegenheit bot, nach erfolgreichen Shows wie „Zoey 101“ oder „Victorious“ ihre erste „erwachsenere“ Rolle (in einem grundverschiedenen Genre) zu spielen. Zweifellos eine hübsche junge Dame – und somit schonmal prima zum Titel passend – lieferte sie eine passable Performance ab, die den (an sich nicht übermäßig hohen) Anforderungen des Parts insgesamt zwar durchaus gerecht wird, in einigen „dramatisch-komplexeren Momenten“ allerdings gewisse (nicht zu übersehende) Schwächen offenbart. Obendrein wirkt sie als hochbegabte „MIT“-Abbrecherin und bewandert-toughe Hackerin nur eingeschränkt glaubwürdig – woran die ihrerzeit für die Figuren-Zeichnung zuständigen Teleplay-Autoren aber fern von „unschuldig“ sind. Es ist jedoch anzuführen, dass man sich mit jeder Folge besser daran gewöhnt…
Lindy´s „demographisch ausgewogener“ Freundeskreis setzt sich aus einem Übergewichtigen, einer Afroamerikanerin, einem Homosexuellen und einem Cop zusammen, deren Entscheidungen nicht immer die besten sind und welche von Darstellern portraitiert werden, deren Leistungen nie über „zweckdienlich“ hinauskommen – doch zumindest stimmt die Chemie zwischen ihnen und ist keiner dabei, der einem irgendwie (in einem erwähnenswerten Umfang) „auf die Nerven geht“. Als Sophia bleibt Kiersey Clemons („Neighbors 2: Sorority Rising“) leider ein Stück weit blass – wogegen Newcomer John Garet Stoker´s Connor überraschend „streitig“ (nicht unbedingt im Stil eines klassischen „schwulen Sidekicks“) angelegt wurde. Und dann wäre da noch Tommy – Casey Deidrick aus TV´s „Days of our Lives“ – welcher sich nach Ben´s Tod darum bemüht, gemeinsam mit Lindy den Mörder seines Partners und Kumpels zur Strecke zu bringen – wobei sie sich mit der Zeit „natürlich“ ebenfalls (unschwer vorausahnbar) „anzunähern“ beginnen…
Es dauert nicht lange, da wird Lindy ins Büro der „NYPD Cyber Crimes Unit“ gerufen, wo die zuständige Chefin – Melanie Nicholls-King („St. Vincent“) als Sgt. Catherine Shaw – ihr eine „unterstützende Tätigkeit“ in ihrem Team anbietet. Eingangs lehnt sie ab – worauf sie ihre Meinung schließlich aber doch ändert, u.a. in Anbetracht der ihr dadurch bei ihrer Suche zur Verfügung stehenden umfangreichen Möglichkeiten (Datenbanken etc.). Dass sie auch an anderen Ermittlungen (neben der auf den „Flirtual Killer“ abzielenden) mitwirkt, beunruhigt Tommy – zumal Lindy wiederholt ohne Absprache mit der Polizei vorgeht sowie im Zuge dessen ihre eigene Sicherheit gefährdet. Schrittweise kommt sie im Folgenden jedoch dahinter, dass Shaw sie primär aus einem ganz besonderen Grund mit von der Partie haben wollte, in dessen Zentrum eher die Ergreifung eines weiteren Kriminellen steht – nämlich eines gefürchteten, sich selbst „Bubonic“ nennenden „Hacker-Terroristen“, über den man nicht allzu viel weiß, der allerdings eine Menge Chaos und Schäden anzurichten droht…
Als Connor´s Boss – der Medien-Mogul Hamish Stone (Eric Sheffer Stevens) – auf einer groß aufgezogenen Party ein „Spielchen“ mit den Gästen veranstaltet, bei dem diese für ansteigende Geldsummen allerlei „Wagnisse“ durchführen können bzw. sollen (á la jemanden küssen, schlagen, eine Schuhsohle ablecken, sich die Unterwäsche ausziehen oder gar einen Finger abhacken), betritt „Bubonic“ tatsächlich die Bildfläche und fügt der ohnehin bereits außer Kontrolle geratenden Situation flugs noch eine Geiselnahme samt ‘ner im Gebäude gelegten Bombe hinzu. Weitere Fälle, mit denen Lindy, Tommy und die übrige Einheit konfrontiert werden, wären u.a. das eventuell mit einer „Internet Ghost Story“ in Verbindung stehende Verschwinden einiger feiernden „Kids“ sowie die Geschichte eines Paares, das eine Übernachtung in einem schicken Apartment bucht, welches sich jedoch als mit zig Kameras bestückt entpuppt – worüber hinaus beide offenbar unter Drogen gesetzt werden und er am nächsten Morgen mit blutigen Peitschen-Striemen auf dem Rücken wieder zu sich kommt…
Die Locations in und um New York City (z.B. ein Schrottplatz, verlassenes Schiff im Hafen, ein Restaurant, in welchem man im Dunkeln speist, oder eine kleine Insel mit einem Massengrab und ehemaligen Sanatorium) sind relativ abwechslungsreich ausgewählt worden – was ebenso für die unterschiedlichen „Szenarien“ gilt, mit denen sich unsere Leads konfrontiert sehen: Siehe nur mal die Episode, in der sich ein Unbekannter Zugang zu einem Krankenhaus-Netzwerk verschafft und prompt diverse damit verknüpfte Systeme zu manipulieren anfängt. Irgendwann stößt Lindy auf ein geheimes Online-Portal, auf dem man geradezu „alles“ kaufen oder in Auftrag geben kann: Menschen werden dazu gezwungen, sich selbst ein Auge auszustechen, oder bezahlen andere dafür, bspw. Untreue zu rächen, bestimmte Personen in Schrecken zu versetzen oder auf Wunsch auch mal jemanden mit einem glühenden Eisen zu „branden“. In dem Zusammenhang blieb mit eine Aussage unweigerlich im Gedächtnis haften: „Das Internet – Gottes Geschenk an Psychopathen…“
Selbstredend ist bei einer Serie aus dem Hause „MTV“ die Zielgruppe zu beachten – und so verwundert es kaum, dass es den Verantwortlichen nicht vorrangig auf „Realismus“ ankam, dass die Hauptagierenden coole, attraktive Twens sind sowie dass der „hippe“ Soundtrack recht „unsubtil“ eingebunden daherkommt. Unabhängig dessen hat man sich beim Aufzeigen grausamer Details jedoch keineswegs „abgemildert-jugendfreundlich“ zurückgehalten: In einer „kühlen“ Atmosphäre eingebettet, werden einem u.a. Tatort-Aufnahmen mit teils verstümmelten, schauerlich hergerichteten Opfern, garstige Details (aufgeschlitzte Kehlen, eine herausgeschnittene Zunge etc.) sowie mehrere beklemmend gefilmte Morde (etwa eine Frau, der bei einer Massage Säure übers Gesicht gegossen wird) präsentiert. Für eine angepasste Bebilderung sorgten die Cinematographer Elliot Davis („Man of Tai Chi“) und David Daniel (Rob Zombie´s „31“) – während Dino Meneghin (TV´s „Teen Wolf“) für die Musikuntermalung verantwortlich war…
Gelegentlich erhält der Betrachter per „creepy Voiceover“ Einblicke in die „Gedankenwelt“ des stetig lauernden, Lindy perfide plagenden Killers gewährt. Sein Motiv resultiert aus einer krankhaft-obsessiven Suche nach „Perfektion“ bei seinen Mitmenschen: Im Internet kann sich jeder „makellos“ darstellen – „Photoshop & Co.“ plus Seiten wie „Facebook“ oder „Instagram“ sei Dank – doch werden die „Unvollkommenheiten“ (á la schiefe Zähne) in der Realität jeweils schnell sichtbar, was ihn erzürnt sowie zu einer „Bestrafung“ der betreffenden „Unaufrichtigkeit“ veranlasst. In der Hinsicht unterscheidet er auch nicht zwischen Männern und Frauen. Überdies tötet er ebenfalls Leute, die ihn aus irgendwelchen sonstigen Gründen „aufregen“ (wie eine Dame mit einer ziemlich nervig-lauten Lache beim „Dinner in the Dark“) oder in der einen oder anderen Weise mit Lindy in Beziehung stehen: Entsprechend schweben jene genauso in akuter Lebensgefahr – vielleicht gar noch stärker als Lindy selbst, da sie ja das konkrete „Objekt seiner Begierde“ ist…
Im Laufe der Season tauchen kurzzeitig einzelne gefallende Nebenfiguren auf, deren Schicksale man nicht bloß „mit einem Schulterzucken quittiert“ – wie ein sterbenskrankes Mädel namens Erika (Erin Wilhelmi aus „Disconnect“) oder eine häufig zu Alkohol greifende Freundin Sophias („the Kidnapping of a Fish“-Beauty Theodora Woolley). Obendrein erkeimen Eifersüchteleien zwischen Tommy und Jake (Ryan Cooper aus „Digital Physics“) und offenbart sich eine Beteiligung des Killers an Sara´s Entführung, welcher Lindy u.a. das Armband ihrer Schwester sowie eine speziell arrangierte Foto-Montage zuschickt. Obgleich sie durchweg nur bedingt clever oder originell gestrickt wurden, gehen die zu verzeichnenden „Twists“ und „falschen Fährten“ überwiegend in Ordnung – allerdings vermag man häufig vertraute Klischees zu registrieren, ist die Dialogqualität nicht unbedingt hoch und sind die Charaktere ebenso „schwach an Tiefe“ wie der Plot an sich. Zudem sollte man – wie bei Produktionen dieser Art ja leider nicht gerade selten – lieber nicht allzu viel Wert auf „Logik“ legen…
Generell ist die Idee mit der Dating-Plattform als „Jagdrevier eines Irren“ eine reizvolle, sind einige der gezeigten „Bedrohungen aus dem Web“ nicht unweit der Realität zu verorten und wurden diverse der heutzutage alltäglichen modernen Medien und Technologien unterhaltsam in die Handlung integriert: Es werden Displays eingeblendet, Videos und Texte rekonstruiert, Fahrzeuge mit Hilfe des Bordcomputers manipuliert, Dateien verborgen und aufgespürt, Systeme (wie das der Verkehrsleitzentrale) übernommen, gezielte Fehlinformationen gepostet und so mancherlei weitere „Spielchen“ getrieben. Fürs Publikum gehört eine gewisse Bereitschaft zur „willentlichen Aussetzung der Ungläubigkeit“ unabdingbar mit dazu – nicht nur da das Hacken als hochgradig cool, flott und weitreichend effektiv dargeboten wird. Echte IT-Profis dürften aus dem Kopfschütteln und Belächeln kaum herauskommen. Wahrhaft gestört hat mich das zwar nicht – doch wäre es mit einem höheren Maß an Spannung mit Sicherheit noch einmal deutlich „lockerer“ hinzunehmen gewesen…
Titel wie „K3U“, „BRB“, „HBTU“ und „YOLO“ tragend, handwerklich solide von Regisseuren wie Nathan Hope („Elsewhere“), Russell Mulcahy („the Scorpion King: Rise of a Warrior“) und Scott Speer („Step Up 3: Revolution“) in Szene gesetzt sowie sporadisch mit stimmungsvollen Momenten und netten Ideen aufwartend – unter ihnen versteckte Hinweise auf der Basis der Anfangsbuchstaben einer Reihe italienischer Horror-Streifen – muss ich gestehen, mir diese 10 Episoden relativ zügig (und eingangs fern von ungern) angesehen zu haben. Unglücklicherweise ist (neben den bereits genannten Kritikpunkten) die Identität des Mörders unerfreulich leicht zu durchschauen, ebbte mein Interesse in der zweiten Staffel-Hälfte kontinuierlich weiter ab und mangelt es dem Ganzen an jeglichem „Gewicht“ – weswegen ich die mauen Quoten problemlos nachvollziehen kann. In erster Linie ist „Eye Candy“ also Fans von Miss Justice zu empfehlen – alle übrigen finden in der heutigen „TV-Landschaft“ durchaus bessere Angebote als diese letzten Endes nicht genügend überzeugende Kombination aus „Catfish“, „CSI: Cyber“ und „Stalker“…
Bis heute (Stand: 11/2016) sind mir weder Ausstrahlungs- noch sonstwie geartete Veröffentlichungstermine für Deutschland bekannt…
Stefan Seidl
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