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Shanghai Hero – The Legend

Originaltitel: Ma Wing Jing__Herstellungsland: Hongkong/China__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Corey Yuen__Darsteller: Takeshi Kaneshiro, Jessica Hester, Valerie Chow, Yuen Biao, Yuen Wah, Yuen Ta, Corey Yuen u.a.
Shanghai Hero - The Legend

Mit „Shanghai Hero – The Legend“ alias „The Big Boss – Kampf der Triaden“ legt Corey Yuen ein Remake von „Der Pirat von Shantung“ vor

1997 machte sich Actionspezialist Corey Yuen („The Transporter“) an ein modernes Remake des Shaw-Brothers-Klassikers „Der Pirat von Shantung“, hierzulande veröffentlicht als „Shanghai Hero – The Legend“.

Shantung wie Shanghai kommen im Remake vor: Aus ersterem kommt Ma Wing Jing (Takeshi Kaneshiro) mit seinem Bruder Ma Tei Chung (Yuen Wah) in letzteres, um dort Fuß zu fassen. In Shanghai bekriegen sich zwei Triadengangs: Die eine unter der Führung von Tam See (Yuen Biao), die andere unter Leitung von anderer Gauner. Tam See wird von den Briten unterstützt, seine Kontrahenten von der einheimischen Polizei. Trotz dieser Situation klammert man sich aber nicht an „Yojimbo“ und „Für eine Handvoll Dollar“, sondern erklärt Tam See zum ehrbaren Gangster.

Ma Wing ist fasziniert von Tam, dem er kurz nach seiner Ankunft begegnet und möchte einen ähnlichen Status erlangen wie er. Doch bald muss er merken, dass man es als ehrbarer Mensch schwer hat, selbst wenn man so mächtig wie Tam See ist…

httpv://www.youtube.com/watch?v=fc9IogmLxvw

Irgendwo zwischen Actionfilm und Gangsterdrama kann man „Shanghai Hero“ ansiedeln, denn die Geschichte tendiert trotz diverser Krawalleinlagen eher in letztere Richtung. Leider ist „Shanghai Hero“ kein „Casino“ oder „Scarface“, sondern hat erzählerisch so seine Schwächen: Nach Schilderung von Ma Wings Etablierung in Shanghai erfolgt ein riesiger Bruch, weiter geht es mit der Zeit, in der er schon großer Gangster ist. Dadurch reißt „Shanghai Hero“ den Zuschauer zwischendrin unschön heraus, ähnlich stört auch die Episode, in denen der kurzfristig verwirrte Ma Wing mit seinen Freunden auf einem Boot lebt, den Spannungsbogen. Gerade als Gangster- bzw. Triadenfilm funktioniert „Shanghai Hero“ dann nicht so gut. Sicher sind die Parts in sich ganz stimmig (die unpassend auf witzig getrimmte Bootepisode mal außen vor), doch ein rundes Ganzes ergeben sie leider nicht so wirklich.

Misslungen ist „Shanghai Hero“ trotz dieses Kritikpunktes allerdings nicht, denn jede der Episoden ist in sich, wie bereits gesagt, durchaus stimmig. Schön auch die Konfrontation des ehrbaren Gangsters, den man allerdings nicht als ehrlich oder gut bezeichnen kann: Auch er lässt Feinde öffentlichkeitswirksam hinrichten, auch er betreibt nicht nur legale Geschäfte. Dafür steht dahinter das Ehrverständnis klassischer Gangster: Tam See hält seine Versprechen, opfert sich für Freunde auf und träumt davon die zersplitterten Gangs zu einen, um eine Ordnung im Verbrechen zu schaffen. Durch Eifersucht und Neid gerät dieser Plan jedoch ins Wanken und auch die Hauptfigur ist davor nicht gefeit – eine hübsche Ambivalenz.

Zudem tröstet Corey Yuens Regie über so manche Drehbuchschwäche hinweg, denn oft überzeugt „Shanghai Hero“ eher mit den Bildern, mit denen er erzählt, und weniger mit dem, was er erzählt. Dank einer recht aufwändigen Ausstattung und genug production values macht der Film dann auch optisch was her und kann hier mit einigen Pfunden wuchern.

Besonders interessant ist natürlich mal wieder die Action aus dem Hause Yuen und die kann sich sehen lassen. Meist gibt es Martial Arts mit gewissem, aber nicht überzogenem Wirework-Einsatz, wobei die Choreographie mal wieder die gewohnte Qualität aufweist. Im Finale vertrauen die Konfliktparteien dann aber lieber auf die Vorteile moderner Feuerwaffen, ehe sie sich die Köppe einschlagen, wodurch der Showdown mit einem extrem blutigen Shoot-Out mit leichten John-Woo-Anleihen beginnt, ehe die verbliebenen Kontrahenten ihre Differenzen mit den Fäusten klären. Die Menge ist ordentlich, es gab in anderen Filmen Corey Yuens aber schon mehr auf die Moppe.

Takeshi Kaneshiro („House of Flying Dangers“) übernimmt die Rolle des kampfgewandten Jungspunds, also diejenige, die Yuen Biao („Shanghai Police“) in jüngeren Jahren öfter einnehmen durfte. Letzterer beweist aber als Mentor und Ehrengangster Ausstrahlungskraft und Charisma, während Kaneshiro gelegentlich etwas zu unsympathisch daherkommt. Die fiesen Möpps und Yuen Wah („The Master“) als Comedic Sidekick hingegen überzeugen hingegen durchweg, ebenso Valerie Chow („Total Risk“) und Jessica Hester („Hunted Hunter“) als prägende Frauenfiguren.

Erzählerisch hakt „Shanghai Hero“ gelegentlich etwas und ein reines Actionspektakel sollte man auch nicht erwarten, aber wer die dramaturgischen Schwächen in Kauf nehmen kann, der erhält ein toll inszeniertes Gangsterdrama mit derben Actioneinlagen in gewohnter Corey-Yuen-Qualität.

Nachdem der Film als „Shanghai Hero – The Legend“ auf Video hierzulande erschien, gibt es ihn seit 2008 auf DVD bei Movie Power unter dem Titel „The Big Boss – Kampf der Triaden“. Sowohl VHS als auch DVD sind ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben, in Sachen Extras bietet die DVD Trailer, eine Bildergalerie und eine Alternativszene aus der taiwanesischen Fassung des Films.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Movie Power__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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