Originaltitel: New Jack City__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Mario Van Peebles__Darsteller: Wesley Snipes, Ice-T, Allen Payne, Judd Nelson, Chris Rock, Mario Van Peebles, Michael Michele, Bill Nunn, Russell Wong, Bill Cobbs, Christopher Williams, Vanessa Williams u.a. |
Mit „New Jack City“ bewies Mario Van Peebles („Hard Luck“) sein Talent nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur und schuf dabei einen der einflussreichsten Filme des New Black Cinema der frühen 1990er.
Der Beginn spielt 1987: Nino Brown (Wesley Snipes) ist ein Kleingangster mit rabiaten Methoden. Von seinem Untergebenen Gee Money (Allen Payne) bekommt er eine neue Droge, Crack, mit der er reich werden will. Der Cop Scotty Appleton (Ice-T) hingegen versucht, die Drogen von der Straße zu verbannen und schnappt den Kleindealer Pookie (Chris Rock) nach einer ausgedehnten Verfolgungsjagd. Ein guter Auftakt ohne Längen, der auch ein wenig Action bietet, aber in erster Linie ist „New Jack City“ ein Gangsterfilm.
1989 hat Nino mit dem Crack einen enormen Reichtum erlangt und verfügt über ein gewaltiges Imperium. Sein neuestes Projekt ist ein übernommener Wohnblock, in dem er Drogen an Junkies verkauft, Crack herstellt und sich so vor dem Zugriff durch die Polizei schützt. Dem inzwischen wieder freien, aber zum Junkie verkommenen Pookie bietet er einen Job an. Scotty hingegen ist suspendiert, wird aber von Stone (Mario Van Peebles) wieder angefordert, um mit gegen Nino vorzugehen. Die Idee mit dem Gebäude ist ein wirklich interessanter, neuartiger und brisanter Ansatz und so nimmt dieses Objekt auch einen Großteil des Films ein.
Scotty schnappt sich Pookie erneut, schickt ihn auf Entzug und setzt ihn nach der Genesung als Spitzel bei Nino ein. Pookie bekommt wie von Nino versprochen den Job und macht sich mit Kamera und Wanze an die Arbeit. Dabei wird er bald befördert und mit seinen Beweisen scheint das Ziel greifbar nah. Doch stattdessen ereignet sich bald der erste große Fehlschlag im Kampf gegen Nino Browns Drogenimperium…
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Der Plot von „New Jack City“ ist ziemlich spannend und profitiert von einigen klugen Einfällen. Darunter auch die Idee sowohl Nino als auch Scotty nahezu gleich aufmerksam zu porträtieren; sie überzeugt, obwohl der Film so immer ein wenig zwischen Gangsterdrama und Cop-Krimi pendelt. Denn in der Tradition von anderen Gangsterfilmen ereignen sich auch in Ninos Gang verschiedene Ränkespiele, Freundschaftsbrüche und Betrügereien, wobei „New Jack City“ hier eher an Filme um die italienische Mafia wie z.B. „Der Pate“ erinnert als an Ghettofilme. Brian de Palmas „Scarface“ wird als Vorbild ausgiebig zitiert, nicht zuletzt wenn er im Privatkino in Ninos Eigenheim läuft. Nur im letzten Drittel fasert der Plot unschön auseiander, da die einzelnen Szenen lückenhaft verbunden wirken; zudem scheint Ninos Imperium an einer einzigen und noch dazu fehlgeschlagenen Aktion der Cops zu zerbrechen. Nach dem konzentrierten vorigen Part um Observierung und das faszinierende Wohnblockszenario ist dies schon ein herber qualitativer Abfall. Auch der etwas einfältige Showdown, bei dem auch einmal die ganze Community auf der Seite der Cops ist, und die unnötig-unglaubwürdige Verlinkung, dass Nino Scottys Mutter auf dem Gewissen hat, zehren in diesem Teil des Films leider von Kraft von „New Jack City“.
Mario Van Peebles‘ Inszenierung kann sich wirklich sehen lassen, denn er beweist einiges an Talent. Vor allem die Szenen, in denen Pookie alleine in seiner Wohnung ist und mit der Sucht ringt, sind sehr eindrücklich inszeniert. Auch seine Anti-Drogen-Botschaft bringt Van Peebles recht überzeugend rüber, obwohl sein Film das Thema nur bedingt tiefgründig angeht und die moralisch predigende Texttafel am Ende doch ein wenig nach Grundschule klingt. Stärker sind da die Verbrechensstatistiken zu Beginn des Films, die auch die soziale Schere und andere Gründe der Crackepidemie in schwarzen Armen-Vierteln unter die Lupe nehmen sowie Seitenhiebe auf Nancy Reagans „Just say no“-Programm aus ihrer Zeit als First Lady. Für Street Credibility sorgt dabei ein Rap-Soundtrack, auf dem auch Hauptdarsteller Ice-T vertreten ist.
Zwischendurch wird auch ein wenig geballert und auch das hat Van Peebles gut inszeniert, obwohl sein Film nicht zum Actionreißer wird. Es gibt einiges an blutigen Einschüssen zu bewundern und auch im Gebrauch von Stilmitteln wie Zeitlupe erweist er sich als geschickt; vor allem der mit Handkamera gefilmte Übergriff auf den von Nino kontrollierten Wohnblock erschafft eine Atmosphäre der unmittelbaren Teilnahme und kaschiert dabei auch das Budget, das mit 8 Millionen Dollar nicht das üppigste war. Allerdings nimmt die Action nicht überhand, was dem dramatischen Teil des Films gut tut.
Wesley Snipes („Brooklyn’s Finest“) liefert hier eindeutig die beste Leistung als eiskalter Gangster ab und überzeugt auf ganzer Linie. Auch Ice-T („Defender – Der Schutzengel“) hängt sich rein und bringt eine gute Performance, aber man merkt ihm an, dass er kein gelernter Schauspieler ist. Der Rest der Crew, in der sich auch bekannte Leute wie Mario Van Peebles selbst, Judd Nelson („Nurse 3D“) und Russell Wong („Romeo Must Die“) als Cops sowie Bill Nunn („…denn zum Küssen sind sie da“), Allen Payne („Der Sturm“) und Vanessa A. Williams („Candyman“) befinden, spielt überzeugend, muss den Löwenanteil des Films aber Ice-T und Snipes überlassen. Starke Akzente setzt allerdings noch Chris Rock („Bad Company“) als Junkie, der sich für die Rolle ordentlich runtergehungert hat und auch sonst großes Engagement zeigt.
„New Jack City“ ist eine gut gespielte, gemessen an seinem Budget sehr souverän inszenierte und ambitionierte Mischung aus Cop-Krimi und Gangsterdrama, die auch den einen oder anderen Schauwert parat hält. Leider kostet das etwas hilflose letzte Drittel an Qualität, da der Plot zerfasert, die Schlussmoral etwas aufgesetzt wirkt und manche Plotentwicklung forciert scheint. Ein kraftvoller Unterhaltungsfilm mit Message ist Mario Van Peebles dennoch gelungen.
Früher war „New Jack City“ hierzulande mit 16er-Freigabe nur leicht gekürzt in Deutschland auf VHS und DVD zu sehen. Mit der 2006 veröffentlichten Special Edition DVD änderte sich das, denn nun wurde die ungekürzte Fassung geprüft und erhielt ebenfalls eine Freigabe ab 16 Jahren. Die Uncut-Version ist auch auf der deutschen Blu-Ray zu finden ist, welche das gleiche Bonusmaterial wie die Special Edition bietet: Einen Audiokommentar des Regisseurs, Making Ofs und Musikvideos.
© Nils Bothmann (McClane)
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