Originaltitel: Eliminators__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: James Nunn__Darsteller: Scott Adkins, Stu Bennett, Daniel Caltagirone, James Cosmo, Mem Ferda, Ty Glaser, Olivia Mace, Stephen Marcus, Bruce Johnson, Sean Cronin, Lily Ann Stubbs u.a. |
Ich gebe zu, dass ich schon vor längerer Zeit die Versuche aufgegeben habe, zu verstehen, nach welchen Kriterien die WWE-Studios Rollen in ihren Produktionen an die Wrestling-Stars der hauseigenen Liga verteilen. So erwischt es mal altgediente Veteranen (Big Show in „Vendetta“ oder Kane in „See No Evil 2“), mal aktuelle Publikumslieblinge (Dean Ambrose in „12 Rounds 3“ oder Dolph Ziggler in „Countdown“) und mal sogar inaktive Hall-of-Famer oder sexy Sidekicks aktiver Wrestler (Edge und Lana in „Interrogation“).
Im Falle von „Eliminators“ wird es nun besonders schräg. Hierfür verpflichtete man Stu Bennett alias King Barrett, den man fast zur gleichen Zeit sang- und klanglos aus dem WWE-Roster geschmissen hatte. Großartig Werbung für seinen filmischen Abschied machte man nicht mehr und muss sich freilich in diesem Fall noch mehr als sonst fragen lassen: Warum wurde King Barrett für diesen Film in Betracht gezogen? Barrett selbst kann es egal sein. Der geht nämlich in dem Wissen, dass er einer wahrhaft gelungenen WWE-Studios-Produktion seinen Stempel aufgedrückt hat!
In dieser gibt King Barrett den Auftragskiller Bishop. Der soll den Ex-DEA-Agenten Thomas erledigen, der nach einer fünfjährigen Undercover-Aktion Zeugenschutz genießt und mit seiner Tochter in London untergetaucht ist. Hier lebt Thomas ein langweiliges, aber sicheres Leben, bis eines Abends drei Vermummte in seine Behausung eindringen. Während Thomas noch fürchtet, die Kerle hätten ihn enttarnt, sind diese einfach nur irrtümlich ins falsche Haus eingebrochen.
Trotzdem hören sie nicht auf, Thomas und seine Tochter zu bedrohen. Blitzschnell meuchelt der besorgte Vater daher die drei Einbrecher und wird damit zum begehrten Objekt der örtlichen Medien. So werden freilich auch alte Widersacher, gegen die er in seiner Undercover-Zeit vorging, auf ihn aufmerksam. Und da diese noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen haben, rufen sie Bishop auf den Plan…
httpv://www.youtube.com/watch?v=3aVZV2Pz15k
Der jagt nun in einer ständig vorwärtsdrängenden Story hinter Thomas her. Dabei ist die Geschichte nicht sonderlich komplex und hält auch keinerlei Überraschungen bereit, steht der Action aber niemals im Weg, treibt sie gut an, gibt keinen Pfifferling auf ablenkende Nebenhandlungen und setzt in der Charakterzeichnung auf gut erkennbare Motivationen für das Handeln der Figuren. Woran es der Story von „Eliminators“ fehlt, ist Spannung. Dass man vor allem Thomas’ Tochter vorschnell aus allen Bedrohungslagen heraus manövriert, um vollkommen auf das Duell zwischen Thomas und Bishop zu fokussieren, kostet die Handlung ordentlich Involvierungspotential.
In der Folge sitzt man etwas unberührt vor dem flotten B-Actioner, wird aber dank diverser anderer Pluspunkte hinreichend für seine Bereitschaft, Abstriche in Sachen Spannung zu machen, belohnt. Dabei fällt als erstes ins Auge, wie beinahe sorgfältig „Eliminators“ im Vergleich zu anderen aktuelleren WWE-Produktionen inszeniert wirkt. Bei Tag ist der Film angenehm weich und anheimelnd ausgeleuchtet, bei Nacht übernehmen kalte Bilder des sexy Schauplatzes London. Das Ergebnis ist ein ansprechender Look, der in Kombination mit den schönen Schauplätzen, hübschen Kamerafahrten und einem angenehmen Score die wertige Anmutung dick unterstreicht.
Allgemein scheint man entweder einige Dollar mehr für „Eliminators“ locker gemacht zu haben oder aber der Drehort England ist ein billigeres Filmpflaster. Denn auch in der Action weiß die Inszenierung absolut zu gefallen. Fällt nur ab und an mit CGI-Blutspritzern und Trefferwirkungen negativ auf und reicht das Gros der Effekte im handgemachten Stil. Dabei wird auf einen Mix aus Ballereien und Martial-Arts-Einlagen gesetzt. Freunde von Autoverfolgungsjagden und großen Explosionen schauen in die Röhre. Aber das ist man ja inzwischen leider nicht mehr anders gewohnt…
Die Actionszenen gehen in dichter Folge auf den Zuschauer hernieder. Im Zentrum steht dabei natürlich meistens Hauptdarsteller Scott Adkins („El Gringo“), der sich durch englische Landsitze, Hafenanlagen und Hochhäuser tritt und ballert und sogar in einer Seilbahngondel auf engstem Raum diversen Lumpen die Kauleisten verbiegen darf. Dabei ist Adkins wie gewohnt physisch ungemein präsent und als Held der Chose kommt er ausnehmend sympathisch rüber.
Insgesamt hat aber King Barrett die wesentlich interessantere Rolle abbekommen. Sein betont überlegt agierender und intelligent angelegter Bishop hebt sich überdeutlich von den Genre-Stereotypen ab. Er stürmt nie blindlings in irgendeine Situation, macht sich methodisch moderne Technik zum Nutzen und scheint eher auf der Suche nach einer Herausforderung denn nach dem schnellen Geld zu sein. Barrett transportiert all diese Anlagen richtig gut, hat eine coole Ausstrahlung als eiskalter Killer und ist freilich auch wegen seiner irren Physis ein echter Gewinn für den Film.
Weshalb seine zwei direkten körperlichen Konfrontationen mit Adkins zu den absoluten Highlights von „Eliminators“ gehören! Beide Prügeleien sind angenehm lang, toll choreografiert und ein interessanter Mix aus harten, effektiven Aktionen und beeindruckenden Momenten formvollendeter Körperkontrolle. So darf Barrett sogar ein oder zwei Wrestling-Suplexe zeigen, während Adkins direkt ein paar noch nie von ihm gesehene Aktionen abfeuert. Das wird weitgehend in schönen Totalen ohne Schnittorgien präsentiert und lässt den Zuschauer immer wieder entzückt mit der Zunge schnalzen.
Allgemein atmet die Action von „Eliminators“ eine nette Grundhärte, in die sich immer mal wieder kleinere Gewaltspitzen (Headshots, Aufspießungen,…) untermischen. Der Fokus liegt aber deutlich auf einer schnellen Abfolge immer neuer Action-Scharmützel, weshalb die deutsche FSK-16-Freigabe absolut in Ordnung geht.
Regisseur James Nunn („Tower Block“) ist dank zweier großartiger Antipoden mit „Eliminators“ ein überzeugender B-Actioner mit großartigem Timing gelungen. Ohne Leerlauf hechtet der Streifen von einer Actionszene zur nächsten und liefert dem Actionfan hübsche Großkaliber-Ballereien und stark choreografierte und inszenierte Martial-Arts-Szenen in angenehm abwechslungsreichen Settings. Die Story hat dabei eine eher unbedeutende Rolle inne, lässt diverse Möglichkeiten zur Spannungsgenerierung etwas zu leichtfertig liegen und zieht den Zuschauer nicht vollends in seine Welt hinein. Dafür ist der Film (in Bezug auf die WWE-Studios muss man es wirklich so sagen: ) endlich mal wieder wertiger in Szene gesetzt und hat in London einen wahrhaft sexy Schauplatz.
In diesem Sinne:
freeman
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Scott Adkins ist derzeit ein fleißiger Actionarbeiter, haut neben Gastrollen in Werken wie „Criminal“ und „Doctor Strange“, auch Reißer wie „Jarhead 3“ und „Hard Target 2“ in schneller Folge heraus, zu denen sich der von den WWE-Studios finanzierte „Eliminators“ gesellt.
Wenn Actionstars Durchschnittstypen spielen, dann entweder solche, die über sich hinauswachsen, oder solche, hinter deren Fassade mehr steckt als der erste Blick zeigt. Letzteres trifft auf den Londoner Michael Parker (Scott Adkins) zu: Ein Wachmann von Beruf, Witwer und alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter, Carly (Lily Ann Stubbs). Doch als drei Räuber die Parkers auf der Suche nach Drogen überfallen und als die beiden als Zeugen loswerden wollen, erlegt Michael das Trio fachgerecht und verhindert so, dass sich die artverwandte Eröffnungsszene des Adkins-Actionfilms „Universal Soldier: Day of Reckoning“ wiederholt.
Bei dieser Konstruktion rascheln freilich die Drehbuchseiten, denn mag man den Irrtum der Räuber noch glauben, so verwundert es, dass ihr Chef die Maske abnimmt, so identifizierbar wird und damit die folgenden Ereignisse in Gang setzt. Auch nur begrenzt glaubwürdig ist, dass die Polizei den bei der Aktion schwer verletzten Michael trotz offensichtlicher Notwehrsituation ans Krankenhausbett kettet und als Verdächtigen behandelt. Michael passiert allerdings das, was schon anderen Helden wider Willen (wie etwa Tom Stall in „A History of Violence“) passiert ist: Die Medien verbreiten sein Bild, was wiederum Leute aus Michaels Vergangenheit aufscheucht.
Michael heißt nämlich eigentlich Thomas McKenzie, war früherer amerikanischer FBI-Agent und sammelte bei seiner Undercoverarbeit wertvolle Beweise gegen den Gangsterboss und Waffenhändler Charles Cooper (James Cosmo). Der wiederum setzt den Killer Bishop (Stu Bennett) auf Thomas an…
Wenn die WWE einen Film finanziert, dann wollen sie auch meist einen ihrer Wrestler promoten, in diesem Falle den unter dem Kampfnamen Wade Barrett bekannten Stu Bennett („Dead Man Down“). Mit seiner beeindruckenden Körpergröße und seinen drahtigen, nicht zu exzessiven Muskeln passt der auch gut in die Rolle des Profikillers und ist auch schauspielerisch ein echt okayer Bösewicht. Nur leider braucht dieser Film nicht nur einen echt okayen, sondern einen wahrhaft charismatischen Bösewicht, da es vor allem um das Duell zweier Männer geht. Die meisten Nebendarsteller sind eh nur bessere Stichwortgeber, abgesehen von Daniel Caltagirone („Zwischen allen Linien – Das verlorene Bataillon“) als Agentenkumpel Thomas‘, der aber nie mehr als ein routiniertes Nebenrollengesicht bleibt, und James Cosmo („Projekt 12 – Der Bunker“), der zwar schon eine angemessen fiese Ausstrahlung hat, aber wenig zum Zuge kommt. So dominiert Scott Adkins („El Gringo“) den Film fast schon zu sehr, in dem er mehr von seiner schauspielerischen Reichweite zeigen kann: Gerade den trauernden Witwer, der durch das Bildermalen seiner Tochter wieder an seinen Verlust erinnert wird, verkörpert er sehr überzeugend.
Jedoch setzt „Eliminators“ weniger auf Dramaelemente als etwa „Undisputed 3“, sondern ist mehr ein gradliniges B-Picture, in dem sich zwei Elitekämpfer duellieren. Der verletzte Thomas ist meist in der Defensive, Bishop meist in der Offensive, was Raum für eine Hatz mit wenig Subplotfett auf dem Rippen bietet. Auch die hauptsächliche Story ist schlank gehalten, einzig und allein eine Enthüllung bezüglich der gemeinsamen Vergangenheit Thomas‘ und Cosmos beschert dem Zuschauer noch ein kleines Aha-Erlebnis, aber es ändert wenig an der Stoßrichtung des Plots, den Regisseur James Nunn, der mit seinem Star schon „Hooligans 3“ drehte, mit einigem Tempo abspult.
Dabei gelingen ihm auch durchaus spannende Passagen, etwa wenn Thomas in einer Seilbahnkabine auf das Ende der Fahrt warten muss und sowohl Freunde als Verfolger zu seinem Bestimmungsort eilen, ein wahrhaftiger Wettlauf gegen die Zeit. Leider bleiben solche Szenen in der Minderzahl, zumal das Duell der beiden Eliminatoren viel Potential bei den Nebencharakteren verschenkt: Diese bleiben farblose Stichwortgeber, sodass es kaum einen Effekt auf den Zuschauer hat, wenn Nunn fast seinen gesamten Cast über den Jordan weggehen lässt: Die zahlreichen Tode lassen wahlweise kalt oder nerven in ein, zwei Szenen schon mit ihrer aufgesetzten Kaltschnäuzigkeit.
Einen Overkill an Action bietet „Eliminators“ nicht, aber in regelmäßiger Folge verschiedene Verfolgungsjagden, Shoot-Outs und Fights, bei denen vor allem die beiden Zweikämpfe der Kontrahenten Thomas und Bishop mit schicker Choreographie von Tim Man („Kill ‘Em All“) und übersichtlicher Inszenierung punkten. Letztere schneidet wenig und zeigt vor allem Halbtotalen, welche die körperlichen Fähigkeiten der Kontrahenten optimal einfangen. Ein paar inszenatorische Ideen finden sich auch, etwa wenn sich Thomas in der erwähnten Seilbahnkabine zweier Gegner erwehren muss und die Kamera die Kabine ein wenig umkreist, auch wenn Nunns Film nicht ganz die Dynamik artverwandter Referenzszenen erreicht (man denke an die Taxi-Messerstecherei aus „I Saw the Devil“ oder den Fahrstuhlkampf aus „Captain America: The Winter Soldier“). Generell macht Nunn allerdings das Beste aus dem begrenzten Budget, auch wenn mancher Einschuss und manche Wunde immer noch als CGI-Kreation zu identifizieren ist und das London des Films selbst für nächtliche Verhältnisse von übersichtlich wenigen Statisten bevölkert ist.
„Eliminators“ lässt den Zuschauer mit gemischten Gefühlen zurück. Einerseits ist James Nunns Film ein gradliniger, aufs Wesentliche reduzierter Reißer der B-Klasse, der mit meist gut choreographierter Action und einem starken Scott Adkins in der Hauptrolle aufwartet. Aber diese Meriten können schwer übertünchen, dass die Hetzjagd den Zuschauer seltsam kalt lässt, obwohl die Nebenfiguren in größerer Zahl weggehäckselt werden. Ein einfallsarme, temporeiche, aber nur begrenzt spannende Hatz als Actionsnack für zwischendurch, aber ohne großen Nähr- oder Erinnerungswert.
Starke:
Die deutsche DVD und Blu-Ray des Films erscheinen bei Universum Film und sind mit einer Freigabe ab 16 Jahren ungekürzt. Das Bonusmaterial auf beiden Medien umfasst zwei Featurettes.
© Nils Bothmann (McClane)
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