Originaltitel: Incarnate__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2016__ Regie: Brad Peyton__ Darsteller: Aaron Eckhart, Carice van Houten, Catalina Sandino Moreno, David Mazouz, Keir O’Donnell, Emily Jackson, Matt Nable, John Pirruccello, Paul Vincent O`Connor, Bealle Hill, Karolina Wydra, Emjay Anthony, Natalija Nogulich, Mark Henry, … |
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Bereits Ende 2013 begannen die u.a. seitens der „WWE Studios“ und der „Blumhouse“-Genre-Schmiede gestemmten Produktionsarbeiten an dem rund fünf Millionen Dollar teuren Horror-Streifen „Incarnate“, welchen der eigentlich sonst eher höher-budgetierte Kino-Kost á la „Cats & Dogs 2“, „Journey 2: the Mysterious Island“ und „San Andreas“ abliefernde Filmemacher Brad Peyton in Szene setzte. Im Folgenden brachte man das Werk dann allerdings erst im Dezember 2016 „auf die amerikanischen Leinwände“ – und zwar an einem traditionell „schwachen“ Wochenende nahezu ohne nennenswerter Werbung. Von überwiegend unterdurchschnittlichen Kritiken begleitet, stieg die Veröffentlichung auf Platz 9 ein und erwirtschaftete im Zuge ihres gesamten „US-Durchlaufs“ gerade einmal $4.797.704 – woran auch einzelne vertraute Gesichter und eine gar nicht mal so uninteressante Abwandlung der altbekannten „Besessenheits-Thematik“ nichts zu ändern vermochten…
Seth Ember (Aaron Eckhart) besitzt eine spezielle Gabe: Er ist dazu in der Lage, Menschen von sie heimsuchenden „unheilvollen Entitäten“ zu befreien. Letztere ordnet er keiner klaren Religion zu – weshalb er auch nicht für die Kirche tätig ist und nie Begriffe wie „Dämonen“ oder „Exorzismus“ verwendet. Statt diese „Parasiten“ aus den Betroffenen zu „extrahieren“, versetzt er sich immerzu ins Unterbewusstsein der Leidgeplagten – bekämpft sie sozusagen „von innen heraus“ und bemüht sich auf diesem Wege darum, sie zu „exmittieren“. Um das zu erreichen, senkt er seine Herzfrequenz weitestgehend ab – um so dem Tod möglichst nahe zu sein – baut eine entsprechende „Verbindung“ zu der Person auf und hat fortan maximal acht Minuten lang Zeit, jene davon zu überzeugen, sich aktuell in einer Art „individuelle Wunschvorstellungen aufzeigenden Traumzustand“ zu befinden. Gelingt ihm das, wendet sich alles zum Guten. Im Grunde ein ähnlicher Vorgang wie der in „Inception“ – nur deutlich „simplifizierter“…
Als sich Ember´s Erfolge in „gewissen Kreisen“ herumzusprechen anfingen, wurden er und seine Familie eines Tages Opfer eines Anschlags, bei dem eines dieser „Wesen“ (welches später den Namen „Maggie“ erhielt) in den Körper einer Frau eindrang und so einen Auto-Frontalzusammenstoß herbeiführte, der seinen Liebsten (Gattin und Sohn) das Leben kostete und ihn von der Hüfte an abwärts lähmte. Seitdem ist er ein verbitterter, an einen Rollstuhl gefesselter Mann, der mit zwei „alternativen Hipster-Assistenten“ (Emily Jackson und Keir O´Donnell) aber weiterhin seiner „Berufung“ nachgeht. Im Kontext dessen meldet sich irgendwann eine Abgesandte des Vatikans (Catalina Sandino Moreno) bei ihm, berichtet von dem Elfjährigen Cameron (David Mazouz), bei dem die Kirche „einfach nicht weiter kommt“, und bietet ihm für seine Dienste einen Koffer voller Geld an – lockt ihn schlussendlich jedoch allein mit der Aussage zur Mitwirkung, dass höchstwahrscheinlich „Maggie“ hinter dem Fall steckt…
„Incarnate“ eröffnet relativ ansprechend – und zwar in Gestalt einer in einem überraschenden Ausgang mündenden Einstiegs-Sequenz, bevor der Titel seine Einblendung erfährt, der coole Song „Sail“ von Awolnation erklingt sowie das Geschehen unmittelbar in eine der erwähnten „Phantasie-Welten“ einsteigt: In dieser amüsiert sich ein beleibter Herr (John Pirruccello) in einem schicken Nachtclub mit einer heißen Blondine (Breanne Hill) – worauf Ember an ihn herantritt und ihm aufzuzeigen versucht, dass das alles „nicht real“ sei (bspw. da die Zeit auf Uhren dort kontinuierlich still steht). Sobald das gelingt, muss Der- oder Diejenige dann stets rasch zu einem Fenster gebracht werden und sich aus diesem stürzen – grob vergleichbar mit dem „Kick“ in dem genannten Christopher Nolan Hit. Die mit dem Ganzen verknüpften „Regeln und Rahmenbedingungen“ werden einem bündig dargereicht und veranschaulicht, das Tempo ist recht hoch und die präsentierte „Ausgangslage“ lässt durchaus Potential erkennen…
Die manipulierten „Wunschträume“, in die sich Ember „hineinprojiziert“, wurden meist an Locations angesiedelt, die über einen auffälligen „visuellen Kontrast“ zu den Räumlichkeiten verfügen, in denen sich die „realen Ereignisse“ entfalten – also etwa in einem sonnigen Park oder auf einem Jahrmarkt-Gelände. In ihnen agiert Ember in bester physischer Verfassung, glatt rasiert, mit einer gepflegten Frisur sowie ordentliche Klamotten tragend – sprich: so wie vor der besagten schicksalhaften Nacht – während er sonst nun eher wie ein „gehbehinderter Obdachloser“ aussieht (Rollstuhl, Bart, zottelige Haare etc.). Sein Äußeres sowie an den Tag gelegtes Gemüt passen zu einem, der seine Familie verloren hat und inzwischen mehr daran interessiert ist, eine Chance auf „Rache“ zu erhalten, als sein Talent gemeinhin „zum Wohle anderer“ einzusetzen. Leider gibt der Part an sich nicht wirklich viel her – doch zumindest ist Aaron Eckhart („the Dark Knight“) sichtlich engagiert bei der Sache…
Die „Entitäten“ nisten sich im Unterbewusstsein ihrer „Wirte“ ein – nähren sich quasi an ihren Ängsten, Hoffnungen und Sehnsüchten. Cameron schmerzt die Trennung seiner Eltern – und es ist tatsächlich „Maggie“, die von ihm Besitz ergriffen hat. Demnach haben wir es hier mit der „gängigen Konstellation“ zutun, dass Ember dem Jungen hilft und er so zugleich sein eigenes Trauma angehen kann. Der Film „unterstreicht“ dies zusätzlich, indem Cameron und seine Mom Ember´s Frau (Karolina Wydra) und Filius (Emjay Anthony) augenfällig ähnlich sehen. Generell sucht man „Subtilität“ in der Drehbuch-Vorlage Ronnie Christensens („Dark Tide“) ebenso vergebens wie bei ihrer Umsetzung: Alles wird ausführlich erläutert, diverse Plot-Löcher sind zu registrieren – und wenn jemand gesagt bekommt, er dürfe Cameron in dessen Zustand „unter keinen Umständen“ berühren, kann man sich auf Anhieb sicher sein, dass kurz darauf genau das nichtsdestotrotz passieren wird…
Darstellerisch wartet der Streifen mit soliden Leistungen auf – wobei es aber schon schade ist, wie unterfordert Eckhart, Carice van Houten („Black Book“) als Cameron´s meist nur besorgt im Nebenraum warten dürfende Mutter und Catalina Sandino Moreno („Maria full of Grace“) als sexy-attraktive Kirchen-Vertreterin blieben. Mit David Mazouz (TV´s „Gotham“) in der Rolle des „Besessenen“ konnte ich leben, Emily Jackson („Living with the Dead“) und Keir O´Donnell („American Sniper“) erfüllen ihre „Zwecke“ als treue Assistenten Embers annehmbar und die übrigen Cast-Reihen werden von eigentlich kaum nötig anzuführenden Akteuren wie Matt Nable („Riddick“), John Pirruccello („the Remains“) und Paul Vincent O`Connor („Seabiscuit“) ausgefüllt. Im Hinblick auf vernünftige Charakterzeichnungen schneidet keiner der Protagonisten sonderlich gut ab – worüber hinaus so einige ihrer Dialogzeilen geradezu vor Klischeehaftigkeit strotzen („Let the Games begin!“ sei da einfach mal als Beispiel genannt)…
Rein handwerklich haben Regisseur Payton, Komponist Andrew Lockington („Percy Jackson: Sea of Monsters“) und Cinematographer Dana Gonzales („Criminal“) jeweils brauchbare, im Prinzip jedoch recht „unbeseelt“ wirkende Kost abgeliefert, welche aber immerhin zwei bis drei nette Überraschungen (unter ihnen der Verlauf des ersten „Austreibungsversuchs“ bei Cameron) aufzuweisen in der Lage ist. Aufgrund des limitierten Budgets wird einem nur wenig „Eye Candy“ (im Sinne ansehnlicher Schauplätze oder Effekte) geboten, Spannung kommt bloß punktuell (sprich: selten) auf und vorwiegend wurde auf mit lauten Sounds akzentuierte (meist plumpe) „Jump Scares“ zurückgegriffen. Das „große Finale“ geht indes in Ordnung – krankt allerdings (im Einklang mit weiten Teilen des Rests) an einer ungeschickt selbst verschuldeten Vorhersehbarkeit: Hach, wann wohl wird dieses spezielle, zuvor bereits mehrfach thematisierte „Serum für einen ganz bestimmten Notfall“ Verwendung finden…?
Fazit: Auf der einen Seite verfügt „Incarnate“ über ein paar achtbare Momente, bemüht sich um gewisse „inhaltliche Variationen“ und bringt seine nicht einmal 80-minütige Spieldauer straff über die Bühne – wogegen es ihm auf der anderen u.a. an einer besser (origineller und „tiefschürfender“) ausgearbeiteten Story, an Suspense sowie intensiver vermitteltem „Schrecken“ mangelt. Summa summarum also zwar kein „Totalausfall“ – unabhängig dessen aber eine relativ belanglose Genre-Veröffentlichung…
Während der Film seit Dezember in Australien auf DVD und BluRay erhältlich ist sowie in den USA am 07. März (in einer “Unrated”-Fassung) erscheinen wird, sind mir bis heute (01/2017) dagegen noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…
Stefan Seidl
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