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Killing Salazar

Originaltitel: Killing Salazar__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Keoni Waxman__Darsteller: Steven Seagal, Luke Goss, Georges St-Pierre, Sharlene Royer, Lauro Chartrand, Massimo Dobrovic, Darren E. Scott, Florin Piersic Jr., Howard Dell, Martine Argent u.a.
Killing Salazar

Steven Seagal als Nebendarsteller in einem Luke-Goss-Actionfilm: “Killing Salazar”

Joseph „El Tiburon“ Salazar ist der Kopf von „Bratski Krug“, einem gewaltigen, weltweit agierenden Drogenkartell. Diesem will das DEA bei einem Einsatz im ukrainischen Odessa den Kopf abschlagen. Salazar soll entführt und später eventuell sogar umgedreht werden, so dass er gegen seine eigene Organisation aussagt.

Die Mission läuft absolut hervorragend. Es gelingt sogar, den Tod Salazars zu fingieren.

In Rumänien übergibt das DEA-Kommando den Gangsterboss in die Hände einer Abordnung U.S. Marshals. Die sollen Salazar in einem Safe House für 24 Stunden bewachen. Eigentlich ein leichter Job, wenn man bedenkt, dass alle Welt denkt, Salazar sei tot. Doch blöderweise rücken dessen Schergen dennoch an. Für die U.S. Marshals beginnt eine extrem heiße Zeit…

Schaut in “Killing Salazar” mit Steven Seagal hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=8x94wAHvhs8

So richtig durchdacht wirkt „Killing Salazar“ nicht wirklich. Wer hier was warum macht, ist über weite Strecken ein wirklich gut gehütetes Geheimnis. Warum beispielsweise Salazar in Rumänien von einer DEA-Abordnung in die Hände von U.S. Marshals übergeben werden muss, bleibt vollkommen im Dunkeln. Und je länger der Film läuft, umso mehr Fragezeichen türmen sich auf. Am Ende kann man sogar die Frage nach dem Sinn des Ganzen nur mit einem Schulterzucken abtun. Von seltsamen Logiböcken ganz zu schweigen. Wer zum Beispiel ein Safe House im obersten Stock eines gut besuchten Hotels versteckt, kann einfach nicht alle Latten am Zaun haben.

Leider bekommt man vom Film recht viele Gelegenheiten, über das abgeranzte Drehbuch nachzudenken, denn „Killing Salazar“ braucht beinahe 40 Minuten, um seine eigentliche Ausgangslage (Hotel voller Gangster, ein paar aufrechte U.S. Marshals stellen sich dagegen) zu etablieren. Doch das Blödeste kommt erst noch: Ausgerechnet jetzt zerfasert der Film komplett!

Killing Salazar

Steven Seagal präsentiert wieder cooles Waffenhandling.

„Killing Salazar“ spannt nun viel zu viele uninteressante Schauplätze auf: Der von Luke Goss („War Pigs“) gespielte Tom Jensen sucht eine entführte Kameradin. Die von Georges St-Pierre („Kickboxer: Vengeance“) gespielte rechte Hand von Salazar sitzt in der Lobby des Hotels fest und guckt Löcher in die Luft. Tom Jensens Kameraden kämpfen gegen Salazars Leute. Ein DEA-Agent zieht sein eigenes Ding durch. Steven Seagals („Code of Honor“) Charakter John Harrison guckt mal kurz vorbei und verschwindet gleich wieder, nur um zum Showdown doch wieder da zu sein. Salazar macht derweil sowieso, was er will. Und immer wieder wird ein Gespräch zwischen Steven Seagal und Luke Goss zwischen geschnitten, das einem mit seinen bemühten Andeutungen irgendwann nur noch auf die Eier geht.

Die Marketingleute hinter „Killing Salazar“ entdeckten hinter diesem Kuddelmuddel Parallelen zu „Smokin’ Aces“, für den Zuschauers sorgt das Ganze eher für „Hurting Asses“. Es braucht noch einmal geschlagene 30 Minuten, bis „Killing Salazar“ endlich da ist, wo der Zuschauer ihn haben will: Gegner klar, Held klar, Showdown klar. So richtig Spaß kommt dennoch niemals auf. Spannung sowieso nicht. Und die vom Drehbuch lancierten Volten kündigen sich jeweils meilenweit im Voraus an. Entweder, weil sie wirklich so dämlich verschleiert sind, dass ein Blinder mit Krückstock drüber stolpern muss, oder weil die teils miesen Darsteller zu schlecht sind, um zu verbergen, dass ihre Charakter nicht ganz koscher sind.

Also wenden wir unseren Blick von der löchrigen Story ab und fokussieren auf die Action. Die beginnt durchaus knallig. Wenn die DEA-Agenten Salazar entführen, hat der Actionfan durchaus Spaß. Kleinere Explosionen und Feuerwände sorgen für umher taumelnde, brennende Menschen. Blaue Bohnen lassen das Blut spritzen. Mittendrin Steven Seagal, der gewohnt trocken Kopfschüsse verteilt und mit coolem Waffenhandling überzeugt. Die Mischung aus CGI-Geschmodder und dem Einsatz von echtem Kunstblut ist nicht immer optimal, funktioniert aber ganz ordentlich.

Killing Salazar

Luke Goss gibt derweil den eigentlichen Held in “Killing Salazar”.

Die restliche Action steigt dann in dem Hotel. Dabei fällt schnell auf, dass das Hotel-Setting nie ausgereizt wird. Action gibt es immer nur im Kellergeschoss und in dem Safe-House-Stockwerk. Im Keller dürfen zwei Motorrad-Stuntfahrer mit netten Crashs die Actionszenen-Abfolge im Hotel eröffnen. Die folgende Action ist aber leider ausschließlich auf ausuferndes Geballer und etwas Martial Arts begrenzt. Explosionen und gröbere Stunts sind nun Mangelware. Dafür zieht der Brutalitätsgrad gewaltig an.

Es werden Körper zerschossen, Hämmer in Hälse gerammt, Hände abgeschossen und Messer in Hälsen versenkt. Gerade bei diesen derberen Momenten arbeitete Seagals aktueller Leib- und Magen-Regisseur Keoni Waxman („A Good Man“) mit handgemachten Effekten und lässt das Blut teilweise springbrunnenartig sprudeln. Im Geballer spritzt das rote Nass auf Wände und Kameralinsen und die Toten dürfen förmlich in ihren eigenen Blutlachen ersaufen. Gerade im Umfeld dieser blutigen Einlagen wirken die CGI-Momente komplett deplatziert, zumal sie nicht einmal ansatzweise so gut funktionieren wie das handgemachte Gekröse. Dafür nimmt der Fan die Treffer-Effekte am Interieur der Schauplätze zufrieden nickend zur Kenntnis und die ordentliche, immer mal mit Slow-Mos aufwartende Inszenierung von Waxman gibt keinen Grund zum Meckern.

In Sachen Martial Arts hält sich der Film trotz des Mitwirkens von Seagal und St-Pierre sehr bedeckt. Ein kleines Ärgernis ist dann das Aufeinandertreffen der beiden. Seagals dicke Eier haben es wohl mal wieder nicht zugelassen, dass St-Pierre auch nur eine gute Szene abbekommt. Wie in alten Zeiten darf Seagal nicht getroffen werden, was hier einfach nur lächerlich anmutet. Der unbewegliche Koloss hätte im Real-Life vermutlich riesige Probleme mit dem agilen UFC-Fighter. So fühlt man sich unweigerlich an St-Pierres erste Szene im Film erinnert. Da spielte er Schach gegen Salazar. Und so wirkt er in diesem Fight wie ein Bauer, der sich an einem riesigen Turm abarbeitet. Zumindest scheint Seagal einen großen Teil der Szenen selbst bestritten zu haben. Mehr als Armkreisen und ein zwei coole Posen muss er aber eh nicht zeigen.

Killing Salazar

Seagal versucht alles, um nicht vom Buffet verführt zu werden…

Allgemein kann man bei „Killing Salazar“ sowieso von keinem Seagal-Film mehr sprechen. Das Aikido-Moppel hat nur an drei Szenen Anteil: Das wären die Eröffnungsszene, der Showdown und das Gespräch mit Luke Goss. Das wurde vom Cutter so zerschnitten und über den Film verteilt, dass Seagal deutlich präsenter wirkt, als er es tatsächlich ist. Zudem wirkt Seagal in seinen wenigen Szenen fetter als je zuvor. Inzwischen hat er sogar in seinem obligatorischen Lieblingsoutfit (getönte Brille und umgedrehtes Basecap) ein solches Mondgesicht, dass man ihn als Agent irgendeiner Spezialeinheit überhaupt gar nicht mehr ernst nehmen kann. Außer es gibt ein Smilie-Spezialkommando…

Darum ist hier auch Luke Goss der eigentliche Held und der macht seine Sache ganz ordentlich. Wenngleich es dank des blöden Drehbuchs viel zu lange dauert, bis er so richtig in die Action und die eigentliche Handlung eingreift. Allerdings könnte der gute Luke langsam echt mal ein paar Fighting-Skills anhäufen, denn seine immer gleichen Schwinger nutzen sich recht schnell ab. Sehr cool kommt darüber hinaus Florin Piersic Jr. („End of a Gun“) als Salazar rüber. Dank seiner Ambivalenz ohnehin die reizvollste Figur des gesamten Streifens.

“Killing Salazar”: Ansehnliche Action an fahriger Story

Was am Ende bleibt, ist ein in seiner Action durchaus ansehnlicher Film. Bodycount, Härte und Aufkommen der Actionszenen sind stimmig. Die technische Umsetzung der Action kommt zudem durchaus ordentlich rüber, wenngleich das immer wieder untergemischte CGI-Gematsche einfach nicht hätte sein müssen.

Um den technisch solide umgesetzten „Killing Salazar“ (das Budget soll bei 7 Millionen gelegen haben) nun gut finden zu können, muss man aber eine gehörige Menge an Störfeuern ausblenden können: Die Story ist zu unfokussiert und auf zu viele Schultern verteilt. Die zahlreichen Versuche, mit Twists zu arbeiten, nimmt man zwar dankbar zur Kenntnis, schüttelt über die Ausführung aber zumeist nur entgeistert den Kopf. Die Dialoge sind grottig. Das Tempo lahmt immer mal wieder, obwohl man meint, das ab Minute 40 der Hebel auf Daueraction umgelegt worden sei. Die Darsteller sind teilweise richtig mies (Georges St-Pierre als Schauspieler aufbauen zu wollen, ist einfach keine gute Idee) und Steven Seagal spielt gefühlt überhaupt gar keine Rolle für den Film. Dafür aber fürs Marketing, das den dicksten „Pluspunkt“ des Filmes auf den Artworks alle anderen Stars verdecken lässt.

4 von 10

Am 13. März 2017 wird KSM den Film mit einer FSK 18 Freigabe auf DVD und Blu-ray in Deutschland veröffentlichen. Das Review basiert auf der britischen DVD des Labels 4 Digital Media. Diese trägt eine Freigabe ab 15 auf dem Cover und ist in dieser Form laut BBFC (britische Freigabebehörde) ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

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