Originaltitel: Captain Corelli’s Mandolin__Herstellungsland: USA/Großbritannien/Frankreich__Erscheinungsjahr: 2001__Regie: John Madden__Darsteller: Nicolas Cage, Penélope Cruz, John Hurt, Christian Bale, David Morrissey, Irene Papas, Aspasia Kralli, Patrick Malahide, Gerasimos Skiadaressis, Mihalis Giannatos, Piero Maggiò u.a. |
Mit der Verbindung von Spektakel fürs männliche Publikum, Romantik und Emotion fürs weibliche könnte man „Corellis Mandoline“ ähnlich wie dem im gleichen Jahr gestarteten „Pearl Harbor“ einen Versuch unterstellen dem „Titanic“-Rezept nachzueifern, doch dafür kommt ersteres dann doch zu kurz.
Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs hausen Dr. Iannis (John Hurt) und seine Tochter Pelagia (Penélope Cruz) auf einer abgeschiedenen griechischen Insel. Pelagia verliebt sich in den Fischer Mandras (Christian Bale), der sich aber dem Widerstand anschließt und in den Kampf gegen die Italiener zieht, die alsbald die Insel besetzen. In schönster Breitwandoptik eifert „Corellis Mandoline“ den großen Epen nach, wirkt aber von Anfang an eher wie deren Schmalspurversion, obwohl sich Ausstattung und Drehorte sehen lassen können.
Leiter der Truppen auf der Insel ist Captain Antonio Corelli (Nicolas Cage), ein gebildeter und musikalisch begabter Offizier, der sich wenig um den Krieg und Ideologien schert. Als man ihm Hause der Iannis’ einquartiert, kann der Doktor einen guten Deal zwecks Medikamentenversorgung machen, während die nationalistisch eingestellte und in Mandras verliebte Pelagia natürlich nur Abneigung gegen Corelli hat. Eigentlich ein interessantes Thema, die Spaltung durch unterschiedliche Nationen und Ideologien, deretwegen Pelagia lange Zeit nicht das Gute in Corelli sehen will, doch leider arbeitet der Film dies kaum heraus.
Doch so langsam ändert sich das Verhältnis zwischen der stolzen Griechin und dem freundlichen Italiener, trotz Mandras’ Rückkehr. Doch der Krieg zieht immer weitere Kreise, vor allem nach der Kapitulation der Italiener, und erreicht auch das griechische Eiland…
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Mit seinen zwei Stunden Laufzeit ist „Corellis Mandoline“ kein allzu kurzer Film, doch wirklich auf den Punkt kommt John Maddens („Killshot“) Liebesdrama vor Kriegshintergrund nicht, wenn es wild unterschiedliche Genres und Handlungsfäden bedient. Da ist beispielsweise die Dreiecksgeschichte, die aber nie so wirklich brisant wirkt, da Pelagia Corelli anfangs stark ignoriert, Mandras dagegen später kaum Präsenz außerhalb seiner Tätigkeit als Widerstandskämpfer zeigt. Auch warum sich Pelagia auf einmal für den Klampfe spielenden Offizier interessiert, der Wandel in ihrer Einstellung, wird nie so wirklich glaubhaft rübergebracht: Corelli gibt sich stets höflich, gebildet und diplomatisch, doch lange Zeit ruft dieses Verhalten trotzdem nur Ablehnung hervor, Momente der ersten Annäherung zwischen den beiden gibt es kaum und dadurch verliebt die Lovestory leider an dringend benötigter Glaubwürdigkeit, ist sie doch eigentlich der Haupthandlungsstrang des Films.
Wobei die Handlungsfäden schon ziemlich zerfasert sind: Der Krieg tobt gerade so stark oder schwach wie das Drehbuch ihn braucht, Figuren verschwinden zwischendurch mehr oder weniger in der Versenkung bis sie wieder fürs Vorankommen der Story gebraucht werden. Die steht dann gerne mal für Konzerte und Mandolinenspiel still, wenn sich Maddens Film hin und wieder mal aufs Terrain des Musikfilms begibt, gegen Ende lassen dann zwei, drei effektiv wie mitreißend inszenierte Kriegsszenen die Geschütze knallen, sind dann aber unvermittelt wieder vorbei. All das wirkt leider unkoordiniert und wenig wie aus einem Guss, worunter der Film immer wieder leidet.
Dabei hat „Corellis Mandoline“ durchaus interessante Seiten, die immer wieder aufblitzen: Wenn die Partisanen sich letzten Endes kaum besser verhalten als die vorigen Besatzer (zu erkennen am Schicksal einer anderen Dorfbewohnerin in Pelagias Alter), wenn stellenweise die Auswirkungen Krieges drastisch geschildert werden (während der Film sonst eher wenig davon zeigt), wenn Carlo (Pierro Maggiò) ein großes Opfer für Corelli bringt (ohne dass man so wirklich weiß warum), wenn man den vorher befreundeten deutschen Offizier Captain Gunther Weber (David Morrissey) auf einmal als Gegner wiedersieht – in solchen Momenten spürt man richtig, was hier alles an menschlichem Drama drin gewesen wäre, wovon man gerne mehr gesehen hätte.
Nicolas Cage („Pay the Ghost“) spielt den Titelhelden durchaus solide, aber es bleibt eine Routineleistung, die auch dazu beiträgt, dass man hier von der großen Liebe, die der Film darstellen möchte, nicht genug spürt. Dagegen legt sich Penélope Cruz („Der Spion und sein Bruder“) richtig ins Zeug und macht das Beste aus der Situation, in der Cage und das Drehbuch sie lassen. Zurückgenommen und auch eher routiniert kommt Christian Bales („Batman Begins“) Spiel daher, während einige der Nebendarsteller mit ihren tollen Leistungen Akzente setzen können, in erster Linie John Hurt („Snowpiercer“), David Morrissey („Welcome to the Punch“) und Piero Maggiò („El Alamein 1942 – Die Hölle des Wüstenkrieges“).
„Corellis Mandoline“ ist toll ausgestattet, fährt famosen Nebendarsteller sowie eine energetische Penélope Cruz auf und hat durchaus starke Momente, doch auf der anderen Seite kocht die Haupthandlung des Films nur auf Sparflamme, noch dazu zerfasert John Maddens Film in lauter Einzelteile zwischen Liebesdrama, Krieg und Musikfilm. Da hätte mehr Stringenz durchaus gut getan.
Die deutsche DVD aus dem Hause Universal ist ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben, bietet an Bonusmaterial aber nur den Trailer und ein paar Texttafeln.
© Nils Bothmann (McClane)
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