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Sleepless – Eine tödliche Nacht

Originaltitel: Sleepless__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Baran bo Odar__Darsteller: Jamie Foxx, Michelle Monaghan, Dermot Mulroney, David Harbour, Gabrielle Union, Scoot McNairy, Kimberly Battista, T.I., Sala Baker, Carla Shinall, Steve Coulter u.a.
Sleepless

Jamie Foxx wuchtet sich durch den flotten Actionthriller “Sleepless”.

„Nuit Blanche“ hieß 2011 ein in deutschen Gefilden als „Sleepless Night – Nacht der Vergeltung“ ausgewerteter, französisch-belgisch-luxemburgischer Actionthriller. Der twistreiche Film wollte bei mir seinerzeit nicht so wirklich zünden. Als großer Kassenhit ist er ebenfalls nicht aufgefallen. Da verwunderte es mich doch sehr, als es hieß, dass genau diesem Film ein amerikanisches Remake spendiert werden sollte. Obendrein hochkarätig besetzt mit Jamie Foxx…

Vincent hat einen wirklich beschissenen Tag: Der Undercover-Cop im Dienste der Internen Ermittlung will gemeinsam mit einem korrupten Kollegen, den er seit zwei Jahren überwacht, ein paar Drogenkuriere um deren Lieferung erleichtern. Der Überfall gerät aus dem Ruder. Es fallen Schüsse. Tote Verbrecher und die Hülsen verschossener Patronen säumen hernach die Straße und Vincent und sein Partner rasen mit 25 Kilo erbeutetem Kokain davon…

Blöderweise wurde Vincent in der Hektik der Ballerei demaskiert… und er wurde erkannt. Natürlich hetzt der eigentliche Besitzer der Drogen Vincent sofort seine Handlanger auf den Hals. Und die machen keine Gefangenen. Sie stoppen Vincent auf offener Straße, rammen ihm ein Messer in die Seite und entführen seinen Sohn. Der werde frühzeitig den Weg alles Irdischen gehen, wenn Vincent die Drogen nicht umgehend dem eigentlichen Besitzer aushändige.

Der heißt Stanley Rubino, ist der Besitzer des riesigen Casinos Luxus in Las Vegas und braucht die Drogen dringend für einen großen Deal mit einem gefährlichen Drogenboss, der keinen Spaß versteht. Dessen Killer sind dementsprechend auch schon in Las Vegas unterwegs und jagen Vincent. Dazu gesellen sich hartnäckige Cops, die Vincent als korrupten Cop enttarnen wollen. Von den korrupten Cops der Stadt ganz zu schweigen. Alle wollen sie Vincent an den Kragen, der in eine wahrlich schlaflose Nacht mit immer neuen Überraschungen stolpert…

Der Trailer zum Actionthriller „Sleepless – Eine tödliche Nacht“

httpv://www.youtube.com/watch?v=c78W8teAll8

„Sleepless“ entpuppt sich in seiner Handlung als stark dem Original verpflichtet. Die wesentlichste Änderung stellt der neue Schauplatz dar (aus einer französischen Nobeldisco wird ein amerikanisches Casino), ansonsten werden Kenner des Originals in der Handlungsabfolge selbst kaum Überraschungen ausmachen können.

Für alle, die das Original nicht kennen, wird der Überraschungsbegriff derweil zum alles antreibenden Mantra. Denn das Remake setzt wie das Original auf eine teilweise grob konstruiert wirkende Abfolge aus Twists, die nicht alle Sinn machen, aber über äußerst straffe 85 Minuten Nettolaufzeit hinweg für ein ordentliches Tempo, eine feine Spannungskurve und ordentlich Dynamik sorgen.

Sleepless

Vincent ist Herr der Lage… Noch!

Dabei überzeugt vor allem Jamie Foxx („White House Down“) mit einer wuchtigen, immer vorwärts gerichteten Actionman-Performance, die in ihrer straighten, bulligen und durchaus auch brutalen Ausrichtung dessen Saubermann-Image konterkariert und ihm hervorragend steht. Die weitaus größere Überraschung gelingt allerdings Michelle Monaghan („Kiss Kiss Bang Bang“) als renitentes Polizistinnen-Tough-Cookie. Sie profitiert von der im Vergleich zum Original deutlich interessanter angelegten Figurenzeichnung ihrer Polizistin und ist den gesamten Film hinweg eine ebenbürtige Verfolgerin von Foxx. Die zudem ordentlich austeilen und einstecken darf. Und der irgendwie so zart und zerbrechlich wirkenden Aktrice steht diese Hardboiled-Nummer richtig gut!

Alle anderen Figuren des Filmes kommen bei dem extrem hohen Tempo der Chose unter die Räder. Was vor allem in Sachen Bösewicht-Galerie auffällt. Die bleiben weitgehend gesichtslos oder wirken arg ungefährlich (Dermot Mulroney („The Grey“) als Casino-Besitzer sei genannt). Einzig Scoot McNairy („Non-Stop“) gefällt als unberechenbar fieser Handlanger des eigentlichen Oberfieslings. Man hätte ihm ein paar eindrücklichere, druckvollere Momente gewünscht. Geschmäcklerisch fand ich die Anlage der Rolle von Vincents Frau. Diese spielte im Original eine absolut untergeordnete Rolle, wird im Remake nun aber stark klischiert zum Page-Turner in einer Szene und wirkt insgesamt doch eher störend.

In Sachen Action legt Regisseur Baran bo Odar (verantwortete zuletzt den deutschen Thriller „Who am I“) im Vergleich zum Original doch deutlich zu. Jamie Foxx gerät in ein paar sehr kraftvolle Fights mit seinen Verfolgern und darf sich mit Armen und Beinen gegen seine Angreifer wehren. Dabei geht es wenig zimperlich zur Sache. Wird geschossen, dann um zu killen. Trockene Kopfschüsse gehören daher ebenso zum Repertoire wie blutige Körpertreffer. Vor allem der Showdown ist um ein Vielfaches ausgewalzter als in „Nuit Blanche“ und hat aufgrund seines Settings in einer Tiefgarage auch einiges an Augenfutter zu bieten. Ein hübscher Car-Stunt in einem Straßentunnel rundet das Paket an Actioneinlagen trefflich ab.

Baran bo Odar inszeniert die Action des Remakes deutlich klassischer als das im Original der Fall war. Dort dominierte eine nervöse Handkamera, die in engen Gängen sehr dynamische Bilder zu Tage förderte. Doch dieser Stil ist unter Actionfans nicht der beliebteste. Dagegen setzt Baran bo Odar auf eine ruhige Kameraführung, einen etwas schnelleren Schnitt und kleinere stilistische Spielereien, wie plötzlich um 90 Grad gedrehte Kamera-Einstellungen. Die Action kann so viel mehr atmen und dürfte Actionfans per se ordentlich munden.

Sleepless

Michelle Monaghan überzeugt als Tough Cookie!

Abseits der Action inszeniert der Regisseur von „Sleepless“ absolut sauber und mit Sinn für seinen Schauplatz. Immerhin hat ein weitläufiges Casino mit angeschlossenem Hotel und Nachtclub deutlich mehr an Schauwerten zu bieten als eine Disco. Die treibende Musik von Michael Kamm und die kompakte Inszenierung reproduzieren zudem gekonnt die Atemlosigkeit des Originals, überflügeln es teilweise sogar…

Meiner Ansicht nach ist „Sleepless – Eine tödliche Nacht“ seinem Vorbild deutlich überlegen. Die größten Pluspunkte des Remakes gegenüber dem Original sind der wuchtige Hauptdarsteller Jamie Foxx, die in ihrer Rolle stark gegen den Strich gebürstete Michelle Monaghan, die stilsicher umgesetzte, deftigere und dynamischere Action sowie der durch die Bank wertige Blockbusterlook inklusive treibendem Score. Diverse Probleme des Vorbildes bekommt aber auch das Remake nicht unter Kontrolle: Dem hohen Tempo werden im Ansatz interessant erscheinende Figuren komplett geopfert (so fehlen einfach richtig fiese Fieswichte) und die zahllosen Twists sind irgendwann einfach zu viel des Guten. Hinzu kommt, dass auch die Überraschungen teilweise derart über einen hinweg rasen, dass sie kaum verfangen oder irgendeinen Impact haben. Im Ergebnis ist „Sleepless – Eine tödliche Nacht“ ganz sicher keine Filmkunst für die Ewigkeit, als rasanter Zeitvertreib ist der Streifen aber allemal geeignet!

7 von 10

„Sleepless – Eine tödliche Nacht“ ist ab dem 9. März 2017 in den deutschen Kinos und läuft ungeschnitten mit einer FSK 16 Freigabe.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Tobis__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab dem 9.3.2017 in den deutschen Kinos

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