Originaltitel: Gui Chui Deng Zhi Xun Long Jue__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Wuershan__Darsteller: Chen Kun, Huang Bo, Shu Qi, Angelababy, Xia Yu, Cherry Ngan, Liu Xiaoqing, Jonathan Kos-Read u.a. |
Zur Zeit der drei Königreiche litten Teile der chinesischen Bevölkerung immer wieder unter grenzenloser Armut. Irgendwann rief darum einer der Herrscher die Mojin ins Leben. Eine Vereinigung von Grabräubern, die die Grabstellen und Schatzkammern ehemaliger Herrscher knacken und die Inhalte in bare Münze umwandeln sollten.
Ende der 1980er Jahre sehen sich Hu Bayi, Wang und Shirley als legitime Nachfolger dieser königlichen Grabräuber. Doch vor allem Shirley hat irgendwann die Nase voll von den fallengespickten Raubzügen und bewegt ihre Mitstreiter dazu, den Job an den Nagel zu hängen und in Amerika das Glück zu suchen. Doch die Amerikaner haben nicht wirklich auf die drei Chinesen gewartet. Vor allem Wang hat bald die Nase voll von dem tagtäglichen Überlebenskampf in einem Land, das er nicht versteht.
Dementsprechend wohlgemut nimmt er den Auftrag der dubiosen Global Mining Corporation an, in China nach der geheimnisvollen „Blüte der Tag-und-Nacht-Gleiche“ zu suchen. Dabei treibt ihn nicht nur die Abenteuerlust an, denn er und Hu sind schon einmal mit diesem sagenumwobenen Schatz in Berührung gekommen. Dabei sind viele Freunde der beiden Grabräuber ums Leben gekommen. Darunter die große Liebe der beiden: Eine aparte junge Dame namens Ding.
Die Erinnerung an ebenjene sorgt dafür, dass sich auch Hu alsbald gen China aufmacht, um seinem Freund zu helfen. Mit Shirley im Schlepptau hofft er, dass der neuerliche Versuch, den Schatz zu heben, glimpflicher verläuft als beim letzten Mal…
Der Trailer für den chinesischen Abenteuerfilm „Mojin – The Lost Legend“
httpv://www.youtube.com/watch?v=3Ja_9GOCW50
Wenn man aktuell an das Kinoland China denkt, kommen einem vor allem beinahe märchenhafte Box-Office-Zahlen in den Sinn, die die Chinesen scheinbar jedem halbwegs nach Blockbuster müffelndem Großprojekt aus dem Ausland bescheren. Kaum in einem anderen Land scheint das Geld für das wunderschöne Hobby der Realitätsflucht aktuell so locker zu sitzen. Freilich will die landeseigene Filmindustrie von diesem Zustand ebenfalls profitieren. Und so schmeißt man in schöner Regelmäßigkeit überdimensionierte und glatt polierte Blockbuster nach westlichem Vorbild auf den Markt. Und verliert dadurch viel an eigener Identität.
„Mojin – The Lost Legend“ ist durch und durch solch ein Projekt, bei dem die Chinesen wahrlich nicht kleckerten, sondern richtig klotzten. Das Ergebnis hat von dem Wahnsinn früherer Zeiten (man denke an die energiegeladenen, überdrehten Fantasy-Hämmer aus der ehemaligen Kronkolonie Hongkong) nichts mehr zu bieten. In seiner Bildsprache, in der Anlage der Charaktere und in der Art und Weise, wie die Story dargereicht wird, könnte der Film auch ein 0815-Abenteuerfilm aus Amerika sein. Wobei man „Mojin – The Lost Legend“ zugute halten muss, dass sich die Amerikaner solche Projekte abseits des „Indiana Jones“-Franchises kaum noch zutrauen.
Und genau darum will man den Film zu Beginn auch wirklich toll finden. Denn richtig große Abenteuerfilme mit sagenumwobenen Schätzen in exotischen Ländern und fallenbewehrten Höhlen sind viel zu selten geworden. Dieser Vorsatz des Gutfindens geht einem aber schnell flöten. Während die Schatzsuche noch relativ flott in die Wege geleitet wird, geht hernach jedwedes Interesse am weiteren Storyverlauf in den Keller.
Es fehlt einfach komplett an nachvollziehbaren Motivationen – für die Helden und deren Antipoden. Das größte Problem: Der Film hebt sich blöderweise das Warum für die Schatzsuche komplett für sein Ende auf. Hinweise auf das große Ganze streut er äußerst zurückhaltend und wenig spannungsfördernd. Bis zum CGI-verseuchten Finale weiß man nur, dass irgendeine seltsame Sekte die „Blüte der Tag-und-Nacht-Gleiche“ sucht. Aus Gründen.
Vollkommen teilnahmslos hockt man vor dem TV, weil man keinerlei Ahnung hat, ob nun von diesem Schatz Gefahr ausgeht, er die Welt retten kann oder er einfach nur in einem Museum landen soll. Die sektenartigen Auftraggeber schlurfen zwar die ganze Zeit mit durch den Film, was sie antreibt und wer sie sind, weiß allerdings keiner. Infolgedessen weiß man auch nie, ob unsere Helden nun in Gefahr sind oder nicht. So wird man nie in die Handlung reingesogen und hangelt sich leidlich unterhalten von Spannungsmoment zu Spannungsmoment. Selbige kommen größtenteils aus dem Nichts und haben gefühlt kaum irgendwelche Auswirkungen auf den weiteren Handlungsverlauf. Dadurch fühlt sich „Mojin – The Lost Legend“ ziemlich fragmentarisch an.
Hinzu kommt die irgendwann recht trostlose Bildsprache des Blockbusters. Denn gleich zu Beginn der großen Schatzsuche geht es in ein unterirdisches Höhlensystem, das dem Film fortan recht einfallslos die Optik aufdiktiert. Fortan dominieren leicht bläulich schimmernde Grautöne den Film und nur die beeindruckenden, riesigen Sets wissen noch zu punkten. Farbtupfer sucht man vergebens. Exotische Flora und Fauna ebenso. „Mojin“ traut sich irgendwie nicht, einfach mal zu fantasieren.
Beinahe dankbar nimmt man fortan die Rückblenden in Hus und Wangs gemeinsame Vergangenheit an, denn hier dominieren güldene, kräftige Farben und die unendlichen Weiten der chinesischen Landschaften. Ok, und viele Arbeiterklassen-Klischees. Etwa fröhlich singende, kommunistische Arbeiter, die die ganze Zeit mit dem Parteibuch herumwedeln und die Zeugnisse der Feudalherrschaft zerstören wollen. Und dabei wenig sympathisch an moderne Terroristen erinnern.
Apropos Sympathie: Selbige baut man zu keiner der dargereichten Figuren auf. Alle Figuren sind einem schlichtweg egal und die Darsteller (darunter die leckeren Damen Shu Qi („The Transporter“) und Angelababy („Independence Day: Wiederkehr“)) tun einem irgendwann nur noch leid, wenn sie sich einen abstrampeln, um ihre Figuren zumindest ansatzweise mit Leben zu füllen, nur um aufgrund seltsamer Drehbucheinfälle irgendwann restlos zu scheitern.
Was „Mojin – The Lost Legend“ vor dem Komplettausfall bewahrt, sind die bombastischen Sets, die bombastische Ausstattung und das hohe Erzähltempo, das den Streifen über mehr als 120 Minuten hinweg ordentlich am Laufen hält und von ein paar hübschen Actionsequenzen noch verschärft wird. Dabei ragen vor allem die flotten und dynamisch in Szene gesetzten Konfrontationen mit zombieähnlichen Gestalten heraus. Hier macht „Mojin“ sogar richtiggehend Laune. Aber das täuscht letzten Endes nur wenig über die massiven Drehbuchprobleme des Streifens hinweg. Weder entwickelt der Film irgendeine Form von Spannungsbogen noch drückt man den Figuren die Daumen. Teilnahmslos hockt man vor dem TV und hofft auf das nächste große Set und die darin steigende Actionsequenz. Wenn die dann im Finale nur noch aus CGI-Geblitze von höchst variabler Qualität besteht, geht man doch arg enttäuscht aus diesem Filmerlebnis heraus. Schade.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 17. März 2017 von Capelight Pictures und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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