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Lurking Fear

Originaltitel: Lurking Fear__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: C. Courtney Joyner__Darsteller: Ashley Laurence, Blake Bailey, Jeffrey Combs, Jon Finch, Allison Mackie, Vincent Schiavelli u.a.
Lurking Fear

Cover B der Wicked-Vision-Neuveröffentlichung.

Das literarische Ich ist ein ständiger Begleiter im Schaffen H.P. Lovecrafts. Es ist meist damit beschäftigt, das namenlose Grauen bildhaft in Worte zu kleiden. Mit der schnellen Abfolge von hastigen Beschreibungen geht es dabei nicht nur auf die unheimlichen Situationen oder fremdartigen Kreaturen ein, mit denen es konfrontiert wird, sondern vor allem auf die dabei empfundene eigene Furcht.

Die beispiellose Immersion und die Darstellung tief empfundener, kosmisch legitimierter Urängste ließen Lovecrafts Werke zu einer der wichtigsten Referenzen der Horrorliteratur werden. Sie wurden dementsprechend begehrte Vorlagen für das Medium Film, doch Gerechtigkeit widerfuhr ihnen eher selten. Gerade von Full Moon Entertainment konnte man ein substanzielles Eindringen in Lovecraft’sche Untiefen wohl kaum erwarten. Die Full-Moon-Produktion „Lurking Fear“ ist nach „Dark Heritage“ (1989) und vor „Bleeders“ (1997) der zweite von bis heute insgesamt drei Versuchen, die gleichnamige Kurzgeschichte angemessen zu verfilmen; keiner von ihnen gilt als erfolgreich in diesem Anliegen.

Bei C. Courtney Joyners schlanker und trotzdem nicht vor Längen gefeiter Regiearbeit ist der Grund für das Scheitern schnell gefunden. Von der psychologisierten Narration der Kurzgeschichte distanziert sich der Regisseur einerseits aus medialer Bequemlichkeit; es stellt schließlich eine gewisse Herausforderung dar, einen Film aus der unmittelbaren Perspektive des Protagonisten zu erzählen, was einen regietechnischen Aufwand und vielleicht auch einen künstlerischen Anspruch nach sich zöge, der für eine auf den Videomarkt abzielende Produktion wie diese nicht zu verantworten gewesen wäre. Andererseits lebt Joyner eigentlich ohnehin für den Kriminalfilm, wie er im kurzen Making-Of zum Film zugibt, und dürfte somit einfach für den Einfall zu begeistern gewesen sein, eine Gruppe Bewaffneter in einer Kirche zu verschanzen und mit den Morlock-ähnlichen Kreaturen aus dem Erdreich zu konfrontieren.

Lauernde Furcht? In diesem Trailer zu “Lurking Fear”? Quatsch!

httpv://www.youtube.com/watch?v=zH_vLzxaUBw&t=40s

In einem sehr holprig montierten Prolog, der Hauptdarstellerin Ashley Laurence („Hellraiser“) vorstellt und zugleich eine erste Monsterattacke liefert, löst sich Joyner bereits von jeglicher Verantwortung gegenüber der Vorlage und konzentriert sich darauf, Charles Band zu liefern, was bestellt wurde, ein Full-Moon-Produkt eben. Er teasert einige handwerkliche Kniffe und optische Linien schon einmal an, die im anschließenden Hauptfilm bestimmend werden: Fahle Lehmwände mit alten Kerzenständern, die in ihrer Kargheit vage an die legendäre „Evil Dead“-Hütte erinnern, sorgen für unheilige Stimmung, die Gefahrenquellen entblößen sich schnell, sind dabei dreist, transparent und (gerade im HD-Zeitalter) gut sichtbar – im späteren Verlauf sogar so sehr, dass man das Gummi in den vielen Nahaufnahmen knautschen sieht.

Nachdem auch die folgende Einführung eines weiteren Protagonisten (Blake Adams) im Stil eines Knast-Actioners mit Rache-Motivik passé ist und mit Vincent Schavielli und Jeffrey Combs weitere gute Bekannte ihren Einstand gegeben haben, liefert der Film seine stärksten Momente. Der Aufbau der Belagerungssituation hat gewiss seine Reize; nicht nur liefert die in Rumänien aufgefundene und eigens für den Film in Schuss gebrachte Kapelle samt Friedhof eine stimmungsvolle Kulisse (ebenso wie das abgehalfterte Dorf in der Nähe), auch suggeriert das von Misstrauen und Vorsicht bestimmte Zusammenfinden verschiedener Interessensparteien in ihrem Inneren eine baldige Eskalation.

Dass man „Lurking Fear“ gemeinhin sogar zuspricht, die Grundidee von „From Dusk Till Dawn“ vorweggenommen zu haben, liegt sicherlich nicht nur an der reinen Belagerungsidee, sondern auch am postmodernen Umgang mit den Charakteren. Während Ashley Laurence sich nach dem Prolog von der verängstigten Frau zum Ripley-Rip-Off verwandelt (womit man gegen Ende in einem bei Wind und Regen gefilmten Bitchfight wieder über das Ziel hinausschießt), sitzt Combs bei höchster Alarmstufe auch gerne mal cool auf dem Boden, zündet sich eine Fluppe an und verzieht die Mundwinkel wie einer aus Tarantinos „Reservoir Dogs“-Connection oder aus einem Hongkong-Hardboiled-Streifen jener Zeit.

Joyners Augenmerk, und hierin besteht vielleicht der größte Unterschied zur Vorlage, liegt also eher auf der Menschengruppe und weniger bei den Monstern, die eher mechanisch wie perfide Fallen an Fenstern, Türen und Bodenlöchern auf die Momente warten, in denen einer der Belagerten einen falschen Schritt macht. Eine solche Abkehr von den literarischen Vorgaben markiert prinzipiell einen legitimen Ansatz, würde man ihn doch bloß sinnvoll nutzen; stattdessen wird sinnlos in jede Himmelsrichtung geballert, es wird gejammert, gedroht, lamentiert und resigniert, hin und wieder unterbrochen von Gore-Momentaufnahmen, unter denen sicherlich ein aus der Brust gerissenes Herz die höchste Aufmerksamkeit genießt. Allzu viel lässt sich aus dem Sammelsurium weniger starker Figuren, einiger halbstarker Figuren und ein paar gesichtsloser Monster-Mahlzeiten auch kaum herausholen. Dem vielversprechenden Spannungsaufbau des ersten Drittels folgt später keine gleichwertige Entsprechung mehr; auch nicht, als man sich schließlich in das Höhlensystem der Kreaturen wagt oder als die Pyrotechnik-Abteilung für das große Finale ein wenig Farbe ins Spiel bringt.

Dabei hätte man doch vielleicht einfach nur strategisch etwas sinnvoller mit dem Schauplatz umgehen müssen, der ohne Zweifel eine besondere Aura verströmt, dessen charakterstarke Winkel aber eben nicht angemessen zur Geltung kommen, wenn strategisch sinnlos einfach mal hier oder da eine Ladung Sprengstoff abgelegt oder mit Holzlatten und Kirchenbank-Kleinholz hantiert wird. Die Creature Effects genügen insgesamt den Ansprüchen einer Produktion dieser Größe (auch wenn die Augenprothesen nicht nur die Statisten am Set blind machten, sondern auf Zelluloid den Plastikcharme halber Tennisbälle verströmen), Blitz und Regen sind immer gern gesehene Atmosphäre-Mittelchen… soweit alles gut. Die Richtungslosigkeit im gedehnten Hauptakt kostet „Lurking Fear“ aber massiv Punkte.

4 von 10

Wicked-Visions präsentiert: Schundiger Wein in neuen Schläuchen!

Dass Filmklassiker über Heimkinoveröffentlichungen die gebührende neue Anerkennung erfahren, kommt seit Anbeginn des DVD-Zeitalters immer mal wieder vor. Es ist gut und wichtig, dass sich vor allem die Majors immer wieder relevante Konsens-Werke suchen und sie nach bestem Ermessen in der bestmöglichen Ausstattung veröffentlichen. Die Lücken sind längst nicht geschlossen; es warten noch unzählige Meisterwerke darauf, von ihren vergilbten Seiten gezogen zu werden und im digitalen Zeitalter zu neuem Glanz zu erstrahlen.

Heißt das nun, dass sich all der Videothekenschmodder, wozu „Lurking Fear“ zweifelsohne zu zählen ist, in der Reihe hinten anzustellen hat, bis die „großen“ Filme abgearbeitet sind? Ein klares Nein. Zum einen ist die Frage nach der Relevanz eines Filmes relativ. Ungeachtet ihrer Qualität mögen die Full-Moon-Produktionen beispielsweise für eine gewisse Klientel einen nostalgischen Wert besitzen. Zum anderen bringt doch gerade die liebevolle Aufarbeitung vermeintlich schlechter Filme ungeahnte neue Wertschätzung für ebenjene mit sich und lässt damit Filmkultur an Stellen aufblühen, die ansonsten niemals stattgefunden hätte.

Wicked-Visions Veröffentlichung von „Lurking Fear“ ist ein solcher Fall: zum zweiten Mal bereits nach „Die Rache der Zombies“ wird der eigene Film im Booklet in gewisser sogar Weise schlecht geredet; von „Schlonz“ war damals die Rede, jetzt, so Daniel Perée in seiner Filmanalyse, rollen sich einem bereits im Prolog die Zehennägel hoch. Anstatt von Werbephrasen gibt es offene Worte, es findet im wahrsten Sinne Filmdialektik statt, soweit dies eben im Rahmen einer Blu-ray-Veröffentlichung möglich ist.

Das sind eben die Vorzüge einer solchen liebevollen Veröffentlichung eines kleinen Labels, das sich Filme vornimmt, die zu Anfangszeiten der DVD noch von ominösen Billig-Vertrieben in die Hand genommen worden wären und im besten Fall vielleicht noch ungeschnitten, aber garantiert in schlechter Bild- und Tonqualität, im falschen Format, ohne Extras und womöglich ohne Originalton erschienen wären. „Lurking Fear“ indes erscheint sogar tatsächlich zum ersten Mal ungeschnitten in Deutschland und dann auch noch in einer Ausnahme-Bildqualität, die nur in sehr wenigen Passagen leichte Defizite in Sachen Rauschen, Schärfe und Kontrast preisgibt, meistens jedoch hochgradig detailreich und satt an Farben das vermutlich nicht allzu wertige Ausgangsmaterial wiedergibt – einschließlich der Deleted Scenes, die in gleicher Manier überarbeitet wurden. Die Menge des Video-Bonusmaterials hält sich diesmal mit gut einer Viertelstunde Laufzeit (Making Of, Deleted Scenes, Trailer, Bildergalerie) in Grenzen; dafür wiederum befindet sich mal eben die komplette Kurzgeschichte „Die lauernde Furcht“ im 36-seitigen Booklet-Teil wieder. Zwei Audiokommentare, einer davon mit dem Regisseur des Films, liefern weitere Informationen. Der deutsche Ton weist je nach Szene allerdings sehr wechselhafte Rauschanteile auf; dafür ist der englische Originalton gleich in zwei Formaten vorhanden (2.0 und 5.1).

Alles andere entspricht dem hohen Standard, den das Label grundsätzlich bei seinen Mediabook-Veröffentlichungen wahrt: Drei Covervarianten stehen zur Auswahl, wovon eines wieder extra für diese Veröffentlichung angefertigt wurde, ein loses Deckblatt führt alle relevanten Informationen auf und ermöglicht ein werbefreies Frontcover und deutsche wie englische Untertitel für den Film und den englischsprachigen Audiokommentar sind ebenfalls mit an Bord.

Ob man so viel Geld für einen unterdurchschnittlichen Film in die Hand nehmen möchte, wenn man nicht gerade Jugenderinnerungen mit ihm verbindet, ist natürlich eine berechtigte Frage; über den hervorragend präsentierten Film hinaus bekommt man jedoch noch eine angemessene historische Einordnung geboten und somit ein kleines Stück Zeitgeschichte, die woanders allenfalls zur Fußnote reichen würde, wenn überhaupt.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie von “Lurking Fear”

Lurking Fear

“Preacher”-Flair is in the air…

Lurking Fear

“Ich würde in Ihrem Fall für fließende weiße Seide plädieren… und einen Hauch himmlisch blauen Organza.”

Lurking Fear

Deckel zu, es regnet!

Lurking Fear

Puppenrednerei mal andersherum

Lurking Fear

Streiten sich zwei Menschlein, freut sich das Monster.

Lurking Fear

Mr. Jeffrey Combs, cool as fuck.

Lurking Fear

Willkommen in Gruftingen.

Lurking Fear

… und noch einen für die Actionfreunde.

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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked-Vision Media__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja / Ja

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