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Karate Tiger 9

Originaltitel: Superfights__Herstellungsland: Hongkong, USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Tony Leung Siu-Hung__Darsteller: Brandon Gaines, Yu Feihong, Keith Vitali, Kelly Gallant, Chuck Jeffreys, Cliff Lenderman, Brian Ruth, Patrick Lung, Jim Steele, Keith Hackney, Rob Van Dam u.a.
Karate Tiger 9

„Karate Tiger 9“ hat amtlich „Superfights“ zu bieten.

Wow! Irgendwo ist es ja schon eine Leistung, Teil 9 einer Filmserie zu sein, die es so nur in good ol‘ Germany gegeben hat. Erinnert ein wenig an Boxoffice-Plattitüden wie „Erfolgreichster Film, der im Mai bei Sonnenfinsternis gestartet ist“… Über das Phänomen dahinter haben wir ja bereits hinlänglich fabuliert: Zu guten alten Videotheken-Zeiten wollte man die Kunden nicht mit immer neuen Kickerfilmen überfordern, weshalb man anstelle mit Werbezeilen wie „Ist irgendwie wie Film XY“ zu werben, einfach zig verschiedene Filme unter ein Label packte. Und so wurde aus dem Streifen „Superfights“ in deutschen Gefilden eben „Karate Tiger 9“.

Läuft dieser Film an, hat man als popkulturell geschulter Jugendlicher (*hust hust*) direkt ein Déjà-vu: Ob Mark Millar als kleiner Steppke „Superfights“ geliebt hat? Der erinnert nämlich zu Beginn frappierend an Millars Superhit „Kick-Ass“. Alles dreht sich um Jack Cody. Ein junger, etwas weltfremder Kerl, der gerne ein großer Kicker wäre. Angeheizt werden seine Fantasien durch die Show „Superfights“, eine grelle Mischung aus Wrestling und Full-Contact-Kampfsport-Event. In dieser Show wäre Jack gerne dabei. Doch wer will schon einen Hänfling wie ihn sehen?

Doch Jacks Gelegenheit kommt früher als geglaubt. Als er nämlich die junge Sally mit wilden Kicks vor ein paar Angreifern beschützt, die ihr vor einer Bank das abgehobene Geld abnehmen wollten, wird Jack gefilmt. Das Video landet bei den Medien und Jack wird über Nacht zum Star! Robert Sawyer, der Chef hinter „Superfights“, riecht sofort eine einträgliche Geschäftsidee: Er nimmt Jack in seinen Roster auf.

Trainiert von Mannweib Angel und vollgepumpt mit Steroiden wird Jack zum neuen Star der Show aufgebaut. Da Sawyer alle Fights schiebt, wie er es braucht, geht der Aufstieg des ahnungslosen Jacks auch rasant vonstatten. Der merkt erst, was Phase ist, als er angewiesen wird, für die Quoten zu verlieren. Da verschärft Sawyer den Ton zusätzlich und schickt Jack als Geldeintreiber in die Spur. Sally und Jacks Mutter lässt er auch noch entführen. Zeit für Jack, sich gegen Sawyer zu stellen. Seine einzige Hilfe: Sallys Opa, der ihm Tai Chi beibringt.

Genießt den grandios miesen Titelsong zum Film!

Vorsicht, den werdet ihr nicht wieder los!

httpv://www.youtube.com/watch?v=CZOF0Kk4SPM

„Dies ist der absolute Höhepunkt dieser Serie“, schreit es einem auf dem Backcover des Streifens entgegen. Soweit würde ich nicht gehen, aber ein erstaunliches Unterhaltungspotential muss ich der immer comicesker werdenden Story definitiv attestieren. Die transportiert zwar nur das altbekannte Motiv um den unbedarften Loser, der zum Helden aufgebaut und dann brutal hintergangen wird, dreht dabei aber mit zunehmender Laufzeit immer mehr frei.

Plötzlich dübeln da die Superfighter irgendwelchen Straßengangs amtlich eine vors Fressbrett, machen zu knalligen Komplementärfarben einen auf dicke Hose und schmeißen Widerworte gebende Konkurrenten mit dem Kopf voran in Ventilatoren oder treiben Bleistifte in deren Denkzentren. Mittendrin Jack, der nicht wirklich weiß, was Phase ist, mit Chi-Kräften Getränkedosen herumschiebt und dem sexgeilen Mannweib (Kelly Gallant aus „Talons of the Eagle“) entfleuchen muss. Und als wäre das noch nicht genug, ist da ein mit weißen Haaren beklebter Chinese, der den weisen Kampfsportguru gibt und mit Special Moves Melonen zermatscht.

„Superfighters“ aka „Karate Tiger 9“ gibt dem Affen schon ordentlich Zucker und schert sich einen feuchten Kehricht darum, ob er irgendwann zu trashy oder schäbig wird. Wen juckts! Wollten wir nicht alle schon mal sehen, wie ein Käfigkampf abgeht, wenn inmitten des Käfigs ein gewaltiges, mit Stacheldraht umwickeltes Pendel herum schwingt! Wie jetzt? Macht keinen Sinn? Who cares! Keith Vitali („Die Rückkehr der Ninja“) als Sawyer und Brandon Gaines („Karate Tiger 9“ war sein einziger Film) als Jack hauen sich trotzdem in diesem Set Piece die Zähne aus dem Gesicht. Und wie!

Allgemein machen die Fights in „Karate Tiger 9“ ordentlich was her. Regisseur Siu-Hung Leung (hier als Tony Leung am Werk), der auch Gary Daniels coolen „Bloodmoon“ zu verantworten hat, dreht hier unter der kundigen Produktion von See-Yuen Ng (Chef der feinen „No Retreat, No Surrender“ Reihe) richtig auf. Aus ungewöhnlichen Perspektiven gefilmt knüppeln sich die Superfighter ordentlich die Scheiße aus dem Leib. In den dynamischen Fights wird hier und da sogar an Strippen gezogen. Und mit der Zeit werden die gut choreografierten Kämpfe immer ausladender und vor allem brutaler. So darf sich beispielsweise auch WWE-Star „Rob Van Dam“ von einem riesigen Fleischberg kaputt schlagen lassen.

Kurzum: „Superfights“ aka „Karate Tiger 9“ kann man Fans kurzweiliger Kicker-Action definitiv ans Herz legen. Die fühlen sich vermutlich schon von dem Einstieg rundweg abgeholt, wenn Jack Cody seine Kicker-Show gegen imaginäre Gegner vor einer ganzen Ansammlung von Postern kultiger Genre-Produktionen („Rapid Fire“, „König der Kickboxer“ seien genannt) abfeiert. Davon abgesehen wird der Actionfan mit unzähligen Martial-Arts-Szenen zugeschüttet. Die haben zwar vor allem zu Beginn noch nicht den richtigen Drive, steigern sich aber mit der Zeit. Und drehen quasi mit dem Film und dessen Handlung frei. Probleme gibt’s trotz der hymnenartigen Ausführungen aber zuhauf: Der Mittelteil zieht sich irgendwann trotz Dauerklopperei ziemlich. Die Superfights sind die meiste Zeit über unverhältnismäßig krass trashig (Die Kostüme! Die Charaktere! Die Musik!) und irgendwo mutet der Film gegen Ende an, als habe ihn irgendwer auf Links gedreht und etwas vollkommen anderes im Sinn gehabt. Das ist letzten Endes so schlecht, dass es schlicht und ergreifend wieder richtig gut ist. Der müllige Titelsong macht das schräge Trash-Happening dann richtig rund.

6 von 10

In Deutschland erschien der Film bislang immer geschnitten. Shamrock Media erbarmte sich nun endlich der deutschen „Karate Tiger“-Fans und brachte den Film im März 2017 uncut (die bislang geschnittenen Szenen liegen im arg dumpfen Originalton vor (keine Angst, Dialoge hat es in den Szenen keine)) und ungeprüft auf einer bildtechisch ordentlichen DVD heraus.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Shamrock Media__Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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