Originaltitel: Fight Valley__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Rob Hawk__Darsteller: Erin O’Brien, Miesha Tate, Holly Holm, Cris Cyborg, Kari J. Kramer, Cabrina Collesides, Salvatore Franciosa, Alexandria Williams, Bonnie Bruderer, Susie Celek u.a. |
Irgendwo in Amerika gibt es ihn. Den einen Ort, in dem alle Geschlechterklischees umgekehrt sind. Wo sich Frauen in Banden zusammenrotten und mit schiefem Basecap auf dem Kopf Scheiße labernd durch die Straßen ziehen. Die sich sich bei jeder Gelegenheit mit anderen Frauen prügeln. Auch mal gegenseitig totschlagen. Und die Männerwelt gibt das Regulativ und versucht, beschwichtigend auf die wild gewordenen Weiber einzuwirken. Klingt wie ein Fantasy-Film? Möchte allerdings ein Kampfsportfilm sein und nennt sich „Fight Valley“.
Tori will raus aus dieser irren Stadt. Darum verdient sie sich tagein tagaus in Streetfights etwas Kleingeld. Da wird ihr verklickert, dass sie nur im „Fight Valley“ – eine Art geheimer Kampfzirkel in der Stadt – richtig Geld verdienen kann. Als sie eingeladen wird, an einem Fight im „Fight Valley“ teilzunehmen, sagt sie natürlich zu…
Wenig später wird ihre Schwester Windsor darüber in Kenntnis gesetzt, dass man die Leiche von Tori in einem Waldstück aufgefunden habe. Die Spuren würden darauf hindeuten, dass sie bei einem Kampf getötet wurde. Windsor will dem Tod ihrer Schwester auf den Grund gehen und beginnt nachzuforschen. Dabei macht sie sich nicht viele Freunde in dem kleinen Heimatstädtchen Toris und wird darum von Jabs unter die Fittiche genommen. Die bringt ihr alles bei, was man über Kampfsport wissen muss und macht sie so bereit für den Kampf gegen die Mörderin von Tori.
Schaut in den Kampfsportkrampf „Fight Valley“ hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=_NwiP7CWeqA
Wenn ihr ein Faible für schlechte Fights, miese Dialoge, erbärmliche Darsteller/innen und eine abgeranzte Story habt, könnte „Fight Valley“ euer neuer Lieblingsfilm werden. Denn der vereint all das und noch viel mehr unter einem filmischen Dach. Inklusive gaaaaanz viel Proll-Feeling: Hier rennen alle in Muskelshirts und mit schiefen Basecaps rum. Die Girls machen auf oberlässig. Die Kerle pumpen andauernd ihre Muskeln auf. Die Dialoge drehen sich nur darum, andere zu verletzen, kalt zu machen oder abzuziehen. Und während diese Dialoge ertönen, beißen sich die Gesprächspartner jedes Mal beinahe gegenseitig in die Nase. Anscheinend sind alle Figuren in „Fight Valley“ halb taub, weshalb man immer ganz nah an sie ran muss, damit sie einen verstehen.
Das heißt aber noch lange nicht, dass sie einander wirklich verstehen. So wird Tori gleich zu Beginn vom „Fight Valley“ berichtet. Und dem „The Yard“ genannten Ring. Fünf Minuten später spricht sie ein Charakter in Sachen Yard an und Tori weiß plötzlich von gar nix mehr. Dabei hat sie in der Zwischenzeit gar keinen Schwinger an den Kopf bekommen. Stattdessen kroch ihr „nur“ die Kamera bei einer Lesbenszene beinahe unten rein. Ja, dieser Film hat ganz viel Stil.
Den transportiert er in räudigster Digitaloptik, die in Richtung mausgrau „optimiert“ wurde und einfach nur käsig rüberkommt. Ein beständig vorwärts knüppelnder Heavy Score täuscht Dynamik an, wo storytechnisch längst Stillstand eingetreten ist. Die „Ermittlungen“ Windsors sind ein schlechter Witz. Die Erklärungen der von ihr Befragten sind sogar noch viel schlechtere Witze. Die steife deutsche Synchronisation lässt in Verbindung mit den noch steiferen Schauspielleistungen den Eindruck aufkommen, da sprächen Schaufensterpuppen miteinander. Ganz, ganz schlimm.
Aber natürlich will „Fight Valley“ auch keinen Oscar für seine Handlung, Schauspielkunst oder Dialoge. „Fight Valley“ will den Kampfsportfan zufriedenstellen. Sollte man meinen. Aber genau da versagt der Film dann so richtig. Zwar wird fett damit geworben, was hier für ein Kader an versierten Kampfsportlerinnen am Start sei, wirklich bemerken tut man davon aber nix. Zum einen erkennt man keinerlei Choreografie in den öden Fights. Zum anderen steht die nervöse Kamera wirklich durchgehend absolut beschissen, so dass man dem mies montierten Bildersalat auch noch weithin ansieht, dass die Kämpfe nix taugen.
Und da einem alle Figuren durch die Bank absolut unsympathisch sind, fightet man auch zu keiner Sekunde bei einem der Fights mit. Dazu kommen wirklich üble, unfreiwillig komische Szenen. So schauen wir beispielsweise ewig dem knallharten Training Windsors zu. Erleben mit, wie sie sich die Hände blutig prügelt. Und dann wird sie im Final Fight mit zwei Schwingern ausgeknocked. Das nenne ich mal eine Heldin. Keine Sorge, einen Endfight gibt es trotzdem. Zwischen zwei Figuren, die einem vollkommen Latte sind. Es schließt sich eine schockierende Enthüllung an (zumindest wird das im Drehbuch neben den betreffenden Dialogzeilen gestanden haben), alle greifen sich schockiert an den Kopf und endlich kommt der Abspann. Das „Fight Valley“ ist durchstanden. Mein Hirn hat hoffentlich keinen Schaden genommen. Vollkommen entsetzt erfahre ich in der IMDB, dass ein zweiter Teil bereits abgedreht wurde. Und alles, was bleibt, ist ein nur langsam verhallender, Vögel aufscheuchender und Hasen in ihrem Bau verschwinden lassender Schrei: „Waruuuuuuuuuum?“ Zumindest weckt der Film also Emotionen. Nur halt die Falschen.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien Anfang April 2017 von Falcom Media und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diese Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Falcom Media__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |