Originaltitel: Vengeance: A Love Story__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Johnny Martin__Darsteller: Nicolas Cage, Don Johnson, Deborah Kara Unger, Anna Hutchison, Talitha Bateman, Joshua Mikel, Kara Flowers, Michael Papajohn, Emily Sandifer, Mike Pniewski u.a. |
Police Detective John Dromoor kennt die Frau, die da halbnackt und halbtot vor ihm am Boden liegt. Er begegnete ihr in einer für ihn persönlich schweren Stunde in einer Bar. Und sie konnte ihn mit ihrer offenen Art und ihrem redseligen Wesen auf andere Gedanken bringen. An dem Abend, als John ihr wieder begegnet, ist sie an die Falschen geraten. Vier Schwachmaten fielen über sie her und vergewaltigten sie. Das Schlimmste: Ihre kleine Tochter Bethie musste dem abartigen Verbrechen vom Anfang bis zum Ende hilflos beiwohnen.
John gelingt es, zu Bethie schnell eine Vertrauensbasis zu etablieren. Der kämpferischen Kleinen verdankt er eine Aussage, die ihm die Vergewaltiger auf dem Silbertablett serviert. Die Kerle werden weggesperrt und angeklagt. Doch damit ist der Spießrutenlauf für die vergewaltigte Teena erst eröffnet. Die ganze Stadt scheint gegen sie zu sein. Sieht in ihr eine Hure. Was der Verteidiger der Lumpen vor Gericht für perfide Schachzüge ausnutzt.
Als die Angeklagten und deren Angehörige nicht aufhören, Teena, Bethie und Bethies Großmutter zu drangsalieren, reicht es John. Der Polizist nimmt die Gerechtigkeit in die eigene Hand…
Schaut in “Vengeance – A Love Story” mit Nicolas Cage hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=U4xtquGuJT0
Lasst euch von meiner Inhaltsangabe nicht täuschen. John, beziehungsweise der ihn spielende Nicolas Cage („USS Indianapolis“), ist nicht das Zentrum von „Vengeance – A Love Story“. Mich erinnerte die Story und wie sie erzählt wird, frappierend an eine meiner Lieblingsgeschichten aus der „Spawn“-Comicreihe. In der trifft der mit sich selbst beschäftigte Antiheld Spawn auf einen kleinen Jungen. Der ihm gegenüber andeutet, dass sein Vater ihn und seinen Bruder drangsaliere, missbrauche und verprügele. Doch Spawn will lange Zeit nicht eingreifen. Bleibt im Untergrund versteckt und geht seinen eigenen Problemen nach. Bis er Zeuge wird, wie der Vater mit seinen Kindern umgeht.
Er beschließt zu handeln. Doch er setzt nur kleine Nadelstiche, um den Vater zum Umdenken zu bewegen. Damit setzt er jedoch eine Gewaltspirale in Gang, die für die Kinder des wie wild tobenden Vaters verheerende Folgen hat. Das ist dann auch der Hauptunterschied zu „Vengeance“. Denn Johns Nadelstiche verfehlen ihre Wirkung nicht. Ganz im Gegenteil. Ansonsten agiert John eben wie ein versteckter Superheld. Der sich nicht offenbaren will. Der sich lange das Treiben der Unholde anschaut und erst dann zu handeln beschließt, als es seiner Meinung nach keinen anderen Ausweg mehr gibt.
In der Folge fokussiert „Vengeance – A Love Story“ mehr auf die drei starken Frauen der Geschichte. Als da wären: Teena (Anna Hutchison „The Cabin in the Woods“), eine junge, lebenslustige und sich ihrer Reize bewusst seiende Frau, die brutal gebrochen wird und das Erlebte irgendwie verarbeiten muss. Dabei helfen ihr ihre Mutter Agnes (Deborah Kara Unger „Silent Hill“), die mit der Situation heillos überfordert wirkt, ihrer Tochter aber zur Seite steht und ihr viel Kraft gibt. Und last but not least Teenas Tochter Bethie (Talitha Bateman „Die 5. Welle“). Die stärkste der drei Frauen. Angriffslustig, vorwärtsdrängend und eine kleine Naturgewalt.
Gemeinsam müssen die Frauen einen Weg zurück zur Normalität finden. Was schwer ist, wenn eine ganze Stadt gegen einen ist. John ist da eher eine Nebenerscheinung, die zur „Heilung“ beiträgt, das aber nicht einmal zwingend für die kleine Familie tut, sondern irgendwo auch für sich und sein Verständnis von Gerechtigkeit. Und dieses Gemisch funktioniert. Sehr gut sogar. Vor allem vor Gericht gelingen „Vengeance – A Love Story“ ein paar wirklich eindrückliche Momente, die hart zu schlucken sind.
Dabei merkt man freilich schnell, dass der Film seine Zuschauer auch extrem manipuliert. Denn gerade die Fieslinge im Film sind doch arg überzeichnete Klischees. Auch die Figuren um sie herum (Familie, Bekannte,…) haben keinerlei ambivalente Färbung abbekommen. Nur der von Don Johnson („Machete“) gespielte, extrem charismatische Verteidiger bekommt ein paar Grautöne zugestanden. Insgesamt macht es sich der Film hier aber leider ein wenig zu einfach. Zieht gleichzeitig aber auch mitten rein in die Story, denn die Aktionen von John haben dann definitiv sehr befriedigende Auswirkungen auf das Gemüt des Zuschauers.
Diese regulativen Eingriffe Johns sind kurz und knackig inszeniert und immer auf den Punkt. Mit eiskalter Präzision richtet John die Lumpen hin und hat immer passende Erklärungen und Alibis parat, um nicht als Racheengel aufzufliegen. Große Action darf man sich von „Vengeance – A Love Story“ allerdings nicht erwarten. Nur direkt zu Beginn darf eine krachige Sequenz kurz für einen Adrenalinschub sorgen. Diese lässt hoffen, dass Regisseur Johnny Martin (bekannter Stuntman und Regisseur der Gurke „Skeleton Man“) sein Näschen mal in Richtung B-Action ausrichtet. Der Mann hat definitiv ein Auge für Action, das zeigt diese kurze Sequenz.
Inszenatorisch bedient sich Martin pastellner Farbtöne, was dem Film einen angenehm warmen Look gibt. Da Dialoge die Handlung dominieren und vorantreiben, gibt es keine großartigen Kameramätzchen zu beobachten. Wirklich schön sind allerdings die Bilder rund um die Niagara Fälle, die „Vengeance“ ruhig noch etwas konsequenter hätte einbinden können. Ein absolutes Highlight ist die Musik von Frederik Wiedmann, der dem Zuschauer in einigen Szenen eine echte Gänsepelle zu zaubern vermag und manche Szenen zu richtigen Involvement-Bomben macht..
Was am Ende bleibt, ist mühelos einer der besten Nicolas-Cage-Filme seit Jahren. Zurückhaltend gibt der hier eine Art Held, der keiner ist und sich selbst auch nie so bezeichnen würde. Flankiert wird er von drei eindrucksvoll aufspielenden, weiblichen Hauptdarstellerinnen, die das Martyrium der vergewaltigten Frau und die Auswirkungen auf die ganze Familie erfahrbar machen und nebenbei die Frage beantworten, warum so viele Frauen Vergewaltigungen verschweigen, anstelle sie anzuzeigen. Hier schafft es der Film, einen regelrecht wütend zu machen. Was dem Film zum Hit fehlt, sind definitiv ausgewogenere, menschlichere Bösewichte. Das eine oder andere Klischee weniger wäre auch nicht verkehrt gewesen. Und ich hätte mir zudem gewünscht, dass die Beziehung zwischen John und der kleinen Bethie intensiver gezeichnet worden wäre. Immerhin bezieht sich das „A Love Story“ im Originaltitel eigentlich auf die beiden… Dennoch ist „Vengeance – A Love Story“ ein unerwartet starker Streifen geworden.
In UK kann man den Film auf DVD und Blu-ray von dem Label 101 Films erwerben. Ab 15 freigegebene Discs, die außer einem Start-Menü und einem darin thronenden Play-Button NICHTS zu bieten haben. Vanilla-Disc-Manierismen wie anno 2000. In Deutschland hat sich Concorde Home Entertainment des Filmes angenommen und vermarktet ihn als “Vengeance – Pfad der Vergeltung” auf DVD und Blu-ray. Diese erscheinen am 7. Juni 2018 und sind jeweils ab 16 freigegeben.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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