Originaltitel: Future Hunters__Herstellungsland: Philippinen/USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Cirio H. Santiago__Darsteller: Robert Patrick, Linda Carol, Ed Crick, Bob Schott, David Light, Paul Holmes, Peter Shilton, Ursula Marquez, Elizabeth Oropesa, Bruce Le, Jang Lee Hwang, Richard Norton u.a. |
Mit „Stryker“ legte Cirio H. Santiago 1983 seinen ersten Endzeitstreifen vor und machte danach noch einige weitere, zu denen manchmal auch „Future Hunters“ gezählt wird, obwohl er strenggenommen nicht zu dem Genre gehört.
Denn Endzeit ist nur in der Auftaktsequenz angesagt, in welcher der tapfere Krieger Matthew (Richard Norton) die Spitze eines Speers gegen Schurken einer Fieslingsfraktion verteidigt, die auch aus einem anderen Santiago-Endzeitfilm stammen könnte (manchmal tragen diese ja den gleichen Namen, meist die gleichen Requisiten). Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Speer, sondern um jenen, mit dem Jesus am Kreuz gepikt wurde, was zu einem der heiligsten Relikte überhaupt macht (nach anderen, wie der Bundeslade oder dem Gral, durfte ja Kollege Indiana Jones suchen). Die Berührung mit der Speerspitze verfrachtet Matthew jedoch erst einmal in die Gegenwart des Films, also ins Jahr 1986.
Dort trifft Matthew auf Michelle (Linda Carol) und deren Freund Slade (Robert Patrick), die gerade Stress mit ein paar Rockern haben. Matthew greift schützend ein, erliegt kurz darauf jedoch seinen Verletzungen. Also gibt er seine Mission an Michelle und Slade weiter: Sie sollen den Schaft des Speers ausfindig machen und mit der Spitze zusammenfügen, damit die Zukunft der Menschheit (also des guten Teils der Menschheit) gesichert ist. Wie genau das geht, ob das nur im Jahre 1986 möglich ist oder warum die Speerspitze ihn dahin gebeamt hat, das sind alles Fragen, die „Future Hunters“ lieber großzügig umschifft. Ebenso die Frage warum bald Nazis in Michelles Kneipe stehen, die ebenfalls nach der Speerspitze suchen und wie von Geisterhand wissen bei wem sie suchen müssen.
Den Schurken entkommt unser Dreamteam noch einmal und macht sich nun auf die Suche nach dem Schaft, nachdem sie ein freundlicher Professor eingenordet hat. Diese Reise geht erst nach Hongkong, danach nach Manila, immer wieder schurkische Häscher im Nacken…
httpv://www.youtube.com/watch?v=jpUAqFfF2GA
Basierend auf einer Story des philippinischen Autors, Regisseurs und Produzenten Anthony Maharaj („Mission Terminate“) verfasste niemand geringeres als Charles-Bronson-Spezi J. Lee Thompson („Death Wish 4“) das Drehbuch zu diesem wilden Genremix, der sich freudig bei großen Vorbildern bedient. Sind die Endzeitszenen noch im Stile der „Mad Max“-Reihe gehalten, so hat die Schatzsuche viel von Indiana Jones: Die rivalisierenden Nazi-Sucher erinnern an „Jäger des verlorenen Schatzes“, ein Kampf auf einer Brücke an „Indiana Jones und der Tempel des Todes“. Und wenn sich Slade und Michelle kämpfend, fliehend und frotzeln durch den Dschungel schlagen, dann sind Anklänge an „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ nicht mehr fern. Noch dazu ist das Drehbuch vollgepackt mit kreativen bis wirren Einfällen, denn neben Nazischurken warten noch ein Mongolenstamm, eine Horde kleinwüchsiger Krieger (die ja öfter bei Santiago vorkommen, hier vom Auftreten und ihrer Plotfunktion aber stark an die Ewoks aus „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ erinnern) und ein Amazonenvolk im Dschungel auf die Helden, damit immer genug Gegner und Verbündete da sind.
Der vorige Hongkong-Abstecher hat inhaltlich wenig Sinn, liefert aber Raum für eine längere Martial-Arts-Klopperei, bei der Slade allerdings nur aufs Maul bekommt, während sich sein Taxifahrerkumpel Liu (Bruce Le) mit dem alten Meister Silverfox (Jang Lee Hwang) eine überraschend gut choreographierte Wemmserei liefert. Ansonsten herrscht die übliche Action nach dem Santiago-Prinzip, die Masse über Klasse stellt: Alle paar Minuten verfolgt man sich, ballert in etwas statischen Gefechten um sich oder bekriegt sich mit primitiveren Waffen, gerade im letzten Drittel. Hin und wieder crasht ein Auto oder es explodiert ein Hubschrauber, manchmal schröggelt die Macht der Speerspitze einen Lumpen auch mal weg, da ist dann schon auf anspruchsarme Art für gute Laune beim Action gesorgt.
Natürlich wäre ein solch trashiger Actioner nicht komplett ohne die entsprechenden Blödheiten und Eigenwilligkeiten und davon gibt es einige. Neben den Nazis, die immer wissen wo sie auftauchen müssen, wäre da zum einen eine Verfolgungsjagd zu nennen, die in der Nacht beginnt und tagsüber endet – und es ist nicht klar, ob verdeutlich werden soll, dass so viel Zeit vergangen ist, oder dies schlicht auf handwerkliche Fehlleistungen zurückzuführen ist. Oder die Tatsache, dass Slade ohne weitere Erklärung die Sprache des Pygmäenstamms kann. Der größte Knaller ist aber jene Szene, in der die Schurken die Helden gefangen nehmen, aber nicht direkt abmurksen. Stattdessen fliegen sie mit ihrem Hubschrauber los und nehmen das Gebäude unter Beschuss, wodurch die Helden Zeit haben sich zu befreien und aus dem Haus zu entkommen. Zum Glück steht ein weiterer Hubschrauber bereit, in dem die Übelwichte gleich eine Karte haben liegen lassen und den Slade als früherer Air-Force-Techniker natürlich direkt fliegen kann. Die Bösewichte merken dann, dass sie verfolgt werden, haben aber vorher eine Sprengladung in dem Hubschrauber für diesen Fall platziert. Freundlicherweise warnen sie Michelle und Slade allerdings vor, bevor sie die Bombe zünden, damit diese wieder Zeit haben zu entkommen und ihnen dann auf andere Art zum Bestimmungsort folgen können. In diesem Stile geht das Drehbuch dann durchweg vor, aber Santiago drückt immer gut auf die Tube, damit der nächste schräge Einfall und die nächsten Actionszene nie zu weit entfernt sind in dieser leicht durchgeknallten Genre-Mix-Rip-Off-Wundertüte.
Robert Patrick („The Eloise Asylum“) gibt den leicht miesepetrigen, anfangs etwas wurstigen Helden in seiner ersten Kinorolle, kann aber Ausstrahlung beweisen – danach drehte er mit Santiago noch „Equalizer 2000“, „Eye of the Eagle“ und „Killer Instinct“. Auch Richard Norton („Shanghai Police“) als zweite Actiongröße im Cast arbeitete öfter mit Santiago zusammen, hat hier recht wenig Screentime, die er aber gewinnbringend nutzt. Dagegen ist Linda Carol („No Man’s Land“) ein unbeschriebenes Blatt und ihre Performance lässt auch erkennen, warum ihr danach wenig Popularität beschert war. Die Hongkong-Darsteller Bruce Le („Das Spiel des Todes“) und Jang Lee Hwang („Ninja Kommando“) sind eh nur für eine Klopperszene da, während Ed Crick („Wedlock“) und Muskelberg Bob Schott („Gymkata“) als Schurken immerhin herrlich knallchargig daherkommen.
„Future Hunters“ ist kein sorgfältig gescripteter oder sonderlich durchdachter Sci-Fi-Actioner der B-Klasse, der noch dazu schamlos bei bekannten Vorbildern klaut, aber gleichzeitig ein Potpourri von verschiedenen Ideen und Genreeinflüssen ist. Es ist immer reichlich was los auf dem Bildschirm, egal ob Martial-Arts-Kloppe, Stammeskrieg in der grünen Hölle oder Zweikampf bei den Amazonen angesagt ist, das Tempo ist hoch und in dieser Mischung dürfte man die meisten Elemente noch nicht gesehen haben. Noch dazu ist die Action weniger hüftsteif als bei manch anderem Santiago-Film, wenn auch nicht so dynamisch wie bei „Equalizer 2000“.
Starke:
„Future Hunters“ wurde in Deutschland nie veröffentlicht. Leider sieht es auch im Ausland mit DVDs eher schlecht aus; dort ist er lediglich im Rahmen der Filmsammlung „Sci-Fi Invasion. 50 Movies. Classic Features“ erschienen. Ansonsten gibt es ihn in Ländern wie Großbritannien und den USA auf VHS, wobei die UK-VHS leicht gekürzt ist. Das Cover oben ist das der amerikanischen Vestron-VHS.
© Nils Bothmann (McClane)
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