Originaltitel: The Disappointments Room__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: D.J. Caruso__Darsteller: Kate Beckinsale, Michaela Conlin, Marcia DeRousse, Melissa Eastwood, Duncan Joiner, Ella Jones, Michael Landes, Jennifer Leigh Mann, Gerald McRaney u.a. |
Ein „Disappointments Room“ ist laut Regisseur D.J. Caruso („xXx: Die Rückkehr des Xander Cage“) und seinem Drehbuchautor Wentworth Miller („Prison Break“ und „The Loft“) ein verborgenes Zimmer, in dem wohlhabende Leute ihre Geheimnisse zu verbergen suchten. Dabei ging es nicht um geheime Reichtümer oder kompromittierende Unterlagen. Vielmehr, so die beiden Geschichtenerzähler, ging es um missgebildete Kinder, deren Existenz man möglichst unter Verschluss halten wollte. Ist das Stoff genug für einen hübschen Haunted-House-Film? Eigentlich schon…
Nach dem Tod ihrer neugeborenen Tochter ziehen Dana und David mit ihrem Sohn von der Stadt aufs Land. Architektin Dana will sich hier einem ehrgeizigen Bauprojekt widmen und David meint, dass der Abstand vom Stress der Großstadt seiner traumatisierten Frau gut tun würde. Sie beziehen ein herrschaftliches Anwesen, in dem Dana bei einem ihrer Rundzüge durch das Gemäuer den titelgebenden und oben erwähnten Raum findet. Ab sofort geht die ohnehin labil wirkende Frau nun so richtig durch die Hölle:
Hat sie aus dem verborgenen Zimmer die Stimme eines Kindes vernommen? Wem gehört der riesige schwarze Hund, der vorm Haus herumlungert? Kann es sein, dass der auf Bildern verewigte ehemalige Hausherr sie mit seinen Blicken verfolgt? Dana rutscht schnell in Verhaltensweisen ab, die ihr Mann nur zu gut kennt. Nach dem Tod der gemeinsamen Tochter mündeten diese in einen Selbstmordversuch…
Der Trailer zu „The Disappointments Room“
httpv://www.youtube.com/watch?v=2LglVxq5ZRk
„The Disappointments Room“ ist im Grunde eine einzige Ansammlung verschenkter Möglichkeiten. Der Film steigt ein wie klassischer Haunted-House-Horror. Die Kamera gleitet durch dunkle Gänge, Türen knallen, Schatten huschen, Lichter entflammen und erlöschen. Alles nicht innovativ oder gar neu, aber zumindest innerhalb der Genre-Grenzen ganz ok. Interessant sind kleinere ironische Brechungen, etwa wenn sich das inzwischen arg abgegriffene Motiv des Getuschels eines Kindes mit irgendeiner unsichtbaren Entität als angenehm normal entpuppt.
Spannung mag aber trotzdem keine aufkommen. Das liegt vor allem daran, dass Caruso und Miller den Mythos rund um den Disappointments Room nicht richtig etabliert bekommen. Wartet darin nun eine Bedrohung oder ist da wer, der Hilfe braucht? Der Film eiert beständig um diese Frage und steckt immer genau das in das Zimmer, was er für den nächsten Jump Scare braucht.
Interessant wird es erst, als Dana selbst in dem Raum eingeschlossen wird. Die darauffolgenden Ereignisse lassen die Fantasie des Zuschauers förmlich Achterbahn fahren. Ist das Haus nun verflucht oder ist Dana einfach nur psychisch gestört? Lebt sie gar in einer Parallelwelt? Ein Gedanke, der durch Carusos krasse Hochglanzoptik extrem unterfüttert wird. Ich meine, eine Architektin, die ein Haus renovieren will und dabei 12 cm Absätze und Designer-Jeans trägt? Und deren perfekt blondiertes Haar selbst in ihrer depressiven Phase und beim Selbstmordversuch immer noch perfekter geföhnt ist? Das kann doch nicht echt sein…
Leider ist alles, was man sich um diese Szene herum ausdenkt, spannender und besser als das, was Caruso uns letzten Endes bietet. Der bleibt einfach ganz bequem in einem Schwebezustand zwischen allen Möglichkeiten, lässt Dana einen Nervenzusammenbruch erleiden, ein wenig mit einem leckeren Dorfjungen schäkern und versucht wenig subtil, diverse Analogien zwischen Dana und dem einstmals im „Disappointments Room“ eingesperrten Kind aufzubauen.
Auch verschenkt Caruso seinen Schauplatz völlig. In einer 5-minütigen Featurette im Bonusteil des Streifens bekommt man von dem riesigen Gebäude mehr zu sehen als im ganzen Film. Die ganze Laufzeit von „The Disappointments Room“ über entwickelt man überhaupt kein Gespür für die Dimensionen des Gebäudes, das gefühlt irgendwann nur aus vier Räumen zu bestehen scheint. Zumindest setzt es Caruso ordentlich in Szene. Ein paar Color-Key-Momente sind sogar richtiggehend ansprechend geraten.
Dafür lässt einen dann der urplötzlich daherpolternde Showdown vollkommen ratlos zurück, weil er überhaupt nicht zum Rest des Filmes passt. Alle bisher gemachten Andeutungen werden egalisiert, der bisherige Aufbau fühlt sich vollkommen falsch an und nach gerade mal 80 Minuten Netto-Laufzeit holpert der Abspann nach einem lachhaften Schlussbild über den Bildschirm… Zumindest war die präsentierte Hammeraction derbe. Ist ja auch was.
Was am Ende bleibt, ist einer der unspannendsten Haunted-House-Horrorfilm der letzten Jahre. Das Genre per se ist ja schon extrem ausgelutscht, aber Caruso versetzt ihm sozusagen den Todesstoß. Er schafft es nach einem genrebezogen ordentlichen Einstieg nicht, Atmosphäre aufzubauen, die nette Story-Prämisse irgendwie intelligent zu nutzen oder den Erwartungen des Zuschauers ein Schnippchen zu schlagen. Wäre nicht der lärmige Score von Brian Tyler, man würde vermutlich die erbärmlichen Erschreck-Versuche von „The Disappointments Room“ verpassen. Dagegen kommt auch lecker Kate Beckinsale („Underworld: Blood Wars“) nicht an. Die müht sich zwar redlich, kann gegen die schwache Story aber zu keiner Sekunde ankämpfen und wirkt durch ihr überperfektes Barbie-Puppen-Äußeres irgendwann auch reichlich deplatziert.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 9. Juni 2017 von Universum Film / Wild Bunch und ist mit einer Freigabe ab 16 Jahren ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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