Originaltitel: Shooter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Simon Cellan Jones u.a__Produktion: Mark Wahlberg, Antoine Fuqua u.a.__Darsteller: Cynthia Addai-Robinson, Ryan Phillippe, Omar Epps, Alexander Bateman, Angelique Kenney, Sean Cameron Michael, Shantel VanSanten, Brian Ibsen, Eddie McClintock u.a. |
Waffen verändern alles und eine Kugel ist endgültig.
Bob Lee Swagger hat seit seiner Rückkehr aus Afghanistan dem Militärdienst abgeschworen. Gemeinsam mit seiner kleinen Familie lebt der hochdekorierte Scharfschütze fernab von der Zivilisation inmitten prächtiger Waldlandschaften, wo er mit Vorliebe jagen geht. Doch das Idyll nimmt ein jähes Ende, als sein ehemaliger Ausbilder und Freund Isaac Johnson auftaucht. Der arbeitet inzwischen beim Secret Service im Dienste des US-Präsidenten.
Ebenjener hat eine Todesdrohung erhalten. Beinahe im gleichen Atemzuge wurde ein hochrangiger CIA-Agent mittels eines Kunstschusses von einem Sniper gerichtet. Nicht nur deshalb nimmt Johnson die Morddrohung mehr als ernst. Er glaubt, der Killer werde einen gemeinsamen Auftritt des Präsidenten mit dem ukrainischen Präsidenten nutzen, um sein Attentat durchzuführen. Er bittet darum Bob, den besten Sniper, den er kennt, mögliche Szenarien für einen eventuellen Anschlag zu entwerfen. Johnson erhofft sich so Hinweise, welche Standorte man genauestens überwachen müsse, um einen tödlichen Schuss zu vereiteln.
Zunächst zögerlich willigt Bob in dieses Vorgehen ein. Er begeht den möglichen Tatort, späht verschiedenste Standpunkte für den idealen Schuss aus und spielt das Attentat immer wieder aufs Neue durch. Seine Ergebnisse überlässt er Johnson, der daraufhin alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen trifft. Am Tag des Präsidentenbesuchs kommt dann jedoch alles ganz anders…
Wie angedroht bricht ein Schuss. Und urplötzlich sieht sich Bob mit der Tatsache konfrontiert, dass alle Welt glaubt, er habe ihn abgefeuert. Immerhin beweist Videomaterial, wie er den Tatort begeht und förmlich ausmisst. Wie er mit Waffenhändlern spricht und wie er auch den Ort besucht, von dem der Schuss abgegeben wurde. Folgerichtig wird er auch eingebuchtet. Doch Bob denkt gar nicht daran, sich zum Opferaltar führen zu lassen. Er bricht aus und beginnt, auf eigene Faust nachzuforschen, wer ihn da hat auflaufen lassen. Unversehens stolpert er in ein Komplott ungeahnten Ausmaßes…
Der Episodenführer zur ersten Staffel der Actionserie „Shooter“
1. Anschlag
2. Ausbruch
3. Geist
4. Planänderung
5. Miliz
6. Todeszone
7. Sperrfeuer
8. Konfrontation
9. Befreiungsschlag
10. Showdown
Schaut in die von Mark Wahlberg produzierte Serie „Shooter“ hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=X2x6IR3FhbQ
Die Fernsehserie „Shooter“ basiert auf dem gleichnamigen Kinohit von Antoine Fuqua mit Mark Wahlberg, die den Roman „Point of Impact“ des Autoren Steven Hunter zum Leben erweckt hatten. Dessen Story bildet auch die Grundlage für die TV-Serie, an der Fuqua und Wahlberg als ausführende Produzenten beteiligt waren. Film als auch Serie orientieren sich zwar an den grundlegenden Handlungselementen der Buchvorlage, gehen allerdings auch eigene Wege. Die Serie noch deutlicher als der Film.
Immerhin hat „Shooter“ 10 Folgen a 40 Minuten mit Leben zu füllen und wer die Filmvorlage kennt, der weiß, dass Bob Lee Swagger eher ein Mann der Tat und weniger der großen Worte ist. Damit ist auch die Marschrichtung der Serie schnell klar: Immer nach vorne. Die Folge ist ein ordentliches Tempo. Und so geht hier der Ausbruch aus einem Hochsicherheitsknast in nicht einmal 20 Minuten über die Bühne. Andere Erfolgsserien brauchen dafür eine ganze Staffel.
Das ist nicht immer logisch und hier und da muss seitens der Drehbücher schon gewaltig herumkonstruiert werden, um die Story überhaupt am Leben zu halten (etwa in der wirklich schlechten 5. Folge), aber im Großen und Ganzen funktioniert die Geschichte von einer immer umfassender werdenden Verschwörung schon ganz ordentlich und generiert genügend Spannung, um wissen zu wollen, wie es weiter gehen wird. Die zusammenhängende Erzählweise lässt die erste Staffel auch als einen großen Film funktionieren. Binge Watcher werden hier also nicht enttäuscht.
In Sachen Action lässt sich „Shooter“ zunächst ganz schön bitten. Erst ungefähr ab der Staffelmitte werden die Actionszenen komplexer und aufwändiger. Vorher dominieren kurze, angenehm harte Keilereien und ein oder zwei, teilweise recht blutig ausfallende Sniper-Momente, von denen ein derb splatternder Headshot gleich in der ersten Folge deutlich herausragt. Danach entsteht die Action aber nur durch die ständig in Bewegung bleibende Hauptfigur, die ihren Häschern entfliehen muss.
Sobald Bob Lee Swagger dann aber beschließt, seinerseits die Regeln zu diktieren, kommt es auch zu größeren Gefechten. Zudem bringen Rückblicke in die Afghanistan-Vergangenheit von Swagger weitere Actioneinlagen mit sich. Die Highlights steigen in den Folgen 6, 8, 9 und 10. In denen schaltet Swagger seine Gegner im Dutzend aus und vor allem in Folge 9 wird es mit der Zersprengung eines Gesichts und einer derben Armamputation mittels Kaliber 50 sehr explizit. Doch auch diverse Durchschüsse und Blutwolken-Momente sind nicht ohne. Insgesamt hätte man sich von einer Serie über einen Sniper in Zeiten von „Spartacus“, „American Gods“ und ähnlichen Blutepen aber schon mehr Derbheiten erwartet. Zumal in manchen Folgen diverse Lumpen ohne sichtliche Trefferwirkung umkippen. Aber keine Sorge: Als zahm kann man „Shooter“ nun wahrlich nicht beschreiben.
Was hast du jetzt vor?
Das, was ich am besten kann! Ich gehe auf die Jagd!
Inszenatorisch bietet „Shooter“ gefällige Standardkost. Während die Szenen rund um die amerikanischen Standorte farblich eher etwas trist ausfallen (gedreht wurde btw. im billigeren Kanada), aber in keinster Weise billig wirken, bringen die Afghanistan-Szenen etwas Farbe und Sonnenschein ins Spiel. Und wirken mit dem aufgefahrenen Kriegsfahrzeug auch minimal aufwändiger. Auch wenn man die Schauplätze inzwischen schon zur Genüge aus Filmen wie „Jarhead 3“ oder „Sniper: Special Ops“ kennt. Auf billige CGIs wurde im Übrigen weitestgehend verzichtet, nur ein paar Explosionen werden sichtlich mittels Pixeln gepimpt. Sehr nervig sind die recht lang ausfallenden Schwarzblenden in die Werbeblöcke.
Sehr gelungen ist die Idee, in den Folgen 1 und 10 die Denkprozesse Bob Lee Swaggers mittels gezeichneten Diagrammen, Flugkurven und Rücken- oder Gegenwindberechnungen direkt ins Bild einzuflechten. Dieses Gimmick hätte man ruhig häufiger einsetzen können, zumal es in Momenten, in denen Swagger unter Beschuss steht und man sozusagen live bei der Berechnung des Befreiungsschusses dabei ist, saucool rüberkommt. Vom Soundtrack bleibt leider nicht viel in den Gehörgängen verhaftet, wenngleich der eine oder andere eingebundene Song sehr cool ist, aber meist viel zu kurz angespielt wird.
Darstellerisch sollte „Shooter“ eigentlich die große Ryan-Phillippe-Show sein. Doch mich hat seine Anlage der Figur nicht überzeugt. Vor allem, weil Swagger die ganze Serie über seltsam eigenschaftslos bleibt. Mal walzt er wie ein Jack Bauer durch die Kulissen. Mal ist er viel zu zögerlich. Dabei kann man nie vorhersagen, wie Swagger nun in der nächsten Situation agieren wird. Er bleibt bis zum Schluss ein großes Rätsel. Zudem wirkt Ryan Phillippe („Reclaim“) in einigen Momenten einfach zu soft. Ihm fehlt es an Abgeklärtheit, an Coolness. Blöd ist auch, dass einem zwar erklärt wird, dass Swagger ein Meister darin sei, überall untertauchen zu können, er davon in der ganzen Staffel aber nie Gebrauch macht. Im Gegenteil: Jeder Depp erkennt Swagger. Ganz egal ob der beispielsweise mit Mütze und Sonnenbrille herum hirscht.
Genauso eigenschaftslos ist auch Omar Epps’ („Dr. House“) Figur des Isaac Johnson. Ob der nun ein Fieswicht ist oder doch ein Guter, ist einem irgendwann schlicht egal. Einfach weil man seine Motivation größtenteils eh nicht nachvollziehen kann. Auch sexy Shantel VanSanten („Final Destination 4“) bleibt als Swaggers Ehefrau total blass. Und einen richtig schön charismatischen Bösewicht hat „Shooter“ auch nicht zu bieten. Eher im Gegenteil: Er serviert einem immer neue Lumpen. Und keiner hat einen rechten Impact. Dass dann am Ende nicht einmal ein Duell unter Snipern steht, ist ein weiteres echtes Versäumnis dieser ersten Staffel.
So bleibt von den Darstellern nur in Erinnerung, wie geil abseitig Eddie McClintock seinen Charakter Jack Payne anlegt und wie unfassbar selbstsicher Tom Sizemore („USS Indianapolis“) als Superspion agieren darf, nur um dann urplötzlich (und ausschließlich verbal!!!) aus dem Spiel genommen zu werden (ob Sizemore da am Set Scheiße gebaut hat?). Interessant sind dann noch kleinere Nebenrollen. So ist WWE-Superstar Randy Orton („The Condemned 2“) als Milizionär am Start, Wahlberg Buddy Adrian Grenier („Marauders“) darf in einer Folge einen Afghanen spielen und William Fichtner („Independence Day: Wiederkehr“) bringt als Einsiedler ein wenig granteligen Humor ins Spiel.
Und so ist die Figurenzeichnung die große Schwachstelle an der ersten Staffel von „Shooter“. Hier hat die Serie noch enormen Verbesserungsbedarf. Vielleicht (oder besser: hoffentlich) wächst ja vor allem Phillippe noch in die Aufgabe hinein. Zudem wünscht man sich für die bereits bewilligte zweite Staffel deutlich charismatischere Schurken. Und eventuell wird man auch in Sachen Brutalität etwas mutiger und pumpt die Actionszenen allgemein etwas auf. Hier könnte die Actionserie noch deutlich mehr Rumms vertragen. Am Ende entpuppt sich die erste Season von „Shooter“ als netter Actionhappen für zwischendurch, an dem vor allem das Tempo und die Spannungskurve stimmen und dessen gebotener Verschwörungsplot angenehm komplex ist und auch kleinere Überraschungen aufzubieten versteht.
Die deutsche DVD (eine Blu-ray ist mal wieder nicht geplant – ein Hoch aufs HD-Zeitalter!) zur Serie erscheint am 15. Juni 2017 von Paramount Pictures Home Entertainment und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. An Extras hat sich rein gar nichts auf die Scheiben verirrt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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