Originaltitel: Voice from the Stone__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Eric D. Howell__Darsteller: Emilia Clarke, Marton Csokas, Caterina Murino, Kate Linder, Lisa Gastoni, Remo Girone, Edward Dring, Giampiero Judica, Nicole Cadeddu, Antonella Britti u.a. |
Der kleine Jakob zieht sich nach dem Tod seiner Mutter vollkommen in sich selbst zurück und verweigert jedwede emotionale Reaktion auf seine Umwelt. Sein Vater Klaus engagiert darum das Kindermädchen Verena, das sich auf schwierige Fälle spezialisiert hat. Sie nimmt sich des Jungen an und versucht ab sofort alles, dass dieser wieder mit seiner Umwelt interagiert.
Doch Verena kommt nicht wirklich gut mit dem Jungen voran. Auch ihr Vater erweist sich als recht störrischer, unzugänglicher Mensch. Und in dem Gemäuer, in dem Jakob und Klaus leben, scheint auch nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Eines Tages ertappt Verena Jakob dabei, wie er an einer Mauer hockt und angestrengt lauscht. Gerade als würden die Steine des Gemäuers zu ihm sprechen. Irgendwann beginnt auch Verena angestrengter an den Steinen des Anwesens zu lauschen…
In den ersten Minuten erinnert „Voice from the Stone“ – vom Setting und dem grundlegenden Ton abgesehen – überdeutlich an Emilia Clarkes Kinohit „Ein ganzes halbes Jahr“. Hier wie dort wird sie zur Schutzbefohlenen eines recht schwierigen Charakters und versucht, selbigen zurück ins Leben zu helfen. Hier wie dort fällt die Annäherung zunächst schwer, doch mit der Zeit erarbeitet sich Clarkes Charakter den Zugang zu dem Menschen.
Schaut in den Myster-Thriller „Voice from the Stone“ hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=_scgr0N3OVM
Doch diese Parallelen halten nicht lange vor. „Voice from the Stone“ geht sehr schnell eigene Wege und fokussiert vor allem auf eine dichte, eindrückliche Atmosphäre. Regisseur Eric D. Howell setzt im Zuge dessen auf konzentrierte, lange Einstellungen und Kamerafahrten, auf ausgewaschen wirkende, immer mal wieder ins Pastellene kippende Farben und auf die optische Wirkung der wenigen, immer etwas karg wirkenden Schauplätze. Parallel dazu verzichtet er auf allzu viele Schnitte oder Kameraspielereien. Das ergibt in seinen besten Momenten beinahe beispielhafte Szenen für gotisch inspirierte Gruselbilder (die Ankunft Verenas am Anwesen von Jakob und Klaus sei absolut exemplarisch genannt).
Dem haben sich sowohl die letztlich etwas dünne Geschichte und die teilweise blass bleibenden Charaktere unterzuordnen. Auch fehlt es dem Film deutlich an Spannung und eine konkrete Bedrohung hätte ihm definitiv nicht geschadet. Stattdessen rutscht „Voice from the Stone“ ganz allmählich in den Wahn ab – und lässt sich dafür alle Zeit der Welt. Was die eine oder andere Länge zu Tage fördert.
Zudem meint man bereits früh, Elemente der Pointe, auf die der Film zusteuert, zu erkennen. Dementsprechend verhalten ist diese dann auch in ihrer Wirkung. Zumindest ist sie innerhalb der vom Film etablierten Wirklichkeit plausibel und rundet die Story gelungen ab. Unterstreicht aber gleichzeitig noch einmal die eher unspektakuläre Ausrichtung des gesamten Filmes, der teilweise etwas zu ruhig dahinplätschert – den Zuschauer aber trotzdem irgendwann in seine Welt hineinzieht.
Der wichtigste Grund dafür ist sicher das total einnehmende Spiel der Hauptdarstellerin Emilia Clarke („Terminator: Genisys“). Die darf sich im Laufe des Filmes vom grauen Mäuschen zur selbstbewussten Frau wandeln und egal, ob sie durch die Gemäuer von Klaus’ und Jakobs Anwesen wandelt, sich das Vertrauen der beiden Hausherren erarbeitet oder gegen Ende vielleicht ein wenig zu beherzt in die Lebenswelt von Jakob eintaucht, sie ist immer eine Top-Identifikationsfigur, mit der man sich durch den Film treiben lassen kann.
Zudem hat die hübsche Mimin erkannt, dass gleich zwei textilfreie Szenen im Drehbuch die Wandlung ihrer Figur unterstreichen und damit zwingend notwendig sind. Wow, stilvoller habe ich Nacktszenen vermutlich noch nie umschrieben. Und obschon Marton Csokas („Into the Badlands“) derjenige ist, der sich die körperlichen Vorzüge von Frau Clarke ganz genau anschauen darf, wirkt seine Performance teilweise arg lustlos und desinteressiert. Da habe ich schon deutlich eindrücklicher Auftritte von dem Mimen gesehen.
Der Dritte im Bunde dieses kammerspielartigen Mysterystücks, das auf dem Roman „La voce della pietra“ von Silvio Raffo basiert, ist der Kinderdarsteller Edward Dring als Jakob, der gehörig unter der Anlage seiner Figur zu leiden hat. Ein Mensch, der auf jedwede Emotionen verzichtet, ist gerade im Film selten eine Projektionsfläche für Mitleid oder Empathie.
Der in Italien gedrehte „Voice from the Stone“ entpuppt sich als ruhig erzählter, bedächtig dahinfließender Mystery-Thriller, der vor allem von der einnehmenden Performance seiner Hauptdarstellerin, dem ansprechenden Schauplatz der Handlung (ein herrschaftliches, italienisches Anwesen), der eindrücklichen Atmosphäre und einer hübschen, wenngleich nicht überraschenden Pointe lebt. Angesprochen wird dabei vornehmlich ein Publikum, das sich nicht den X-ten Spukhaus- und/oder Geisterfilm erwartet und sich auf eine langsame Erzählweise ohne creepy Bilder und die immer gleichen Jump Scares einlassen kann. Letzten Endes werden aber selbst diese Zuschauer eingestehen müssen, dass „Voice from the Stone“ zumindest ein paar spannende Momente nicht geschadet hätten. Ein echtes Highlight bietet der Film zumindest für Fans der Band „Evanescence“. Deren Frontfrau Amy Lee komponierte den Abspannsong „Speak to Me“ und lässt auch ihre unverwechselbare Stimme ertönen.
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 30. Juni 2017 von Ascot Elite, ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten und hat neben Trailern zum Film auch ein „Behind the Scenes“ an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |