Originaltitel: The Man with the Iron Fists__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: RZA__Darsteller: RZA, Rick Yune, Russell Crowe, Lucy Liu, Dave Batista, Jamie Chung, Cung Le, Byron Mann, Daniel Wu, Zhu Zhu, Gordon Liu Chia-Hui, Andrew Ng u.a. |
In Jungle Village, einem Ort bar jedes Gesetzes, wird der Anführer der Bande der Lions, Gold Lion, von seinen eigenen Männern gemeuchelt. Als die Kunde davon seinen Sohn X-Blade erreicht, verlässt dieser sogleich schwer bewaffnet sein idyllisches Heim, um seinen Vater zu rächen. Dies wird vor allem dadurch erschwert, dass Gold Lion einen Goldtransport zu bewachen hatte, der nun das zwielichtige Gesindel anlockt, wie die Scheiße die Schmeißfliegen. Die Folge ist ein wilder Bandenkrieg in Jungle Village. Mittendrin: Ein Schmied, der für alle Seiten tödliche Waffen schmiedet. Nicht, damit sich die Banden gegenseitig auslöschen. Nein, ihm geht es bloß um das Geld, will er doch mit der Hure eines ansässigen Freudenhauses in ein besseres Leben aufbrechen. Als sich die Wege der alles verzehrenden Rache von X-Blade mit denen der Banden und des Schmiedes kreuzen, hat das vor allem für den Schmied fatale Folgen …
„The Man with the Iron Fists“ ist in der Art und Weise, wie er seine Geschichte aufzieht, ein wenig umständlich geraten. Das liegt vor allem daran, dass Regisseur RZA immer dann, wenn sich das Tempo seines Filmes zu verschleppen scheint, neue Parteien in den Film einführt und sie mit Verve vorstellt, nur um sie fünf Minuten später in einer ausgiebigen Martial Arts Szene wieder aus dem Film zu kegeln. So hat man spätestens nach 30 Minuten jedweden Überblick über die Motivationen der einzelnen Gruppen und Protagonisten verloren, was es recht schwer macht, in den Film hineinzufinden. Da hilft es nur, sich immer wieder die Eckpfeiler des Filmes in Erinnerung zu rufen, um nicht gänzlich das Interesse an der arg inhaltslosen Chose zu verlieren. Und diese Eckpfeiler sind eigentlich die verkehrtesten nicht: Rache, Bandenkriege, Gold. Mehr braucht es normalerweise eigentlich nicht für ein zünftiges Prügelfest. Eigentlich …
httpv://www.youtube.com/watch?v=ALcQTHkUZFA
RZA alias Robert Diggs ist vor allem bekannt als Mitglied des Wu Tang Clans und für seine Zusammenarbeiten mit Quentin Tarantino, für den er einige Scores mit seiner Musik veredelte. Vor allem die Zusammenarbeit an „Kill Bill“ scheint RZA, einen bekennenden Fan des Eastern Genres, sehr inspiriert zu haben, seine eigene Version einer Hommage an das HK Kung Fu Kino der 70er und frühen 80er Jahre umzusetzen. Und diese Liebe zum Genre sieht man „The Man with the Iron Fists“ in jeder Minute an. Denn zumindest optisch macht RZA sehr viel richtig. Sei es der nostalgische Vorspann inklusive unruhigem Bildstand bei den Credits oder die allgegenwärtigen und den Film beherrschenden Klischees und ikonischen Bilder, die man aus den Glanzzeiten von unter anderen den „Shaw Brothers“ kennt. Mit viel Liebe zum Detail geht RZA hier zu Werke und die gelungene Ausstattung rundet das Bild vortrefflich ab.
Leider – und das merkt man ziemlich schnell – hat RZA bei den Dreharbeiten zu „Kill Bill“ wohl ein wenig geschlafen oder die Quintessenz des Werkes seines Buddys Tarantino schlichtweg nicht verstanden, denn RZA und seinem Film sind jegliche ironische Brechungen vollkommen fremd. Der damit einhergehende Ernst erdet die Begeisterung ob der Schauwerte enorm und lässt den Film nie wie eine Hommage, sondern wie einen x-beliebigen Wiedergänger wirken, weswegen viele Stilmittel des Filmes auch nur imitiert bzw. gar kopiert wirken und so dem Film eine gewisse Eigenständigkeit verwehren. Diese Eigenständigkeit erreicht RZA nur in den Momenten, in denen moderne Inszenierungsmittel in den Mittelpunkt rücken. Leider machen diese Momente nur selten wirklich Spaß (etwa die coolen Splitscreeneinlagen und -überblenden gegen Ende), denn gerade die modernen Sehgewohnheiten geschuldete hohe Schnittfrequenz in den Fightszenen macht viel von deren Wirkung kaputt. Von der darunter tönenden Hip Hop Musik ganz zu schweigen.
Die Musik entpuppt sich eh als zweischneidiges Schwert. Mal trifft RZA komplett den richtigen Ton. Wenn etwa Westernklänge bei der Einführung von Russell Crowes Figur ertönen und mit elektronischen Elementen versetzt werden, was, das wird im weiteren Verlauf klar, hervorragend zu der ebenfalls nicht ganz klassisch gezeichneten Figur Crowes passt. Auch ein zwei musikalische Referenzen ans Genre wissen absolut zu gefallen. Was aber die raplastige Hip Hop Musik in diesem Film zu suchen hat, ist mir ein vollkommenes Rätsel. Sie passt überhaupt nicht zu „The Man with the Iron Fists“ und zu den gebotenen Fights passt sie trotz Beatlastigkeit gleich gar nicht. Sie wirkt rundweg wie ein Fremdkörper im Film.
Und da sind wir schon beim Thema. Denn nicht nur RZAs Musik passt nicht auf den Film, auch RZA selbst wirkt vollkommen verloren in seinem eigenen Film. Was er in Regiehinsicht richtig macht, versemmelt er als Schauspieler vollkommen. Er ist zu keiner Sekunde in der Lage, irgendwelche Emotionen zu transportieren, weswegen er bezeichnenderweise sehr oft mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze oder gar mit Sichtschutz herumrennt. Sein ausdrucksloses Gesicht bei den beiden dramatischsten Momenten für seine Figur befremdet dann vollkommen und kickt einen immer wieder fassungslos aus dem Film. Glücklicherweise kam dann irgendwer auf die Idee, RZAs Screentime ordentlich zu begrenzen. So spielt der eigentliche Held des Filmes eigentlich erst in den letzten 30 Minuten, nach einer höchst krampfigen Erklärung des schwarzen Schmiedes in chinesischen Gefilden, eine wirkliche Rolle. Doch auch sein Co-Held Rick Yune alias X-Blade kommt nie wirklich im Film an. Stattdessen fokussiert „The Man with the Iron Fists“ lieber auf die Nebendarsteller Russell Crowe und Lucy Liu, die mit Freude und ungemeiner Spiellust am Wirken sind und dem Film viel von dem verspielten Charme zurückgeben. Vor allem Russell Crowe als fettleibiger (Crowe ist hier ungefähr doppelt so viel Mensch, wie in „Gladiator“!) Lebemann liefert eine grandiose Show ab, die in ein zwei Momenten die Grenzen zum Wahnsinn mehr als nur streift. Auch der scheinbar nicht altern wollende Byron Mann macht als Bösewicht eine gute Figur, leider darf er aber niemals so richtig fies vom Leder ziehen, was seinen Silver Lion immer in den Ansätzen verharren lässt. Richtig gut gefallen diverse große Namen damaliger Eastern Zeiten in den Nebenrollen, irgendwie hätte man sich aber noch viel mehr derartiger Gastauftritte von einem Film dieser Art versprochen.
Kampfsporttechnisch ist „The Man with the Iron Fists“ auch eine zwiespältige Angelegenheit. Die Fights sind sehr harmonisch über den Film verteilt und Choreograph Corey Yuen darf ein bis zweimal auch ordentlich auftrumpfen, doch leider wird viel von seiner Choreographie durch den Schnitt kaputt gemacht. Dazu kommt, dass einige der Hauptdarsteller sichtlich keinerlei Kampfsporterfahrungen haben, weswegen der Schnitt nochmal angezogen werden musste. Choreographien zum Genießen bleiben so keine weiter. Eher nur Stückwerk, teilweise mit haarsträubenden Anschlussfehlern.
Die wesentlichste Frage, die einem spätestens nach dem Showdown wirklich kommen muss, ist jene um das Mitwirken von RZA. Er schadet seinem Film darstellerisch enorm und er hatte sichtlich keinen Bock, irgendwelche Martial Arts zu erlernen. Es wirkt, als wollte er mit dem Film ein wenig sein Ego kitzeln und man kann nur hoffen, er hat daraus gelernt, dass er sich lieber hinter die Kulissen zurückziehen sollte. Denn als Regisseur arbeitet er deutlich zuverlässiger. Insbesondere optisch trifft er den Ton verdammt gut. Was seinem Film neben einer ordentlichen Geschichte, besseren Dialogen und echten Actionhighlights aber fehlt, ist Seele, die wirkliche Liebe zum Genre spürt man hier einfach nicht. RZA kopiert sich munter durch den Fundus des Easterns, eigene Akzente setzen aber maximal Nicotero und Berger mit ihren nett splattrigen Special Effects und Nebendarsteller wie Russell Crowe, Lucy Liu oder Dave Bautista, der als menschliche Abrissbirne mit cooler Spezialfähigkeit eh die coolste Figur abbekommen hat. Am Ende kann man wieder nur konstatieren, dass gut gemeint selten gut gemacht zur Folge hat … da können Tarantino und Eli Roth (zudem in einer Nebenrolle dabei) noch so prominent auf den Plakaten prangen. Ein Gütesiegel stellen ihre Namen im Zusammenhang mit „The Man with the Iron Fists“ definitiv nicht dar.
Der Film läuft aktuell in den deutschen Kinos, kommt von Universal und ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures International__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, aktuell in den deutschen Kinos |