Originaltitel: Waxwork__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Anthony Hickox__Darsteller: Zach Galligan, Deborah Foreman, Michelle Johnson, Dana Ashbrook, Miles O’Keeffe, John Rhys-Davies, Patrick Macnee, David Warner u.a. |
In einer kleinen Stadt taucht wie aus dem Nichts ein Wachsfigurenkabinett auf. Der Inhaber lädt eine Gruppe von sechs Studenten auf eine Privatführung ein. Diese schlagen freilich zu und befinden sich bald mitten in Anthony-Hickox-Perforceritt durch alles, was dem Horrorfan lieb und heilig ist.
Die Wachsfiguren des Museums bebildern nämlich verschiedenste Situationen, die man als Fan des Gänsehautfilmes nur zu gut kennt. So eine Situation mit einer Mumie, eine mit einem Werwolf, eine mit Vampiren, eine mit Zombies, eine mit mittelalterlichen Folterszenen und und und. Doch komischerweise fehlen in den Figurenanordnungen häufiger die Opfer!
Und hier wird es für die Besucher perfide, denn sobald sie – fasziniert von den lebensechten Puppen – die Warnungen missachten und die Wachsfiguren“reiche“ betreten, werden sie zum Teil des jeweils dargestellten Horrorszenarios – was sie in den seltensten Fällen überleben. Einmal von dem jeweiligen Horrorcharakter gemeuchelt, werden sie zum festen Bestandteil des Wachsfigurenkabinetts.
Die Frage nach dem Warum wird auch schnell geklärt: Der Betreiber des Wachsfigurenkabinetts will mittels der Horrorfiguren die Welt ins Chaos stürzen. Das kann er nur, wenn die Figuren lebendig werden. Und das geschieht nur, wenn alle Horrorszenen des Kabinetts mit „Leben“ gefüllt sind, also jede Figur ihr Opfer gefunden hat.
Mark, einer der Teilnehmer der eingehenden Privatführung, stemmt sich allerdings mit aller Macht gegen dieses Vorhaben, zumal schon seine Ahnen gegen den Betreiber des Wachsfigurenkabinetts gekämpft haben!
Schaut in den Horrorspaß „Waxwork“ hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=AqE6VXqmNqg
Die Story von „Waxwork“ fetzt schonmal richtig. Die Idee, die Teenies mittels der Wachsfigurenszenerien in immer neue Mini-Horror-Episoden zu stürzen, lässt keine Langeweile aufkommen. Zumal die Episoden IMMER schnell auf den Punkt kommen müssen, da „Waxwork“ eine ganze Menge an Subgenres des Horrorfilmes beackert. Die einzelnen Parts sind den Vorlagen entsprechend teils wundervoll atmosphärisch umgesetzt. Highlights setzen dabei die Werwolf-Episode und die am meisten splatternde Episode um Vampire (diese endet lustigerweise in einem klinisch sauberen, weißen Zimmer, das nach dem Showdown dunkelrot eingefärbt ist).
Die Rahmenhandlung selber ist in Soapopera-Optik gehalten, was prächtig auf die oberflächlich angelegten Charakteren passt. Das Schöne: Alle Figuren, so klischeehaft sie auch angelegt sein mögen, bekommen ausreichend Gelegenheit, eben jene Klischees zu persiflieren, indem sie sie ins Extrem überhöhen.
Auch der Humor kommt in „Waxwork“ nicht zu kurz, immerhin ist das hier ein reinrassiger Funsplatter. So bekommt zum Beispiel der Werwolf einen Stuhl drübergezogen, nur um sich kurz darauf ziemlich lässig mehrmals mit einer Pfote über die Stelle zu streichen. Zum einen, um den Schmutz wegzuwischen, und zum anderen, um seinem Gegner zu signalisieren: „War das alles?“
Und da Funsplatter aus zwei Begriffen besteht, nämlich Fun UND Splatter, hat man auch an die Gorehounds gedacht: Menschen werden auseinandergerissen, enthauptet, gebissen, zertreten, an fleischfressende Pflanzen („Little Shop of Horrors“ lässt grüßen) verfüttert, erschossen, erstochen, gepfählt und Begriffe wie Sektdusche bekommen ganz neue Dimensionen. Was ihr euch vorstellen könnt, bekommt ihr hier geboten und noch viel mehr!
Dieses wirkt großteils – auch aus heutiger Sicht – unglaublich professionell und scheint dem geringen Budget geradezu eine lange Nase zu drehen. Hier zeigt Alien-Special-Effects-Master Bob Keen wahrlich, was er drauf hat und empfahl sich damit für weitere Produktionen wie „Hellraiser“ oder „Event Horizon“.
Dass das Geld knapp war, merkt man teils überdeutlich. ALLE Wachsfiguren sind stillstehende Menschen, manche Kulisse wirkt arg billig und auch das Interieur des Wachsfigurenkabinetts ist nicht sonderlich gruselig, was ja sonst eine Art Grundvoraussetzung für derartige Einrichtungen ist, zumindest in Horrorfilmen. Auch beim Showdown scheint dann das Geld ausgegangen zu sein, denn das finale Gemetzel ist zwar vom personellen Aufwand her recht aufwändig, ansonsten bleibt es aber arg blutleer und das Ende des Hauses ist auch sehr arm getrickst.
Und wo wir gerade bei den negativen Punkten sind: Die Episode um den Marquis de Sade ist urst dämlich und die Figur selber so arg tuntig angelegt, dass es fast schon nervt. Auch das Tempo wird in der Episode extrem aus dem Film genommen.
Die Darsteller machen derweil ihre Sache allesamt sehr gut. David Warner („Planet der Affen“) gibt einen herrlich versnobten und manierierten Wachsfigurenkabinett-Inhaber, der auch mit lakonischen Kommentaren nicht spart. Zach Galligan („Gremlins“) ist als Hauptfigur Matt grundsympathisch und ein typischer Fall von: Warum ist aus dem nie mehr geworden? Zwei Hits mit „Waxwork 1+2“, zwei Hits mit „Gremlins 1+2“ und dennoch hat es nie für den ultimativen Starstatus gereicht, obwohl er über brillantes humoristisches Timing verfügt und vor allem dem jungen Tom Hanks nicht unähnlich war. Miles O’Keefe („Phantom Raiders“) und John Rhys Davies („Death Connection“) geben einen Gastauftritt und bereichern den ansonsten relativ unbekannten, aber ordentlichen Cast.
Anthony Hickox („Sundown“) selber gab mit diesem Film sein Regiedebüt und blieb zunächst dem Horrorgenre verbunden, bevor er in den 2000ern zur Hoffnung für den Actionfan im B-Bereich mutierte. Hier protzt er mit ungemein stylisher Kameraarbeit und allen möglichen technischen Spielereien (siehe „Submerged“ oder „Blast“), von denen in „Waxwork“ noch nicht viel zu merken ist. Dennoch ist ein Gespür für gute Optik nicht zu leugnen. Es gibt tolle subjektive Kamerafahrten und in der Zombie-Episode genial schräge Perspektiven. Diese hätte er durchaus auch in andere Episoden einbringen können, verzichtet aber darauf. Für ein Regiedebüt ist dieser Film aber wahrlich ungemein gelungen!
„Waxwork“ macht einfach Laune. Die liebevolle Hommage an das Horrorgenre entpuppt sich schnell als ein grandioser Ritt durch die Subgenres des Horrors und wird gekrönt von tollem Humor, guten Darstellern, sauberen Effekten und hohem Tempo! Wenn man diesen Film gesehen hat, lechzt man nach mehr… und man bekommt es. Bahn frei für „Spaceshift“ alias „Waxwork 2“!
Die liebevoll aufgemachte deutsche DVD von Dragon ist ein kleines Schmuckstück und präsentiert den Film ungeschnitten, sehr gelungen synchronisiert und mit erstaunlich gutem Bild! Da hängt der Ton leider deutlich hinterher. Den Ton hat auch Nameless Media nicht unter Kontrolle bekommen. Der klingt auch auf deren HD-Fassung des Streifens sehr dumpf und kraftlos. Das Bild allerdings ist der absolute Wahnsinn. Davon kann man sich überzeugen, wenn man die HD-Fassung im Nameless-Media-Mediabook ersteht, oder aber die über Koch Media / Black Hill seit Juli 2017 regulär im Handel erhältliche, unterlizensierte Blu-ray schießt. Alle Datenträger tragen inzwischen das FSK 16 Siegel und sind ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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