Originaltitel: Fighting Spirit__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: John Lloyd__Darsteller: Loren Avedon, Sean Donohue, Greg Douglass, Michelle Locke, Ned Hourani, Jerry Beyer, Santi Jordana u.a. |
Die gute Nachricht vorweg: Dieser Film lässt das Blut nur so fließen…
Die schlechte Nachricht direkt hinterher: … und zwar aus euren Ohren!
Denn „Karate Tiger 6 – Fighting Spirit“ hat einen der wohl schlimmsten Soundtracks aller Zeiten zu bieten. Synthiefanfaren aus einem Kleinkinder-Keyboard (mit maximal vier Tasten), schmierigstes Soap-Gedudel, malträtierte, nein, zerquälte Gitarrensaiten,… man kann das Elend gar nicht beschreiben. Man muss es selbst hören. Und selbst dann wird man nur ungläubig auf der Fernsehcouch hocken und sich fragen, wie so etwas jemals irgendeine Art von Qualitätskontrolle passieren konnte.
In der deutschen Fassung wird es allerdings noch besser. Zumindest wenn man auf Folter für die Ohren steht. Natürlich ist es lobenswert, wenn ein Stinker wie „Karate Tiger 6 – Fighting Spirit“, der noch nie in Deutschland veröffentlicht wurde, eine Synchronisation erhält. Keine Frage. Nur sollte man dann nicht alle männlichen Nebenfiguren über 40 von ein und derselben Stimme sprechen lassen. Die zudem keinerlei Rhythmusgefühl kennt oder Emotionen zu transportieren vermag.
Interessant an der deutschen Synchronisation ist jedoch, dass sie (und das Coverartwork) krampfigst darauf getrimmt wurde, diesen Film zu einer Art Nachfolger von Hauptdarsteller Loren Avendons besseren Kicker „Karate Tiger 5 – König der Kickboxer“ zu machen. Aus diesem Bestreben resultiert dann auch der komplett kirre machende deutsche Titel „Karate Tiger 6“. Denn eigentlich gibt es einen „Karate Tiger 6“ bereits seit Ewigkeiten. Der heißt eigentlich „Karate Tiger 6 – Entscheidung in Rio“ und ist obendrein auch als „Kickboxer 3 – The Art of War“ bekannt. Verwirrt? Fein.
Schaut in den Actioner mit Loren Avedon hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=LIC5AtqL3P0
Verwirrt muss einem auch Loren Avedons Charakter Jake in der deutschen Fassung von „Karate Tiger 6 – Fighting Spirit“ (Der Beititel ist der eigentliche Originaltitel des Streifens) vorkommen. Denn der soll laut deutscher Synchro gerade zum König der Kickboxer geworden sein (siehe eben „Karate Tiger 5“). Und all das, was ihn zu diesem König der Kickboxer gemacht hat, scheint er nun in einem Fall spontanen Gedächtnisverlustes alles wieder komplett verlernt zu haben. Denn Jake ist in Sachen Martial Arts eine echte Nulpe.
Vielleicht liegt der Mangel an Erinnerungsfähigkeiten in Bezug auf die eigenen Kampfsportmöglichkeiten auch daran, dass Jake eigentlich David heißt, als solcher laut dem „Fighting Spirit“-Originaldrehbuch nichts mit „Karate Tiger 5“ zu tun hat und darum auch keinen blassen Dunst davon haben kann, was in „Karate Tiger 5“ alles passiert ist? Wer weiß, wer weiß? Kurzum: Schräge Kiste, die besser keine Schule macht…
Und damit zum eigentlichen Film. In dem folgen wir Billy. Der junge Muskelberg ist mit dem Kampfsport verheiratet und übt, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Darüber vergisst er ab und an auch seine eigentlichen Pflichten. Etwa, dass er seine Schwester Judith von deren Arbeitsplatz abholen und sicher gen Heimat geleiten soll. Als Billy nicht auftaucht, tritt Judith den Heimweg alleine an und wird prompt überfallen. Dabei stürzt sie dermaßen unglücklich, dass sie mal eben ihr Augenlicht verliert.
Bevor die Lumpen Judith missbrauchen können, taucht Billy auf und schlägt und tritt die Gangster in die Flucht. Zudem taucht ein weiterer Retter in der Not auf: Russell bringt die Geschwister in ein Krankenhaus und bietet Billy an, ihm bei der Bezahlung der Operationen zu helfen, die Judith benötigt, um wieder sehen zu können. Zum Dank müsse Billy nur an ein paar Underground-Fights partizipieren. Billy willigt ein, nicht ahnend, dass Russell auch der fiese Obermotz hinter den Kerlen ist, die Judith überfallen haben.
Als Billy das endlich bemerkt, schaut er sich auch schon die Radieschen von unten an. Nun ist es an Billys bestem Freund Jake, Judith aus den Klauen von Russell zu befreien und Billy zu rächen. Blöderweise ist Jake kaum mehr als ein verwöhnter reicher Bengel, der kaum Ahnung von Martial Arts hat…
Die weitere Marschrichtung ist also klar: Trainingsmontagen, noch mehr Training, dazu ein paar Bedrohnungsszenarien um die arme blinde Judith und wieder Training. Für Unterhaltung ist also gesorgt und langweilig wird es so auch nicht. Ein Problem ist nur, dass die zu Lebzeiten von Billy im Minutentakt auf den Zuschauer niedergehenden Fights ganz schön zurückgefahren werden. Das fällt vor allem auch deshalb so stark auf, weil Billy knapp 30 Minuten Dauergekeile braucht, um aus dem Film zu verschwinden.
Und so wird Loren Avedon („Tigerkralle 3“) gefühlt erst gegen Ende so richtig aktiv. Das wird dann zum Glück auch lang ausgewalzt, macht einem aber irgendwie nur noch bewusster, wie sehr man die richtigen Prügeleien in den letzten Minuten doch vermisst hat. Dafür wird man mit dem derbsten Finishing-Move-Versuch aller Zeiten belohnt. Dabei wird erstmal einem Lump ein Schädelbasisbruch mit einem Baseballschläger beschert, nur um ihn daraufhin mithilfe einer Schubkarre! durch!! eine Steinmauer!!! zu pfeffern. Bei dem Move würde auch der Gott der derben Finisher – also Steven Seagal – beeindruckt mit dem Kopf nicken. Denke ich.
Die Fights selbst sind ganz hübsch anzusehen. Vor allem sobald der eher hochgewachsene Avedon mit seinen langen Beinen Kicks verteilt und diverse Sprungkicks abfeuert, hat die Choreografie, die von ein paar Chinesen besorgt wurde, ihre Highlights. Leider fehlt es an echten Härten und hier und da fällt überdeutlich auf, dass einige Fallobst-Gegner wirklich gar nichts auf dem Kasten haben.
Was „Fighting Spirit“ extrem erdet, ist sein enorm billiger Look. Abgerissen ist gar kein Begriff, um die Sets dieses Streifens zu umschreiben. Auch die Schauplätze der Fights spotten jedweder ernsthafter Beschreibung. Vor allem die Undergroundfights in einem Kellergang voller Autoreifen und mit sechs Zuschauern sind extrem peinlich. Optisch passt sich der Film gerne mal an den miesesten Score ever an und erinnert immer an üble Soap Operas aus den 80ern.
Was am Ende bleibt, ist ein mal wirklich billig aussehender Kickerstreifen, der für Kenner des Genres weder Überraschungen noch echte Highlights zu bieten hat. Die Story ist altbekannt, die Handlungsabläufe ebenso und der Weg zum Showdown so klar vorgezeichnet wie sonst irgendwas. Die zu Beginn zahlreichen Fights werden im Mittelteil empfindlich zurückgeschraubt, die immer gern genommenen Trainingsmontagen gleichen das aber ganz gut wieder aus. Der Showdown ist ganz nett geworden, der Kitsch-Hammer am Ende ein ganzer Zacken too much und die Akustik von „Fighting Spirit“ ist einfach unter aller Kanone! Gerade Loren Avedon hat aber noch viiiieeeeel schlimmere Stinker auf dem Kerbholz.
Die deutsche DVD von Shamrock Media erschien Ende Juli 2017, kommt ungeprüft und uncut und hat neben ordentlicher Bildqualität erstmals eine deutsche Synchronisation (mit den erwähnten Macken) zu bieten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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