Originaltitel: Man Down__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Dito Montiel__Darsteller: Kate Mara, Jai Courtney, Shia LaBeouf, Gary Oldman, Clifton Collins Jr., Jose Pablo Cantillo, Tory Kittles, Christopher Berry, Wolé Parks, Jaylen Moore u.a. |
So oft hört man sie aktuell gar nicht mehr: Die Floskel, dass man über manchen Film im Vorfeld lieber nicht allzu viel wissen sollte, um ihn so richtig genießen zu können. Der fantasielos anmutende aktuelle Fortsetzungswahn mit all seinen Sequels und Prequels hat gefühlt das Überraschungsmoment weitgehend aus den üblichen Erzählstrukturen getilgt.
Für „Man Down“ muss man die Floskel wieder hervorkramen. Denn der beherzt zwischen Erzählzeiten, Handlungsorten und Handlungssträngen springende Film lässt einen lange Zeit darüber im Unklaren, worauf er eigentlich hinauswill. Wir folgen einem US-Marine durch seine Ausbildung, sind bei einem seiner brutalen Einsätze in Afghanistan dabei und streifen mit ihm durch eine postapokalyptische Welt, in der der Marine seinen Sohn sucht.
Die erzählerische Klammer einer Besprechung des Marines mit einem Vorgesetzten nach einem Einsatz in Afghanistan hält Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit zusammen und hilft dem Film, ganz allmählich all die losen Enden der Storystränge zu einem erstaunlich schlüssigen, kraftvollen und bewegenden Finale zu verschmelzen.
Schaut in den dramatischen Thriller „Man Down“ mit Shia LaBeouf hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=dWFTCOqi898
Ein Finale, das zudem ein hehres Anliegen verfolgt. Leider ist die Psychologie der Hauptfigur in Richtung Finale nicht ganz einsichtig. Sie mutet ein wenig übers Knie gebrochen an. Allerdings ist diese Schwäche meines Erachtens auch in der Erzählstruktur des Filmes begründet. Sprich: Hätte „Man Down“ seinen Fokus stärker in Richtung der Psychologie der Hauptfigur verschoben, wäre vermutlich zu früh klar gewesen, auf was das Drehbuch hinauswill.
In der Folge wertet das Ende den Film nachträglich enorm auf. Der ist ab und an nämlich sehr sperrig geraten. Die postapokalyptischen Szenen beispielsweise hängen dramaturgisch extrem lange in der Luft. Auch in Afghanistan findet der Film lange Zeit keine Richtung. Unspannend ist das alles aber nicht, da unter der Oberfläche beständig etwas zu brodeln scheint. Doch hier und da hat man schon den Eindruck, dass der Film sich etwas zu lange nicht in die Karten schauen lässt.
Der stark aufspielende Shia LaBeouf („Herz aus Stahl“) rettet „Man Down“ mit seinem konzentrierten und nuancierten Spiel aber über so manchen Moment der Schieflage hinweg. Vor allem in seinem Gespräch mit dem von Gary Oldman verkörperten Vorgesetzten ist LaBeouf megastark. Kann mit kleinen Gesten und mimischen Veränderungen Zweifel an all seinen Aussagen hervorrufen. Oldman („Killer’s Bodyguard“) spielt ihm da mit seinem zurückgenommenen Auftritt allerdings auch gekonnt die Bälle zu.
Gelungene Szenen bekommen auch Jai Courtney („Terminator Genisys“) als engster Freund von LaBeoufs Marine, Kate Mara („Shooter“) als dessen Ehefrau und Clifton Collins Jr. („Stung“) als Landstreicher in der postapokalyptischen Welt zugeschanzt.
In optischer Hinsicht ist Regisseur Dito Montiel („Empire State“) stets darum bemüht, den einzelnen Handlungssträngen ein eigenes optisches Konzept zu geben und so auch die Verortung des jeweiligen Handlungsmomentes zu ermöglichen. So sind die Afghanistan-Szenen im monochromen Grau gehalten. Die Postapokalypse-Sequenzen mit manchmal zu offensichtlichem CGI-Einsatz „erstrahlen“ in erdigen Sepiatönen. Und die Gegenwart setzt auf entsättigte, softe Farben und überstrahlende Flächen. Ein Konzept, das dem ganzen Film einen leicht entrückten Eindruck verschafft. Darunter pumpt ein starker Score von Clint Mansell, der beispielsweise eine hektischere Actionszene in Afghanistan mit einem antiklimaktischen Soundteppich versieht, der richtig genial funktioniert.
Was am Ende bleibt, ist in erster Linie ein extrem gelungenes Ende. Dieses wird so manchen Zuschauer mit den vorhergehenden Minuten des Filmes versöhnen. Denn in diesen macht es „Man Down“ seinem Publikum nicht unbedingt leicht. Wirkt ab und an arg sperrig und vor allem ziellos. Doch mit zunehmender Laufzeit beginnt man zu ahnen, worauf der Film hinauslaufen wird. Ab diesem Zeitpunkt legt der Film dann auch deutlich zu. Zudem wird LaBeouf von Minute zu Minute stärker und zerrt einen wie einen verwundeten Marine, den er nicht zurücklassen darf, durch den Film. Und am Ende hat einen „Man Down“. Das ist alles nicht so wirklich rund oder gar psychologisch schlüssig, trifft aber emotional genau ins Schwarze.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 25. September 2017 von KSM und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: New KSM__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |