Originaltitel: The Warriors Gate__Herstellungsland: China, Frankreich__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Matthias Hoene__Produktion: Luc Besson u.a.__Darsteller: Dave Bautista, Sienna Guillory, Uriah Shelton, Ni Ni, Dakota Daulby, Ron Smoorenburg, Eva Day, Byron Gibson, David Torok, Mark Chao, Francis Ng u.a. |
Jack ist das, was man landläufig einen Loser nennt. Er hockt den ganzen Tag vor seinem Lieblingsvideospiel, in dem er den großen Macker markiert, hat nur Nerdfreunde und wird im realen Leben von den Schulrowdys ordentlich durch die Mangel gedreht. Hinzu kommen die enormen finanziellen Schwierigkeiten, in denen er und seine Mutter stecken. Zuspruch erfährt Jack eigentlich nur von dem mit Glückskeksweisheiten um sich werfenden Chinesen, der ihm einen Minijob in seinem Laden angeboten hat.
Eines Tages schenkt ihm der Chinese einen eigenartigen Korb. Als Wäschekorb missbraucht, fristet der fortan sein Dasein in Jacks Bude. Doch der Korb ist etwas ganz Besonderes. Das wird Jack klar, als plötzlich ein Maskierter vor ihm steht, der behauptet, dem Korb entstiegen zu sein und nach einem Helden namens Black Knight als Mitstreiter suche. Blöderweise ist Black Knight Jacks Videospielcharakter, was Jack auf die Schnelle nicht erklärt bekommt.
Denn auf einmal tritt eine junge Dame aus dem Schatten seines Zimmers. Die junge Su Lin ist eine Prinzessin und mit ihrem Beschützer auf der Flucht vor Arun, dem schrecklichen Chef der Barbaren. Der will Su Lin heiraten und so zum Herrscher Chinas aufsteigen. Da Jack kein heldenhafter Schwertkämpfer und erst recht nicht der Black Knight ist, bietet er zumindest an, Su Lin Unterschlupf zu gewähren. Ihr maskierter Bewacher Zhoo stimmt dem Plan zu und entschwindet, während Su Lin das heutige Amerika kennenlernt.
Doch es dauert nicht lange, da entsteigen wieder irgendwelche Kerle dem Korb. Der ist nämlich das titelgebende Warriors Gate, eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Jetztzeit. Die Kerle entführen Su Lin und verschwinden in dem Korb. Jack beschließt, die Prinzessin nicht aus den Augen verlieren zu wollen. Also steigt auch er in den Korb und findet sich unversehens im alten China wieder. Hier will er gemeinsam mit Zhoo die Prinzessin befreien. Nebenbei lernt er ganz viel über Selbstvertrauen und Ehre…
Schaut in den Abenteuerfilm „The Warriors Gate“ hinein:
httpv://www.youtube.com/watch?v=WW7PGdWSCGM
Ein junger Loser-Amerikaner, der mit kampfkräftigen Chinesen das alte China umkrempelt und einer holden Maid beistehen will. Dabei Selbstbewusstsein und Martial-Arts-Fähigkeiten tankt und lernt, dass er eben doch kein Loser ist. Ob die Drehbuchautoren Luc Besson („Valerian“) und Robert Mark Kamen nicht mitbekommen haben, dass es diesen Film bereits gibt? „The Forbidden Kingdom“ heißt der, ist noch keine zehn Jahre alt und vereinte Jackie Chan und Jet Li erstmals auf der großen Leinwand.
Im Grunde können Besson und Kamen froh sein, wenn sie nicht eine Plagiatsklage an den Hals bekommen, denn mit zunehmender Laufzeit häufen sich die Deja Vus doch extrem. Das reicht über einzelne Situationen bis hin zu gesamten Charakterbeschreibungen. Selbst die finalen Botschaften gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Blöd für „The Warriors Gate“ ist allerdings, dass er sich beständig wie der deutlich billigere Klon von „The Forbidden Kingdom“ anfühlt. Also nichts runder oder besser macht, was ihm ja zumindest eine Existenzberechtigung geben würde.
Stattdessen funktioniert an „The Warriors Gate“ nach durchaus nettem Start, in dem Su Lin die Neuzeit entdeckt und ihre süße Darstellerin Ni Ni mit Jack-Darsteller Uriah Shelton eine wirklich tolle Chemie hat, nichts so wirklich. Mit dem Wechsel ins alte China verliert der Film an Anziehungskraft. Was vor allem daran liegt, dass das Drehbuch einfach keinen Zug aufgebaut bekommt:
Weder geraten die Helden Jack und Zhoo an fiese Lumpen, noch will der ach so schreckliche Arun schrecklich sein. Auch schafft es Besson nicht, das Mythische, welches das alte China umgibt, irgendwie gewinnbringend für sich einzusetzen. Sein Drehbuch hakt einfach ein China-Klischee nach dem anderen ab. Es wird einfach keinerlei Spannung aufgebaut. Auch der „Culture Clash“ Jacks mit dem alten China beschränkt sich auf sinnfreie Running Gags.
So bleiben nur wunderschöne Kamerafahrten durch beeindruckende chinesische Landschaften im Gedächtnis, die durch einen schönen, wenngleich zu extrem in erwartbaren China-Kitsch-Bahnen verlaufenden Score von Klaus Badelt untermalt werden. Der Abenteuerfaktor des Filmes sinkt derweil aber gegen Null. Auch weil Zhoo und Jack gemeinsam nicht sonderlich gut funktionieren.
Zudem kann sich „The Warriors Gate“ auch nicht auf dem Charme zweier Superstars ausruhen. Er hat halt keinen Jet Li und keinen Jackie Chan. Der bekannteste Darsteller aus westlicher Sicht ist Dave Bautista („Guardians of the Galaxy Vol. 2“) und der wirkt als Arun doch extrem verloren. Bautista kommt häufiger so rüber, als wüsste er gar nicht, was da um ihn herum passiert, zumal seine Henchmen allesamt arg als Comic Relief aufgebaut sind und sich ordentlich einen Overacten.
Und dann wird der so physische Darsteller auch noch weitestgehend aus jedweder Action herausgehalten. Man stelle sich das bei einem Jet Li und einem Jackie Chan vor. Die haben ja schon jeder für sich dafür gesorgt, dass „The Forbidden Kingdom“ ein paar hübsche Actionhighlights erhält. Ebenjene fehlen „The Warriors Gate“ komplett. Der Film hat nicht eine erinnerungswürdige Actionszene. Und so sehr man auch immer mal wieder über schlechtes Wirework schimpft, „The Warriors Gate“ hätte sogar ebenjenes geholfen…
Stattdessen hebt der Film nicht einmal wirklich ab. Die Martial-Arts-Einlagen wirken häufiger wie Rumgeschubse. Richtig breit ausgespielte Fights gibt es nicht zu bewundern. Stattdessen mehren sich Freerunning-Momente, bei denen nebenbei immer irgendwer irgendwo dagegen prallt oder sich der Held eben durch Hakenschlagen zu befreien vermag. Auch in den häufiger aufkommenden Schwertkämpfen bleibt der Film immer seltsam bodenständig, obwohl er mit seinem Abenteueransatz doch so richtig hätte aufdrehen können/sollen/müssen.
So wird man das Gefühl nicht los, dass der in Berlin aufgewachsene Regisseur Matthias Hoene („Cockneys vs Zombies“) massiv an der eigentlichen „Höher, Schneller, Weiter“-Zielgruppe seines Filmes vorbei arbeitet. Und wenn schon die Action nicht knallt, womit will man diese Zielgruppe ködern? Mit einem eher klassisch ausgerichteten Abenteuerfilm? Viel Erfolg dabei…
Doch es gibt nicht nur zu meckern. Die Darsteller mühen sich redlich: Ni Ni ist eine zukünftige Kaiserin zum Niederknien. Uriah Shelton ist als jugendlicher Held sehr sympathisch und nervt zu keiner Sekunde. Mark Chao („Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“) hat ein paar nette Momente als Zhoo und Sienna Guillory („Resident Evil: Retribution“) ist als Mutter von Jack eine scharfe Milf (Chauvi-Schwein, buuuh!). Die (teilweise seltsam nüchternen) Bilder der chinesischen Landschaften sind eine Wucht, die Ausstattung ist farbenfroh und detailverliebt und wirklich langweilig wird’s halt nie. Das Problem ist aber, dass es den Film bereits gibt und „The Warriors Gate“ im direkten Vergleich mit “The Forbidden Kingdom” so richtig schlecht wegkommt.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 29. September 2017 von Universum Film und ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten. Wirkliche Einblicke in die Produktion erhält man in den Extras nicht, dafür aber ein paar Interviews mit Cast und Crew.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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